Liebe und andere Unwägbarkeiten des Lebens. Zsolt Majsai

Liebe und andere Unwägbarkeiten des Lebens - Zsolt Majsai


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      "Das ist Cola", erklärte er grinsend.

      "Ach ne, echt jetzt?"

      "Steht zumindest drauf."

      "Tatsächlich. Und was soll ich damit?"

      "Trinken."

      "Trinken? Nö, ich entscheide selbst, was ich trinke."

      "Auch gut, dann trinke ich es selbst." Das tat er auch, mit einer liebenswerten Unbekümmertheit. Gefiel mir dann doch wieder, irgendwie. Du erinnerst dich, liebes Tagebuch, zu der Zeit war ich oft mürrisch, arrogant und meist auch nicht so redselig. Mit der Schule war ich durch und arbeitete seit kurzem bei meinem Vater. Das förderte meine gute Laune nicht unbedingt. Na ja, andere Geschichte.

      Es kam, wie es kommen musste. Wir landeten im Bett. In seinem. Er wohnte in South Village, nicht so weit weg vom Trainingscenter. Der Sex war geil. Er trainierte Karate zwar erst seit einem halben Jahr, aber er trieb schon lange Sport und war fit wie sonstwas. Das ließ den Sex zu Leistungssport werden, aber mir gefiel es. Hart und schweißtreibend. Laut und dreckig. Wie Sex manchmal eben auch sein muss. Greg war als Sexpartner ein Traum.

      Und das war es leider auch schon, wie ich viel zu schnell feststellen musste. Reden? Energieverschwendung. Lesen? Man könnte ja was erfahren. Filme? Klar, jederzeit! Wenn keinen Porno, dann Splatter. Liebes Tagebuch, ich bin echt nicht prüde, und ich habe kein Problem, Blut zu sehen, und wenn Köpfe fliegen, ist das eben so. Ich meine, diesen Sommer habe ich Dinge gesehen, real life, da kommt kein Splatterfilm mit. Aber ständig?

      Immerhin, der Sex war dann wieder so gut, dass ich zwei Monate bei ihm blieb. Ich glaube, vorher hatte ich nie eine so lange Beziehung. Wenn überhaupt. Aber dann, nach zwei Monaten, war mir eines morgens klar: Heute werde ich zum letzten Mal zu ihm gehen, ihm seinen Schlüssel geben und wieder gehen. Kein Sex, denn sonst werde ich wieder schwach. Vielleicht. So war der Plan.

      Die Umsetzung sah dann etwas anders aus. Er fand meine Ankündigung überhaupt nicht gut. Tobte rum, schrie, weinte. Wollte wissen, warum, ob ich einen anderen hätte. Kopfschüttelnd ging ich Richtung Tür. Er holte mich ein, als ich die Hand auf die Klinke legte, riss mich herum und drückte mich gegen die Tür.

      "Einen letzten Fick wenigstens!" Er wusste genau, dass ich danach bleiben würde.

      "Ich sagte doch, es ist vorbei!"

      "Nein, ist es nicht! Es ist vorbei, wenn ich sage, dass es vorbei ist! Kapierst du das?"

      "Sag mal, spinnst du? Du glaubst doch nicht ernsthaft, dass du mir was zu befehlen hast!"

      "Ach, so läuft das also. Jetzt verstehe ich. Die feine Dame hat einen Schwanz gesucht. Dafür war ich gut, ein Ficker, ein Hengst. Hä? Ist doch so, oder?"

      "Du bist bescheuert. Und jetzt lass mich gehen."

      "Vergiss es. Ich ficke dich. Hier an der Tür. Los, nimm ihn in den Mund!" Er packte mit einer Hand meine Haare, mit der anderen öffnete er seine Hose. Ich war für einen Moment ganz starr. Nicht vor Schreck, aber ich konnte nicht fassen, dass er tatsächlich versuchte, mich zum Sex zu zwingen. Als er an meinen Haaren zog, kam ich wieder zu mir und stieß ihn wütend zurück.

      "Hast du den Verstand total verloren? Idiot! Niemand zwingt mich zum Sex! Niemand, verstehst du!"

      Er gab mir eine Ohrfeige. Mein Kopf stieß gegen die Tür. Ich starrte ihn fassungslos an. "Kapierst du jetzt endlich, du blöde Schlampe? Und jetzt blas mir einen, verdammte Scheiße!"

      Stattdessen trat ich ihm in die Eier. Nach sieben Jahren Training wusste ich genau, wie ich die Kraft dosieren musste, damit es ihm wirklich richtig beschissen weh tat, ohne dass er bleibende Schäden davontrug. Er klappte regelrecht zusammen. Ich riss ihn an seinen Haaren hoch und verpasste ihm einen Faustschlag gegen das Kinn. Er fiel hintenüber auf das Bett und blieb gekrümmt liegen.

