Ausgewählte Werke von Arthur Schnitzler (76 Titel in einem Band). Ðртур Шницлер
Fritz Aber ich denke nicht daran. Wir sind ja einig; Erholung.
Theodor Ich würde auch meine Hände von dir abziehen. Ich hab' deine Liebestragödien satt. Du langweilst mich damit. Und wenn du Lust hast, mir mit dem berühmten Gewissen zu kommen, so will ich dir mein einfaches Prinzip für solche Fälle verraten: Besser ich als ein anderer. Denn der andere ist unausbleiblich wie das Schicksal.
Es klingelt.
Fritz Was ist denn das?...
Theodor Sieh nur nach. – Du bist ja schon wieder blaß! Also beruhige dich sofort. Es sind die zwei süßen Mäderln.
Fritz angenehm überrascht Was?...
Theodor Ich habe mir die Freiheit genommen, sie für heute zu dir einzuladen. –
Fritz im Hinausgehen Geh – warum hast du mir's denn nicht gesagt! Jetzt hab' ich den Diener weggeschickt.
Theodor Um so gemütlicher.
Fritzens Stimme draußen Grüß Sie Gott, Mizi!
Theodor, Fritz, Mizi tritt ein, trägt ein Paket in der Hand.
Fritz Und wo ist denn die Christin'? –
Mizi Kommt bald nach. Grüß dich Gott, Dori.
Theodor küßt ihr die Hand.
Mizi Sie müssen schon entschuldigen, Herr Fritz; aber der Theodor hat uns einmal eingeladen –
Fritz Aber das ist ja eine famose Idee gewesen. Nur hat er eines vergessen, der Theodor –
Theodor Nichts hat er vergessen, der Theodor. Nimmt der Mizi das Paket aus der Hand Hast du alles mitgebracht, was ich dir aufgeschrieben habe? –
Mizi Freilich! Zu Fritz Wo darf ich's denn hinlegen?
Fritz Geben Sie mir's nur, Mizi, wir legen's indessen da auf die Kredenz.
Mizi Ich hab' noch extra was gekauft, was du nicht aufgeschrieben hast, Dori.
Fritz Geben Sie mir Ihren Hut, Mizi, so – Legt ihn aufs Klavier, ebenso ihre Boa.
Theodor Mißtrauisch Was denn?
Mizi Eine Mokkacremetorte.
Theodor Naschkatz'!
Fritz Ja, aber sagen Sie, warum ist denn die Christin' nicht gleich mitgekommen? –
Mizi Die Christin' begleitet ihren Vater zum Theater hin. Sie fährt dann mit der Tramway her.
Theodor Das ist eine zärtliche Tochter...
Mizi Na, und gar in der letzten Zeit, seit der Trauer.
Theodor Wer ist ihnen denn eigentlich gestorben?
Mizi Die Schwester vom alten Herrn.
Theodor Ah, die Frau Tant'!
Mizi Nein, das war eine alte Fräul'n, die schon immer bei ihnen gewohnt hat – Na, und da fühlt er sich halt so vereinsamt.
Theodor Nicht wahr, der Vater von der Christin', das ist so ein kleiner Herr mit kurzem grauen Haar –
Mizi schüttelt den Kopf Nein, er hat ja lange Haar'.
Fritz Woher kennst du ihn denn?
Theodor Neulich war ich mit dem Lensky in der Josefstadt und da hab' ich mir die Leut' mit den Baßgeigen angeschaut.
Mizi Er spielt ja nicht Baßgeige, Violin' spielt er.
Theodor Ach so – ich hab' gemeint, er spielt Baßgeige. Zu Mizi, die lacht Das ist ja nicht komisch; das kann ich ja nicht wissen, du Kind.
Mizi Schön haben Sie's, Herr Fritz – wunderschön! Wohin haben Sie denn die Aussicht?
Fritz Das Fenster da geht in die Strohgasse, und im Zimmer daneben –
Theodor rasch Sagt mir nur, warum seid ihr denn so gespreizt miteinander? Ihr könntet euch wirklich du sagen.
Mizi Beim Nachtmahl trinken wir Bruderschaft.
Theodor Solide Grundsätze! Immerhin beruhigend. Wie geht's denn der Frau Mutter?
Mizi wendet sich zu ihm, plötzlich mit besorgter Miene Denk dir, sie hat –
Theodor Zahnweh – ich weiß, ich weiß. Deine Mutter hat immer Zahnweh. Sie soll endlich einmal zu einem Zahnarzt gehen.
Mizi Aber der Doktor sagt, es ist nur rheumatisch.
Theodor lachend Ja, wenn's nur rheumatisch ist –
Mizi ein Album in der Hand Lauter so schöne Sachen haben Sie da!... Im Blättern Wer ist denn das?... Das sind ja Sie, Herr Fritz... In Uniform!? Sie sind beim Militär?
Fritz Ja.
Mizi Dragoner! – Sind Sie bei den gelben oder bei den schwarzen?
Fritz lächelnd Bei den gelben.
Mizi wie in Träume versunken Bei den gelben.
Theodor Da wird sie ganz träumerisch! Mizi, wach auf!
Mizi Aber jetzt sind Sie Leutnant der Reserve?
Fritz Allerdings.
Mizi Sehr gut müssen Sie ausschaun mit dem Pelz.
Theodor Umfassend ist dieses Wissen! – Du, Mizi, ich bin nämlich auch beim Militär.
Mizi Bist du auch bei den Dragonern?
Theodor Ja. –
Mizi Ja, warum sagt ihr einem denn das nicht?...
Theodor Ich will um meiner selbst willen geliebt werden.
Mizi Geh, Dori, da mußt du dir nächstens, wenn wir zusammen wohin gehen, die Uniform anziehn.
Theodor Im August hab' ich sowieso Waffenübung.
Mizi Gott, bis zum August –
Theodor Ja, richtig – so lange währt die ewige Liebe nicht.
Mizi Wer wird denn im Mai an den August denken. Ist's nicht wahr, Herr Fritz? – Sie, Herr Fritz, warum sind denn Sie uns gestern durchgegangen?
Fritz Wieso...
Mizi Na ja – nach dem Theater.
Fritz Hat mich denn der Theodor nicht bei euch entschuldigt?
Theodor Freilich hab' ich dich entschuldigt.
Mizi Was hab' denn ich – oder vielmehr die Christin' von Ihrer Entschuldigung! Wenn man was verspricht, so halt man's.
Fritz Ich wär' wahrhaftig lieber mit euch gewesen...
Mizi Is' wahr?...
Fritz Aber, ich konnt' nicht. Sie haben ja gesehen, ich war mit Bekannten in der Loge, und da hab' ich mich nachher nicht losmachen können.
Mizi Ja, von den schönen Damen haben Sie sich nicht losmachen können. Glauben Sie, wir haben Sie nicht gesehen von der Galerie aus?
Fritz Ich hab' euch ja auch gesehn...
Mizi Sie sind rückwärts in der Loge gesessen.
Fritz Nicht immer.
Mizi Aber meistens. Hinter einer Dame mit einem schwarzen Samtkleid sind Sie gesessen und haben immer Parodierende Bewegung so hervorgeguckt.
Fritz Sie haben mich aber genau beobachtet.
Mizi Mich geht's ja nichts an! Aber wenn ich die Christin' wär'... Warum hat denn der Theodor nach dem Theater Zeit? Warum muß der nicht mit Bekannten soupieren gehn?
Theodor stolz Warum muß ich nicht mit Bekannten soupieren gehn?...
Es klingelt.
Mizi Das ist die Christin'.
Fritz eilt hinaus.
Theodor Mizi, du könntest