Olympia von Clèves. Александр Дюма

Olympia von Clèves - Александр Дюма


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und die andern Dienstboten Angstschreie ausstoßen machten.

      Dann, als der Orkan, ohne anzuhalten, an der Thür des Kabinetts vorübergezogen war, öffnete Olympia in eben diesem Kabinett, nachdem sie die erste Thür mit Riegeln verschlossen, eine zweite Thür, welche auf eine kleine Treppe ging. Diese kleine Treppe führte zu einem schwarzen Gang und dieser schwarze Gang in einen Garten.

      Sobald er nur die frische Lust fühlte, atmete Banniére behaglicher.

      Die zwei Flüchtlinge schlüpften unter die Linden, erreichten eine äußere Thür und befanden sich auf einer verödeten, abschüssigen Gasse, durch welche Olympia rasch ihren Gefährten fortzog.

      Beide liefen zu stark, um mit einander zu sprechen, da sie sich aber an den Händen hielten, so sprachen ihre Hände in Ermangelung des Mundes. Sie gingen immer weiter, von Gasse zu Gasse, von Platz zu Platz, von Kreuzweg zu Kreuzweg, bis zur Porte de l'Oulle, welche die ganze Nacht offen blieb.

      Sobald sie aus dem Thore waren, befanden sie sich am Ufer des Flusses, der sich ihnen noch vielmehr durch seine Kühle verkündigte, als durch den perlmutternen Nester, den man glänzend durch die schwarzen Bäume der Promenade erblickte.,

      Banniére eilte schon gegen die hölzerne Brücke: doch statt dem gegebenen Impulse zu folgen, zog Olympia ihren Gefährten nach rechts und fing an am steilen Rande hinabzusteigen, wie ein Schüler, der aus Beute ausgeht.

      Banniére folgte ihr ohne Widerstand. Der arme Banniére! Sie hätte ihn an einem seidenen Faden bis in den siebenten Kreis der Hölle geführt.

      Die jungen Leute machten so am Ufer der Rhone ungefähr hundert Schritte; dann ging Olympia gerade aus einen kleinen Nachen zu, dessen Schloß sie mit einem Schlüssel öffnete, welchen sie stiebend mitzunehmen besorgt gewesen war.

      Banniére war bei ihr im Nachen.

      »Können Sie rudern?« fragte sie den jungen Mann.

      »Ja, zum Glück,« erwiderte Banniére. »Wenn wir eine Spazierfahrt machten, war ich es, der ruderte.«

      »Gut,« sagte Olympia lakonisch. »Rudern Sie also.«

      Banniére nahm ein Ruder mit jeder Hand und ging muthig ans Werk.

      Das war eine harte Ausgabe. Die Rhone ist breit und reißend an der Stelle, wo unsere Flüchtlinge überzusetzen unternahmen, aber Banniére hatte die Wahrheit gesprochen; er war nicht nur stark und kräftig, sondern es fehlte ihm auch nicht an einer gewissen Geschicklichkeit in Handhabung des Ruders:

      Schweigend, schnaufend, die Hände gerötet, vollbrachte er die Überfahrt, ohne daß er seinen Nachen zu sehr hatte abfallen lassen.

      Nichts war hinter den Flüchtlingen erschienen, was vermuten ließ, sie werden verfolgt.

      Am entgegengesetzten Ufer angelangt, band Olympia, welche während der Überfahrt als Lotse funktioniert hatte, die Kette an eines von den Stücken einer Batterie an, die sie kannte, ließ sich von Banniére die Hand geben, sprang auf das feste Land und lies in der Richtung von Villeneuve-les-Avignon fort.

      Banniére lies neben ihr her, immer ohne zu fragen.

      Die zwei Flüchtlinge hatten nicht nötig, bis zum Dorfe zu lausen, das man weiß in der Nacht auf dem Abhang des Hügels erblickte Olympia blieb zweihundert Schritte von den ersten Häusern, atemlos. erschöpft, aber immer lachend, vor einer halb von Weinranken bedeckten, malerischen Hütte stehen.

      Banniére blieb bei ihr stehen.

      »Klopfen Sie an diesen Laden,« sagte Olympia.

      Banniére wusste nur zu gehorchen. Er klopfte, um die Wand einzustoßen.

      »Rufen Sie: Vater Philemon!« fuhr Olympia fort.

      Und Banniére schrie mit einer Stentorstimme:

      »Vater Philemon!i«

      Die Stimme eines Greises antwortete von innen.

      »Stille! warten wir!« sagte Olympia.

