DAS GOLD DER INKA (Drake Ramsey). Russell Blake

DAS GOLD DER INKA (Drake Ramsey) - Russell Blake


Скачать книгу
oder?«

      »Natürlich.«

      Jack streckte ihm eine offene Hand entgegen. »Gib es mir.«

      »Wieso?«

      Jack verzog das Gesicht. »Drake, lass mich eines klarstellen. Ich will mich nicht aufspielen, aber wenn ich dir sage, dass du etwas tun sollst, mach es. Dein Leben kann ab sofort davon abhängen! Das hier ist kein Spielchen, du bist in ernster Gefahr. Bisher sind bereits zwei Menschen umgebracht worden. Ich sage ›bisher‹, weil ich dir garantieren kann, dass es nicht dabei bleiben wird. Wenn dir dein Leben lieb ist, dann stelle keine Fragen. Gib mir das Telefon. Sofort!«

      Drake schluckte die Wut herunter, die der Tonfall des alten Mannes bei ihm auslöste und redete sich ein, dass es nicht böse gemeint war. Als Ranger war Jack daran gewöhnt, Befehle zu geben, und ganz offensichtlich hatte er sich nie Mühe gegeben, sein Benehmen als Zivilist etwas moderater zu gestalten. Er gab Jack das Handy, und der öffnete sofort das Batteriefach und entnahm den Akku. »Ich weiß nicht, ob das Ding auch noch eine interne Stromquelle hat, aber wir müssen davon ausgehen. Damit können sie deinen Aufenthaltsort herausfinden, und zwar weltweit. Du hast gesagt, du hättest ein fotografisches Gedächtnis?«

      »Fast fotografisch habe ich gesagt.«

      »Was soll das heißen, fast?«

      »Das heißt, dass es fast fotografisch ist. Wie soll ich das erklären? Wenn ich ein Dokument lese, kann ich es auch später noch ganz deutlich vor mir sehen, aber irgendwann verblasst die Erinnerung.«

      »Kannst du dir deine Telefonkontakte und Emailadressen merken?«

      »Das habe ich schon gemacht. So viele sind das nicht.«

      »Okay, dann komm mit.«

      Drake folgte Jack zur Hintertür und hinaus in den Sonnenschein. Sie gingen in die Scheune, und sobald sie durch die Tür waren, öffnete Jack einen Werkzeugschrank. Als er sich wieder zu Drake umdrehte, hielt er einen gigantischen Vorschlaghammer in der Hand.

      »Was hast du vor?«, fragte Drake überrascht.

      »Was denkst du denn?«

      Sie gingen wieder nach draußen in die frische Morgenluft. Jack warf das Telefon in den Dreck und zerschmetterte es mit einem einzigen, gut platzierten Schlag. Plastikteile flogen durch die Luft und Drake dämmerte, dass sich seine einzige Verbindung in die weite Welt gerade in Wohlgefallen aufgelöst hatte.

      »War das wirklich nötig?«, fragte er.

      »Kommt drauf an. Möchtest du, dass dir jemand deine Extremitäten abschneidet und sie dir eine nach der anderen verfüttert?«

      »Ich würde sagen, nein.«

      »Hast du den Artikel nicht gelesen? Genau das machen sie nämlich, wenn sie dich finden. Oder vielleicht sind sie noch kreativer. Bunsenbrenner. Säure. Glasscherben. Bleichmittel. Kommt ganz drauf an, wie viel Glauben sie dir schenken, wenn du ihnen sagst, wo das Notizbuch ist. Natürlich töten sie dich anschließend trotzdem, aber wenn sie soweit sind, wirst du sie sowieso darum anbetteln. Also tun sie dir damit dann eigentlich noch einen Gefallen.«

      »Du machst wirklich keine Späße, oder?«

      Jack lehnte sich zur Seite und spuckte auf den Boden. »Drake, hast du irgendwie das Gefühl, dass ich ein Komiker bin?«

      Drake studierte ratlos seinen Gesichtsausdruck. »Nein.«

      »Dann gehe bitte davon aus, dass ich grundsätzlich keinen Spaß mache.«

      »Aber … was machen wir denn jetzt? Also, wenn diese Typen nach mir suchen?«

      »Da brauchen wir kein wenn und aber, das ist einfach ein Fakt. Aber trotzdem ist es eine gute Frage. Das Problem ist eigentlich genau das gleiche wie damals, als dein Vater diesen Russen gesagt hat, dass sie sich verpissen sollen. Es gibt eigentlich nur eine Art, wie wir aus der Sache rauskommen können. Und die wird dir nicht gefallen. Scheiße, mir gefällt sie noch viel weniger!«

