Leni Behrendt Staffel 2 – Liebesroman. Leni Behrendt

Leni Behrendt Staffel 2 – Liebesroman - Leni Behrendt


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      »Also! Nimm unseren Schutzengel mit, ich brauche ihn nicht mehr.«

      Damit schob er sie kurzerhand über die Schwelle, schloß die Tür auf – und atmete tief auf, ganz tief. Dann trollte er zu der lieben, guten Tante Irene, um sich von ihr verhätscheln zu lassen.

      Und Elonie stand da. Den Rücken gegen die Tür gelehnt, den Kopf gesenkt. Dicke Tränen liefen über das blasse Gesichtchen.

      So stand sie da und wartete, bis eine Männerstimme sprach, so zärtlich, so weich, so aus herzzitternder Tiefe heraus: »Nun komm schon her, du törichtes Kind. Wie kann man nur vor dem Mann Angst haben, den man liebt. Oder täusche ich mich da?«

      Da hob sich der flimmernde Kopf, und langsam strahlten die Augen auf, an deren Wimpern Tränen hingen. Die Füße setzten sich Schritt um Schritt, und dann war sie erst mal für eine Weile in seinen Armen verschwunden. Zwei Lippenpaare fanden sich wieder und immer wieder, zwei heiße Herzen klopften zusammen in beseligendem Schlag. Das alte und immer wieder neue Lied der Liebe sang in ihren Herzen.

      Als der Mann das bezaubernde Geschöpf endlich aus seinen Armen ließ, senkte sich sein Blick in die strahlenden Augen hinein.

      »Na, du Närrchen, war es denn wirklich so furchtbar schwer, deinem Mann zu zeigen, daß du ihn liebst.«

      »Ach, Died, du warst so kalt und unnahbar.«

      »Nun hör mal zu, Elo«, sagte er tiefernst, sich dabei setzend und sie auf seine Knie ziehend. »Ich habe dich aus Liebe geheiratet – aber es wäre dir gelungen, diese Liebe in meinem Herzen zu töten, wenn du so geblieben wärest, als Tante Beate dich mit sich nahm. Du verstehst doch, was ich meine?«

      »Ja, Died«, nickte sie, das glühende Gesicht gegen seinen Hals pressend. »Died, bitte, verzeih mir doch.«

      »Elo, nicht wieder weinen«, sagte er zärtlich, hob das Gesichtchen zu sich auf und küßte zart die purzelnden Tränen fort. »Es ist alles gut zwischen uns – viel besser, als es jemals war. Als ich dich heiratete, warst du ein entzückendes Spielzeug, jetzt aber bist du eine Frau von bezaubernder Süße. Du mußt so bleiben, dann bin ich unaussprechlich glücklich.«

      »Ja, Died, ich bleib’ so«, versicherte sie eifrig. »Ich kann ja gar nicht mehr anders sein, seitdem ich aus meinem Irrsinn erwachte. Und dazu haben mir die guten Norbers verholfen und später Tante Irene. Sie haben mich zu dem gemacht, was ich heute bin. Du wirst dich nie mehr über mich zu beklagen haben, Died. Willst du mir das glauben?«

      »Ja, Elo.«

      »Ich danke dir. Died, du hast mich ja heute sehr beschämt. Wenn du nachts mit einer Frau unterwegs gewesen wärest... Ach, mein Gott, Died, ich verdiene deine Liebe ja gar nicht. Du mißtrautest nicht, du fragtest nicht, du nahmst mich einfach in die Arme. Ich bin ja so glücklich!«

      Die Augen strahlten, der Mund lachte, und überwältigt von ihrem Zauber drückte der Mann das betörende Menschenkind fest an das hart schlagende Herz!

      *

      »Sag mal, Tante Irene, dauert das immer so lange, bis zwei törichte Herzen vernünftig werden?« brummte der ungeduldige Frank, und sie lachte.

      »Was meinst du wohl, was die sich alles zu sagen haben.«

      »Aber so viel Liebesworte gibt es doch gar nicht.«

      »Es werden ja nicht alles nur Liebesworte sein.«

      »Na, dann macht doch der ganze Kram keinen Spaß. Ah, da sind sie ja endlich. Süße, du strahlst ja wie ein ganzer Weihnachtsbaum, da ist wohl jeder Kommentar überflüssig. Bekomm’ ich auch einen Kuß ab von all dem verschwenderischen Überfluß?«

      »Wofür denn?«

      »Daß ich dich so gut beschützt und dem Herrn Gemahl in die Arme gelegt habe.«

      Man lachte herzlich über den Schalk, dem der Übermut nur so aus den Augen sprühte. Er war es auch, der auf den Gedanken kam, einen guten Tropfen zu trinken. Als die Gläser guten Klang gaben, sagte Irene lachend:

