THE BLACK - Der Tod aus der Tiefe. Paul E. Cooley
der Wogen gegen das Metall klatschten. Mit diesem Geräusch verband er eine Art Hassliebe. Es machte ihn schläfrig; heute Nacht kam ihm das allerdings äußerst gelegen.
Den Kern zu entnehmen war leicht vonstattengegangen. Aber wie Shawna gesagt hatte, stimmte die Topografie des Grabenbettes nicht mehr. Calhoun nahm noch einen Zug und kaute am Ende der Zigarre; eine leichte Brise wehte ihm den Qualm aus den Augen.
»Was zum Henker könnte das verursachen?«, fragte er ins Dunkel hinein. Es ergab einfach keinerlei Sinn. Am Morgen würde er anfangen im Internet nachforschen. Wenngleich er sicher war, dass Shawna dies bereits tat, musste sie sich in der Früh ganz auf die Probe konzentrieren. Nach einer vierzehnstündigen Schlammanalyse und der Sichtung von Bohrdaten hatte sie sich vollkommen ausgezehrt; sie war praktisch beim Abendessen eingeschlafen.
Calhoun schmunzelte. Vor einer Stunde war Catfish in seiner Entschlossenheit endlich eingeknickt, woraufhin er sich mit dem Bauch voller grüner Chilischoten und Sodbrennen aufs Ohr gehauen hatte. Der Techniker legte eine rigorose Arbeitsmoral an den Tag, doch auch jemand wie er musste irgendwann schlafen – früher oder später.
Während die Crew das Rohr eingeholt hatte, war JP gemeinsam mit einem anderen Taucher im Zodiac hinausgefahren, um die AUVs zurückzubringen. Alle fünf waren aufgetaucht, lange bevor man das Gestänge wieder hochgezogen hatte. Dieses Mal gab Zicke keinen Grund zur Klage; mittlerweile hingen die schweren Stahlroboter an ihren Stationen und wurden für ihren nächsten Einsatz aufgeladen.
Da die Arbeit an ihrer ersten Bohrstelle nun beendet war, würden die Fahrzeuge in den kommenden Tagen nur wenig zu tun haben. Calhoun jedoch sah voraus, dass Catfish Zicke abermals auf Herz und Nieren prüfen würde, indem er eine weitere topografische Untersuchung durchführen würde. Morgen musste er dann mit ihm alle Videos, Sensorberichte und Fehlersuchläufe der AUVs durchgehen, während Shawna die Kernprobe analysierte. Das würde ein verdammt langer Tag werden!
Er stieß noch eine Wolke Qualm aus; der Wind drehte, sodass der Qualm in seinen Augen brannte. Er nahm die Zigarre mit seinen dicken, kräftigen Fingern aus dem Mund, während er sich eine Träne abwischte. Elender Ozean, aber auf ihn war stets Verlass.
Als Calhoun ein Stück Tabakblatt ausspuckte, flatterte es im Wind, ehe es über die Brüstung ins Meer geweht wurde. Im Salzwasser würde es sich in Sekundenbruchteilen auflösen; auch darauf konnte man sich verlassen.
Vraebel hatte sich beim Abendessen nicht blicken lassen. Calhoun nahm an, der Aufseher der Anlage habe sich entweder hingelegt, sobald das Gestänge wieder oben war, oder sitze noch immer auf der Brücke. Sollte Letzteres der Fall sein, würde dieser unangenehme Mensch morgen früh bestimmt einen ordentlichen Hänger haben.
Thomas wusste nicht so genau, ob er selber überhaupt Ruhe finden würde. Anhand des Kerns sollte sich herausstellen, ob die Testbohrung ein Volltreffer oder eine Niete gewesen war. Wenn sie Pech hatten, mussten sie es weiter überall versuchen, wo ein Fund in Aussicht stand, bis sie auf Öl stießen oder durch höhere Gewalt zurückgepfiffen wurden. PPE hatte Unsummen für die beste Fördermannschaft überhaupt ausgegeben, und die Führungsetage könnte ungehalten werden, wenn man keinen fetten Coup landete – besonders nachdem Calhoun und Shawna ihnen versichert hatten, dass es hier Öl gebe.
Entdeckungen wie diese waren selten, und die Suchergebnisse deuteten darauf hin, dass etwas unter dem Meeresboden lag. Da Reservoirs fast genauso aussahen wie Grundwasserschichten, zeigten sich beim Durchdringen des Gesteins mit seismischen und magnetischen Sensoren ausgehöhlte Bereiche, doch auch solche Vorstöße in die Tiefe der Erde hatten ihre Grenzen.
Die Bohrung war mühelos erfolgt, wenn man es genau nahm, vielleicht sogar ein bisschen zu einfach. Und die Druckkammer, die sie geöffnet hatten? Die Leitung wäre dabei fast geflutet worden. Laut der Analyse des Schlicks handelte es sich bei der Flüssigkeit in der Tat um Öl, doch Harobin wurde nicht müde, etwas von seltsamen Partikeln zu faseln. Sie hatten mehr als genug zusammengetragen, um Sigler eine gründliche Auswertung zu ermöglichen. Das Fass mit ihrer Probe, die ans Labor in Houston gehen sollte, stand bereit zum Verladen – vorausgesetzt natürlich, dass dies überhaupt noch einen Zweck hatte.
Shawna hatte Calhoun die Gesteinsdaten gezeigt, doch dem Ingenieur war nicht ganz klar gewesen, was er davon halten sollte. Er räumte aber zumindest ein, dass es höchstwahrscheinlich Anomalien seien, doch diese häuften sich, und irgendetwas an dieser ganzen Sache ließ ihm die Knie weich werden.
Aber morgen würden sie Genaueres erfahren – was tatsächlich los war. Sie konnten sich ziemlich gut vorstellen, was die ersten dreißig Meter des Kerns enthielten, doch bis Sigler es überprüft hatte, blieb alles reine Spekulation. Nun blies er einen Rauchring in den Wind; dieser wurde rasch von einer Bö zerfetzt.
Die langsam blinkenden Lampen des Förderturms und der helle Mond waren die einzigen Lichtpunkte in der vollkommenen Finsternis; ein leuchtender Dunstkranz umgab den blassgelben, weit entfernten Erdtrabanten. Die Zigarre war fast heruntergebrannt. Calhoun nahm sie wieder aus dem Mund, ließ den Qualm lange durch seine Nase hinausströmen und schnippte den Stummel dann hoch.
Die Reste trudelten im Wind, ehe er sie aus den Augen verlor. Er hätte gern gewusst, ob die Glut zischte, wenn sie auf das Wasser traf und unterging. Vielleicht würde ein Fisch sie ja irrtümlicherweise für Nahrung halten und verschlingen, oder sie löste sich in einzelne Tabakflocken auf, die schließlich zum Meeresgrund sanken. Es spielte aber eigentlich auch gar keine Rolle.
Calhoun seufzte und ging zu der Treppe, die nach unten in die Kabinen führte. Die Wettervorhersage war gut, doch der verfluchte Sturm vor der Küste zog immer noch nicht weiter. In ein paar Tagen war er womöglich endgültig verflogen, oder aber er stattete der Plattform doch noch einen Besuch ab. So oder so würde es bis übermorgen eine Menge zu tun geben, und dann war es schon an der Zeit, ein zweites Loch zu bohren.
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