Olympia von Clèves. Александр Дюма

Olympia von Clèves - Александр Дюма


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Verwirrung, dies sehend, wie er es zwanzig Jahre später tat, ausgerufen hätte. Alles stehe aus das Beste in dieser besten der möglichen Welten.

      Derjenige, welcher diese Maxime zuerst für falsch erklären sollte, war der arme Banniére.

      Man erinnert sich, daß wir ihn strahlend, mit gefalteten Händen und bereit, auf die Knie zu fallen, im Zimmer der schönen Olympia verlassen haben, als ihn das Geräusch eines plötzlichen, heftigen Schlages an die Thür beben machte.

      Ohne Zweifel verkündigte diese Unterbrechung ein ernstes Ereignis, denn Olympia bebte ebenfalls und bedeutete Banniére durch ein Zeichen mit der Hand, er möge horchen.

      Ein zweiter Schlag, noch heftiger als der erste, erscholl unmittelbar darauf.

      Olympia lief ans Fenster, während Banniére, der instinktartig erriet, er sei bei diesem nächtlichen Besuche beteiligt, unbeweglich in der Stellung blieb, in der ihn der erste Schlag des Klopfers überrascht hatte.

      Olympia hob den Vorhang aus, öffnete ganz zart das Fenster und schaute durch die Zwischenräume des Ladens.

      Durch dieses offene Fenster gelangte zu Banniére etwas wie ein verworrenes Geräusch von abgemessenen Schritten und leise gesprochenen Worten.

      Ohne eine Silbe zu sagen, winkte Olympia dem jungen Manne zu sich.

      Mit drei Schritten war er an ihrer Seite, und er schaute durch dieselbe Öffnung, durch welche sie schaute.

      Unter dem Fenster war ein Dutzend Männer, von denen die Einen bewaffnet, die Andern ohne Waffen, indes in der Vertiefung eines Torweges ein mit zwei Pferden bespannter Wagen stand.

      »Was sagen Sie hierzu?« fragte Olympia Banniére mit so leiser Stimme, daß er die Worte mehr an ihrem Hauche, der sein Gesicht liebkoste, als am Geräusche ihrer Artikulierung verriet.

      »Ah! mein Fräulein,« erwiderte Banniére mit einem Seufzer, »ich sage, alle diese Leute kommen mir vor, als hätten Sie es aus den König Herodes abgesehen.«

      »Ja, nicht wahr,« versetzte Olympia, »das riecht auf eine Meile nach dem Jesuiten? Haben Sie im Geringsten Lust, zu diesen abscheulichen schwarzen Menschen zurückzukehren?«

      »Oh! mein Fräulein,« rief Banniére lauter, als es zu tun klug war, »ich würde bis an das Ende der Welt gehen, um sie zu fliehen!«

      »Stille doch!« flüsterte Olympia, »man hat Sie gehört.«

      Ein Commissär, leicht zu erkennen an seinem steifen Beamtenwesen und der üblen Laune, in der er sich darüber befand, daß man ihn im Schlafe gestört hatte, »in hässlicher, schwarzer Commissär, mit zwei Adjutanten in grauen Röcken an seiner Seite, schaute in der Tat empor, trennte sich von der Gruppe und trat bis unter den Balkon vor.

      »Ah! ah!« sagte Olympia, »es ist keine Zeit zu verlieren; man hat es wohl aus Sie abgesehen. Zum Glück ist die Thür solide, und wir haben zehn Minuten vor uns, ehe man sie sprengt.«

      »Sie glauben also, man werde sie sprengen?«

      »Sie werden es nicht unterlassen; in zehn Minuten macht man aber viel, vorausgesetzt,« fügte Olympia bei, »vorausgesetzt, daß man den Kopf nicht verliert.«

      »Mein Fräulein,« erwiderte Banniére, »nur Eines wäre im Stande, es dahin zu bringen, daß ich den Kopf verlöre: wenn ich das Unglück hätte, Ihnen zu missfallen; doch Ihrer Billigung und Ihrer Sympathie sicher, würde ich der ganzen Welt trotz bieten.«

      »Gut geantwortet,« sagte Olympia. »Kommen Sie.«

      »Aber,« erwiderte Banniére, aus sein unglückliches Kostüm des König Herodes deutend, »dieses Kleid setzt mich in Verlegenheit.«

      »Sie werden es auch wechseln,« sagte Olympia, indem sie Banniére in das Ankleidekabinett fortzog.