      »Einen tiefen Schluck auf euren Glauben an die Mainacht. Denn es ist Mai, und heute ist sogar Sonntag. Laßt es in euern Herzen fortan immer Sonntag sein«, setzte sie ernst hinzu. »Laßt sie nie mehr töricht werden.«

      Nein, das wurden sie nicht mehr, sie blieben in tiefer Liebe verbunden, die ihre Krönung erhielt, als sich im Februar ein kleiner Knabe ins Leben schrie. Die Taufe wurde ein glänzendes Fest, an dem selbst die Eltern Franks nicht fehlten. Er selbst war noch der alte fidele Junge, der mit seinem unwiderstehlichen Charme die Mädchen rebellisch machte. Doch sein Herz war immer noch ein Bienenhaus.

      Jetzt stand die Sippe treu vereint um den Täufling, der im Kinderzimmer auf dem Tisch lag und sie alle zutraulich anlachte. Es war natürlich das schönste und klügste Kind der Welt – wie könnte es auch anders sein. Selbst der gute Onkel Fritz mit seinen kritischen Arztaugen mußte das zugeben.

      »Ist schon ein Prachtkerlchen«, sagte er überzeugt und besah sich schmunzelnd das kleine Menschenwunder. »Ein ganzer Brendor.«

      »Möchte ich mir auch ausgebeten haben«, warf sich der Onkel aus Kanada stolz in die Brust, ein blonder Hüne, dem die Gemütlichkeit sozusagen aus allen Nähten lugte. Genauso wie seiner rundlichen Gattin, die doch so gern lachte. »Wir Brendors sind eben Rasse und Klasse.«

      »Aber Elo ähnelt er auch«, sagte Birgit, das kleine Halbonkelchen verliebt betrachtend. »Denn so strahlen können nur ihre Augen.«

      »Laß mal sehen!« Frank trat hinzu, das Bürschchen so unbeholfen hochhebend, daß die liebe »Omi« Irene dagegen protestierte.

      »Schlingel, halt ein!« rief sie lachend. »Unser Butzi ist doch nicht ein junger Hund!«

      Ein Stichwort für »Hurtig«, sich bemerkbar zu machen, der sich zu einem Prachtexemplar ausgewachsen hatte. Mit einem Satz war er auf dem Tisch, von dem Beate ihn schleunigst herunterholte.

      »Jetzt aber Feierabend!« rief sie in ihrer resoluten Art. »Ab mit euch, ihr übermütige Bande! Das Kerlchen muß zu Bett gebracht werden.«

      Damit schob sie alle hinaus und schloß hinter sich die Tür.

      Jetzt waren die jungen Eltern allein, die mit strahlenden Augen auf ihren Sprößling schauten. Sie war so bezaubernd, die kleine Mama, daß der Gatte sie beseligt ans Herz zog.

      »Glücklich?« fragte er in die leuchtenden Augen hinein.

      »Unaussprechlich. Wie sollte es auch anders sein mit so einem Mann und so einem Sohn.«

      Da jauchzte das Kerlchen auf – und lachend sahen die Eltern sich an. Die einst so törichten Herzen knüpfte jetzt ein unzerreißbares, festes Band.

Stranddistel

      Es war im November und das passende Wetter dazu – nämlich eines, wo der Bauer nicht einmal seinen Hund hinausjagt, wie es im Volksmund heißt.

      Zwar regnete es nicht Bindfäden vom grauverhangenen Himmel, es nieselte nur; aber gerade dieses haarfeine Nieseln hat es bekanntlich in sich, es dringt auf die Dauer durch den dichtesten Wettermantel.

      Also drang es auch durch den des Mannes, der die Endstation der Straßenbahn verließ und raschen Schrittes eine nur mäßig beleuchtete Straße entlangging, möglichst die blanken Pfützen vermeidend, die sich auf dem ausgetretenen Pflaster gebildet hatten. Trotzdem wurden seine Füße naß, die Kleider unter dem Mantel unangenehm feucht.

      Nachdem der Mann wohl zehn Minuten gegangen war, hörte nicht nur das Pflaster auf, sondern auch die karge Straßenbeleuchtung. Der Weg, den er rechts einschlug, war sehr dunkel und schlecht gehalten, obwohl zu beiden Seiten Häuser standen.

      Am letzten Haus verhielt der Mann den raschen Schritt, öffnete eine Pforte, die im Staketenzaun eingelassen war, überquerte den kurzen Fliesengang und stand nun vor dem Haus, in dem er wohnte.

      Durch die Fenster im Parterre schimmerte Licht mit traulichem


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