Tausend und Ein Gespenst. Александр Дюма

Tausend und Ein Gespenst - Александр Дюма


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den Stein ausgräbt.

      Wenn es irgend einen Aufstand gibt, so ist es selten, daß die Männer, welche wir so eben zu schildern versucht haben, sich nicht hineinmischen. – Wenn man an der Barrière d'Enfer sagt! – Da kommen die Steinbrecher von Montrouge, so schütteln die Bewohner der benachbarten Straßen den Kopf und verschließen ihre Thüren.

      Das ist es, was ich betrachtete, das, was ich während dieser Stunde der Dämmerung sah, welche im Monat September den Tag von der Nacht trennt; – dann, als die Nacht hereingebrochen, warf ich mich in den Wagen zurück, von wo aus zuverlässig keiner meiner Reisegefährten das gesehen hatte, was ich gesehen hatte. Dem ist so mit allen Dingen: – Viele betrachten, sehr wenige sehen.

      Wir kamen gegen halb neun Uhr in Fontenay an; ein vortreffliches Abendessen erwartete uns; dann, nach dem Abendessen, ein Spaziergang in dem Garten.

      Sorrento ist ein Wald von Orangenbäumen; Fontenay ist ein Rosenstrauch. Jedes Haus hat seinen Rosenstrauch, der an dem Fuße durch ein Gehäuse von Brettern geschützt, längs der Mauer hinaufsteigt; – zu einer gewissen Höhe gelangt, breitet sich der Rosenstrauch in einen riesenhaften Fächer aus; die Luft, welche vorüberzieht, ist mit Wohlgerüchen erfüllt, und wenn statt eines Luftzuges der Wind weht, so regnet es Rosenblätter, wie es Rosenblätter an dem Frohnleichnamsfeste regnete, als es noch ein Frohnleichnamsfest gab.

      Von dem äußersten Ende des Gartens aus hätten wir eine unermeßliche Aussicht gehabt, wenn es Tag gewesen wäre. – Die in der Ferne ausgestreuten Lichter deuteten allein die Dörfer Sceaux, Bagneaux, Chàtillon und Montrouge an; – in dem Hintergrunde erstreckte sich eine große röthliche Linie, aus welcher ein Geräusch gleich dem Hauche des Leviathans drang: – das war das Athemholen von Paris.

      Man war genöthigt, uns mit Gewalt zu Bett zu schicken, wie man es mit den Kindern macht. Gern hatten wir unter diesem schönen, ganz von Sternen funkeln, den Himmel, bei der Berührung dieser duftigen Nachtluft den Tag abgewartet.

      Um fünf Uhr Morgens begaben wir uns, von dem Sohne unseres Wirthes geführt, der uns Berge und Wunder versprochen hatte, und der, ich muß es sagen, fortfuhr, uns den Reichthum seines Gebietes an Wild mit einer eines besseren Schicksals würdigen Beharrlichkeit zu preisen, auf die Jagd.

      Um Mittag hatten wir ein Kaninchen und vier Rebhühner gesehen. – Das Kaninchen war von meinem Gefährten zur Rechten, ein Rebhuhn von meinem Gefährten zu Linken gefehlt worden, und von den drei andern Rebhühnern waren zwei von mir geschossen worden.

      Auf der Ebene von Brassoire hätte ich um Mittag bereits drei bis vier Hasen und fünfzehn bis zwanzig Rebhühner nach der Meierei gesandt.

      Ich liebe die Jagd, aber ich verabscheue das Herumlaufen, besonders das Herumlaufen über die Felder. Unter dem Vorwande, einen zu meiner äußersten Linken gelegenen Kleeacker zu durchsuchen, auf welchem ich fest überzeugt war nichts zu finden, entfernte ich mich daher auch aus der Linie, und machte einen Abstecher.

      Aber das, was es auf diesem Felde gab, das was ich in dem Verlangen mich zurückzuziehen, welches sich meiner bereits seit länger als zwei Stunden bemächtigte, bemerkt hatte, war ein Hohlweg, der, indem er mich den Blicken der andern Jäger entzog, mich auf der Straße von Sceaux geraden Weges nach Fontenay-aux-Roses zurückführen mußte.

      Ich irrte mich nicht. – Als es ein Uhr auf dem Kirchturme schlug, erreichte ich die ersten Häuser des Dorfes.

      Ich ging eine Mauer entlang, welche mir ein ziemlich schönes Besitzthum einzuschließen schien, als ich in dem Augenblicke, wo ich an dm Ort gelangte, wo die Straße Diana sich mit der Großen Straße vereinigt, von der Seile der Kirche einen Mann von so sonderbarem Aussehen auf mich zukommen sah, daß ich stehen blieb und instinctmäßig meine Doppelflinte spannte, indem ich von dem einfachen Gefühle der Selbsterhaltung bewegt war.

