Tausend und Ein Gespenst. Александр Дюма

Tausend und Ein Gespenst - Александр Дюма


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Sie sich, wenn ich plaudere, eine Sprache sprechen zu hören, die man nicht mehr spricht. – Deshalb sagen Sie mir, daß ich ein unterhaltender Erzähler bin. – Deshalb wird meine Stimme, das Echo der Vergangenheit, noch in der Gegenwart gehört, welche so wenig und so schlecht hört.

      Das kommt am Ende daher, weil wir, wie jene Venetianer des XVIII. Jahrhunderts, denen die Aufwandgesetze verboten, etwas Anderes als Leinwand und grobes Tuch zu tragen, – immer noch gern sich Seide und Sammet, und die schönen Goldbrocate entfalten sahen, aus denen das Königthum die Kleider unserer Väter anfertigte.

      Ich sende Ihnen also Ihrem Wunsche gemäß die beiden ersten Bände von meinen Tausend und Ein Gespenst; es ist eine einfache Einleitung unter den Titel: Ein Tag in Fontenay-aux-Roses.

      Ganz der Ihrige

Alexander Dumas.

      Einleitung

      Ein Tag in Fontenay-aux-Roses

      I.

      Die Straße Diana in Fontenay-aux-Roses

      Im ersten September des Jahres I83l wurde ich von einem meiner alten Freunde, Büreauchef der Privatdomänen des Königs, eingeladen, mit seinem Sohne die Jagd in Fontenay-aux-Roses zu eröffnen.

      Ich liebte zu jener Zeit die Jagd sehr, und in meiner Eigenschaft als großer Jäger war die Wahl der Gegend, in welcher jedes Jahr die Eröffnung derselben stattfinden sollte, eine wichtige Angelegenheit.

      Gewöhnlich gingen wir zu einem Pächter, oder vielmehr einem Freunde meines Schwagers; bei ihm hatte ich, indem ich einen Hasen schoß, meinen Anfang in der Wissenschaft der Nimrods und der Elzéar Blazes gemacht. Sein Pachthof lag zwischen den Wildern von Compiègne und Villers-Cotterets, eine halbe Meile von dem reizenden Dorfe Morienval, eine Stunde von den prachtvollen Ruinen von Pierrefonds entfernt gelegen.

      Die zwei.bis drei Tausend.Morgen Land, welche seine Pächtern bilden, bieten eine unermeßliche, fast ganz mit Waldung umgebene Ebene, welche etwa in Mitte von einem hübschen Thal durchschnitten ist, auf dessen Grunde man unter grünen Wiesen und Bäumen mit schillernden Farben halb in dem Laube verlorene Häuser liegen sieht, welche sich durch bläuliche Rauchsäulen ankündigen, die, durch die sie umgebenden Berge geschützt, anfangs gerade gen Himmel aufsteigen, und dann, in die höheren Luftlagen gelangt, sich, wie die Gipfel der Palmen ausgeweitet, in der Richtung des Windes beugen.

      In diese Ebene und auf dem doppelten Abhange dieses Thales läßt sich das Wild der beiden Wälder wie auf einen neutralen Boden herab.

      Man findet daher auf der Ebene von Brassoire Alles. – Rehe und Fasanen, indem man an den Waldungen entlang geht, – Hasen auf den Hochebenen, – Kaninchen an den Abhängen, – Rebhühner um die Meierei herum, – Herr Moequet, das ist der Name unseres Freundes, war also gewiß, uns ankommen zu sehen; wir jagten den ganzen Tag über, und kehrten am folgenden Tage um zwei Uhr nach Paris zurück, indem wir vier bis fünf Jäger Hundert und fünfzig Stück Wild geschossen hatten, von dem unser Wirth niemals ein Einziges hat annehmen wollen.

      Aber dieses Jahr hatte ich, – Herrn Mocquet ungetreu. – den Bitten meines alten Bureaukameraden nachgegeben, indem ich durch ein Gemälde verführt worden war, das mir sein Sohn, ein ausgezeichneter Schüler der Römischen Schule gesandt hatte, und das eine Ansicht des Ebene von Fontenay-aux-Roses mit Stoppeln voller Hasen und Kleefelder voller Rebhühner vorstellte.

      Ich war niemals in Fontenay-aux-Roses gewesen; Niemand kennt die Umgegend von Paris weniger, als ich. – Wenn ich Paris verlasse, so geschieht es fast immer, um fünf bis sechs Hundert Stunden zurückzulegen. Bei der geringsten Platzveränderung ist daher für mich Alles ein Gegenstand der Neugierde.

      Um sechs Uhr Abends fuhr ich nach Fontenay ab, den Kopf wie immer aus dem Schlage gestreckt; ich fuhr durch die Barrière d'Enfer, ließ die Straße de la Tomde-Issoire zu meiner Linken und schlug die Straße von Orleans ein.

      Man weiß, daß Issoire der Name eines berüchtigten Räubers ist, der zu den Zeiten Julians die Reisenden brandschatzte, welche sich nach Lutetia begaben. – Wie ich glaube, wurde er ein wenig gehangen, und an dem Orte, der jetzt seinen Namen führt, in einiger Entfernung von den Katakomben begraben.

