Heimatkinder Staffel 2 – Heimatroman. Kathrin Singer

Heimatkinder Staffel 2 – Heimatroman - Kathrin Singer


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haben Sie Ihre Sache aber sehr gut gemacht. Alle Achtung! Meine Bewunderung, Durchlaucht.«

      »Sie haben sich alles ganz genau angeschaut, nicht wahr? Sind Sie vielleicht von der Zeitung?«

      »Bewahre! Nein, ich bin als Privatmann hier. So, es ist Ihnen also aufgefallen, dass ich zu Ihren ausdauerndsten Bewunderern zählte, Hoheit?«

      »Hm – Sie waren nicht zu übersehen.«

      »Erstaunlich! In der Menge.«

      Bettina musterte ihren Tänzer mit schräg geneigtem Kopf. Er sah aus der Nähe noch hinreißender aus.

      »Was möchten Sie denn nun gerne hören?«, fragte sie belustigt und mit blitzenden Augen.

      »Aus Ihrem Munde – alles!«

      »Ach nein! Zum Beispiel, dass man einen Charakterkopf wie den Ihren auch in der Masse unmöglich übersehen kann?«

      »Ich nehme an, es lag eher daran, dass ich einen halben Charakterkopf größer bin als die meisten!«

      »Immerhin, Sie sehen nicht so aus, wie man sich den durchschnittlichen Besucher eines Heideblütenfestes vorstellt. Wieso sind Sie hier, zudem noch so ausdauernd, viele Stunden lang.«

      »Einzig und allein, um die neue Heidekönigin kennenzulernen!«

      »Ach nein, wie aufregend!« Bettina musterte ihn ironisch. Er schien zu den gutaussehenden Draufgängern zu gehören, die sich ihrer Wirkung auf Mädchen und Frauen voll bewusst sind und erwarten, dass ihnen eine jede zu Füßen sinkt. Diese Sorte von Männern hatte Bettina nie gemocht.

      »Ich glaubte schon, all die seriösen Herren würden Sie überhaupt nicht mehr freigeben. – Aber gestatten Sie, dass ich mich erst einmal vorstelle.«

      »Ich gestatte.«

      »Danke, Hoheit. Mein Name ist Warner. Ulrich Warner. Und ich schätze mich überglücklich, nun doch noch die Bekanntschaft der Königin Bettina gemacht zu haben, die als die schönste und zauberhafteste Heideblüten-Durchlaucht eingehen wird.«

      Ein Alarmsignal zuckte in Bettina auf.

      »Brechen Sie sich bloß keine Verzierungen ab, Herr Warner.«

      »Mitnichten. Leider bin ich kein Dichter, sodass mir die passenden Worte fehlen. Sie haben sich vielleicht gewundert, dass ich Ihnen auf Schritt und Tritt folgte.«

      »Allerdings.«

      »Ich konnte mich von Ihrem Anblick einfach nicht losreißen. So etwas ist mir noch nie im Leben passiert, das dürfen Sie mir glauben. Ich war einfach hingerissen.«

      »Erzählen Sie das allen Mädchen, die Sie gern kennenlernen möchten?«

      Er schüttelte den Kopf und sagte irgendetwas, das Bettina nicht verstand, denn die Musiker gerieten gerade in Ekstase.

      Ulrich Warner neigte sich zu ihr.

      Seine Lippen berührten ihr lose rieselndes Haar.

      Widerstreitende Gefühle erfüllten Bettina. Einerseits faszinierte sie dieser Mann, andererseits fühlte sie ganz deutlich, dass irgendetwas nicht stimmte. Er hatte einfach zu viel Leinwand gesetzt. Segelte mit zu hoher Geschwindigkeit.

      »Ich glaube, ich habe mich in Sie verliebt, Bettina«, flüsterte Ulrich Warner ihr ins Ohr.

      Sie zuckte zusammen. Nicht vor Glück.

      Vor Enttäuschung.

      »Sie sind nicht besonders anspruchsvoll, wie?«, spöttelte sie.