      »Du … du meinst doch nicht …?«

      »Wir müssen so schnell wie möglich hier abhauen und nach Südamerika aufbrechen. Denn diese Typen werden erst aufhören, wenn wir Paititi gefunden haben und sie nicht mehr an den Schatz rankommen können. So lange sie annehmen, dass er noch da ist und du die Information besitzt, wie man dort hinkommt, stehst du mit einem Bein im Grab. Und ich leider auch. Allie genauso. So sieht es aus, und egal, ob es uns gefällt, daran gibt es nichts zu rütteln. Mein größtes Problem ist im Moment, dass du nicht bereit bist. Was weißt du über Selbstverteidigung?«

      »Schon was. Wie gesagt, ich mache Karate.«

      »Musstest du schon mal auf der Straße kämpfen, also ohne Regeln?«

      »Ein paar Mal mit flüchtigen Kriminellen.«

      »Was ist mit Schusswaffen? Hast du jemals eine abgefeuert?«

      »Nein.«

      »Und Überlebenstraining hattest du wahrscheinlich auch keins.«

      »Richtig.«

      Jack seufzte, dann ging er zurück in die Scheune und brachte den Vorschlaghammer weg. Als er wieder herauskam, deutete er auf die Plastikteile auf dem Boden. »Sammle das mal alles ein und wirf es weg. Wenn die hier aufkreuzen, wissen sie sonst sofort Bescheid!«

      Drake sah ihm hinterher, als er auf das Haus zuging. »Was machst du denn jetzt?«, rief er Jack hinterher.

      »Ich versuche Allie zu erklären, warum ihr Leben in Gefahr ist, dann lade ich einen Haufen Waffen ein und mache den Safe leer. Ich will in zwanzig Minuten hier raus sein!«

      »Wo willst du denn hin?«

      »Wir. Wo wollen wir hin.« Jack drehte sich um und sah Drake prüfend an. »Das wirst du herausfinden, wenn wir da sind.«

      ***

      Ein Taubenschwarm erhob sich flatternd vor der verblichenen, grünen Fassade und passierte die blinkende Neonreklame der New Start Kautionsabwicklung. Der darunter zu lesende Werbespruch ›24 Stunden am Tag geöffnet‹ stimmte eigentlich nur halb, denn nach 19 Uhr wurden die Anrufe an ein Callcenter durchgestellt, das Nachrichten für Harry entgegennahm. Einzelne graue Wölkchen trieben kraftlos durch den türkisfarbenen Himmel, denn das Gewitter, das am Vormittag getobt hatte, war inzwischen verflogen. Die Luft roch nach feuchtem Gras sowie Abgasen vom nahe gelegenen Freeway. Der Vogelschwarm stieg höher, um schließlich gen Süden abzudrehen.

      Betty war erst seit einigen Minuten zum Mittagessen aufgebrochen, als die Ladenglocke Harry darauf aufmerksam machte, dass jemand hereingekommen war. Das war einfach typisch, seine Kunden richteten sich eben nicht nach Pausenzeiten. Wenn ein Auftrag hereinkam, musste es immer von jetzt auf gleich gehen, denn schließlich ging es um Freiheit oder Knast.

      »Einen Moment«, rief er aus seinem Büro. Als keine Antwort kam, legte er seinen Kugelschreiber beiseite und stand auf. »Hallo?«

      Er ging in den Empfangsraum und fand dort zwei Männer in langen Mänteln vor, die an Bettys Schreibtisch standen.

      »Kann ich Ihnen helfen?«

      Vadim verzog das Gesicht zu einer Grimasse, und Harry wurde schließlich klar, dass das ein Versuch war, ein Lächeln zu formen, wobei das Ergebnis so einladend wirkte, wie die ausufernden Zahnreihen einer Muräne.

      »Das will ich doch hoffen.«

      Конец ознакомительного фрагмента.

      Текст предоставлен ООО «ЛитРес».

      Прочитайте эту книгу целиком, купив полную легальную версию на ЛитРес.

      Безопасно


Скачать книгу