      Und sie setzte sich aus eine an der Wand befestigte hölzerne Bank.

      Da vernahm man ein neues Geräusch im Innern des Hauses. Das war das Geräusch der schweren Tritte und der schleppenden Sandalen des Vaters Philemon.

      Als sie dies hörte, klopfte Olympia dreimal sachte an den Laden.

      »Oh! Sie sind es, Fräulein Olympia sagte die meckernde Stimme des Greises.

      »Ja, ich bin es, Vater Philemon,« antwortete Olympia.

      »Gut, ich werde öffnen.«

      »Bemüht Euch nicht. Weckt nur Laurent und heißt ihn, ohne eine Minute zu verlieren, zwei Pferde satteln.«

      »Und Sie?«

      »Ich, ich warte hier.«

      »Sehr wohl,« erwiderte der Greis.

      Und die Sandalen kehrten schleppend nach dem Hintergrunde des Hauses zurück.

      »Olympia! Olympia!« sagte Banniére, der erst zum zweiten Male atmete, seitdem die Schützen an die Thür geklopft hatten, »mein Gott! was widerfährt uns? und was für ein verborgener Gang ist es, durch den es uns aus dem Hause zu kommen gewogen ist?«

      »Das ist die geheime Thür, mein lieber Banniére.«

      »Diese Thür war also den Leuten unbekannt?«

      »Ja, mit Ausnahme von Claire, mir und Herrn von Mailly.«

      Banniére seufzte.

      »Doch der Nachen im Fluss?«

      «Dieser Nachen gehört zu dem kleinen Wirtshaus am Ufer, ein, das begreife ich, den Novizen wenig bekannter Ort, wohlbekannt ober den Verliebten, welche dort unter den Lauben zu Mittag speisen und nach dem Essen den Nachen losbinden, um nach den Inseln zu fahren.«

      »Sie fuhren also nach den Inseln?« versetzte der Noviz. dessen Herz bei jeder Offenbarung von Olympia mehr anschwoll.

      »Ja, Herr von Mailly liebte diese Promenade ungemein,« antwortete ruhig die junge Frau.

      »Und der Vater Philemon.« sagte Banniére ganz betrübt, »ist es unbescheiden, Sie zu fragen, wie es sich mit dem Vater Philemon verhält?«

      »Nein, ganz und gar nicht! der Vater Philemon, das ist ein alter Diener von Herrn von Mailly, dem sein Herr die hübsche Hütte hier, zwei Morgen Weinland und zwei Pferde gegeben hat, welche wir von Zeit zu Zeit zu unsern Spazierritten benützen, und die wir heute für unsere Flucht benützen werden.«

      Banniére seufzte abermals und tiefer als je.

      »Nun?« fragte Olympia.

      »Nun!« erwiderte Banniére, indem er schwermütig seine Ärmel anschaute, »ich weiß wohl, daß ich deshalb nicht seufzen sollte, da Alles, was ich habe, bis auf meine Kleider, diesem Herrn genommen ist.«

      Und indem er diese Worte sprach, sah Banniére Olympia an, als wollte er zu ihr sagen; Alles, Alles, bis auf meine Kleider, bis aus Sie.

      Olympia faltete ihre Stirne, als wollte sie in ihren eigenen Geiste eine Furche graben, der gleich, welche die Eifersucht so schmerzlich in das Herz des Novizen grub.

      Aber Banniére, als er diese Wolke aus ihrer Stirne feststehen sah, ließ ihr nicht Zeit zum Nachdenken, warf sich ihr zu Füßen und rief mit. einer wirklichen Begeisterung:

      »Wohl an! Olympia, was auch geschehen mag, empfangen Sie den Schwur, den ich Ihnen leiste. Sie haben für mich Alles geopfert, mein Leben gehört Ihnen. Wenn Sie mich lieben, was Ich in der Tat nicht zu glauben wage, denn durch welche Mittel hätte ich Ihnen gefallen können? wenn Sie mich lieben, ich, ich bete Sie an. Wenn Sie mich nicht mehr lieben werden, und dieser Tag ist gewiß der unglücklichste meines Lebens, werden Sie nichtsdestoweniger für mich eine Gottheit, die Königin meiner ganzen Existenz sein. Sie haben mich von unten heraufgezogen, Sie haben mich bis zu Ihnen erhoben. Ich werde Ihrer würdig sein, und Sie werden es nicht bereuen, das schwöre ich Ihnen, einen armen Novizen gegen einen schönen, eleganten Edelmann vertauscht zu haben.«

      »Der mich verlassen hatte,« sagte


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