Im Sonnenwinkel Staffel 4 – Familienroman. Patricia Vandenberg

Im Sonnenwinkel Staffel 4 – Familienroman - Patricia Vandenberg


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Tante blieb.

      Melanie war rundherum glücklich, als sie ihrem Mann einen Sohn schenken konnte, von Alf ganz zu schweigen.

      Aber auch Maxi und Dagmar sollten schon bald ein Geschwisterchen bekommen. Es war eine ungeheuer aufregende Zeit für sie.

      Ursula war doch ein wenig skeptisch gewesen, als sie die beiden auf dieses Ergebnis vorbereitete und mit Recht. Es wollte ihnen zuerst gar nicht in den Sinn.

      »Du warst doch gar nicht in Ischia, Mutti«, äußerte Maxi tiefsinnig, denn er hatte sich sehr wohl gemerkt, dass Tante Melanie erzählt hatte, Ischia hätte ihr zu ihrem Baby verholfen.

      Da war Ursula dann doch verblüfft. Aber diesmal hatte Dagmar ihre eigene Erklärung dafür.

      »Wir wohnen doch nicht in Hohenborn«, sagte sie. »Hier bei uns kann man eben auch Kinder kriegen, wenn man nicht nach Ischia fährt.«

      »Dann hätte Tante Melanie eigentlich gar nicht so weit wegfahren müssen«, meinte Maxi. »Ich möchte jedenfalls nicht, dass ihr so weit fort seid, von wo die Post so lange braucht, dass ihr schon wieder da seid, bis die erste Karte kommt.«

      Das hatte er auch nicht vergessen. Aber was vor dieser Zeit des gemeinsamen Lebens lag, gehörte einer Vergangenheit an, unter die ein Schlussstrich gezogen worden war.

      Als Ursula dann endgültig von der Sternseeklinik Abschied nahm, weil sich das Baby ankündigte, war dort bereits Ersatz für sie da, und diesmal vorsichtshalber gleich doppelter, denn Schwester Selma wollte als Vizeomi auch mehr Zeit haben.

      Für sie gab es durch diese Aufgabe ein spätes, unverhofftes privates Glück.

      Die Selma-Omi gehörte zur Familie. Sie sorgte dafür, dass Hartmut und Ursula Zeit füreinander hatten, denn sie hatten viel nachzuholen, was ihnen das Leben vorenthalten hatte.

      Zwei Menschen hatten sich gefunden, die einen steinigen Weg gegangen waren, bis ein gütiges Geschick sie zusammenführte.

      Sie waren zufrieden in ihrer kleinen Welt, die sie als Paradies betrachteten, aus dem niemand sie vertreiben konnte, und die Lehrersfrau war in Eschenau bald ebenso beliebt wie der Lehrer.

      Bambis Kommentar zu diesem Geschehen lautete: »Wenn Dagmar nicht ins Auto gelaufen wäre und Maxi nicht seinen schlimmen Blinddarm gekriegt hätte, dann hätte er jetzt keine Mutti und Dagmar keinen Vati. Stimmt’s, Mami?«

      »Da kannst du schon recht behalten.«

      »Da sieht man doch mal wieder, wozu so dumme Sachen auch gut sein können«, meinte Bambi.

Ein Kind, das niemand wollte

      Stefan Behrend nahm seine junge Frau zärtlich in die Arme.

      »Pass gut auf dich auf, Anschi! Geh spazieren, aber nicht zu lange. Schone dich, und iss im Restaurant Seeblick, damit du dir nicht extra Arbeit machen musst. Morgen Abend bin ich wieder zurück, mein Liebes.«

      Angelika zwang sich ein tapferes Lächeln um die Lippen.

      »Ich werde es schon überstehen«, sagte sie, aber sehr zuversichtlich klang es nicht.

      Stefan Behrend wusste es. Sie wohnten noch nicht lange in Erlenried. Anschi hatte mit dem Einrichten des Hauses so viel zu tun gehabt, dass sie noch kaum Kontakt zu den Nachbarn bekommen hatte, und nun musste er diese unaufschiebbare Geschäftsreise nach Stuttgart machen.

      Aber er war so froh, diese gute Stellung in den Münster-Werken gefunden zu haben, dass er dem Chef nicht gleich mit seinen privaten Dingen kommen wollte.

      Andere Frauen mussten auch mal allein bleiben, auch wenn sie ein Kind erwarteten. Es ließ sich einfach nicht ändern.

      Angelika war besonders empfindlich, zugegeben. Sie hatte sich einer langen Behandlung unterziehen müssen, bis sie sich auf ein Kind freuen durfte, und immer lebte sie in der Sorge, es wieder zu verlieren. Daran trug zum Teil auch ihre Mutter schuld. Stefan war froh, dass diese endlich keinen Einfluss mehr auf Anschi ausüben konnte.