      »Nicht anspruchsvoll? Haben Sie eine Ahnung! Wenn man sich in ein Mädchen wie Sie verl…«

      »Sie wiederholen sich«, schnitt Bettina ihm das Wort ab. »Ich meinte, Sie können unmöglich anspruchsvoll sein, wenn Sie jedes Gefühlchen gleich unter Verliebtheit einordnen.«

      Er sah ihr eindringlich in die Augen. »Glauben Sie denn nicht an die Liebe auf den ersten Blick?«

      »Fällt Ihnen nichts Originelleres ein?«

      »Hier ist es so stickig und so laut … Könnten wir nicht einen Moment hinausgehen?«

      Bettina lachte auf, halb amüsiert, halb bitter. »Ich habe nichts dagegen. Die Luft ist hier wirklich zum Schneiden.«

      Sie schoben sich durch das Menschengewimmel aus dem Festzeit. Kühle Luft wehte ihnen entgegen. Am Himmel funkelten bereits die Sterne.

      Ein paar Augenblicke lang hatte Bettina das Gefühl, auf Wolken zu schweben. Doch dann bemerkte sie im ungewissen Schein der Laternen, die rings um das Zelt brannten, wie viele Blicke ihr Begleiter auf sich zog. Ein Herzensbrecher? Ein Frauenheld? Sein forsches Benehmen deutete darauf hin.

      Schade, jammerschade. Ein kleiner Seufzer setzte den Schlusspunkt hinter diese Gedanken.

      Ulrich Warner führte sie über den Platz, dem nahen Wäldchen zu. Schon bald begegnete ihnen keine Menschenseele mehr. Die Musik war nur noch eine ferne Untermalung zum Rauschen der Bäume. Sie hatten während der ganzen Zeit kein einziges Wort gesprochen.

      »Bettina, ich glaube seit heute an Liebe auf den ersten Blick«, hörte sie den Mann leise sagen. Seine Hand spannte sich warm und zärtlich um ihren Unterarm.

      Die Versuchung wurde groß, übergroß … Die Versuchung, sich einfach fallen zu lassen.

      Nur den schönen Augenblick festzuhalten.

      Nicht an das Morgen zu denken.

      »Bettina, ich glaube, Sie sind für mich die Frau fürs Leben …«

      »Wie bitte?« Fassungslos starrte sie ihn an. Sein Gesicht war nur ein Schemen im mondfahlen Dunkel.

      Er wirkte plötzlich irritiert und verlegen.

      »Vielleicht ist es verfrüht, darüber zu reden, aber ich könnte mir vorstellen, dass Sie und ich, dass wir …« Er stockte, offenbar über seine eigene Vorwitzigkeit erschrocken.

      »Gehen Sie immer so scharf ran?«, fragte Bettina ärgerlich.

      »Entschuldigen Sie, aber …«

      »Gehen Sie immer gleich aufs Ganze? Bei mir ist da ja keine Gefahr, ich weiß, worauf Sie hinaus wollen. Aber wenn ich mir vorstelle, dass es Mädchen gibt, die Ihre schönen Worte für bare Münze nehmen – nein, das finde ich – gelinde gesagt – ein bisschen schäbig.«

      »Sie irren sich, wenn Sie glauben, dass ich eine Masche abziehe. Ich meine es ernst!«

      »Das ist ja lächerlich!«

      »Durchaus nicht … Wie soll ich es Ihnen nur erklären …«

      »Ach, hören Sie doch auf mit dem Unsinn!« Abrupt wandte Bettina sich ab und eilte den Weg zurück.

      Mit ein paar langen Sätzen hatte der Mann sie eingeholt. Er stellte sich vor sie. »Warten Sie doch. Geben Sie mir eine Chance.«

      »Wieso ausgerechnet ich?«

      »Weil Sie …, weil Sie mir vom Schicksal bestimmt sind!«

      »Meine Güte! Fällt Ihnen wirklich nichts Besseres ein? Lassen Sie mich!«

      Sie wollte an ihm vorübereilen, doch jäh packte er sie, umklammerte ihre Oberarme und versuchte sie zu küssen.

      Da sah Bettina rot. Sie hatte diesen überheblichen Burschen also genau richtig eingeschätzt!

      Mit einer wütenden Bewegung machte sie ihren rechten Arm frei, holte weit aus und versetzte diesem zudringlichen Menschen, diesem unverschämten Kerl eine Ohrfeige, die sich gewaschen hatte.

      War es die Wucht des Schlages? War es der Überraschungseffekt? Ulrich Warner taumelte zurück, dass er um ein Haar gestolpert und gefallen wäre.

      Bettina aber raffte ihren Rock, und mit wehenden hellen Haaren geisterte sie durch das Mondlicht wie eine unirdische Erscheinung. Sie kehrte nicht mehr in den Trubel des Festes zurück. Im großen


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