Die Vampirschwestern - Das Buch zum Film. Franziska Gehm

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      Der Sarg im Wohnzimmer

      Elvira Tepes stellte die vampwanische Topfpflanze ab und ging glücklich durch ihr neues Heim. Endlich waren sie in Deutschland angekommen, in einem ganz normalen Haus. Alles war nach ihrem Geschmack eingerichtet: die Küche, das Bad, überall diese herrlich sauberen Fußböden. Mit einem Strahlen lief sie ins Wohnzimmer und …

      „Ahhh! Was macht ihr da?“ Elviras gute Laune war im Keller. Dort, wo Mihai eigentlich seinen Sarg hätte abstellen sollen. Stattdessen stand er da, wo normalerweise ein Sofa stehen sollte. Und als wäre das nicht genug, streute Daka überall Heimaterde auf den nagelneuen weißen und superflauschigen Teppich.

      Daka sah nur kurz auf. „Wir verteilen Heimaterde, was denn sonst?“

      Elvira seufzte. „Daka, Mihai, bitte! Wir hatten das doch alles besprochen. Der Sarg kann auf keinen Fall ins Wohnzimmer! Und die Heimaterde sammelt ihr bitte sofort wieder ein!“

      Sie zog ein rotes Katzenklo aus einem der Kartons. „Für die Heimaterde habe ich doch extra das Katzenklo bestellt. Ich weiß ja, dass ihr ohne sie nicht leben könnt. Und in so ein Katzenklo kann man schön die Heimaterde einfüllen, seine Füße reinstellen und auftanken.“

      „Das ist doch ’n Witz …“, brummte Daka.

      Mihai drückte seinen Rücken durch. „Ich stamme aus dem ältesten Vampirgeschlecht der Welt. Ich brauche meine Heimaterde und meinen Sarg – und kein Katzenklo.“

      Elvira reagierte nicht – sie sammelte die Heimaterde ein und versuchte verzweifelt, ihren neuen Wohnzimmerteppich zu retten. Mihai konnte ein Grinsen nicht unterdrücken.

      „Lach nicht!“, herrschte Elvira ihn an. Fehlte nur noch, dass er sie El Virus nannte, was er immer tat, wenn sie wütend war.

      Doch Mihai meinte nur: „Entschuldige, aber wenn du plötzlich die perfekte Hausfrau spielst, muss ich einfach lachen – das ist so … so deutsch!“

      Daka unterdrückte ein Kichern.

      Elvira sprang auf. „Okay, wie ihr wollt. Dann fliegt doch einfach durch die Gegend, werft mit Heimaterde um euch und beißt am besten noch ein paar Menschen. Ihr werdet schon sehen, wo das hinführt. Immerhin gibt es in Deutschland immer noch Vampirjäger.“

      Mihai schüttelte verächtlich den Kopf. „Vampirjäger. So ein Gumox!“

      Elvira deutete mit spitzem Finger auf den Sarg, dann auf Mihais Familienwappen. Es sah aus wie eine Vampirfratze: ein weit aufgerissener Mund, aus dem vier spitze Eckzähne ragten. An den Zähnen klebte Blut. Echtes Blut. Anklagend zeigte Elvira auf den Wohnzimmertisch, wo ein verrosteter Kerzenleuchter mit roten Kerzen stand, der von Spinnweben überzogen war. Dichten Spinnweben. Dann deutete sie auf Mihais Volperfluxi. Ein ausgestopftes transsilvanisches Stacheltier. Sehr tot.

      „So geht das wirklich nicht. Hier haben die Häuser Fenster. Da kann jeder hineinschauen. Das muss ganz nullachtfünfzehn deutsch aussehen. So wie das jetzt hier aussieht, können wir nicht mal Opa Gustav einladen.“

      Das hätte Elvira nicht sagen sollen. Sofort horchte Mihai auf. „Wie bitte? Dein Vater weiß immer noch nicht Bescheid?“

      Elvira schüttelte betreten den Kopf. „Äh, nein. Noch nicht. Oma Rose hat ihm auch nichts gesagt.“

      „Aber das war ausgemacht!“, rief Mihai empört.

      Daka hielt sich sonst gern raus aus den Streitigkeiten ihrer Eltern, aber jetzt verschränkte sie wütend die Arme vor der Brust. „Du tust ja so, als müssten wir uns verstecken! Wieso denn? In Bistrien haben wir doch ganz normal gelebt – auch du als Mensch!“

      „Erstens“, kam Elvira in Fahrt, „Bistrien ist eine unterirdische Vampirstadt. Man lebt in Stalaktitenhöhlen und schläft in Särgen – normal finde ich das nicht. Und zweitens hat mich Mihai immer beschützt. Und drittens sind wir jetzt in Deutschland. Hier kann man nicht mit den letzten Sonnenstrahlen aufstehen und in der Gegend herumfliegen.“