      Aber bleich, mit gesträubten Haaren, mit aus den Höhlen getretenen Augen, mit verwirrten Kleidern und blutigen Händen ging dieser Mann an mir vorüber, ohne mich zu sehen. – Sein Blick war starr und zugleich matt. – Sein Gang hatte den unüberwindlichen Ungestüm eines Körpers, der von einem zu steilen Berge hinabgeht, und inzwischen deutete sein röchelndes Athemholen mehr noch Entsetzen als Ermüdung an.

      Bei dem Zusammenlaufen der beiden Straßen verließ er die Große Straße, um in die Straße Diana zu gehen, auf welche sich das Grundstück öffnete, an dessen Mauer ich während sieben bis acht Minuten entlang gegangen war. Diese Thür, auf der meine Augen auf der Stelle verweilten, war grün angestrichen und führte die Nr. 2. Die Hand des Mannes streckte sich, lange bevor er sie berühren konnte, nach der Schelle aus, dann erreichte er sie, zog sie heftig, und indem er sich um sich selbst drehte, befand er sich fast sogleich auf einem der beiden Ecksteine sitzend, welche diesem Thore zum Außenwerke dienen. Sobald er sich dort befand, blieb er regungslos mit herabhängenden Armen und den Kopf auf die Brust geneigt.

      Ich kehrte wieder um, so sehr war ich überzeugt, daß dieser Mann der Haupturheber irgend eines unbekannten und schrecklichen Dramas sein müßte.

      Hinter ihm und zu den beiden Seiten der Straße waren einige Personen, auf welche er ohne Zweifel denselben Eindruck hervorgebracht hatte, als auf mich, aus ihren Häusern herausgekommen, und betrachteten ihn mit einem Erstaunen gleich dem, das ich selbst empfand.

      Bei dem Rufe der Glocke, welche heftig geläutet hatte, öffnete sich eine kleine, neben dem großen Thore gebrochene Thür, und eine Frau von vierzig bis fünf und vierzig Jahren erschien.

      – Ah! Sie sind es, Jacquemin, sagte sie; was machen Sie denn da?

      – Ist der Herr Maire zu Haus? fragte der Mann, den sie angeredet hatte, mit dumpfer Stimme.

      – Ja.

      – Nun denn, Mutter Antoine, sagen Sie ihm, daß ich meine Frau umgebracht habe, und daß ich mich als Gefangener zu stellen komme.

      Die Mutter Antoine stieß einen Schrei aus, auf den zwei bis drei Ausrufe antworteten, welche das Entsetzen Personen entrissen hatte, die sich nahe genug befanden, um dieses schreckliche Geständniß zu hören.

      Ich that selbst einen Schritt zurück und stieß auf den Stamm einer Linde, an den ich mich stützte.

      Uebrigens waren alle die, welche sich in dem Bereiche der Stimme befanden, regungslos geblieben.

      Was den Mörder anbetrifft, so war er von dem Ecksteine auf den Boden geglitten, wie als ob ihn die Kraft verlassen hätte, nachdem er die verhängnißvollen Worte ausgesprochen hatte.

      Inzwischen war die Mutter Antoine verschwunden, indem sie die kleine Thür offen ließ. Es war augenscheinlich, daß sie den ihr von Jacquemin gegebenen Auftrag bei ihrem Herrn ausrichtete.

      Nach Verlauf von fünf Minuten erschien der, den man geholt hatte, auf der Schwelle der Thür.

      Zwei andere Männer folgten ihm.

      Ich sehe noch den Anblick der Straße.

      Jacquemin war, wie ich gesagt habe, auf den Boden geglitten. Der Maire von Fontenay-aux-Roses, den die Mutter Antoine geholt hatte, stand neben ihm, indem er ihn mit der ganzen Höhe seiner Gestalt überragte, welche groß war. In der Oeffnung der Thür drängten sich die beiden andern Personen, über welche wir bald ausführlicher sprechen werden. Ich war an den Stamm einer in der großen Straße gepflanzten Linde gelehnt, von wo aus sich aber, mein Blick in die Straße Diana senkte. Zu meiner Linken befand sich eine Gruppe, die aus einem Manne, einer Frau und einem Kinde bestand, das Kind weinte, damit seine Mutter es auf ihre Arme nähme. Hinter dieser Gruppe streckte ein Bäcker seinen Kopf aus einem Fenster des ersten Stockwerkes, indem er mit seinem Gesellen sprach, der sich unten befand, und ihn fragte, ob es nicht Jacquemin, der Steinbrecher wäre, der so eben im Laufe vorübergekommen sei; dann endlich erschien auf der Schwelle seiner Thür ein Hufschmied, schwarz von vorn, dessen Rücken aber durch das Licht seiner Schmiede erleuchtet war, deren Blasebalg ein Lehrling fortwährend zog. Das für die große Straße.

      Was die Straße Diana anbelangt, so war sie mit Ausnahme der von uns beschriebenen Hauptgruppe verlassen. – Nur sah man an ihrem äußersten Ende zwei Gendarmen auftauchen, welche ihren Umgang in der Ebene gemacht hatten, um die Waffenpässe zu verlangen, und die, ohne das Geschäft zu ahnen, das sie erwartete,


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