Zwanzig Jahre nachher. Александр Дюма

Zwanzig Jahre nachher - Александр Дюма


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doch ich habe Vergessen, Euch zu fragen: wohin führt Ihr mich?«

      »Zu dem Cardinal.«

      »Was will er von mir?«

      »Ich weiß es nichts denn ich wußte nicht einmal, daß ich Euch holen sollte.«

      »Unmöglich! Ihr, ein Günstling?«

      »Ein Günstling ich!« rief d’Artagnan. »Ah! mein armer Graf, ich bin mehr Gascogner Junker, als da ich Euch vor zweiundzwanzig Jahren in Meung sah, wißt Ihr noch? Ach! ach!« und ein schwerer Seufzer endigte diesen Satz.

      »Doch Ihr kommt mit einem Befehle.«

      »Weil ich mich zufällig im Vorzimmer befand, und sich der Cardinal an mich wandte, wie er sich an jeden Andern gewendet hatte; aber ich bin immer noch Lieutenant bei den Musketieren, und dies bin ich, wenn ich richtig zähle, seit ungefähr ein und zwanzig Jahren.«

      »Es ist Euch doch kein Unglück widerfahren, und das ist schon viel.«

      »Welches Unglück sollte mir widerfahren? Irgend ein lateinischer Vers, den ich vergessen oder vielmehr nie recht gewußt habe, sagt: der Blitz treffe die Thäler nicht, und ich bin ein Thal, mein lieber Rochefort, und zwar eines von den tiefsten.«

      »Mazarin ist also immer noch Mazarin?«

      »Mehr als je, mein Lieber; man sagt, er sei mit der Königin verheirathet.«

      »Verheirathet!«

      »Ist er nicht ihr Gemahl, so ist er sicherlich ihr Geliebter.«

      »Einem Buckingham widerstehen und einem Mazarin nachgeben!«

      »So sind die Frauen,« versetzte d’Artagnan philosophisch.

      »Die Frauen wohl, aber die Königinnen!«

      »Ei, mein Gott, in dieser Hinsicht sind die Königin zweimal Frauen.«

      »Und Herr von Beaufort ist immer noch im Gefängniß?«

      »Immer noch, warum?«

      »Da er mir wohl wollte, so hätte er mich aus der schlimmen Geschichte ziehen können.«

      »Ihr seid ohne Zweifel der Freiheit näher, als er; also werdet Ihr ihn aus dem Unglück ziehen.«

      »Und wie steht es mit dem Krieg?«

      »Man wird haben.«

      »Mit Spanien?«

      »Nein, mit Paris.«

      »Man wollt Ihr damit sagen?«

      »Hört Ihr die Flintenschüsse?«

      »Ja, nun?«

      »Es sind Bürger, welche in Erwartung eines Aufstandes feuern.«

      »Glaubt Ihr man konnte etwas aus den Bürgern machen?«

      »Gewiß, sie versprechen etwas; und wenn sie einen Führer hätten, der aus allen Gruppen eine Masse machen würde … .«

      »Es ist ein Unglück, nicht frei zu sein.«

      »Ei, mein Gott, verzweifelt doch nicht. Wenn Mazarin Euch holen läßt, so geschieht es einfach, weil er Euch braucht, und wenn er Euch braucht, nun, so mache ich Euch mein Compliment. Es ist lange her, daß Niemand meiner mehr bedurft hat; Ihr seht auch, wie weit ich es gebracht habe.«

      »Beklagt Euch doch, ich rathe es Euch!«

      »Hört, Rochefort, einen Vertrag …«

      »Welchen?«

      »Ihr wißt, daß wir gute Freunde sind.«

      »Bei Gott, ich trage die Mahle Eurer Freundschaft an mir: drei Degenstiche! …«

      »Nun wohl, wenn Ihr wieder in Gunst kommt, vergeßt mich nicht.«

      »So wahr ich Rochefort heiße, aber unter der Bedingung der Gegenseitigkeit.

