Dr. Norden Jubiläumsbox 7 – Arztroman. Patricia Vandenberg

Dr. Norden Jubiläumsbox 7 – Arztroman - Patricia Vandenberg


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dachte geraume Zeit nach. »Er muß aber doch eine ziemlich große Ähnlichkeit mit Konni gehabt haben, so daß nur kleine Korrekturen nötig waren«, überlegte sie. »Man kann ein Gesicht nicht so genau nachbilden.«

      »Es kann ja auch sein, daß der ganze Plan dadurch entstand, daß man einen Doppelgänger von Konni fand, der bereit war, mit Maleski diese krummen Geschäfte zu machen. Ich frage mich nur, wer Konni dazu bewegen konnte, diese Reise nach Afrika zu machen.«

      Sie wußten noch so manches nicht, aber am wichtigsten war es für sie, daß sie wieder zusammen waren und alle Zweifel besiegt hatten.

      *

      Am Montag sollte auch für Dr. Norden alles einen Sinn bekommen. Die letzte Novemberwoche begann mit hustenden und schnupfenden Patienten. Feuchter Schnee rieselte vom Himmel und gefror am Boden. Da waren Verkehrsunfälle schon vorprogrammiert und Wendy drückte gleich ihre Hoffnung aus, daß die Praxis diesmal davon verschont bleiben möge.

      Trotz dieses nicht gerade heiter stimmenden Wetters erschien Esther Tomaso schon früh und bestens gelaunt in der Praxis. Sie wolle Dr. Norden nur verkünden, daß es ihr bestens gehe und sich bei ihm bedanken, sagte sie.

      Wofür bedanken, fragte sich Wendy, aber wie Esther nun einmal war, stürmte sie gleich auf Dr. Norden zu, als er aus dem Sprechzimmer kam und umarmte ihn stürmisch. Ihm war so etwas immer fatal, aber irgendwie konnte er ihren strahlenden Augen nicht widerstehen.

      »Herzlichen Glückwunsch zum gestrigen Sieg«, sagte er, um ihre Euphorie zu bremsen.

      »Den habe ich nur Ihnen zu verdanken, weil sie mich zu Karl Heinz geschickt haben.«

      Momentan war er konsterniert. »Wer ist Karl Heinz?« fragte er.

      »Der Wundermasseur Hess, der himmlischste Mann, der mir je begegnet ist, liebster Doktor. Ich schwebe nur noch, es ist ein herrliches Leben. Wie soll ich Ihnen nur danken?«

      Dr. Norden war so fassungslos, daß er nicht wußte, was er sagen sollte. Diese erfolgsverwöhnte, anspruchsvolle junge Frau und der urwüchsige Karl Heinz Hess, das war ein Gespann, wie man es wohl selten erlebte. Aber wie lange?

      »Sie müssen mir versprechen, unser Trauzeuge zu sein, lieber Dr. Norden, und schauen Sie nicht so perplex, mich hat es erwischt. Ich habe meinen Schutzengel und Glücksbringer geschenkt bekommen.«

      Wendy war genauso fassungslos wie er, aber Esther schwebte auf Wolken. Sie schwebte auch wieder hinaus, ohne sich noch länger aufzuhalten. »Ich muß jetzt zu meinem Schatz«, flötete sie.

      »Da legst di nieder und stehst nimmer auf«, murmelte Wendy.

      »Mir fehlen die Worte«, sagte Daniel Norden. Aber dann widmete er sich seinen vergrippten Patienten, bis Anouk und Lennart erschienen. Da war der größte Ansturm vorbei. Zwei Patienten bekamen Bestrahlungen, zwei andere Sauerstoff und drei anderen konnte Wendy die Spritzen verabreichen, die gegen Gelenkschmerzen helfen sollten. Einen Gang zu Karl Heinz Hess, der als Physiotherapeut einen wirklich guten Ruf hatte, wagte er nicht vorzuschlagen, denn wenn eine Esther Tomaso ihn als ihr Herzblatt ernannt hatte, würde er wenig Zeit für andere haben.

      Da wird Fee Augen machen, dachte Daniel, als Anouk und Lennart erschienen.

      »Wir haben ein sehr ernsthaftes Anliegen, Daniel«, sagte Anouk bedächtig. »Hoffentlich haben Sie ein bißchen Zeit.«

      »Ich nehme sie mir. Wie läuft es mit der Therapie?«

      »Sehr gut, wir könnten den Durchbruch geschafft haben, wenn Sie eine Frage bestätigen könnten.«

      »Welche?«

      »Sie kannten doch den früheren Konrad Allwoerden. Wann war er das letzte Mal bei Ihnen?«

      »Bevor er seine Reise nach Afrika, beziehungsweise Madagaskar, antrat. Er wollte wegen einer Erbschaftsangelegenheit dorthin. Mich hat es später sehr gewundert, daß er angeblich Urlaub auf Sizilien machte und dort krank wurde und operiert werden mußte. Ich habe mich erkundigt, aber es ist in keiner Klinik auf Sizilien etwas bekannt von einer Operation an einem Deutschen.«

      »Könnte es möglich sein, daß er sich einer Gesichtsoperation unterzogen hat und dann den Platz des richtigen Konrad Allwoerden einnahm, der jetzt als Lennart van Eicken vor Ihnen sitzt? – Sie sind ja gar nicht überrascht«, fügte sie erstaunt hinzu.

