Olympia von Clèves. Александр Дюма

Olympia von Clèves - Александр Дюма


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auf eine große Bergère, auf deren Lehne und in deren Fond noch laue Kleidungsstücke ausgebreitet lagen; es waren die Straßenkleider, welche Olympia kurz zuvor ausgezogen hatte.

      Diese sanfte Wärme war im Kabinett vom Boden zum Plafond aufgestiegen und erfüllte die Luft mit sympathetischen Wohlgerüchen.

      Exaltiert, schauernd, in einem fieberhaften Zustande, fing Banniére damit an, daß er seinen Kopf in seine beiden Hände nahm, und sich fragte, ob Alles das, was ihm begegne, nicht ein Traum sei, einer von jenen teuflischen Träumen, wie sie, in den ersten Zeiten des Christentums, in ihre Zellen den in ein Kloster eingesperrten Unglücklichen die höhnischen Feinde des Allerheiligsten zusandten.

      Die Procession von Herodes und Marianna, seine Flucht aus dem Kloster, der Gang der Schauspieler, das Foyer des Theaters, das Abendbrot, die Liebesblicke der Komödienfräulein, der Chambertin und der Champagner, dann die Augen von Olympia, dann ihre weiße nervige Hand, die seinen Arm presste, dann ihre Perlzähne, denen Gott ein so reiches Etui gegeben hatte, ihre verborgenen Zähne, welche sich aber plötzlich in einem Lächeln auf der Schwelle des Festsaales verraten hatten.

      Oh! und dann der Weg durch das rosenfarbige Zimmer; Olympia in einem einfachen Pudermantel, mit ihren entpuderten und aus ihre Schultern herabfallenden Haaren; Alles dies machte im Kopfe des trostlosen Banniére, mit den Tiraden von Herodes, mit den Bravos des Publikums, mit einem Reste von Angst, der von Zeit zu Zeit in das Herz des Novizen biß, ein solches Getöse, daß der Weiseste darüber ein Narr geworden wäre.

      Banniére hörte Olympia ihre Dienerin wegschicken.

      Er schaute umher.

      Eine am Plafond an einer silbernen Kette hängende Alabasterlampe erleuchtete ein reizendes Ankleidekabinett, dem Sachsen nicht nur die Gefäße des Toilettetisches, sondern auch die Spiegel und die Consoles geschickt hatte, und das in den Augen von Banniére, nach einer kurzen Prüfung, an einem kleinen Fehler litt, an der Undurchsichtigkeit seiner Wände.

      Banniére bedachte, daß, da das Kabinett eine Thür hatte, die Thür ein Schloß, und das Schloß ein Loch haben müsse. Erwähnter Maßen trieb ihn der Dämon an, der Dämon der Neugierde. Er wollte Olympia noch einmal in ihrem einfachen Negligé anschauen.

      Banniére bückte sich vor der Thür und hielt sein Auge an das Schlüsselloch, aber es waltete ein unglückliches Verhängnis über dem armen Novizen. Durch das Schlüsselloch sah man nur einen Lehnstuhl, und dieser Lehnstuhl begrenzte den Horizont, als ob eben derselbe Dämon ihm hätte sagen wollen: Du wirst sie nicht sehen.

      Er erhob sich und suchte umher eine andere Öffnung. Da erblickte er über dieser vollen und undurchsichtigen Thür eine, mit einem Mousselinevorhänge geschlossene, rautenförmige Fensterscheibe.

      Er erblickte sie und stieß in seiner Freude eine Art von Gebrülle aus.

      Der Dämon der Neugierde trieb Banniére fortwährend an.

      »Auf! flüsterte ihm dieser böse Geist zu »auf zum Sturme!«

      Banniére nahm einen gestickten Schemel, den er in einer Ecke fand; in einer andern entdeckte er einen Fuß wärmer, den er aus den Schemel stellte, und als das bewegliche Piedestal zurecht gerichtet war, hisste er sich hinaus.

      Aber es waren zehn bis elf Fuß vom Boden bis zur Fensterscheibe, und Banniére und die zwei Meubles bildeten nur neun.

      Der Noviz erinnerte sich des Fensters der Meditationsstube. Er wollte sich mit den Händen anhängen und hob sich mit der Kraft der Faustgelenke bis zu der glückseligen Glasscheibe empor.

      Als er aber seine Sprossen verlassen hatte, trennten sich diese, verloren das Gleichgewicht und rollten mit großem Geräusch aus den Boden.

      Banniére blieb mit den ersten Fingergliedern am Rande der Leiste hängen.

      Zu gleicher Zeit schlugen seine Füße, welche der Stütze entbehrten, an die Thür, wie es die Schlägel aus einer Trommel tun.

      Er hatte selbst bange vor dem Geräusche, das er gemacht; musste darüber wütend werden, denn es war ein lächerliches Geräusch.

