Ich schenke dir mein Herz. Barbara Cartland

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sie sagte sich, daß es nicht an ihr war, Neugierde zu zeigen. Passender war es, wenn er sie nach ihrer Herkunft fragte.

      Aber bevor es dazu kam, hielt er vor einem Restaurant am Meer. Es sah typisch französisch aus mit seinen bunten Markisen. Sie traten ein. Die Tische standen in einem Innenhof, in dessen Mitte ein Springbrunnen sprudelte, der eingefaßt war von Blumenbeeten.

      „Wie schön!” rief Melita aus.

      „Ich kann Ihnen versichern, daß das Essen genauso gut ist”, sagte der Comte lächelnd.

      Der Wirt eilte herzu.

      „Bonjour, Monsieur le Comte, darf ich Sie zu Ihrem üblichen Tisch führen?”, grüßte er. „Bonjour, Madame.”

      „Mein Gast, Mademoiselle Cranleigh, ist soeben aus England hier eingetroffen”, erzählte der Comte. „Und dies hier ist das erste Restaurant, das sie besucht, ich hoffe nicht, daß sie enttäuscht wird.”

      „Mais non, Monsieur le Comte! Das ist unmöglich. M’mselle wird das beste Menü bekommen, das sie je gegessen hat.”

      Sie wurden zu einem Tisch in einer Nische geführt. Die Wände waren mit kunstvollen Wandgemälden bemalt. Und der Bougainvillea, der überall wuchs, hatte auch hier mit seinen bunten Blüten alles in ein Farbenmeer verwandelt.

      „Als ich England verließ, war es grau und kalt, und die Novembernebel wehten durch die Straßen”, berichtete Melita nachdenklich.

      Der Comte lächelte sie an. Er legte seinen Hut auf einen leeren Stuhl und stellte Melitas Tasche daneben. Die Tasche hatte sie von ihrer Mutter geerbt. Sie sah sehr wertvoll aus, sie war aus Krokodilleder und hatte ihre Initialen eingeprägt.

      „Was haben Sie darin transportiert?” fragte er. „Die Kronjuwelen?”

      „Nein, nur meine eigenen, Monsieur”, antwortete Melita. „Und die sind praktisch kaum vorhanden.”

      „Aber die wenigen werden dann wahrscheinlich in einer sehr eindrucksvollen Schatulle aufbewahrt.”

      „Es gehörte alles meiner Mutter.”

      „War sie so schön wie Sie?”

      Melita errötete.

      „Das ist eine Frage, die ich nicht beantworten kann.”

      „Sie müssen mir alles über sich erzählen”, forderte der Comte. „Ich bin noch immer überrascht über Ihre Erscheinung. War ich so dumm, daß ich etwas anderes erwartet hatte, oder war Ihre Stiefmutter so gleichgültig Ihnen gegenüber?”

      Melita war erstaunt, daß er so scharfsichtig war.

      „Meine Stiefmutter wollte mich los sein”, erklärte sie leise.

      „Das kann ich gut verstehen”, antwortete der Graf.

      Wieder war sie überrascht, wie schnell er die Situation, ohne zu fragen, erfaßte.

      „Und so hat sie Sie an das andere Ende der Welt geschickt”, sagte er. „Ich war immer überzeugt, daß Martinique von den Göttern bevorzugt würde.”

      „Gibt es auf Martinique Götter?” fragte Melita, die gerne das Thema wechseln wollte, da es ihr peinlich war. „Ich dachte, es gäbe nur Voodoo, das mit den Sklaven aus Afrika hier herübergekommen ist.”

      „Das haben wir auch”, antwortete der Comte. „Sehr viel sogar. Aber ich stelle mir gerne vor, daß die Götter, die auf dem Olymp thronen, auch auf unseren hohen Bergen zu Hause sind. Sie haben kegelförmige Gipfel, und wenn die Wolken niedrig sind, sehen sie sehr geheimnisvoll und aufregend aus.”

      „Darauf bin ich sehr neugierig”, sagte Melita.

      „Ich werde es Ihnen zeigen”, antwortete er.

      Sie blickte ihn über den Tisch hinweg an und bemerkte, daß er ihren Blick festhielt.

      Sie hatte das Gefühl, daß wieder einmal die Welt, in der sie sich bewegte, unwirklich war. Nur war es diesmal kein Alptraum, sondern ein Traum, ein sehr schöner Traum, aus dem sie im Moment gar nicht erwachen wollte.

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