Butler Parker 142 – Kriminalroman. Günter Dönges

Butler Parker 142 – Kriminalroman - Günter Dönges


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Kathy«, sagte er und reichte ihr die Perücke zurück.

      »Was ist denn schon dabei, Mike?« wollte sie wissen. »Das ist doch nur eine Kriegslist.«

      »Ich käme mir albern vor, Kathy.«

      »Besser albern, als ein tödlicher Schuß«, sagte sie eindringlich, »der Mantel müßte eigentlich passen.«

      »Woher haben Sie die Klamotten, Kathy?«

      »Ich hab’ sie mir ausgeliehen«, gab sie zurück, »ich habe auch ein paar entsprechende Banknoten zurückgelassen.«

      »Ideen haben Sie!« Er zog sich versuchsweise den Trenchcoat über, der ein wenig eng saß, sich aber dennoch tragen ließ.

      »Sehr schön«, bestätigte sie, »und jetzt die Perücke, Mike.«

      »Niemals.« Rander wich zurück.

      »Was ist denn schon dabei, Mike? Es handelt sich doch nur um eine Kriegslist.«

      »Niemals, Kathy. Ich sehe doch schon, daß Sie Lachfältchen bekommen.«

      »Die bilden Sie sich nur ein, Mike. Ich meine es ernst. Warum wollen Sie das Risiko eingehen, angeschossen zu werden?«

      »Und was ist mit Ihnen? Die Warnung war schließlich auch an Sie gerichtet. Wie tarnen denn Sie sich?«

      »Das werden Sie sofort sehen ...« Kathy hielt plötzlich eine weitere Perücke in der Hand, eine silberfarbene, die einem Alptraum glich. Das schulterlange, leicht gekräuselte Haar verlieh der Trägerin ein Aussehen einer aufgedonnerten Bühnenschönheit. Sie hatte diese Perücke nämlich blitzschnell übergestreift und präsentierte sich so dem Anwalt.

      »Scheußlich schön ...« sagte Rander und lachte.

      »Würden Sie mich wiedererkennen, Mike?«

      »Kaum«, räumte er ein, »aber bei Ihnen ist das eben anders, Sie sind schließlich eine Frau. Aber ich kann unmöglich mit einer Perücke herumlaufen. Nein, ausgeschlossen!«

      *

      Auf dem Dach einer Garage saß ein junger Mann, der ein Gewehr in Händen hielt. Er kontrollierte gerade den fachgerechten Sitz eines Schalldämpfers, den er aufgeschraubt hatte. Der Fünfundzwanzigjährige trug Handschuhe und nahm ein schweres Nachtglas hoch. Damit beobachtete er die Hinterfront eines langgestreckten, saalähnlichen Gebäudes.

      Immer dann, wenn eine Eisentür an der Rückseite dieses Bühnenhauses geöffnet wurde, konzentrierte sich der junge Mann auf die Personen, die herauskamen. Er wußte genau, auf wen er zu achten hatte. Man hatte ihm Fotos gezeigt, und er hatte sich zwei bestimmte Gesichter aufmerksam angesehen.

      Das schallgedämpfte Gewehr lag griffbereit neben ihm. An seinem Hals hing ein kleines Funksprechgerät von der Größe zweier Zigarettenpackungen. Im Ohr steckte ein Clip, der ankommende Rufe ans Trommelfell weiterleitete.

      »Achtung«, hörte er eine etwas verzerrt klingende Stimme, »die beiden Objekte haben den Zuschauerraum verlassen ... Aufpassen! Sie werden versuchen, den Hinterausgang zu nehmen.«

      »Alles verstanden«, erwiderte der junge Mann leise und brachte die Lippen dicht an das eingebaute Mikrofon des Funksprechgerätes, »hier kommt keiner durch...«

      Er nahm wieder das Glas hoch, und im selben Moment wurde die Eisentür geöffnet. Für einen Moment erkannte der junge Mann nur zwei dunkle Gestalten, die sich jedoch deutlich gegen den hellen Hintergrund abhoben. Bis sie auf der Eisentreppe waren, die hinunter in den Hinterhof führte, wartete er, dann sah er wesentlich mehr, nämlich die Gesichter der beiden Gestalten.

      Es waren zwei Frauen, die den Garderobentrakt des kleinen Show-Theaters verlassen hatten. Eine von ihnen hatte schulterlanges, silbriges und mit Sicherheit falsches Haar. Die andere Frau war honigblond und trug ein grelles Make-up. Sie bewegte sich geradezu aufreizend in den Hüften und stakste auf hohen Absätzen über das holprige Pflaster des Hinterhofes. Beide Frauen redeten miteinander und gingen zu dem Torweg, der zur anderen Straße führte.