      "Du dämliches Arschloch", keuchte ich. "Du kannst froh sein, dass ich dir keine Zähne ausschlage! Und eins sage ich dir: Wenn du jemals wieder versuchst, mich zu etwas zu zwingen, was ich nicht will, bringe ich dich um! Ist das klar?" Ich wartete keine Antwort ab, er war nicht in der Lage, irgendeinen artikulierten Ton rauszubringen.

      Ich war ganz schön geladen und beschloss, dass ich einen Drink brauchte. Oder zwei. In der Nähe war ein Pub, fast direkt davor sogar noch ein Parkplatz frei. Das Lokal war altmodisch eingerichtet und verwinkelt, nicht besonders hell. Aber das war mir egal. Eigentlich passte es ja hervorragend zu meiner Stimmung.

      Ich setzte mich also an die Bar und bestellte einen Scotch. Der Wirt musterte mich. Ich warf ihm meinen Ausweis hin. Nach einem Blick darauf reichte er ihn mir zurück und machte den Drink fertig. Ich trank ihn langsam und starrte ins Nichts. Wie konnte ich nur so dämlich sein. Als hätte ich noch nie erlebt, wie irrational Jungs reagieren, wenn frau genug hat von ihnen. Ich betastete meinen Hinterkopf, wo mir so ein Prachtexemplar in der Schule mal eine Platzwunde besorgt hatte. Wieso glauben diese Idioten, sie hätten Anspruch auf alles, wenn sie mal die Muschi kriegen?

      "Das sieht aber düster aus."

      Ich betrachtete den Typen, der das gesagt hatte. Er saß links von mir am Ende der Theke. Vor ihm stand ein halbvolles Bierglas. Und er war mit Sicherheit älter als mein Vater.

      "Was?"

      "Ihr Gesicht. Ihre Stimmung. Das Lokal."

      "Das Lokal war vorher schon so."

      Er schüttelte den Kopf. "Die Lichter sind ausgegangen, als Sie reinkamen."

      Ich musste jetzt doch grinsen. "Gibt solche Tage."

      "Viel zu oft."

      Jetzt musterte ich ihn etwas genauer. Wie alt mochte er sein? Mitte 50. Sein gegerbtes Gesicht wirkte sympathisch. Soweit erkennbar, hatte er warme braune Augen. Anscheinend wirkte meine Musterung einladend, denn er nahm sein Glas und setzte sich neben mich.

      "Mein Name ist Phil."

      "Fiona."

      "Ein schöner Name. Er bedeutet, die Helle, Blonde. Passt ja."

      Ich holte eine Zigarette hervor, er gab mir Feuer und zündete sich auch eine an. "Warum sitzt du hier?"

      "Und du?"

      Ich zuckte die Achseln. "Habe gerade mit meinem Freund Schluss gemacht, und er versuchte, mich zu vergewaltigen."

      "Shit. Willst du nicht zur Polizei gehen?"

      Ich lächelte leicht. "Ich sagte, er versuchte. In ein paar Tagen wird er vielleicht ohne Schmerzen pissen können. Vielleicht."

      "Das klingt, als wärst du richtig gefährlich."

      "Kampfkunst. Seit ich Kind bin. Und was machst du?" Ich blies den Rauch aus und beobachtete ihn dabei, wie er sich verflüchtigte. Wie Greg aus meinem Leben. Irgendwie ein schöner Gedanke inzwischen.

      "Ich bin Rentner."

      "Oh ... so alt siehst du gar nicht."

      Er lachte, und das ließ ihn richtig jung wirken. Langsam gefiel er mir. "Ich bin 55. Kann meinen Beruf nicht mehr ausüben. Ich war Polizist."

      "Polizist. So, so."

      "Hast du ein Problem damit?"

      "Nein. Aber ich kenne nicht viele. Muss ich jetzt aufpassen, was ich so von mir gebe?"

      Er zuckte die Achseln. "Bin ja keiner mehr. Und du?"

      "Eine Fangfrage?"

      "Neugierde."

      Ich fand das klasse, wie wir uns verstanden. Wir redeten noch eine Weile miteinander, über alles Mögliche. Als er sich verabschieden wollte, bot ich ihm an, ihn nach Hause zu fahren.

      "Wie viel hast du getrunken?"

      "Oh, der Polizist ist doch noch da."

      Nach kurzem Zögern winkte er ab. "Ich jage ihn zum Teufel."

      Wir gingen zum Wagen, den er nachdenklich musterte. "Deiner oder geliehen?"

      "Meiner."


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