Wyatt Earp Staffel 6 – Western. William Mark D.
genau zu, Junge. Ich gebe dir jetzt einen guten Rat: Sieh zu, daß du ungesehen zu deinem Schinder kommst, sattle ihn auf und verschwinde. Einen besseren Rat kann dir kein Mensch auf dieser Erde geben.«
Seld starrte den Arzt forschend an. Er überlegte.
Dann nickte er, schob den Colt weg und rannte hinaus.
Collins wartete einen Augenblick und stampfte dann los.
Die Tramps zuckten zusammen, als vorn die Pendeltür quietschte.
Doc Collins kam herein und sah sich um. »Break, Sie haben mich rufen lassen?«
»Los, komm schon her, Knochenflicker!« ächzte der Bandenführer.
Der Arzt stieß Folgerson beiseite, schob auch die anderen, die ihm im Weg standen, zurück und kam auf Break zu. »Auf einen Tisch mit ihm!« knurrte er.
Break protestierte. »Nichts da, verbinden Sie mich!«
»Auf den Tisch, sage ich! Die Kugel steckt! Sie muß raus. Und zwar sofort, sonst schaffen Sie es nicht mehr bis zum Galgen!«
Der Mörder Break vermochte nichts mehr gegen diesen Spott. Er ließ sich von seinen Männern auf einen Tisch heben.
Dann holte der Arzt ihm die Kugel heraus. Er gab sich wenig Mühe, dem ›Patienten‹ Schmerzen zu ersparen.
Break war einer Ohnmacht nahe.
Als der Alte die Wunde aber mit Alkohol reinigte, schrie der Verbrecher gellend auf.
Es ging seinen Männern bis in die Nerven. Sie traten vom Tisch weg an die Fenster und starrten auf die Mainstreet.
*
Nach einer halben Stunde ging Doc Collins wieder. Break hockte auf seinem Stuhl, von wildem Schmerz geschüttelt.
»So, Männer, und jetzt geht es in den letzten Gang.«
Hunter zog die Brauen zusammen. »In den letzten Gang?« fragte er mißtrauisch.
»Yeah.«
»Und, was soll das werden?« krächzte Lupton.
»Wir müssen fighten!« stöhnte der Riese.
Lupton schüttelte den Kopf. »Du hast anscheinend noch nicht kapiert, Break. Wyatt Earp und Doc Holliday sind in der Stadt.«
»Das wissen wir«, sprang Hunter seinem Boß bei. »Sie sind nicht erst seit heute hier!«
»Yeah!« röhrte Lupton. »Aber wir wußten nicht, wer uns da so einheizte. Ich habe die Nase voll, gegen Wyatt Earp kommt keiner auf! Das habe ich schon einmal gesagt.«
»Wir müssen!« schrie Break. »Wir haben keine andere Wahl – Kampf oder Galgen.«
»Oder Flucht!« zischte Lupton.
Da fuhr Break hoch. Schwankend und mit schmerzverzerrtem Gesicht stand er da. »Flucht! Das wagst du verdammter Kerl mir zu sagen? Du elendes Großmaul, das sich immer so aufgespielt hat…«
Er griff zum Colt.
Aber Hunter packte seinen Unterarm. »Boß, wenn wir kämpfen müssen, brauchen wir ihn!«
Break sank auf seinen Stuhl zurück und lehnte den Kopf stöhnend in den Nacken.
»Wir müssen fighten! Fighten – oder untergehen. Gegen Wyatt Earp gibt es keine Flucht, Lupton. Das solltest du besser wissen als ich! Mein Bruder ist vor ihm geflohen; der Marshal hat ihn gestellt. Er jagt uns so lange, bis wir krepieren. Nein, wir müssen kämpfen. Nur hier haben wir eine Chance. Einer von uns kann ihn erwischen.«
»Kann?«
»Yeah, kann. Daß er nicht so leicht zu erwischen ist, wissen wir ja!«
Lupton wischte sich durch seine leere Augenhöhle. »Und Doc Holliday! Heavens, ihr wart ja nicht dabei. Er hat nach drei Seiten geschossen und getroffen. Goddam, der Kerl sägt uns der Reihe nach um, ehe wir auch nur einen Schuß abgegeben haben!«
»Faselei!« schrie Break unter brennenden Schmerzen. »Vorwärts! Wir müssen auf die Straße, ehe ich nicht mehr kann!«
»Das kannst du jetzt schon nicht mehr!« fauchte Lupton.
Da sprang Break auf und hieb seine gewaltige Faust dem Einäugigen ins Gesicht.
Break war auf seinen Stuhl gesunken. »Macht euch fertig, Männer. Ihr werdet euch von dem Marshal nicht durch die Savanne jagen lassen. Wir haben eine reelle Chance, ihn zu erwischen. Ihn und auch den Spieler! Morgan zählt nicht…«
*
Sie gingen mit ihrem Boß auf die Straße. Yellow Jim wankte in ihrer Mitte vorwärts.
Wieder hielten sie zehn Yards vor dem Office an. »Ruf ihn!« krächzte Break.
Hunter brüllte: »Marshal! Komm raus!«
Es blieb einen Augenblick still. Dann öffnete sich oben die Tür.
Der Missourier kam heraus. Er warf einen schnellen Blick auf die Tramps und kam dann auf die Straße.
Zehn Yards trennten die Gegner. Und niemand sprach ein Wort.
Und alle dachten sie dasselbe: Wo ist der Georgier? Der Mann mit den Teufelsrevolvern?
Eine volle Minute kroch mit unendlicher Langsamkeit über die breite Mainstreet von Orange City. Wie eine Figur aus Erz stand der Dodger Marshal da und behielt die Desperados im Auge.
Dann geschah es.
Ben Lupton bewegte sich, sah seinen Nebenmann, den langen krummen Folgerson an und wandte sich zum bleiernen Entsetzen der anderen um.
»Feigling!« knirschte Break.
Da aber drehte auch der kleine Seld ab. Die anderen folgten.
Der Gelbe Jim stand schließlich noch allein da. Und plötzlich brach er in sich zusammen.
Lupton war wieder stehengeblieben.
Wie aus dem Boden gewachsen stand mitten auf der Straße vor ihm der Mann auf den sie gewartet hatten: Doc Holliday. Er hatte in jeder Hand einen seiner elfenbeinbeschlagenen Revolver.
Die Tramps rührten sich nicht mehr.
Reglos lag ihr einst so gefürchteter Anführer am Boden; ein gefällter Riese.
Da trat aus der Quergasse Morgan Earp heraus.
Er ging auf Lupton zu und riß ihm den Colt aus dem Halfter.
Widerstandlos ließ der Zyklop es geschehen. Auch Folgerson wehrte sich nicht.
Als Hunter an die Reihe kam, stockte Morgan, da der blonde Verbrecher zurückwich.
Das harte Knacken der Revolverhähne des Gamblers brachte auch den starrsinnigen Jimmy Hunter zur Räson.
Damit war die Break Crew geschlagen, der große Coup beendet. Orange City war frei.
Und als Gordon Jim Break später in der Verhandlung von dem Plan erzählte, den er erbeutet und der allein ihn in die Stadt gebracht hatte, lachte der alte Doktor Collins dröhnend auf.
»Gold? He, Bandit, da hat dir der Teufel einen Galgenstreich gespielt. Jonny Gold war einer der ersten Ansiedler hier. Ihm gehörten die Grundstücke, wo heute der Mietstall und das Sheriff Office draufliegen, die Erde unter dem Utah Saloon und dem General Store…«
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