Liebe und andere Unwägbarkeiten des Lebens. Zsolt Majsai
sein. Aber damals war er ganz neu. Eins der wenigen Dinge, die ich mir von meinem Geld gönnte. Dank meines Vaters war ich allergisch gegen Luxus.
Er wohnte nicht weit entfernt, aber Richtung Zentrum, in einer besseren Gegend als Greg. Ich parkte und stellte den Motor ab. Wäre er ausgestiegen, hätte es mir viel Schmerz erspart - und viel Schönes. Aber er stieg nicht aus, noch nicht. Wir schauten uns an, auch ohne Worte war uns klar, dass wir dabei waren, eine Dummheit zu begehen - und das sehr gerne. Ich küsste ihn, vorsichtig, fragend. Er erwiderte den Kuss, ungläubig und vorsichtig.
Das Haus, in dem er wohnte, war alt, die Decken hoch, die Dielen knarrten an manchen Stellen. Geschmackvoll die Einrichtung, nicht protzig, aber auch nicht billig.
"Du lebst allein", stellte ich fest, während ich im Wohnzimmer vor der CD-Sammlung stehen blieb.
"Sieht man das so schnell?", erkundigte er sich amüsiert.
"Es ist ordentlich, aber nicht, wie es bei einer Frau ordentlich wäre. Klar, nüchtern."
"Ja, das stimmt. Möchtest du was trinken?"
Ich drehte mich um. Er stand in der Tür und wirkte unsicher.
"Nein."
"Was essen?"
"Nein."
Ich zog die Bluse aus, trat aus den Schuhen, dann schob ich die Jeans und den Schlüpfer runter. Mehr hatte ich nicht an. Nackt ging ich zu ihm und küsste ihn, diesmal nicht so vorsichtig und schon mal gar nicht fragend. Der Sex war weder akrobatisch noch dreckig, dafür intensiv und berauschend. Er fing auf dem Boden an und endete in seinem Bett. Ich blieb danach einfach liegen, auch als er aufstand, um Abendessen zu machen. Bald duftete es nach irgendwas Leckerem in der ganzen Wohnung. Ich schloss die Augen und lächelte.
Er hatte das Wohnzimmer mit Kerzen dekoriert und den Tisch eingedeckt. Es sah aus wie in der Werbung für ein 5-Sterne-Restaurant. Ich merkte, wie auf einmal mein Gesicht nass war.
"Habe ich was falsch gemacht?", fragte Phil erschrocken.
Ich schüttelte den Kopf. "Gar nichts. Alles richtig gemacht." Ich küsste ihn, dann wischte er meine Tränen ab. Wir aßen schweigend, doch es war ein schönes Schweigen. Wir schauten uns dabei gegenseitig an. Ab und zu glitt sein Blick nach unten und ruhte auf meinen nackten Brüsten, doch es war nichts Aufdringliches dabei.
Nach dem Essen tranken wir Wein, im Bett. Zwischendurch.
Liebes Tagebuch, ich konnte es selbst nicht glauben, aber ich hatte mich so was von verliebt, in einen Mann, der fast dreimal so alt war wie ich. Und auch für ihn war es mehr als nur eine Romanze, das konnte ich spüren. Sein ganzes Verhalten bewies es. Ich verbrachte nicht jede Nacht bei ihm, aber viele. Nach zwei Wochen gab er mir einen Wohnungsschlüssel. Ich zögerte nur kurz, dann nahm ich ihn und hielt dabei seine Hand fest.
"Danke."
Immer wenn ich kam, war die Wohnung eine einzige Kerzenausstellung. Jeder Raum, wirklich jeder. Selbst das Bad. Das Bad war sowieso ein besonderer Ort. Nur in Ausnahmefällen begannen wir nicht in der Badewanne mit einem betörenden Schaumbad. Er wusste bald sehr genau, wie er mich an den Rand des süßen Wahnsinns bringen konnte. Und ich ihn.
Meinen Eltern erzählte ich nichts. Wahrscheinlich dachten sie, ich würde immer noch regelmäßig zu Greg gehen. Und das war mir auch recht so. Phil war meins. Er war verwitwet, schon seit ein paar Jahren. Einen erwachsenen Sohn hatte er, der aber in London lebte. Ich schaute mir die Bilder von ihm an und dachte, dass er schon mit dem Studium fertig war und seit langem arbeitete. Und es war mir egal.
Liebes Tagebuch, du ahnst es schon, oder? Ich werde bald James heiraten. Es durfte nicht sein, das zwischen Phil und mir. Irgendwer war einfach dagegen. Und ich verstand auf einmal, was es bedeutet, wenn Träume wie Seifenblasen zerplatzen.
