THE ASCENT - DER AUFSTIEG. Ronald Malfi

THE ASCENT - DER AUFSTIEG - Ronald  Malfi


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mich an. »Und was du unter Kunst verstehst.«

      Lächelnd rieb ich einen Finger an meiner Oberlippe. »Und was ist mit ihm?«, fragte ich leise, beinahe so, als ob die Frage mir selbst gegolten hätte. Und vielleicht hatte sie das sogar. »Warum kommen wir her, nur weil er uns darum gebeten hat?«

      »Ich muss eingestehen, dass ich ihn nicht so gut kenne«, sagte Petras. »Tatsächlich war ich sogar überrascht über seine Einladung. Denn gegen Ende unserer Tour konnten wir uns nicht besonders ausstehen.«

      »Es ist etwas kompliziert.«

      »Das sind wir alle. Wir sind ja nicht mal in der Lage, uns selbst zu verstehen, geschweige denn andere. Darum sind wir ja für diesen Schwachsinn hier zu haben. Ist dir das noch nicht klar geworden?«

      Ich lehnte mich im Stuhl zurück und beobachtete die tanzenden Flammen im Herd. »Es gibt eine Menge Dinge, über die ich mir noch nicht klar geworden bin.« Und das kam einem Geständnis gleich.

      – 4 –

      Die Temperatur war während unseres Gesprächs merkbar gesunken. Mit den Händen in den Taschen meiner Cargohose, lief ich über die bewaldete Lichtung rüber zu meinem Zimmer. Ich konnte den Rauch aus den Kaminen der nächsten Hütten riechen und über allem lag der unverkennbare Duft der alpinen Landschaft und einer noch intakten Natur. Ich habe die Nacht niemals so finster erlebt, ging es mir durch den Kopf, nachdem ich kurz innegehalten hatte, um mir die funkelnde Sternenpracht ansehen zu können. Viele waren zu Haufen zusammengeballt und es war nicht möglich, sie zu zählen. Ich stieg die Stufen zu meinem Zimmer hoch und wollte schon die Türklinke umgreifen, als sich ein Schatten aus der Dunkelheit löste. Die Planken knarzten unter den gewichtigen Schritten der Person, während ich meine Augen bemühte, die Gestalt in der Nacht besser sehen zu können. Ich konnte lediglich breite Schultern erkennen, die unter einem wollenen Mantel verborgen blieben, sowie ein weißes Gesicht mit einem dichten, vollen Bart. Die Augen blieben weiterhin verborgen.

      »Kann ich Ihnen helfen?« Meine Stimme klang ängstlich.

      »Sind Sie einer von den Bergsteigern?« Seine Stimme war tief, sein Englisch beladen mit dem hiesigen, regionalen Akzent. »Ihre Gruppe reist am Ende der Woche zur Schlucht der Seelen?«

      »Wer sind Sie?«, wollte ich nun wissen.

      Er ignorierte meine Frage. »Sie dürfen das Tal nicht betreten. Der Ort ist nicht dazu gedacht, entdeckt und erforscht zu werden. Tun Sie es doch, wird Ihnen und Ihrer Gruppe großes Unheil widerfahren. Haben Sie das verstanden?«

      »Nein, habe ich nicht. Woher wissen Sie über mich Bescheid? Woher kennen Sie das Ziel unserer Reise?«

      »Ich heiße Shomas. Ich lebe im Dorf und werde oft als Reiseführer engagiert, um Wanderer und Bergsteiger durch das Siwalik-Gebirge zu bringen. Ich kenne das Land und jene, die im Streben herkommen, dieses Land zu erobern.« Er tat einen Schritt aus den Schatten und Mondlicht erhellte sein Gesicht. Stahlblaue Augen lagen unter einem Bogen aus zusammengewachsenen Brauen und das restliche Gesicht wirkte hart, abgehärmt und rief mit all den Narben und Furchen die Seite eines Atlas in meiner Vorstellung auf. »Ich weiß, dass Ihre Gruppe zur Schlucht der Seelen unterwegs ist.«

      »Und ich weiß Ihre Besorgnis zu schätzen, aber ich glaube, dass wir das schon hinkriegen.«

      »Dieses Tal ist keine Expeditionsstätte. War es noch nie gewesen und wird es nie sein. Wenn Sie nicht auf mich hören, werden Sie das am eigenen Leib erfahren.«

      Ich öffnete die Tür und milchig-weißes Licht strömte hinaus in die Nacht. Erneut bedeckten Schatten Shomas Gesicht. »Danke«, sagte ich, »aber ich bin schon zu weit gekommen, um jetzt noch umzukehren.«

      »Seien Sie kein Idiot. Seien Sie kein amerikanischer Idiot. Ich habe bereits viele von Ihnen in relativ kurzer Zeit getroffen.«

      »Gute Nacht.«

      Ich schob mich schnell durch die Tür und schloss sie hinter mir. Dann eilte ich den Flur entlang zu meinem Zimmer und warf einen Blick nach hinten, um zu sehen, ob Shomas aufdringlich genug wäre, mir zu folgen. Aber die Tür blieb zu. Als ich mein Zimmer betrat, hatte ich das Gefühl, an einem Marathon teilgenommen zu haben, so schwer ging mein Atem. Eine kalte Brise ließ mich frösteln. Ich starrte auf die Wand und stellte fest, dass eines der Fenster offen stand. Unter dem hereinströmenden Wind wurden die Vorhänge aufgebläht. Ich sah auf mein Gepäck, das ich zu einem Haufen am Fußende des Bettes zusammengelegt hatte: Der Inhalt lag wirr und durcheinander über den Boden verteilt.

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