      Die Ebene, welche sich an dem Eingange von Klein Montrouge entfaltet, gewährt ein seltsames Ansehen. Unter künstlichen Wiesen, Feldern mit gelben Rüben und Streifen von Runkelrüben, erhebt sich eine Art viereckiger Schanzen von weißen Steinen, welche ein Rad mit Jähren gleich dem Skelette eines abgebrannten Feuerwerkes überragt. Dieses Rad hat an seinem Umkreise hölzerne Sprossen, auf welchen ein Mann abwechselnd den einen und den andern Fuß stützt. Diese Arbeit eines Eichhörnchens, welche dem Arbeiter eine anscheinend große Bewegung verursacht, ohne daß er in der Wirklichkeit den Platz verändert, hat zum Zwecke, ein Seil um eine Kurbel zu wickeln, das, indem es sich aufwickelt, einen Quaderstein aus der Tiefe des Steinbruches auf die Oberfläche des Bodens führt, welcher langsam zu Tage kömmt.

      Diesen Stein führt ein Haken an den Rand der Mündung, wo ihn Rollen erwarten, um ihn an den Platz zu bringen, der ihm bestimmt ist. Dann fällt das Seil wieder in die Tiefe hinab, wo es eine andere Last sucht, indem es dem modernen Ixion einen Moment der Ruhe gewährt, dem bald ein Schrei meldet, daß ein anderer Stein die mühselige Arbeit erwartet, durch welche er den Steinbruch verlassen soll, und dasselbe Werk beginnt von Neuem, um nochmals wieder zu beginnen, um immer sich zu wiederholen.

      Wenn der Abend herbeigekommen, so hat der Mann fünfzig Tausend Schritte gemacht, ohne den Platz zu wechseln; wenn er in der Wirklichkeit jedes Mal, wo sein Fuß sich auf eine Sprosse stellt, um eine Stufe höher, stiege, so würde er nach Verlauf von drei und zwanzig Jahren in dem Monde angekommen sein.

      Besonders am Abend, – das heißt zu der Stunde, zu welcher ich über die Ebene fuhr, die das Kleine Montrouge von dem Großen trennt,– nimmt die Landschaft durch diese unendliche Anzahl beweglicher Räder, welche bei der untergehenden Sonne kräftig hervortreten, einen phantastischen Anblick an. Man könnte ihn für einen jener Kupferstiche von Goya halten, auf welchen Zahnbrecher in dem Halbdunkel Jagd auf Gehängte machen.

      Gegen sieben Uhr stehen die Räder still; das Tagewerk ist beendigt.

      Aus diesen der Erde entrissenen Bruchsteinen bildet man Vierecke von fünfzig bis sechszig Fuß Länge, bei sechs bis acht Fuß Höhe. Sie sind das zukünftige Paris. Die Steinbrüche, aus denen dieser Stein kommt, werden mit jedem Tage ausgedehnter; sie bilden die Fortsetzung der Katakomben, aus denen das alte Paris hervorgegangen ist; es sind die Vorstädte der unterirdischen Stadt, welche unabläßlich Raum gewinnen und sich in dem Umkreise ausbreiten. Wenn man auf diesen Wiesen von Montrouge geht, so geht man auf Abgründen. Von Zeit zu Zeit findet man eine Vertiefung des Bodens, ein Thal im Kleinen, eine Runzel des Bodens, Das ist ein unterhalb schlecht gestützter Steinbruch, dessen Decke von Gyps gebrochen ist. Es hat sich eine Spalte gebildet, durch welche das Wasser in die Höhle dringt, das Wasser hat die Erde nachgezogen, daher rührt die Unebenheit des Bodens, welche man einen Erdfall nennt.

      Wenn man das nicht weiß, wenn man nicht weiß, daß diese schöne Lage grüner Erde, die uns anlockt, auf nichts ruht, so kann man, indem man den Fuß auf eine dieser Spalten setzt, verschwinden, wie man auf den Montanvert zwischen zwei Eiswänden verschwindet.

      Die Bevölkerung, welche diese unterirdischen Gallerien bewohnt, hat, wie ihre Existenz, ihren besonderen Charakter und Physiognomie.– In der Dunkelheit lebend, hat sie ein wenig die Instincte der Nachtthiere, das heißt, daß sie schweigsam und grimmig ist. Oft hört man von einem Unfalle sprechen: – eine Stütze hat nachgegeben, ein Seil ist gebrochen, ein Mann ist zerschmettert worden. – Auf der Oberfläche der Erde glaubt man, daß das ein Unglück ist; – dreißig Fuß unterhalb weiß man, daß es ein Verbrechen ist.

      Das Aeußere der Steinbrecher ist im Allgemeinen widrig. – Am Tage blinzelt das Auge, – im Freien klingt ihre Stimme dumpf. – Sie tragen glatt gekämmte, bis auf die Augenbrauen herabfallende Haare; einen Bart, der nur jeden Sonntag Morgens Bekanntschaft mit dem Rassiermesser macht; – eine Weste, welche Aermel von grober grauer Leinwand sehen läßt; – ein Schurzfell, dessen Leder durch die Berührung des Steines weiß geworden; – ein Beinkleid von


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