      »Abgemachte hier ist meine Hand.«

      »Die erste Gelegenheit also, die Ihr findet, um von mir zu sprechen …«

      »Ich spreche von Euch: und Ihr?«

      »Ebenso.«

      »Und soll ich auch von Euren Freunden sprechen?«

      »Von welchen Freunden?«

      »Von Athos, Porthos und Aramis. Habt Ihr sie denn vergessen?«

      »Beinahe.«

      »Was ist aus ihnen geworden?«

      »Ich Weiß es nicht.«

      »Wirklich?«

      »Ah! mein Gott ja, wir haben uns verlassen, wie Ihr wißt; Sie leben, das ist Alles, was ich von ihnen sagen kann. Von Zeit zu Zeit erhalte ich mittelbar Nachrichten von ihnen; aber der Teufel soll mich holen, wenn Ich weiß, in welchem Winkel der Erde sie sich aufhalten. Nein auf Ehre! ich habe nur noch Euch zum Freund, Rochefort.«

      »Und der Herrliche, wie nanntet Ihr doch den Burschen, den ich zum Sergenten im Regiment Piemout machte?«

      »Planchet.«

      »Ja, so ist es, der herrliche Planchet; was ist aus ihm geworden?«

      »Er hat einen Zuckerbäckerladen in der Rue des Lombards geheirathet. Der Bursche war stets ein großer Freund von Süßigkeiten. Er ist nun Bürger von Paris Und treibt in diesem Augenblick wohl ohne Zweifel Aufruhr. Ihr werdet sehen, er ist Schöppe, ehe ich Kapiteln bin.«

      »Auf! mein lieber d’Artagnan, wenn man ganz unten am Rade ist, so dreht sich das Rad und hebt einen empor. Vielleicht verändert sich Euer Schicksal noch diesen Abend.«

      »Amen,« sprach d’Artagnan, den Wagen anhaltend.

      »Wer macht Ihr?« fragte Rochefort.

      »Wir sind bald an Ort und Stelle, und man soll nicht sehen, daß ich aus Eurem Wagen aussteige. Wir kennen uns nicht.«

      »Ihr habt Recht, Adieu.«

      »Auf Wiedersehen. Erinnert Euch Eures Versprechens.«

      D’Artagnan stieg wieder zu Pferde und setzte sich an die Spitze der Escorte.

      Fünf Minuten nachher gelangte man in den Hof des Palais Royal.

      D’Artagnan führte den Gefangenen über die große Treppe und ließ ihn durch das Vorzimmer und den Corridor gehen. Vor der Thüre des Cabinets von Mazarin angelangt, war er eben im Begriffe, sich melden zu lassen, als Rochefort die Hand auf seine Schulter legte und lächelnd zu ihm sagte:

      »D’Artagnan, soll ich Euch Eines sagen, woran ich den ganzen Weg entlang dachte, als ich die Gruppen von Bürgern sah, durch die wir fuhren und die Euch und Eure vier Leute mit flammenden Augen betrachteten?«

      »Sprecht,« antwortete d’Artagnan.

      »Ich durfte nur um Hilfe rufen, um Euch und Eure Escorte in Stücke hauen zu lassen, und dann wäre ich frei.«

      »Warum habt Ihr es nicht gethan?«

      »Geht doch! Geschworene Freundschaft! Aber wenn mich ein Anderer, als Ihr, geführt hätte, so sage ich nicht …«

      D’Artagnan neigte das Haupt.

      »Sollte Rochefort besser geworden sein, als ich?« sprach er zu sich selbst, und er ließ sich bei dem Minister melden.

      »Laßt Herrn von Rochefort eintreten,« rief mit ungeduldigem Tone Mazarin, sobald er diese zwei Namen gehört hatte, und bittet Herrn d’Artagnan zu warten; ich bin noch nicht mit ihm fertig.«

      Diese Worte machten d’Artagnan ganz heiter. Lange Zeit hatte, wie er selbst bemerkte, Niemand seiner bedurft, und diese Aufforderung von Mazarin erschien ihm als ein glückliches Vorzeichen. Was Rochefort betrifft, so brachte dieselbe auf diesen keine andere Wirkung hervor, als daß sie ihm völlige Fassung verlieh. Er trat in das Cabinet ein und fand Mazarin am Tische sitzend in seiner gewöhnlichen Tracht, d. h. als Monsignore, was ungefähr das Gewand der Abbés jener Zeit war, ausgenommen, daß er violette Strümpfe und einen violetten Mantel trug.

      Die Thüren schlossen sich wieder. Rochefort betrachtete Mazarin aus einem Winkel


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