Butler Parker Staffel 2 – Kriminalroman. Günter Dönges
gab sich als geschulter Gastgeber.
Nachdem Claddon einige Drinks serviert hatte, sah er Rander und den Butler abwartend an. Die vierschrötige Bulldogge - anders wirkte Sherman wirklich nicht - fühlte sich als Herr der Situation.
»Sie wollten mich also unbedingt sprechen«, meinte er, »was haben Sie auf Lager?«
»Zuerst möchte ich mir erlauben, meine Mißbilligung Ihnen gegenüber auszudrücken, Mister Sherman, Mister Rander und meine bescheidene Wenigkeit haben es nicht besonders gern, wenn man Sprengladungen an Wagen befestigt, die uns noch nicht einmal gehören. Ganz zu schweigen von der unnötigen Munitionsvergeudung mittels einer Maschinenpistole. Wir fragen uns, warum wir das Mißfallen Ihrer Person erregt haben.«
Sherman hatte alles erwartet, nur das nicht.
Rander schmunzelte in sich hinein. Er hatte nie etwas dagegen, daß sein Butler Unterhaltungen dieser Art eröffnete. Die gewundene und barocke Ausdrucksweise Parkers hatte schon so manchen Menschen ungemein verblüfft und ratlos werden lassen.
Sherman, ein harter Gangster mit mühsam angelernten Manieren, kannte derartige Töne nicht. Selbst Claddon, wesentlich geschliffener und differenzierter denkend, mußte erst einmal schlucken, bis ihm Parkers Worte eingingen.
»Wovon quasseln Sie eigentlich?« fauchte Sherman, nachdem er begriffen hatte. »Können Sie überhaupt beweisen, daß ich...«
»Halten wir uns doch nicht mit den üblichen Mätzchen auf«, schaltete sich Mike Rander ein. »Natürlich können wir nichts beweisen, was nicht heißen soll, daß wir nicht genau wissen. Wir kommen aus einem ganz anderen Grund.«
»Und der wäre?« Sherman sah den Anwalt abwartend an.
»Wir brauchen Angaben über Calderhan«, sagte Rander rund heraus. »Uns interessiert jedes Detail.«
»Soll das’n Witz sein?« erkundigte sich Sherman. »Warum wenden Sie sich nicht an Calderhan selbst? Sie stecken doch unentwegt mit ihm zusammen.«
»Stimmt, Sherman, aber er sagt uns nicht genug.«
»So was hab’ ich noch niemals erlebt«, meinte Sherman und sah seinen Ideenlieferanten Claddon fast hilflos an. »Ist das ein neuer Trick, den Sie ausprobieren? Oder wollen Sie mich auf den Arm nehmen? Ich soll Ihnen Calderhan ans Messer liefern?
»Immer noch besser, bevor er es tut!«
»Seit wann ist man so an mir interessiert«, wollte Sherman ironisch wissen. »Toll, diese Fürsorge!«
»Sie irren sich, Mister Sherman, Sie sind im Augenblick völlig uninteressant«, erklärte Josuah Parker gemessen. »Ich darf Ihnen sagen, daß man Ihnen das Handwerk früher oder später legen wird. Daran ist überhaupt nicht zu zweifeln.«
»Langsam bringen Sie mich auf die Palme«, knurrte Sherman.
»Es geht, um es noch einmal zu wiederholen, ausschließlich um Larry Calderhan«, sagte Josuah Parker, ohne sich aus dem Konzept bringen zu lassen. »Es geht darum, Calderhan daran zu hindern, ungeniert einige Millionen Dollar kassieren zu lassen. Und das ohne Risiko...!«
»Wie bitte?« Tony Sherman stand auf und starrte Parker mißtrauisch an.
»Ich will Ihnen die näheren Umstände erklären«, redete der Butler weiter, »Mister Calderhan ist es gelungen, sich in den Besitz eines Geschosses zu bringen, dessen Sprengsatz aus einer Kernladung besteht. Dieses Geschoß hat er irgendwo in den Staaten versteckt und droht mit einer Zündung, falls ihm die Regierung nicht jede gewünschte Summe zahlt.«
»Toll. Einfach toll.« Shermans Augen glänzten. Er grinste wie ein Satyr. Dann wandte er sich an Claddon und sagt, wütend: »Warum, zum Henker, sind Sie Trottel niemals auf solch einen Gedanken gekommen, he? Überlegen Sie mal, Millionen Dollar!«
»Millionen Dollar, die Calderhan ungeniert einstecken wird. Während Sie sich mühsam durchs Leben schlagen müssen, Mister Sherman!«
»Was passiert, wenn das Ding hochgeht?« fragte Sherman, der sich wieder etwas beruhigt hatte.