      Als sie zu einem großen, in der Tapete verborgenen Schranke kam, öffnete sie ihn, und Banniére befand sich vor einer vollständigen Kleiderkammer.

      »Kleiden Sie sich um, ohne eine Sekunde zu verlieren,« sagte Olympia, »ich werde dasselbe tun. Sie haben fünf Minuten für Ihre Toilette.«

      In demselben Augenblick erscholl ein dritter Schlag, noch kräftiger als die zwei ersten, an der Thür, und man vernahm die feierlichen Worte:

      »Im Namen des Königs, öffnet!«

       XVII.

      Die Flucht

      Diese Worte waren für Banniére ein noch viel mächtigerer Stachel, als es die Ermahnung von Olympia gewesen.

      In fünf Minuten hatte er seinen Anzug beendigt, und er war im Begriffe, triumphierend in das Zimmer von Olympia zurückzukehren, als er aus der Schwelle dieses Zimmers einen reizenden kleinen Cavalier erscheinen sah.

      Banniére gab einen Schrei des Erstaunens von sich, denn erst mit dem zweiten Blicke erkannte er Olympia unter ihren Männerkleidern.

      »Oh! wie schön sind Sie!« rief Banniére.

      »Sie werden mir das später sagen, mein lieber Banniére, und ich werde Sie mit einem großen Vergnügen anhören, das gestehe ich Ihnen, denn die Äußerung, die Ihnen entschlüpfte, ist eine von denjenigen, deren eine Frau nie müde wird; doch für den Augenblick haben wir keine Zeit mit Komplimenten zu verlieren, kommen Sie.«

      »Wohin?«

      »Was weiß ich? wohin es dem Zufall uns zu führen gefällt.«

      »Uns zu führen, sagen Sie? Sie kommen also mit mir?«

      »Gewiss,« erwiderte Olympia.

      »Sie lieben mich also?« fragte Banniére.

      »Ich weiß nicht, ob ich Sie liebe, aber ich weiß, daß Sie weggehen, und daß ich weggehe. Sind Sie bereit?«

      »Oh! ich bin es,« rief Banniére, »ich glaube wohl, daß ich es bin.«

      »Dann kein Wort mehr,« sagte Olympia, »machen Sie es wie ich und folgen Sie mir.«

      Sie ging an den Secretaire und öffnete ihn. Die zweitausend Louis d'or von Herrn von Mailly waren methodisch geordnet: tausend in Rollen, jede von hundert Louis d'or, tausend in Anweisungen aus den Inhaber.

      »Nehmen Sie das Gold,« sagte Olympia, »ich nehme die Papiere.«

      Und während Olympia wirklich ihre Taschen mit Papieren vollstopfte, stopfte Banniére die seinigen mit Gold voll.

      »Ist es geschehen?« fragte Olympia.

      »Ja,« antwortete Banniére.

      »Nun nehmen Sie dieses.«

      »Was ist das noch?«

      »Mein Schmuckkästchen, ich empfehle es Ihnen.«

      »Seien Sie ruhig, ich habe es: doch Sie, was suchen Sie?«

      »Einen Ring.«

      »Ach! ja,« murmelte Banniére seufzend, »den von Herrn von Mailly.«

      »Ich glaube ihn auf dem Kamin gesehen zu haben.«

      Banniére streckte die Hand aus, griff auf der Marmorplatte umher und sagte:

      »Hier ist er.«

      »Geben Sie,« versetzte Olympia; und sie steckte den Ring an ihren Finger.

      »Hören Sie?« sagte Banniére.

      »Oh! geschwinde, geschwinde,« rief Olympia, »die Thür weicht.«

      »Und wir, was machen wir?«

      »Machen wir es wie die Thür,« erwiderte Olympia mit einem anbetungswürdigen Lächeln.

      Und sie nahm Banniére bei der Hand und zog ihn fort.

      »Aber Sie bedenken nicht,« versetzte Banniére ängstlich, »wir gehen ihnen entgegen!«

      »Lassen Sie mich machen,« antwortete Olympia. Er folgte also Olympia in einen nach der Treppe ausmündenden Korridor.

      Auf diesen Korridor ging ein Kabinett, in das Olympia Banniére zuerst hineinschob und dann selbst eintrat.

      Sie


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