Geliebt und Glücklich. Barbara Cartland

Geliebt und Glücklich - Barbara Cartland


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keine Reisen mehr gab, als sie sich im Manor niedergelassen hatten, da waren ihre Eltern glücklich und zufrieden gewesen, wenn sie zusammen im Garten saßen oder im Arbeitszimmer gemeinsam lasen.

      Bei Tisch war viel gelacht worden, und ehe Gilda alt genug gewesen war, um zum Abendessen nach unten zu gehen, hatte sie oft oben an der Treppe dem Stimmengemurmel aus dem Eßzimmer gelauscht, daran erinnerte sie sich noch gut.

      Später war dann Musik aus dem Wohnzimmer erklungen. Ihre Mutter hatte alte Lieder gespielt, die ihr Vater so gern hörte, und dazu gesungen.

      »Sie waren glücklich«, sagte sich Gilda, »und das sollte sich Heloise wünschen, nicht nur materielle Dinge.«

      Doch gleichzeitig war ihr klar, ihre Schwester würde nie zuhören, wenn sie versuchen sollte, ihr dies begreiflich zu machen. Und sie bezweifelte, ob sie sie überhaupt verstehen würde.

      Heloise hatte sich immer Luxus gewünscht, sich nach all den Dingen gesehnt, die man kaufen konnte.

      Ihr fiel ein, wie ihre Schwester an ihrem fünfzehnten Geburtstag - sie selbst war gerade dreizehn Jahre alt - mit dem Fuß aufgestampft hatte, weil sie nicht das geschenkt bekommen hatte, was sie sich wünschte.

      »Ich habe Mama um ein neues Kleid gebeten!« rief sie wütend. »Und ich wollte einen mit Pelz besetzten Mantel! Aber alles, was sie mir geschenkt hat, ist dieses Zeug!«

      Bei diesen Worten hatte sie eine hübsche Kappe, die mit blauen Bändern besetzt war, das dazu passende Retikül und ein Paar Satinschuhe durchs Zimmer geschleudert.

      »Aber die Sachen sind doch so hübsch! Und du hast neue Schuhe gebraucht!«

      »Ich wollte aber auch ein neues Kleid und einen neuen Mantel!« hatte Heloise getobt.

      »Ich glaube nicht, daß Mama sich diese Dinge im Augenblick leisten kann«, hatte Gilda ihr erklärt.

      »Nun, dann hätte sie eben irgendetwas verkaufen müssen, um mir das schenken zu können, was ich haben will«, hatte Heloise geantwortet. »Ich finde, Mama ist selbstsüchtig und gemein, und ich hasse diese dummen, langweiligen Geschenke!«

      Gilda war damals entsetzt gewesen, aber es überraschte sie nicht, daß Heloise ihrer Mutter einen Monat später alles, was sie haben wollte, abgeschmeichelt hatte.

      Und die Mutter hatte später zu Gilda gesagt: »Wir werden sparen müssen, Gilda, wegen der Sachen, die ich Louise gekauft habe. Aber sie haben sie so glücklich gemacht, und ich kann wirklich in diesem Winter leicht auf einen neuen Mantel verzichten.«

      Ja, Heloise war schon immer so gewesen, dachte Gilda, als sie jetzt das Omelett ins Eßzimmer trug.

      Obwohl sie nichts weiter zu tun gehabt hatte, als auf das Essen zu warten, hatte Heloise noch nicht einmal das Tischtuch aufgelegt, und während Gilda das jetzt schnell tat, lehnte sich die Schwester bequem im Armstuhl ihres Vaters zurück und betrachtete das Omelett fast verächtlich.

      »Nennst du das etwa ein anständiges Essen?« fragte sie. »Ein Glück, daß ich zugeben muß, wie gut es mir tun wird, die nächsten achtundvierzig Stunden zu fasten. Es ist nämlich schwer, sich in London bei den Mahlzeiten zurückzuhalten.«

      »Ist das Essen so köstlich?«

      Gilda hatte erkannt, daß Heloise bereit war zu schwatzen.

