Gesammelte Sci-Fi-Romane in einem Band. Hans Dominik

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das Manöver. In forcierter Fahrt suchte er ihnen den Weg zu verlegen. Das Manöver, rücksichtslos ausgeführt, war für das Triebwerk der Motoren zu stark.

      Eine Welle brach. Es wäre an sich nicht schlimm gewesen, da der Kreuzer genügend Reserven hatte. Aber Splitter der brechenden Welle gerieten in die Zentralsteuerung. Sie wurde ungangbar. Es gab keine andere Möglichkeit, als mit größter Vorsicht den Boden aufzusuchen und die Hemmungen in der Steuerung zu beseitigen.

      Mit einem Fluch gab Herr von Löwen den Befehl zur Landung.

      »Verflucht! Die Kerls haben Glück! Sie entwischen. Da ziehen sie ab. Sie entkommen über die Grenze!«

      Schwerfällig setzte der Kreuzer auf dem Boden auf, nicht weit von den Trümmern des zerstörten Hafens. Infolge der gelähmten Steuerfähigkeit mußte er auf dem schrägen Hange einer Mulde landen.

      Während Herr von Löwen sofort seine Techniker an die Reparatur setzte, verließen Isenbrandt und Lowdale das Schiff. Mit ihren Gläsern verfolgten sie die am Südosthorizont kaum noch sichtbaren Schiffe.

      »Schade, Herr Isenbrandt, um die verpaßte Gelegenheit, den Burschen einmal eine gründliche Lektion zu geben. Das scheint hier das Hauptnest der Luftüberfälle zu sein. Den Torpedo eine Minute früher aus dem Rohr, und die da hinten lägen wahrscheinlich bei den andern da drüben unter den Trümmern der Halle. Ich will mir das so geschickt gebaute Nest mal aus der Nähe besehen.«

      Isenbrandt hatte nur mit halbem Ohr zugehört. Seine Gedanken folgten den flüchtigen Feinden in der Luft. Seine Augen hafteten an der Steuerbordbatterie des Kreuzers. Infolge der schrägen Lage des Schiffes zeigten auch die Geschütze eine anormale Überhöhung. Es mußte möglich sein, in dieser Stellung eine ganz außergewöhnliche Schußweite zu erreichen.

      Isenbrandt hatte seinen Entschluß gefaßt. Ohne sich nach dem Adjutanten umzusehen, der auf den zerschossenen Hafen zuschritt, eilte er in den Kreuzer zurück und stieg in die Batterie.

      Der Batterieraum war verlassen. Neben den Geschützen standen die schußfertigen Patronen. Nicht ohne Anstrengung schraubte Isenbrandt den Zünder einer Schrapnellpatrone ab und entfernte die Ladung aus dem Geschoß. Dann griff er nach einer in der Nähe stehenden Wasserkanne und füllte das Hohlgeschoß mit dem Naß. Jetzt ließ er eine Zinntube hineingleiten und schraubte den Zünder wieder auf.

      Schnell war ein Geschütz mit der so veränderten Patrone geladen. Ein Druck auf den Feuerknopf. Krachend fuhr der Schuß aus dem Rohr. Leicht schwankte der Kreuzer unter dem Rückstoß hin und her.

      Während das Echo des Schusses noch vieltönig von den Bergwänden zurückgeworfen wurde, ertönte plötzlich tackendes Maschinengewehrfeuer von den Hafenruinen her. Der Kanonenschuß hatte die Besatzung des Kreuzers schon alarmiert. Sie sahen Isenbrandt neben dem Geschütz stehen und glaubten zunächst, er hätte nach dem Flughafen geschossen. Das Maschinengewehrfeuer von dort ließ sie von neuem stutzen. Isenbrandt steckte die Uhr wieder ein, auf der er die Sekunden seines Schusses abgelesen hatte.

      Jetzt nahm er sein Glas, um den Ursprung des Maschinengewehrfeuers zu erspähen. Und sah mit Schrecken, wie Averil Lowdale in weiten Sprüngen über die Sandfläche hin auf den Kreuzer zueilte. Ihm galt zweifellos das Feuer.

      »Verflucht! Sind doch noch einige Halunken dem Torpedo entgangen. Wir werden euch noch einmal ganz gründlich ausräuchern … Ah …«

      Georg Isenbrandt preßte die Lippen zusammen. Er sah Averil Lowdale zusammenzucken und fallen.

      Hastig eilte er nach unten. Aber als er die Bordtür öffnete, kam ihm der Adjutant schon entgegen. Er preßte mit der Linken den rechten Arm fest an. Eine starke Blutspur bezeichnete seinen Weg. Sein Gesicht war blaß. Keuchend stand er an der Treppe. Mit kräftigen Armen hob ihn Isenbrandt hinein. Während er die Tür hinter ihm zuschlug, prasselten die ersten Gewehrkugeln gegen den Schiffsrumpf.