      „Ja und jetzt?“, rief Daka. „Sollen wir uns für immer im Keller verstecken?“

      „Nein, natürlich nicht“, beruhigte Elvira ihre Tochter. „Ihr sollt euch hier wohlfühlen. Deutschland ist unser neues Zuhause! Aber ihr müsst schon auf euch aufpassen.“

      Daka rollte genervt mit den Augen und Mihai fragte scharf: „Und was machen wir mit Opa Gustav?“

      „Opa muss es natürlich wissen. Ich wollte ja schon … aber der richtige Zeitpunkt war einfach noch nicht da. Aber ihr habt recht. Die Heimlichtuerei muss ein Ende haben. Wir sagen es ihm, okay? Gleich, wenn die beiden kommen.“ Elvira ging auf ihren Mann zu, nahm seine Hand und sah ihm tief in die Augen. Dann deutete sie mit ihrem spitzen Finger nach unten. „Aber der Sarg, Schatz, der muss in den Keller! Bitte, ja?“

      „Du meinst es wirklich ernst. Also gut. Aber das Wappen bleibt! Und mein Volperfluxi auch!“, brummelte Mihai. Er konnte seiner Frau einfach keine Bitte abschlagen. Auch nicht, wenn er dafür mitsamt seiner Ehre in den Keller ziehen musste.

      In diesem Moment betrat Silvania das Wohnzimmer. Entsetzt sah sie sich um. „Schlotz zoppo! Was macht denn der Sarg im Wohnzimmer?“

      Daka zeigte nur stumm nach oben. Zeit, die Fliege zu machen.

      Vampire in Bindburg

      Wenig später herrschte wieder Frieden im Haus der Familie Tepes. Oder zumindest davor. Elvira und Mihai standen Arm in Arm vor ihrem neuen Heim. Oma Rose und Opa Gustav waren im Anmarsch.

      „Omaaaa! Opaaaa!“, riefen Daka und Silvania und flogen fast auf ihre Großeltern zu. Tatsächlich konnte Silvania Daka gerade noch daran hindern abzuheben.

      „Goldene Regel Nummer eins: Kein Fliegen bei Tageslicht. Fehlt nur noch, dass du flopst“, zischte Silvania ihr zu.

      Flopsen war eine Art schnelles Rennen. Vampire konnten so superschnell von einem Ort zum anderen gelangen, ohne dass ein menschliches Auge folgen konnte. Aber das funktionierte nur über kurze Entfernungen und war extrem anstrengend. Außerdem lautete die sechste goldene Regel, die ihre Mutter für das Leben unter Menschen aufgestellt hatte: Kein Einsatz übernatürlicher Kräfte – wie zum Beispiel Flopsen.

      Oma Rose tat so, als hätte sie nichts bemerkt, und rief übertrieben laut: „Hallooo, ihr Schnuckelputzelchen!“

      Opa Gustav, der nicht so tun musste, als hätte er nichts bemerkt, weil er nichts bemerkt hatte, fasste seine Enkelinnen an den Schultern und sagte: „Mein Gott, seid ihr groß geworden. Lasst euch anschauen, Mädchen. Na so was, richtige junge Damen.“

      Silvania lächelte unsicher und Daka rollte genervt mit den Augen. In diesem Moment kam Dirk van Kombast mit einer Mülltüte aus seinem Haus. Ein raffinierter Vorwand, um mal wieder nach den neuen Nachbarn zu sehen, wie er fand.

      „Oh, Dirk. Hallo!“, rief Opa Gustav.

      Ungläubig sah Dirk van Kombast Opa Gustav an. „Ach, Sie! Guten Tag, Herr Wagenzink.“

      Während Oma Rose weiterging, hielt Opa Gustav noch ein Schwätzchen mit Dirk van Kombast. Schließlich hatte er 42 Jahre lang in einem Autohaus gearbeitet und wusste, wie man Kontakte pflegte. „Wie geht’s der werten Frau Mama?“

      „Leider keine Änderung“, antwortete Dirk van Kombast bedrückt.

      „Schlimme Sache das …“, sagte Opa Gustav und nickte bedauernd. Dirk van Kombast seufzte und nickte auch.

      „Trotzdem. Gute Besserung“, wünschte Opa Gustav aufmunternd. Herr van Kombast bedankte sich und ging wieder in sein Haus. Kopfschüttelnd flüsterte Opa Gustav den Tepes’ zu: „Tragischer Fall. Das war Dirk van Kombast. Seine Mutter war einst die schönste Frau Bindburgs. Sie sah aus wie ein Engel …“

      Oma Rose räusperte sich – sie war früher schließlich auch nicht von schlechten Engeln gewesen, mit ihren langen rotblonden Haaren. Doch Opa Gustav redete einfach weiter, wenn auch immer leiser: „Doch. Wie ein Engel. Aber eines


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