Der Himmel. Randy Alcorn

Der Himmel - Randy Alcorn


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dem Tod unser Bewusstsein?

      »Denn der Staub muss wieder zur Erde kommen, wie er gewesen ist, und der Geist wieder zu Gott, der ihn gegeben hat« (Prediger 12,7; Luther). Beim Sterben geht der menschliche Geist entweder in den Himmel oder in die Hölle. Jesus hat Lazarus und den reichen Mann unmittelbar nach ihrem Tod im Himmel beziehungsweise in der Hölle als bei vollem Bewusstsein beschrieben (Lukas 16,22-31). Jesus versprach dem Verbrecher am Kreuz: »Heute noch wirst du mit mir im Paradies sein« (Lukas 23,43). Der Apostel Paulus sagt, dass Sterben bedeutet, bei Jesus zu sein (Philipper 1,23), und dass wir beim Herrn sind, wenn wir unseren Körper verlassen (2. Korinther 5,8). Es wird beschrieben, dass Märtyrer nach ihrem Tod im Himmel Gott anrufen und ihn bitten, Gerechtigkeit auf die Erde zu bringen (Offenbarung 6,9-11).

      Aus diesen Stellen geht eindeutig hervor, dass es nichts gibt, das man »Seelenschlaf« nennen kann, und auch keine lange Zeit der Bewusstlosigkeit zwischen dem Leben auf der Erde und dem Leben im Himmel. Der Ausdruck »entschlafen«, der in manchen Bibelübersetzungen in 1. Thessalonicher 4,13 und ähnlichen Stellen gebraucht wird, ist ein beschönigender Ausdruck für den Tod, mit dem das Aussehen des Körpers beschrieben wird. Unser Körper »schläft« bis zur Auferstehung, während unser Geist zu einer bewussten Existenz in den Himmel gebracht wird (Daniel 12,2-3 nach Luther; 2. Korinther 5,8). Einige Stellen aus dem Alten Testament (z. B. Prediger 9,5) sprechen über den äußeren Anschein und drücken nicht die Fülle der neutestamentlichen Offenbarung über die sofortige Versetzung an einen anderen Ort und das Bewusstsein nach dem Tod aus.

      Wenn wir sterben, wird unser Glaube gerichtet werden. Der Ausgang dieses Gerichts bestimmt, ob wir in den Zwischenhimmel oder in die Zwischenhölle kommen. Wenn wir den Sühnetod von Christus für uns angenommen haben, werden wir in den Himmel kommen.

      Ist der Zwischenhimmel Teil unseres Universums oder eines anderen?

      Der gegenwärtige Himmel ist normalerweise für diejenigen unsichtbar, die auf der Erde leben. Wer Schwierigkeiten hat zu glauben, dass es tatsächlich einen unsichtbaren Bereich gibt, sollte sich mit den bahnbrechenden Forschungen der String-Theorie befassen. Unter anderem behaupten Wissenschaftler in Yale, Princeton und Stanford, dass es zehn unsichtbare Dimensionen und wahrscheinlich eine unendliche Zahl nicht wahrnehmbarer Welträume gibt.3 Wenn führende Wissenschaftler an etwas Derartiges glauben, sehe ich keinen Grund, weshalb sich jemand schämen sollte, weil er an eine einzige nicht wahrnehmbare Dimension glaubt, einen Bereich, in dem sich die Engel, der Himmel und die Hölle befinden.

      Die Bibel sagt uns, dass manche Menschen einen Blick in den Himmel werfen dürfen. Als Stephanus wegen seines Glaubens an Christus gesteinigt wurde, schaute er in den Himmel: »Stephanus, vom Heiligen Geist erfüllt, blickte unverwandt zum Himmel hinauf, wo er die Herrlichkeit Gottes sah, und er sah Jesus auf dem Ehrenplatz zur Rechten Gottes stehen. Er sagte zu ihnen: ›Schaut doch, ich sehe den Himmel offen und den Menschensohn auf dem Ehrenplatz zur Rechten Gottes stehen‹« (Apostelgeschichte 7,55-56).

      Wayne Grudem weist darauf hin, dass Stephanus »nicht bloß Symbole eines Seinszustandes gesehen hat. Seine Augen wurden vielmehr geöffnet, sodass sie die geistliche Dimension der Wirklichkeit sehen konnten, die Gott uns im Hier und Jetzt verborgen hält. Eine Dimension, die tatsächlich in unserem Raum/Zeit-Universum existiert und in der Jesus jetzt in seinem auferstandenen Körper lebt und darauf wartet, auf die Erde zurückzukehren.«4

      Ich stimme Grudem zu, wenn er sagt, dass der Zwischenhimmel ein Raum/Zeit-Universum ist. Vielleicht hat er mit seiner Annahme Recht, dass der Zwischenhimmel Teil unseres eigenen Universums ist, vielleicht liegt er aber auch in einem anderen Universum. Jedenfalls scheint es wahrscheinlich, dass Gott nicht einfach eine Vision für Stephanus geschaffen hat, um den Himmel gegenständlich aussehen zu lassen.