      Der junge Mann verzog abfällig das Gesicht, griff aber nicht nach dem Gewehr. Für ihn war es klar, daß die beiden Frauen im Hinterhof Transvestiten waren, die ihre spezielle Art von Kriegsbemalung angelegt hatten.

      Er setzte das Glas ab und streckte die Beine aus. Er blieb wach und beobachtete die Eisentür. Früher oder später würden die beiden Schnüffler schon auftauchen. Er hoffte, daß sie den Hinterausgang benutzten, denn er wollte liebend gern zum Schuß kommen.

      Die Tür öffnete sich erneut. Der junge Mann riß das Nachtglas hoch und beobachtete die Person. Es handelte sich um einen untersetzten Dicken, der schwerfällig über die Eisentreppe nach unten stieg. Nein, dieser Mann kam nicht in Betracht!

      »Achtung, Achtung«, hörte der Beobachter im Ohrclip dann, »sind die beiden Objekte aufgetaucht?«

      »Nichts«, gab er leise zurück, »die verstecken sich wahrscheinlich in irgendeiner Garderobe. Hier tut sich nichts. Wie sieht es vorn auf der Straße aus?«

      »Nichts«, lautete die etwas verzerrt klingende Antwort, »aber sie werden kommen müssen... Laß’ dich nur nicht ’reinlegen.«

      »Kann mir nicht passieren«, erwiderte der junge Mann, »wenn sie hier ’rauskommen, sind sie geliefert.«

      Er griff wieder nach seinem Nachtglas und versetzte sich in Alarmstimmung. Die Eisentür hatte sich wieder geöffnet. Nacheinander erschienen sechs, acht, zehn Personen, die er alle genau durchmusterte. Die Bühnenshow schien beendet zu sein, die Mitglieder des Ensembles verließen die Garderoben.

      Deshalb konnte es nicht mehr lange dauern. Der junge Mann griff versuchsweise nach seinem Gewehr, um blitzschnell reagieren zu können, sobald seine Opfer auftauchten. Sie hatten keine Chance, dem Gewehrschuß zu entkommen. Ihm würde nicht das passieren, was seinen Freunden jetzt noch im Magen saß, nämlich eine Panne. Hier gab es schließlich keine schußsicheren Panzerglasscheiben ...

      *

      »Die Damen wünschen?« erkundigte sich Butler Parker und musterte die Besucherinnen, die geläutet hatten. Er war ein wenig schockiert, was das Aussehen der Frauen betraf. Eine von ihnen trug eine Art Silberhaar, die andere war superblond.

      »Hallo, Parker«, grüßte die Frau, deren blonde Locken wie eine Löwenmähne aussahen.

      »Mr. Rander!?« Parkers Stimme klang gedehnt.

      »Charleys Tante«, meinte der Anwalt, »wie wär’s denn, wenn Sie uns ’reinlassen würden?«

      »Sofort und umgehend, Sir«, antwortete Josuah Parker und öffnete die Glastür des quadratischen Vorflurs. Er hatte sich bereits wieder voll unter Kontrolle.

      »Sie sind also auch ’reingefallen«, konstatierte der Anwalt, »wo steckt die Hausherrin?«

      »Mylady nimmt noch einen kleinen Imbiß ein«, Parker deutete diskret in Richtung Salon.

      »Dann wollen wir sie überraschen, Kathy, wie?« Die Frau mit dem schulterlangen Silberhaar nickte, um dann mit Mike Rander in den Salon zu gehen. Als sie den Raum betraten, führte die ältere Dame gerade eine gefüllte Gabel zum Mund. Agatha Simpson schaute hoch, nahm die beiden Frauen wahr und ... hielt die Gabel in der Schwebe.

      »Wie... Wie kommen Sie denn hier herein?« fragte sie endlich.

      »Ihr Butler hat uns ’reingelassen«, antwortete Kathy Porter mit verstellter Stimme.

      »Mr. Parker?« Die Lady kniff die Augen zusammen und schüttelte verständnislos den Kopf.

      »Wie geht es, Lady Simpson?« erkundigte sich Mike Rander mit normaler Stimme.

      »Du lieber Himmel... Mike?« fragte sie und musterte dann ihre Gesellschafterin, »Kathy, sind Sie es?«

      »Wie finden Sie unsere Maske?« fragte Kathy Porter und nahm endlich die Silberhaar-Perücke ab.

      »Umwerfend«, gestand Lady Agatha, »Sie wirken direkt sexy, Mike.«

      »Finde


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