      »Gott sei Dank, Herr Hauptmann! Ich fürchtete das Schlimmste, als ich Sie stürzen sah. Die zertretene Viper sticht noch … Kommen Sie! Sie werden sofort verbunden werden. Hoffentlich ist die Verletzung nicht allzu schwer.«

      Er geleitete Averil Lowdale zu Herrn von Löwen, der dem Verwundeten seine Hilfe angedeihen ließ und den Arm sorgfältig bandagierte.

      »Ich bin kein Doktor von Profession, Herr Hauptmann,« sagte er lachend, »aber ich kann Ihnen doch mit einiger Sicherheit sagen, daß der Schuß ungefährlich ist: Immerhin wird er Sie für ein paar Monate dienstunfähig machen. Vorerst legen Sie sich ruhig in meine Kabine. Mein Kollege in Wierny wird das Weitere übernehmen.«

      Isenbrandt sah auf die Uhr.

      »Ist der Maschinenschaden noch nicht behoben?«

      »Sofort, Herr Isenbrandt. Es kann sich nur noch um Minuten handeln.«

      »In zwei Minuten müssen wir fertig sein!«

      »Warum?«

      »Blicken Sie auf den Horizont über den Kämmen im Südosten! … Sehen Sie die zackigen, gelben Wolken? … Da braut sich ein Unwetter zusammen. Es darf uns nicht am Boden und manövrierunfähig überraschen.«

      Der Kommandant schaute prüfend nach der angegebenen Richtung.

      »Oho! … Sie haben recht, Herr Isenbrandt … Da braut sich allerlei zusammen … Der fahle Himmel … die gelben Wolken … das bedeutet nichts Gutes …«

      Er eilte zum Barometer.

      »Richtig! Das Glas ist plötzlich um zwei Zentimeter gefallen … fällt sichtbar weiter … Wenn wir hier nicht im Hochland von Pamir, sondern auf der gelben See wären, würde ich wetten, daß uns ein starker Taifun bevorsteht … Unerklärlich … Hier habe ich dergleichen noch nie erlebt … nie gehört, daß es hier geschehen wäre … nie geglaubt, daß es hier geschehen könnte.«

      »Fertig!« kam die Meldung von unten.

      »Bravo! Höchste Zeit!« sagte Löwen. »Los!«

      Langsam richtete sich das schrägliegende Schiff auf. Die Propeller gingen an, und in glatter Fahrt verließ es den Landungsort.

      »Volldampf nach Norden!« lautete der Befehl.

      Es war hohe Zeit gewesen, daß der Kreuzer die Gewalt über sein Element zurückgewann. Schon jagten einzelne unregelmäßige Sturmstöße durch die Luft und wirbelten den Wüstensand in schweren gelben Wolken auf. Immer schneller folgten sich die Stöße, und dann brach der Orkan los.

      Ein Wirbelsturm von unerhörter Stärke, gegen den selbst dieser starke Kreuzer nicht direkt ankämpfen konnte. Während das Schiff in weitem Bogen über das iranische Hochland gerissen wurde, setzte Herr von Löwen seine ganze Steuerkunst daran, sich Meter um Meter vom Zentrum dieses Taifuns loszuringen, das ganz offenbar dort hinten über den Südostkämmen jenseits der Grenze lag. Er nahm es zunächst als unvermeidlich mit in Kauf, daß sein gutes Schiff dabei vertrieben und selbst in weitem Kreise herumgewirbelt wurde.

      All sein Bestreben war darauf gerichtet, aus dieser gefährlichen Sturmzone hinaus an den äußeren Rand des Taifuns zu gelangen. Es war nicht leicht. Wie durchlöchert schien die Luft zu sein. Wiederholt stürzte der starke Kreuzer plötzlich wie ein Stein in die Tiefe, legte mehrere tausend Meter in senkrechtem Fall zurück, bevor er wieder Halt in der aufgeregten Atmosphäre fand und die verlorene Höhe wiederzugewinnen vermochte. Er wäre längst auf den Felsen zerschellt, wenn die meisterhafte Steuerkunst des Herrn von Löwen ihn nicht immer wieder der gefährlichen Nähe des festen Bodens entrissen und dabei Schritt für Schritt aus dem schlimmsten Wirbel hinausgebracht hätte.

      Bis endlich die Grenze der Sturmzone erreicht und überschritten war, bis der Kreuzer mit voller Maschinenkraft in einer ruhigen und tragbaren Atmosphäre den geraden Kurs nach Norden verfolgen konnte.

      Durch die großen Heckscheiben der Kabine blickten die beiden Männer zurück nach dem Süden und Südosten. Da stand es wie ein riesenhafter und unheimlicher Trichter von schwefelgelber Farbe über den Bergen. Wie eine gigantische Saugpumpe hatte der wirbelnde Orkan den Staub und Sand vieler Quadratmeilen emporgerissen und führte ihn in immer


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