      Anschi winkte ihrem Mann nach. Dann ging sie schnell ins Haus und schalt sich der Tränen, die über ihre Wangen rannen.

      Wie konnte man nur so überempfindlich und wehleidig sein. Sie verstand sich selbst nicht. Sie begriff auch heute noch nicht, dass ihre Erziehung daran schuld war.

      Als einzige Tochter eines sehr gutsituierten Juweliers war sie verwöhnt und verhätschelt aufgewachsen. Sie hatte nie für sich selbst denken müssen, hatte nie einen Beruf erlernt, und als Stefan Behrend in ihr Leben trat, war es gleich die große Liebe gewesen. Nicht die kleinste Enttäuschung hatte sie vorher erlebt, und auch Stefan bereitete ihr keine.

      Ihre Eltern waren mit der Heirat unter der Bedingung einverstanden gewesen, dass das junge Paar in ihrem Haus wohnen würde.

      Stefan hatte dagegen nichts einzuwenden gehabt. Als frischgebackener Diplomvolkswirt konnte er sowieso noch keine großen Sprünge machen, und mit Anschis Eltern verstand er sich gut. Aber sie hatten eine seltsame Ehe geführt: Eigentlich waren sie nie allein gewesen. Alles wurde gemeinsam unternommen, sogar die Urlaubsreisen. Aber Anschi war zufrieden dabei, und so war es Stefan auch, der seine junge Frau über alles liebte.

      Dann, vor einem Jahr, war es doch zu Spannungen gekommen, weil ihre Ehe noch immer kinderlos war. Anschi wünschte sich ein Kind, ihre Mutter hielt sie für zu zart und anfällig.

      Ja, eigentlich war es Anschi gewesen, die Stefan nach und nach beeinflusst hatte, seine Stellung zu wechseln.

      Ein kluger Arzt hatte ihr den Rat gegeben, sich zumindest für eine Zeit dem Einfluss ihrer Mutter zu entziehen.

      Natürlich war es nicht ohne Tränen und Vorwürfe abgegangen, als Stefan dann eines Tages seinen Stellungswechsel ankündigte, und die Tatsache, dass Hohenborn dreihundert Kilometer entfernt lag, hatte ihm den heißen Zorn seiner Schwiegermutter eingebracht. Aber Anschi zeigte sich unerwartet standhaft.

      Nun hatte sich für sie innerhalb kurzer Zeit alles zum Guten gewendet. Drei Monate hatten sie in Hohenborn gewohnt, und seit acht Wochen besaßen sie das hübsche Haus in Erlenried, das Anschi geschmackvoll eingerichtet hatte.

      Doch das schönste war, dass Anschis heißester Wunsch in Erfüllung gehen sollte. Sie erwartete ein Baby!

      *

      Zur gleichen Stunde, als Stefan Behrend seine Order von seinem Chef Felix Munster entgegennahm, hielt auf dem Marktplatz in Hohenborn ein staubbedeckter ausländischer Wagen. Am Steuer saß ein dunkelhaariger Mann mittleren Alters.

      »Beeil dich, Ruth«, sagte er mit fremdländischem Akzent zu der elegant gekleideten jungen Frau. »Und du, Sabine, tust das, was deine Tante dir sagt.«

      Das neunjährige dunkelhaarige Mädchen war aus dem Wagen gestiegen. Fröstelnd zog es die schmalen Schultern zusammen. Das schmale Gesichtchen sah übernächtigt aus.

      »Hier ist dein Koffer, Sabine, und die Tasche. Die Papiere sind darin. Die gibst du deinem Vater.«

      Sabine nickte. Oft genug hatte sie das während der Fahrt gehört.

      »Kannst du denn nicht mitkommen, Tante Ruth?«, fragte sie leise. »Es ist doch so komisch, wenn ich da allein hinkomme.«

      »Er weiß Bescheid«, erklärte die junge Frau rasch. »Wir kommen auf der Rückfahrt vorbei. Stell dich doch nicht so an! Du bist doch schon ein großes Mädchen.«

      »Aber ich kenne meinen Vater doch gar nicht«, entgegnete Sabine leise.

      »Jetzt wirst du ihn jedenfalls bald kennenlernen. Er wird dich bestimmt sehr lieb haben, und du wirst nichts entbehren, Sabine.«

      »Und wenn er mich genauso wenig mag wie Enzo?«

      »Pst!«, machte Ruth, um dann ängstlich zu dem Mann am Steuer zu blicken, der ungeduldig winkte. »Enzo ist nicht dein Vater«, flüsterte sie.

      »Aber


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