      »Ich habe es vermutet, als ich die Blutanalysen verglichen habe.«

      »Es ist mir aber trotzdem ein gräßlicher Gedanke«, sagte Lennart.

      »Wieso denn das?« staunte Daniel.

      »Darüber rätsele ich auch, aber er sagt immer wieder, daß er Lennart van Eicken bleiben will«, sagte Anouk.

      »Sie haben immer wieder gesagt, daß ich nicht ein echter Allwoerden bin, daß Fred um sein Erbe betrogen wurde«, stieß Lennart plötzlich hervor.

      »Wer ist denn Fred?« fragte Anouk, von diesem plötzlichen Ausbruch überrascht.

      »Er war auch ein Sohn meines Vaters, plötzlich weiß ich es wieder. Ein vorehelicher Sohn, der ihm viel Ärger bereitete. Ich habe ihn nie kennengelernt, aber auf dem Schiff haben sie immer von ihm geredet. Ich habe es gehört, obwohl sie dachten, daß ich bewußtlos bin.« Er legte die Hände vor das Gesicht. »Fred ist der Erbe, der andere muß verschwinden – immer wieder habe ich es gehört. Kann das alles wirklich wahr sein?«

      »Dirk hat dich erkannt, an der Stimme, an den Augen, Lennart, und wenn du Lennart bleiben willst, ist es auch recht. Aber wir dürfen nicht dulden, daß ein Verbrechen ungesühnt bleibt, und es war ein Verbrechen, als sie dich verschwinden lassen wollten.«

      »Anouk hat recht, Lennart«, sagte Daniel.

      »Und wenn er auch betrogen wurde?« sagte Lennart leise.

      Anouk seufzte. Er hat sich in seiner Rolle anscheinend sehr wohl gefühlt. Mitgefühl ist nicht angebracht. Dirk wird jetzt schon bei ihm sein, und wir werden auch hinfahren. Du wirst ihm ins Gesicht sehen, in das Gesicht, das er dir gestohlen hat. Alles andere können wir dann der Polizei überlassen.«

      Lennart sah Daniel hilflos an. »Warum konnte ich mich nicht an Sie erinnern, Sie sehen doch noch genauso aus wie früher«, sagte er.

      »Na also, der Durchbruch ist wirklich geschafft und ich kann nur sagen, daß das Gehirn eines Menschen voller Geheimnisse ist.«

      Und dieser Lennart oder Konrad war ihm das rätselhafteste Wesen, weil er seine alte Identität verleugnen wollte.

      »Ich werde herausfinden, warum ich nicht mehr Allwoerden heißen will«, sagte Lennart, als wolle er Daniel eine Erklärung geben.

      Anouk nickte Daniel verstohlen zu. Sie verstanden sich ohne Worte.

      *

      Dirk war ohne Anmeldung in das Chefbüro gestürmt. Den Weg kannte er, und die Angestellten, die ihn sahen, begriffen gleich, daß da etwas passieren würde.

      Allwoerden saß vor dem Schreibtisch, allein im Raum. »Was soll das, wer sind Sie?« brauste er auf. »Und das war der größte Fehler, den er machen konnte, denn er verriet sich damit.

      »Ich bin Dirk Ambach, aber wer sind Sie?« prasselte auch sofort die erste Frage auf ihn herab, und er duckte sich. Sagen konnte er nichts, was sollte er auch sagen. Nie und nimmer hatte er damit gerechnet, noch mit Dirk Ambach konfrontiert zu werden. Wenn alles so gelaufen wäre, wie es geplant worden war, wäre er jetzt bereits mit Nadine über alle Berge. Seine Kinnlade zitterte, seine Finger umklammerten die Schreibtischplatte, aber er war unfähig, die Schublade aufzuziehen, in der er eine Schußwaffe aufbewahrte. Dirk stand jetzt auch schon dicht vor ihm und schob ihn in einem Sessel ein Stück zurück.

      »Wer sind Sie? Heraus mit der Sprache!« sagte er drohend. »Mich täuscht diese Maske nicht. Konni war mein bester Freund und ist es noch, und Sie werden mir jetzt erzählen, warum Sie ihn aus dem Weg räumen wollten.«

      »Davon kann doch nicht die Rede sein«, kam es jetzt mühsam über die zitternden Lippen


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