Olympia von Clèves. Александр Дюма
Blumen, die Kränze, die Freunde zum wütenden Klatschen mit den Händen und Stampfen mit den Füßen beschäftigten ihn viel mehr, als die Einnahm«.
Aber Banniére bekümmerte sich um diesen Punkt, der, nur Nebensache für den Abbé, dies für ihn nicht war. Vor Allem erhob er von dieser Einnahme zwanzig Louis d'or, die er In seine Tasche steckte, um in die Akademie zu laufen und ein wenig seine Martingale zu versuchen, und zwar immer in der Absicht, ein hunderttausend Livres reinen Gewinn zu machen, während man Olympia dort beklatschte.
Doch man kann nicht zugleich aus allen Seiten gewinnen. Die zwanzig Louis d'or währten keine Stunde. Beim zwanzigsten stand er auf und suchte mit den Augen seinen bösen Genius die Katalane.
Zum Glück war sie nicht da, sonst hätte er ihr unfehlbar den Hals umgedreht, um sich einmal ihrer zu entledigen.
Während Banniére mit seinen von der Einnahme erhobenen zwanzig Louis d'or, zum Spiel lief, stürmte der Abbé an der Spitze der Beklatscher und sicherte den Sieg von Olympia über Baron.
Das ließ sich nicht so leicht durchführen, obgleich um jene Zeit der berühmte Tragiker, nahe daran, nicht nur von der theatralischen Szene, sondern auch von der Szene der Welt zu verschwinden, sieben und siebzig Jahre alt war.
Was ihn nicht abhielt, den Achilles in Iphigenie zu spielen.
Als die Vorstellung beendigt war, setzte Baron, ein Mann von Geist, den Kranz, den man ihm zugeworfen, Olympia auf den Kopf; nur schlug er es aus, bei seiner Genossin zu Nacht zu speisen, indem er seinen schwachen Magen vorschützte.
Olympia ließ Banniére überall suchen.
Sie war unruhig, daß sie ihn nicht sah, unruhig besonders über das Verschwinden der fünfhundert Livres, welches Verschwinden andeutete, daß Banniére, trotz seiner Schwüre, wahrer Spielerschwüre, in die Akademie zurückgekehrt war.
Dieser Verlust von zwanzig Louis d'or war nichts für Olympia, aber der stufenweise Verlust des Zartgefühls ihres Geliebten war viel für sie.
Von Zeit zu Zeit, mitten unter ihrem Triumphe, seufzte sie, als ob sie ein Unglück geahnt hätte.
Wir haben gesagt, Banniére sei aufgestanden, um zu sehen, ob er die Katalane nicht erblicke.
Er erblickte sie nicht, doch er erblickte einen Freund vom Spiele. Der Freund war bei Mitteln und lieh Banniére zwanzig andere Louis d'or.
Banniére fing wieder an nach Herzenslust zu spielen.
XXIV.
Die Serenade
Besser zu Rathe gehalten, währten die zwanzig Louis d'or von Banniére, oder vielmehr von seinem Freunde, diesmal vier Stunden.
Nach Verlauf von vier Stunden, nachdem er zwanzigmal beinahe die hunderttausend Livres gewonnen gehabt hätte, auf die er sein Trachten zu beschränken genötigt war, hatte Banniére die zwanzig Louis d'or verloren.
Er ging wütend weg.
Diese Wut werden wir nicht zu schildern versuchen: sie verdoppelte sich durch alle Leiden der Eitelkeit.
Schon verspottet, schon gedemütigt, schon begnadigt wegen eines ähnlichen Verbrechens, kehrte er mit der Scham eines Spitzbuben zurück, nachdem er geschworen, kein Dieb mehr zu sein.
Die Verzweiflung bemächtigte sich seiner. Als er über eine Brücke kam, hatte er fast Lust, sich zu ertränken.
Doch um sich zu ertränken, war Banniére noch zu sehr verliebt. Bei Banniére beherrschte die Liebe alle Gefühle. Was ist die Ehre für einen Wahnsinnigen?
Banniére ertränkte sich also nicht und kehrte mit langsamen Schritten zu Olympia zurück.