      Doch es wurde noch viel schlimmer, als er bis Stimme von Olympia ihn fragen hörte;

      »Aber, was machen Sie denn da innen, Herr Banniére? Zertrümmern Sie die Scheidewand?«

      »Ach! mein Fräulein,« erwiderte der Unglückliche mit einer schmerzlichen Stimme, indem er diesem Ausruf den ganzen Wert eines Seufzers gab.

      »Nun! wie? sollte Ihnen zufällig unwohl sein?«

      »Ah! mein Fräulein,« fuhr Banniére mit derselben Betonung fort, »eine grausame Angst bedrückt mich.«

      »Armer Herr Banniére!« sagte Olympia mit einem Tone voll spöttischen Mitleids; »was widerfährt Ihnen denn? sprechen Sie.«

      »Es ist sehr schwer, zu sagen, mein Fräulein.«

      »Bah!«

      »Ich weiß nur, daß ich sicherlich verdammt bin.«

      »Wie! weil Sie eine Tragödie gespielt haben? Oh! ich habe mehr als hundert gespielt, und ich hoffe dessen ungeachtet selig zu werden.«

      »Ah! Sie, mein Fräulein, das ist ein großer Unterschied, Sie waren nicht Noviz bei den Jesuiten.«

      Olympia lachte. Banniére, der wieder aus seine Füße gefallen war, fühlte seine ganze Verzweiflung sich verdoppeln, und er drückte diese Verzweiflung durch Seufzer aus, welche von traurig kläglich wurden.

      »Nun, nun, mein lieber Kamerad, Sie müssen doch schlafen,« sprach Olympia ernst; »es wird sogleich vier Uhr sein.«

      »Unmöglich, mein Fräulein, unmöglich. Mein Kopf gerät in Verwirrung.«

      »Ei! mein Gott, das ist ja beinahe eine Erklärung!«

      »Mein Fräulein!« rief Banniére die Hände faltend, als könnte man ihn von jenseits der Thür sehen.

      »Oh!« fuhr Olympia fort, »ich bin Ihrer Ansicht, Sie ziehen sich in der Tat die Verdammnis zu; nehmen Sie sich in Acht.

      »Mein Fräulein,« rief Banniére außer sich; »spotten Sie nicht über mich. Ich schnattere, ich schaudere, ich brenne zu gleicher Zeit. Oh! ich glaube wohl, das ist das, was man verliebt und wahnsinnig verliebt sein nennt.«

      »Wäre es nicht eher das, was man betrunken sein nennt, mein armer Kamerad?«

      »Oh! nein. Wenn Sie wüssten! mein Kopf ist im Vergleich ruhig. Es ist meine Herz, mein Herz, das immer mehr in Flammen gerät! Wenn ich Ihre Stimme höre, ist es mir, als stürbe ich,«

      »Schlafen wir, schlafen wir, lieber Herr Banniére.«

      »Mein Fräulein, seit dem Augenblick, wo ich Sie gesehen, habe ich begriffen, daß ich nicht mehr mir gehörte.«

      »Mein lieber Banniére, alle Briefe, die ich empfange, und ich empfange viele, fangen mit diesen Worten an.«

      »Glücklich sind diejenigen, welche Ihnen ihre Aufrichtigkeit beweisen konnten, mein Fräulein!«

      »Armer Junge! Sollten Sie zufällig Witz haben, lieber Herr Banniére?«

      »Ach! ich weiß es nicht, mein Fräulein.«

      »Nun! ich beklage Sie von ganzer Seele, wenn das, was Sie sagen, wahr ist. Schlafen wir.«

      »Oh!« rief Banniére, »nun sangen Sie wieder an zu spotten. Wenn Sie wüssten, daß es nur eines Wortes von Ihnen bedürfte, um mich zu trösten . . .ein Wort, ich bedarf desselben sehr. Sie haben keine Idee, wie toll ich sein muss, um mit dieser Dreistigkeit zu Ihnen zu sprechen; nein, ich gehöre nicht mehr mir; nein, Ich bin ein Wahnsinniger! Ah! mein Fräulein, Gott bestraft schon die Sünde, zu der mich der Teufel verleitet hat. . . . Liebe! Ach! nicht mir ist die Ihrige vorbehalten! Was bin ich? ein Erdenwurm, ein Atom, ein Elender! Oh! ich bin unwiderruflich verloren, dafür stehe ich Ihnen.«

      »Herr Banniére,« sagte Olympia mit dem ernstesten Tone, denn sie sah, daß ein wirkliches Leiden im Grunde dieser komischen Szene obwaltete, »Herr Banniére, Sie haben Unrecht, sich so zu misshandeln! es ist in Ihnen der Stoff zu einem liebenswürdigen Menschen und


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