»Ist Ihnen bekannt, was damals in Hiroshima passierte?«
»Natürlich!«
»Verdreifachen Sie das, dann wissen Sie ungefähr, was passieren wird.«
»Ein einmaliges Druckmittel«, seufzte Sherman.
»Und das in Calderhans Hand. Unerreichbar für Sie, Mister Sherman.«
»Möglich!«
»Unerreichbar, Mister Sherman«, wiederholte der Butler noch einmal.
»Mister Calderhan, Ihr ehemaliger Konkurrent, wird wie ein Staatsschatz bewacht. Ihm darf nichts passieren, wie Sie sich vorstellen können. Und er wird selbst dann bewacht, wenn er die Erpressungssumme kassiert hat und versucht, irgendwo in der Welt ein neues Leben zu beginnen.«
Sherman verzog unwillkürlich sein Gesicht.
»Mister Calderhan wird Sie natürlich überflügeln«, stichelte Parker sanft und gekonnt weiter, »gegen ihn werden Sie noch nicht einmal eine lokale Größe bleiben. Ja, bei Licht betrachtet, wie es so treffend heißt, hat er das Druckmittel in der Hand, um sich endlich an Ihnen zu rächen.«
»Dazu gehören immer noch zwei Leutchen!«
»Mitnichten, Mister Sherman! Ihre Position ist denkbar schwach, zumal Sie sich bereits den Zorn von Calderhan zugezogen haben. Ich erinnere an das mißglückte Kidnapping, an dem Ihre Leute kaum Schuld hatten.«
»Sie glauben also, ich sollte Calderhan schleunigst in die Pfanne hauen, wie?«
»Ihr Verstand wird Ihnen sagen, was Sie tun müssen.«
»Welche Garantie habe ich, daß mir nichts passiert?«
»Keine, Mister Sherman! Rechnen Sie auch nicht mit irgendeiner Belohnung. In den Augen einer rechtsbewußten Öffentlichkeit und Polizei werden Sie immer das bleiben, was man einen miesen Gangster nennt. Ich hoffe, daß Sie mir diesen Ausdruck verzeihen! Aus reinen, selbstsüchtigen Motiven heraus habe ich mir erlaubt, Ihnen diesen Sachverhalt vorzutragen. Sie müssen wissen, wo Ihr Vorteil liegt.«
»Verdammt, so offen wie Sie hat noch niemand mit mir gesprochen.«
»Ich bin sicher, daß Sie das zu schätzen wissen, Mister Sherman.«
»An dem, was Sie da gesagt haben, ist was dran!«
»Ich bin mir dessen sogar sicher! Auf eine Kurzformel gebracht, würde ich so sagen: Sie liefern uns Details über Calderhan, damit wir ihn so schnell und nachdrücklich wie möglich hinter Gitter bringen können.«
»Moment mal, und wo liegt mein Vorteil?«
»In dem sicheren Gefühl, daß Calderhan eben kein Millionengeschäft machen kann. Mehr ist nicht drin, wie man es in Ihren Kreisen ausdrücken würde.«
Claddon und Sherman sahen sich kurz an.
»Ist wenigstens eine Belohnung ausgesetzt?« fragte Sherman dann.
»Nicht ein einziger Cent«, sagte Mike Rander und schüttelte lächelnd den Kopf. »Sie werden nur die innere Genugtuung haben, daß Sie Calderhan ein Bein stellen konnten.«
»Schön, wir spielen mit«, sagte Sherman. »Sagen wir, in einer Stunde unten in der Stadt, einverstanden? Ich muß erst noch mit Claddon reden!«
»Wir könnten uns im City-Hotel treffen«, schlug Josuah Parker vor. »Ein angenehmes Hotel mit einer passablen Bar und einigermaßen guten Getränken!«
*
»Wenn er hinter Gittern sitzt, ist er nutzlos«, meinte Claddon, nachdem Mike Rander und Josuah Parker gegangen waren. »Haben Sie nicht gemerkt, worauf dieser Parker spekuliert?«
»Natürlich, Claddon«, erwiderte Sherman nachdenklich. »Er hat kein Blatt vor den Mund genommen.«
»Er spekuliert auf Ihren