»Arme Frau,« sagte er zu sich selbst, »ich bin der Einzige, der bei ihrem Triumphe gefehlt haben wird; ich bin der Einzige, der sie nicht beklatscht, nicht beglückwünscht haben wird. Sie erwartet mich wie das letzte Mal, sie wird mich Ausschelten, doch ich werde mich unter ihrem Schelten beugen; ich werde mich zu ihren Füßen legen, und sie wird mir abermals verzeihen. Sie wird wohl sehen, daß ich verflucht bin. Und dann, fortan keine Versuche mehr, um aus unserer Not herauszukommen! Nein, sie gelingen zu schlecht. Olympia zeigt mir den Weg: sie arbeitet; ich werde ihr nachahmen. Dieses Glück, das wir verfolgen, und das uns flieht, wird vielleicht kommen, wenn wir es nicht mehr suchen.«
Und er fuhr mit einer eiskalten Hand über seine brennende Stirne.
»Tausend Livres!« rief er; »zwei von unseren Monaten in vier Stunden verbraucht! Oh! diesmal wird mich Olympia wenigstens nicht beschuldigen, ich habe sie zu Grunde gerichtet; denn von den hundert Louis d'or, zu welchen die Einnahme versichert war, habe ich nur zwanzig genommen. Allerdings bin ich zwanzig andere schuldig. Bah! diese zwanzig gebe ich von meinem ersten Gewinn zurück. Man kann nicht immer verlieren.«
Man sieht, in weniger als zehn Minuten schwur Banniére, nicht mehr zu spielen, und gelobte sich, das Geld, das er geborgt hatte, von seinen Spielgewinnen zurückzubezahlen.
Während Banniére diese Gedanken in seinem Geiste hin und her wälzte, ging er immer weiter nach seiner Wohnung.
Die Nacht war finster: es schlug ein Uhr im Carmeliter-Kloster, dessen Thürme die Aussicht vom Balkon von Olympia begrenzten.
Als die letzten Klänge des Erzes in der Luft verstummt waren, horchte Banniére noch fortwährend.
Es kam ihm vor, als folgte ein anderer Ton, welcher nicht der der Glocken war, auf diesen.
Banniére blieb nicht lange im Zweifel.
Es war der Schall von Instrumenten, mit dem sich eine ziemlich harmonische Stimme vermischte.
Banniére hörte die ganze Symphonie, als er in seine Straße gelangte.
Als er die Symphonie gehört hatte, suchte er die Symphonisten.
Sie hatten sich unter den Fenstern des Schlafzimmers von Olympia ausgestellt.
Banniére liebte in diesem Augenblick nicht viel in der Welt, und die Musik noch weniger als das Übrige. Nichts konnte in der Tat seine Nerven unangenehmer reizen, als der schmerzliche und zugleich süßliche Ausdruck der Flöten und der Geigen, welche die Gitarre des Hauptmusikers begleiteten.
Diese Gitarre selbst begleitete die Stimme, welche Banniére beim Eintritt in die Straße bemerkt hatte, eine Stimme, die er schon irgendwo gehört zu haben glaubte. Als er näher kam, erkannte er wirklich im Gitarristen, Sänger und zugleich Orchesterches, als Kavalier gekleidet, den Abbé d'Hoirac, der eine schmachtende Miene angenommen hatte, schmachtende Stellungen affektierte und seinen Hals gegen den Balkon drehte.
Die Arie war lang, schwierig, und, es ist nicht zu leugnen, der Abbé sang sie sehr gut.
Hinter ihrer halb aufgehobenen Jalousie erschien, leicht erkennbar, da sie sich nicht zu verbergen suchte. Olympia, weiß gekleidet, und obgleich Banniére den Ausdruck ihres Gesichts nicht zu unterscheiden vermochte, bezweifelte er doch nicht, sie müsse lächeln.
Die Einbildungskraft und besonders eine eifersüchtige Einbildungskraft ist so mächtig, daß Banniére dieses Lächeln durch die Jalousie sah.
Die Wut drang so rasch in sein Herz ein, als die Harmonie in seine Ohren.
Das schwierige Stück endigte gerade mit den Worten:
Der Abbé d'Hoirac, nachdem er, wie es bei jedem Finale der Gebrauch ist, die zwei letzten Verse ein Dutzend Mal wiederholt hatte, hielt inne und schloß mit einem Orgelpunkte, der Banniére vollends in Verzweiflung brachte.
Er stürzte auf d'Hoirac los und rief mit einer Donnerstimme:
»Ah! Sie haben nichts mehr zu singen! nun, so tanzen Sie!«
Wonach er ihn an der Gurgel packte.
Der Abbé sah nichts und hatte überdies den Nachtheil, daß er überfallen wurde, was ihn indessen, denn er war mutig, nicht abhielt, sich mit seiner Gitarre gegen diesen Feind der
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Schöne Philis, sage mir: »Ich liebe dich!« und ich habe nichts mehr zu fingen.