      »Immer, wenn man mit dem Prinz von Wales diniert.«

      »Heißt das, du hast tatsächlich mit ihm zu Abend gegessen?«

      »Ja, hab ich, und ich bin ganz sicher, daß es der Marquis war, der die Einladung arrangiert hat. Der Prinz ist immer neugierig auf jemand Neuen, der noch dazu schön ist, obwohl er sich eigentlich nicht für junge Mädchen interessiert.«

      Sie hielt inne, um ihre Worte auf Gilda wirken zu lassen, dann fuhr sie fort: »Als ich meine Einladung erhielt, war ich natürlich über alle Maßen glücklich.«

      »Davon bin ich überzeugt.«

      »Wir mußten in schrecklicher Eile ein neues Kleid kaufen, denn, wie ich schon zu meiner Patentante sagte, konnte ich unmöglich in den alten Lumpen hingehen, die ich zu der Zeit trug.«

      »War das nicht ziemlich unhöflich, nachdem sie dir die Sachen doch geschenkt hatte?«

      »Überhaupt nicht! Sie hat mir auch zugestimmt«, plauderte Heloise sorglos. »Und dann hat sie mich zum besten Schneider in der Bond Street geschickt. Es hat eine Unmenge Geld gekostet, aber es war die Sache wert, denn der Prinz hat mir Komplimente gemacht, ebenso jeder andere wichtige Mann, der bei dem Dinner anwesend war.«

      »Wurde der Marquis nicht eifersüchtig?«

      Eine Falte erschien auf Heloises kleiner, weißer Stirn.

      »Ich bin mir nicht sicher - und das ist die Wahrheit, Gilda - was er wirklich für mich empfindet.«

      Sie hörte einen Moment auf zu essen.

      »Er ist der anstrengendste Mann, den ich in meinem ganzen Leben kennengelernt habe. Man weiß nie, was er denkt oder fühlt.«

      »Warum willst du ihn dann heiraten?«

      »Stell dich doch nicht so dumm an! Ich habe diese Frage doch schon einmal beantwortet!« brauste Heloise auf.

      »Ja, natürlich ... es tut mir leid«, entschuldigte sich Gilda hastig. »Aber das klingt alles so . . . furchterregend.«

      »Mir macht er keine Angst«, erklärte Heloise. »Er macht mich bloß sehr wütend, er frustriert mich, aber ich werde seinen Ring an meinen Finger bekommen oder bei dem Versuch sterben.«

      »Glaubst du wirklich, du wirst glücklich, wenn du mit einem solchen Mann verheiratet bist? Wenn du dich dann weiterhin über ihn aufregen mußt?«

      Heloise zuckte die Schultern.

      »Dann wird es sowieso zu spät sein, um etwas dagegen zu tun. Du hast ja keine Ahnung, wo du hier so hinterwäldlerisch haust, aber bei den meisten Paaren in der Beau Monde geht jeder seinen eigenen Weg.«

      Gilda sah sie erstaunt an, und Heloise fuhr fort: »Im ersten Jahr werde ich wohl einen Sohn produzieren müssen, der dann den Titel erbt. Aber danach - und dessen bin ich mir sicher - werde ich wohl meine eigenen Freunde haben und der Marquis seine, und keiner von uns wird sich daran stören.«

      Einen Moment herrschte Stille.

      Dann sagte Gilda: »Meinst du damit, er wird . . . Damenbekanntschaften haben?«

      »Natürlich meine ich das. Er müßte ein Mönch oder ein Heiliger sein, um einer einzigen Frau treu zu bleiben, und ich habe die Absicht, meine Bewunderer glücklich zu machen, bis ich wirklich alt bin.«

      Gilda überlegte, wie das wohl zu verstehen war, aber sie war zu nervös, um danach zu fragen.

      Stattdessen nahm sie nun den leeren Teller fort, nachdem Heloise das Omelett gegessen hatte, und sagte: »Ich fürchte, es ist nichts anderes da als Käse.«

      »Ich hasse Käse!« erklärte Heloise trotzig.

      »Ich werde versuchen, heute abend etwas Besseres für dich zu bekommen, und ich werde dir einen Pudding kochen. Magst du immer noch so gern Sirup Torte?«

      »Großer Gott! Ich hatte ganz vergessen, daß es so etwas gibt!« rief Heloise aus. »Aber jetzt erinnere ich mich, daß wir immer Sirup Torte hatten, am nächsten Tag Pflaumenmus und am dritten Rollpudding. Ich kann mir nicht mehr vorstellen, wie wir dieses schreckliche Essen ertragen haben!«

      »Erzähl mir, was du in London ißt«, forderte Gilda sie auf, um das Thema zu wechseln.

      Schon bald erging sich Heloise über die köstlichen Gerichte, die sie in den vornehmen Häusern genossen hatte.

      Gleichzeitig machte sie ihrer Schwester klar, daß die Speisen, die in irgendeinem Haus serviert wurden, dem sie vorstand, alles übertreffen sollten, was sie jemals anderswo bekommen hatte.

      Sie redeten - oder vielmehr - Heloise redete den ganzen


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