Eigentlich war es ein schöner Tag. Relativ kühl, aber sonnig. In einem Monat würde es den ersten Schnee geben, aber noch war es nicht soweit. Ich war nach der Arbeit einkaufen gefahren und lief mit der vollen Einkaufstasche die Treppe hoch. Auf den Champagner freute ich mich ganz besonders. Und natürlich auf die Küsse und Berührungen von Phil.
Schon von der Wohnungstür überkam mich ein ungutes Gefühl. Zum ersten Mal roch ich keinen Kerzenduft, obwohl wir verabredet waren und ich nicht zu früh kam. Mein Atem stockte. Was hatte das zu bedeuten? Unmöglich, dass er es vergessen hatte. Ich schloss nervös die Tür auf und trat ein. Die Tasche abstellend, machte ich die Tür wieder zu und trat vor. "Phil! Bist du da?"
Keine Antwort.
Ich begann zu zittern.
"Phil! Was ist passiert?"
Immer noch nichts. Ich ging ins Wohnzimmer. Es war aufgeräumt, aber sonst wie an einem normalen Tag. Keine Kerzen, kein gedeckter Tisch, keine leise Musik.
"Phil!", schrie ich.
Im Badezimmer standen zwei Dutzend Kerzen, nicht angezündet. Sie bildeten nicht einmal einen Halbkreis. Die restlichen Kerzen lagen auf dem Boden zerstreut. Vermutlich war die Kiste, in denen sie sich befanden, wenn ich nicht da war, umgefallen, als Phil stürzte. Ich registrierte das wie in Trance, als ich zu Phil trat und mich hinhockte.
Seine Augen starrten mich an. Sie starrten zur Tür. Sein Körper war seltsam verdreht, als wäre er unter Schmerzen gestorben. Er schien unverletzt zu sein, die rechte Hand umklammerte die linke Brust. Ich versuchte seine Augen zu schließen, doch sie gingen immer wieder auf und starrten mich an.
Ich weinte nicht. Da nicht. Auch nicht, als Notarzt und Polizei schon da waren. Ich saß im Wohnzimmer auf dem Sofa, in eine warme Decke gehüllt, und starrte irgendwohin. Ich weiß nicht mehr, was ich sah. Wahrscheinlich nichts. Ich fühlte mich einfach nur leer, unendlich leer.
Der Notarzt bestätigte, dass er an einem Herzinfarkt gestorben war.
"Sind Sie seine Tochter?", fragte einer der Polizisten.
"Wie ... was ...? Nein, ich ... Wir haben uns geliebt. Wir liebten uns."
"Das ... das tut mir leid." Es war ihm hochgradig peinlich, das nahm ich entfernt wahr.
Ich beantwortete die Fragen, so gut ich konnte, und hinterließ meine Daten. Danach durfte ich gehen. Man fragte, ob ich nach Hause gefahren werden möchte, aber ich schüttelte den Kopf. Zu Hause war so ziemlich der letzte Ort, wo ich jetzt hinwollte.
Ich besorgte mir mehrere Flaschen Whisky und fuhr zu einem billigen, aber sauberen Hotel und nahm ein Zimmer. Ich weiß nicht mehr genau, wie lange ich dort blieb. Zwei oder drei Tage, und in diesen Tagen trank ich alle Flaschen leer. Ich weinte und kotzte abwechselnd, stundenlang. Keine Ahnung, was die anderen Gäste dachten, und es war mir auch egal.
Irgendwann wurde ich wach und lag neben dem bett, nackt, stinkend, vollgekotzt. Draußen war es dunkel. Ich erhob mich stöhnend. Die Flaschen waren alle leer, genau wie ich. Nichts ging mehr. Keine Tränen, keine Gefühle. Ich war einfach nur leer. Ich duschte, zog mich an und fuhr nach Hause.
Auf der Fahrt fasste ich den Entschluss, mich niemals wieder zu verlieben.
Daran habe ich mich gehalten, bis zu der einen Nacht, als ich von Leslie erfuhr, dass ihr Vater schon seit sieben Jahren in mich verliebt war. Und in ein paar Tagen werde ich ihn heiraten.
Ich liebe ihn. Ich liebe ihn so sehr, dass es schon wehtut. Auch, aber nicht nur, weil ich an Phil denken muss.
Tja, liebes Tagebuch, jetzt weißt du es. Das Leben ist halt wirklich ein seltsames Spiel.
Hundeschule (2003)
„Die Hundeschule ist eine Schule für die Menschen.“
Ich betrachte den Typen, der das gesagt hat und aussieht wie Chuck Norris, bevor er sich auf einer Mission verliert. Also, nicht ganz. Er ist angezogen wie Chuck Norris, aber eigentlich sieht er aus wie eine Kreuzung aus Ben Stiller und Sylvester Stallone nach einem verlorenen Boxkampf.
Dann betrachte ich Danny, der neben mir sitzt, natürlich angeleint,