Wyatt Earp Staffel 8 – Western. William Mark D.

Wyatt Earp Staffel 8 – Western - William Mark D.


Скачать книгу

      Die beiden Dodger standen hinten am Corral, und Holliday beobachtete den Marshal von der Seite.

      »Was haben Sie vor?«

      »Ich habe mir die Spuren angesehen. Sie führen zurück nach Norden.«

      »Und?«

      »Wir haben keine Pferde.«

      »Selbst für einen Reiter wären es noch ein paar Stunden gewesen. Wir schaffen es heute nicht mehr.«

      Sie machten sich auf den Weg nach Westen. Für einen Reiter bedeutete ein solcher stundenlanger Marsch durch die Prärie eine ungeheure Schwierigkeit.

      Ein Westmann ist wohl gewohnt, viele Stunden im Sattel zu sitzen, nicht aber zu marschieren.

      Meile um Meile legten die beiden zurück, bis Wyatt auf dem Kamm eines nordwärts verlaufenden Hügelstreifens anhielt und nach Westen in die Savanne hinausdeutete:

      »Da hinten am Horizont fängt das Weideland der H-Ranch an.«

      Von dort allerdings bis zur Ranch selbst waren es noch einige Meilen.

      Der Nachmittag verstrich, und dann kam der Abend.

      Die beiden hatten sich bisher keine größere Pause gegönnt.

      »Ich hatte die Hoffnung, daß wir hier vielleicht jemandem von der Ranch begegnen würden«, meinte Wyatt, als die herannahende Nacht ihre graubraunen Schleier über das Land zu breiten begann.

      Aber nirgends war ein menschliches Wesen zu entdecken.

      Es war dunkel.

      In einer sehr kleinen Bodensenke wurde das Nachtlager aufgeschlagen. Es gab natürlich nichts aufzuschlagen, und von einem Lager konnte auch keine Rede sein.

      Trotz des langen, anstrengenden Marsches vermochte der Marshal nicht einzuschlafen. Sein Kopf schmerzte, und das Erlebnis des Mittags beschäftigte ihn noch zu sehr.

      Sie hatten unterwegs nicht mehr darüber gesprochen. Aber in den Gedanken des Marshals stand unentwegt das Bild der toten jungen Frau.

      Weshalb hatte sie ihr Leben lassen müssen?

      Wer war der Mann auf dem Kutschbock gewesen, der sein Gesicht abgewendet hatte?

      Wer hatte die Poststation zur Zeit des Überfalls geleitet?

      Wer waren die drei Männer am Spieltisch gewesen?

      Viele Fragen – und keine Antwort.

      Der Marshal vermochte sich jedenfalls keine gültige Antwort auf den Überfall überhaupt zu geben.

      Wer war die Frau?

      Hatten die Banditen auf sie gewartet?

      Weshalb war die Frau getötet worden – während man ihn und Doc Holliday nur hinterrücks niedergeschlagen hatte?

      Da bemerkte er, daß der Spieler nach seinen Zigaretten tastete.

      »Sie sind noch wach?«

      »Yeah.«

      Wyatt setzte sich und stützte den Kopf in die Hände.

      Da sagte der Gambler:

      »Ich verstehe das alles nicht. Weshalb haben sie die Frau erschossen?«

      Wyatt wandte dem Freund das Gesicht zu.

      »Darüber habe ich auch nachgedacht.«

      Holliday bückte sich tief an den Boden nieder, riß das Zündholz kurz an und hielt dann die brennende Zigarette ebenfalls aus alter Gewohnheit in Deckung am Boden.

      »Das ist eine höllische Geschichte. Ein paarmal kam es mir schon so vor, als hätte ich den ganzen Schwindel nur geträumt.«

      »Leider aber ist es bittere Wahrheit.«

      »Ich werde die Gesichter der beiden Burschen am Tisch jedenfalls nicht vergessen.«

      Keine Klage über ihre verlorenen Pferde, über die Waffen, die ihnen gestohlen worden waren, keinen Laut über die Schmerzen, die sie plagten.

      Sie dösten schweigend und wachend dem neuen Tag entgegen.

      Als er erste silbergraue Streifen des aufziehenden Tages über den Horizont kroch, stand der Marshal auf.

      Doc Holliday nahm den Hut ab, fuhr sich mit den Fingern der ge­spreizten Hand durchs Haar und erhob sich ebenfalls.

      Wortlos setzten sie ihren Weg fort.

      Erst spät am Vormittag sahen sie die Bauten der Ranch fern am Horizont vor sich auftauchen.

      Wyatt kniff ein Auge ein.

      »Noch anderthalb Stunden, dann haben wir es geschafft.«

      Der Georgier erwiderte nichts. Der Marsch mußte ihn sehr angestrengt haben, da er ganz besonders derartige Strapazen überhaupt nicht gewohnt war. Aber kein Wort darüber kam über seine Lippen.

      Schon nach einer halben Stunde sahen sie einen Reiter von der Ranch her über die Fahrstraße kommen.

      Es war ein Cowboy. Als er der beiden Fußgänger ansichtig wurde, hielt er seinen braunen Wallach an, stützte sich mit dem Ellbogen auf den Sattelknauf und verzog sein Holzapfelgesicht zu einem spöttischen Grinsen.

      Vorsichtshalber hatte er zehn Yard Distanz zwischen sich und den beiden Fremden gelassen.

      »He, ist das das Neueste, zu Fuß durch die Gegend zu laufen?«

      Holliday warf den Kopf hoch.

      »Ja, Brother, wir leiden an Krampfadern, weißt du, da hat uns der Doc diese Kur verschrieben. Viele, viele Meilen zu Fuß, das soll das Übel abstellen.«

      Der Cowboy fletschte die Zähne.

      »Krampfadern?«

      Holliday nickte und entgegnete mit ernster Miene:

      »Krampfadern vor allem. Bei mir sind allerdings noch ein paar faule Zähne dabei und mein Begleiter leidet an Vergeßlichkeit.«

      Jetzt ging dem Cowpuncher ein Licht auf.

      Er feixte und kam dann näher.

      »Wo kommt ihr her?«

      Wyatt wies mit einer vagen Geste hinter sich.

      »Und – wo wollt ihr hin?«

      Der Marshal deutete nach Westen.

      Da grinste der Kuhtreiber und schnäuzte umständlich in ein riesiges Taschentuch.

      »Im Westen ist noch ziemlich viel Platz für Leute ohne Pferde. Ich an eurer Stelle hätte mich etwas weiter südwestlich gewandt.«

      »Was du nicht sagst! Ist das gut gegen Krampfadern?« fragte ihn Holliday ohne die geringste Spur eines Lächelns.

      Der Mann wurde unsicher und kam zu der Ansicht, es hier womöglich mit zwei Geistesgestörten zu tun zu haben.

      »Well, Boys, dann geht mal weiter, es ist doch eine gute Luft hier gegen Krampfadern.«

      Er wollte an den beiden vorbei.

      Wyatt hielt ihn auf.

      »Du gehörst zur Crew von James Heeth?« erkundigte er sich.

      »Doch, gehöre ich.«

      »Ist der Boß daheim?«

      »Nein –«, stotterte der Weidereiter sehr unsicher.

      »Ah, und wo ist er?«

      Der Cowboy grinste dummschlau.

      »So fragt man Leute aus.«

      Holliday legte den Kopf auf die Seite und fragte ihn mit ernsthafter Miene:

      »Hast du etwa auch Krampfadern?«

      Der Cowboy starrte ihn entgeistert an.

      »Ich?«

      »Ich


Скачать книгу