      Der Prophet Elisa bat Gott, seinen Diener Gehasi einen Blick in den unsichtbaren Bereich werfen zu lassen. Er betete: »›Herr, öffne ihm die Augen, dass er sehe!‹ Da öffnete der Herr dem Diener die Augen und er sah, und siehe, da war der Berg voll feuriger Rosse und Wagen um Elisa her« (2. Könige 6,17; Luther). Man kann zu der Überzeugung gelangen, dass diese Pferde und Wagen (mit Engeln als Kriegern) neben uns in unserem Universum existieren, dass wir aber normalerweise blind für sie sind. Oder sie können sich auch in einem Universum neben dem unseren befinden, das eine Verbindung zu unserem Universum hat.

      KAPITEL 6

      Denn der Eingang in die größere Welt ist breit und sicher, und diejenigen, die auf die Enge und Beschwerlichkeit zurückblicken, von der sie befreit wurden, kommen aus dem Staunen nicht mehr heraus, wenn sie fröhlich und unsterblich in diese weiten Räume aufgenommen werden.

       Amy Carmichael

      Nachdem ein Missionar eines meiner Bücher gelesen hatte, schrieb er mir. Er war zutiefst beunruhigt darüber, dass ich denke, der Himmel ist ein gegenständlicher Ort. Obwohl ich ihm bei unserem Briefwechsel zahlreiche Bibelstellen nannte, konnte ich ihn nicht überzeugen. Er hatte bisher gelernt, dass der Himmel »geistlich« und deshalb nicht gegenständlich ist.

      Es berührte mich nicht so sehr, dass er glaubte, der Zwischenhimmel sei nicht gegenständlich, sondern vielmehr, dass er davon überzeugt schien, der Himmel wäre weniger heilig, wenn er gegenständlich wäre.

      Die gegenständliche neue Erde wird unser endgültiger Wohnort sein, doch wir sollten nicht erstaunt sein, wenn Gott uns bis dahin einen Warteplatz zuweist, der auch gegenständlich ist. Wenn der jetzige Himmel, also der Zwischenhimmel, ein Ort ist, in dem Gott, Engel und Menschen leben, ist es sinnvoll, dass der Himmel an die Menschen angepasst wird, weil Gott keine Anpassung nötig hat. Wir wissen, dass Engel in einer gegenständlichen Welt existieren können, weil sie nicht nur im Himmel, sondern auch in unserer Welt leben. In der Tat nehmen Engel manchmal, vielleicht sogar oft, Menschengestalt an (Hebräer 13,2).

      Warum widerstrebt uns der Gedanke, dass der Himmel gegenständlich sein könnte, so sehr? Die Antwort liegt meiner Meinung nach in dem unbiblischen Glauben, dass der geistliche Bereich gut und die materielle Welt schlecht ist, eine Anschauung, die ich Christoplatonismus nenne.

      Plato, der griechische Philosoph, glaubte, dass materielle Dinge, einschließlich des menschlichen Körpers und der Erde, schlecht sind, während immaterielle Dinge, wie die Seele und der Himmel, gut sind. Diese Anschauung wird Platonismus genannt. Die christliche Gemeinde, die unter anderem aufgrund der Lehren von Philo (etwa 20 v. Chr.-50 n. Chr.) und Origenes (185-254 n. Chr.) stark vom Platonismus beeinflusst wurde, machte sich die »geistliche« Auffassung zu Eigen, dass es dem menschlichen Geist ohne Körper besser geht und dass der Himmel ein körperloser Zustand ist.

      Der Christoplatonismus wirkt sich verheerend aus auf unsere Fähigkeit, zu verstehen was die Bibel über den Himmel sagt, insbesondere über den ewigen Himmel, die neue Erde. Ein gestandener Christ sagte mir einmal: »Der Gedanke, einen Körper zu haben, zu essen und an einem irdischen Ort zu sein …, das klingt einfach so ungeistlich.« Wenn wir, und sei es nur unbewusst, glauben, dass der Körper, die Erde und materielle Dinge ungeistlich, ja sogar schlecht sind, dann werden wir unvermeidlich jede biblische Offenbarung über die leibliche Auferstehung oder die gegenständlichen Eigenschaften der neuen Erde ablehnen oder im übertragenen Sinne deuten. Genau das ist in den meisten christlichen Gemeinden geschehen, und vor allem anderen liegt darin der Grund dafür, dass wir mit einer biblischen Lehre vom Himmel nicht zurechtkommen.

      In Hebräer 12,22 lesen wir, dass das neue Jerusalem, das auf die neue Erde heruntergebracht wird, zurzeit im Zwischenhimmel ist. Wenn wir wissen, dass das neue Jerusalem gegenständlich auf der neuen Erde sein wird, und wenn wir auch wissen, dass es sich jetzt im Zwischenhimmel befindet, dann können wir folgern, dass das neue Jerusalem zurzeit ein gegenständlicher Ort ist. Warum sollte es nicht so sein? Wenn wir nicht von der Annahme ausgehen, dass der Himmel nicht gegenständlich sein kann, dann müssen wir uns davon überzeugen lassen, dass er in der Tat gegenständlich ist.

      Haben Menschen im Zwischenhimmel einen vorläufigen Körper?

      Anders als Gott und die Engel, die ihrem Wesen nach Geist sind (Johannes 4,24; Hebräer 1,14), sind


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