Gesammelte Sci-Fi-Romane in einem Band. Hans Dominik

Gesammelte Sci-Fi-Romane in einem Band - Hans  Dominik


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uns alle so überraschenden Zwischenfall erwartet habe.

      Als die Maschine zum zweitenmal angelassen wurde, verstärkte sich diese rätselhafte Heiterkeit. Er verfolgte unsere Arbeiten, als ob es sich für ihn nur um ein wissenschaftliches Experiment handle.

      Beim dritten Mal kam das Unglück. Die Maschinisten hatten die Turbine auf höchste Tourenzahl gebracht. Sie lief mit dreitausend Umdrehungen, und die elektrische Spannung stand fünfzig Prozent über der vorgeschriebenen Höhe. Es gab einen Ruck. Die Achse zwischen Dynamo und Turbine zerbrach. Die Turbine, plötzlich ohne Last, ging durch. Ihre Schaufelräder zerrissen unter der ins Ungeheuere gesteigerten Zentrifugalkraft. Der Kesselfrischdampf quirlte und jagte die Trümmer unter greulichem Schleifen und Kreischen durch die Abdampfleitung in den Kondensator. Als der Dampf abgestellt war, fühlten wir alle, daß wir haarscharf am Tode vorbeigegangen waren …«

      Der Polizeichef flüsterte ein paar Worte mit dem Doktor. Dann fragte er den Professor. »Haben Sie eine wissenschaftliche Erklärung für die Vorgänge?«

      »Nein, Herr! Jede Erklärung, die sich beweisen ließe, fehlt. Höchstens eine Vermutung. Die Magnetisierung sämtlicher Uhren deutet darauf hin, daß in den kritischen Minuten ein elektromagnetischer Wirbelsturm von unerhörter Heftigkeit durch die Räume von Sing-Sing gegangen ist. Es müssen extrem starke elektromagnetische Felder im freien Raum aufgetreten sein. Sonst wäre es nicht zu erklären, daß sogar die einzelnen Windungen der großen Stahlfeder in der Zentraluhr vollständig magnetisch zusammengebacken sind. Ein fürchterliches elektromagnetisches Gewitter muß wohl stattgefunden haben. Aber damit wissen wir wenig mehr.«

      Eine Handbewegung des Doktors unterbrach die wissenschaftlichen Erörterungen des Professors.

      »Wie war die Flucht möglich?«

      Der Bericht darüber war lückenhaft. »Als die Turbine im Nebenraum explodierte, suchten alle Anwesenden instinktiv Deckung. Ein Teil warf sich zu Boden. Ein Teil flüchtete hinter die Schalttafel. Etwa zwei Minuten dauerte das nervenzerreißende Heulen und Quirlen der Trümmerstücke in der Dampfleitung. Als endlich der Dampf abgestellt und Ruhe eingetreten war, merkte man, daß der Delinquent verschwunden war. Die starken Ochsenlederriemen, die ihn hielten, waren nicht aufgeschnallt, sondern mit einem scharfen Messer durchschnitten. Die Flucht mußte in höchster Eile in wenigen Sekunden ausgeführt worden sein. Erst zehn Minuten später wurde es bemerkt, daß auch einer der Zeugen fehlte.«

      Das war alles, was Professor Curtis berichten konnte.

      Dr. Glossin zog die Uhr.

      »Ich muß leider weiter! Leben Sie wohl, Herr Professor.« Er trat, von dem Polizeichef begleitet, auf den Gang.

      »Wenden Sie alle Maßregeln an, die Ihnen zweckmäßig erscheinen. In spätestens drei Stunden erwarte ich Meldung, wie es möglich war, daß ein falscher Zeuge der Elektrokution beiwohnte. Geben Sie telephonischen Bericht! Wellenlänge der Regierungsflugzeuge! Ich gehe nach Washington.«

      Ein Läuten des Telephons im Zimmer des Präsidenten rief diesen hinweg. Unwillkürlich trat Dr. Glossin mit ihm in den Raum zurück.

      »Vielleicht eine gute Nachricht?«

      Der Präsident ergriff den Hörer. Erstaunen und Spannung malten sich auf seinem Gesicht. Auch Dr. Glossin trat näher. »Was ist?«

      »Ein Armeeflugzeug verschwunden. R. F. c. 1 vom Ankerplatz entführt.«

      »Weiter, weiter!«

      Der Doktor stampfte auf den Boden.

      »Wer war es?«

      Er drang auf den Präsidenten ein, als wollte er ihm den Hörer aus der Hand reißen. MacMorland hatte seine Ruhe wiedergefunden. Kurz und knapp klangen seine Befehle in den Trichter.

      »Der Staatssekretär des Krieges ist benachrichtigt? … Gut! So wird von dort aus die Verfolgung geleitet werden. Wie sehen die Täter aus? … Hat man irgendwelche Vermutungen? … Wie? Was? … Englische Agenten? Sind das leere Redensarten, oder hat man Anhaltspunkte? … Was sagen Sie? Allgemeine Meinung … Redensarten! Die Herren Chopper und Watkins werden gleich herauskommen und die Nachforschungen leiten. Ihren Anordnungen ist Folge zu leisten!«

      Der Präsident eilte zum Schreibtisch, warf ein paar Zeilen aufs Papier und übergab sie seinem Sekretär. Dann wandte er sich seinen Besuchern zu.

      »Ein ereignisreicher Morgen! Innerhalb weniger Stunden zwei Vorfälle, wie sie mir in meiner langen Dienstzeit noch nicht vorgekommen sind … Die Meinung, daß die Engländer dahinterstecken, scheint mir nicht ganz unbegründet zu sein. R. F. c. 1 ist der neueste Typ der Rapid-Flyers. Erst vor wenigen Wochen ist es geglückt, durch eine besondere Verbesserung die Geschwindigkeit auf tausend Kilometer in der Stunde zu bringen. R. F. c. heißt die verbesserte Type. c. 1 ist das erste Exemplar der Type. Ich hörte, daß es erst vor drei Tagen in Dienst gestellt wurde. Die nächsten Exemplare brauchen noch Tage, um für die Probefahrt fertig zu werden. Der Gedanke, daß die englische Regierung sich das erste Exemplar angeeignet hat, liegt natürlich sehr nahe … Es sei denn …«

      »Was meinen Sie, Herr Präsident?«

      Die Stimme Glossins verriet seine Erregung.

      »Es sei denn, daß …« MacMorland sprach langsam wie tastend … »daß ein Zusammenhang zwischen der Entführung des Kreuzers und der Flucht jenes Logg Sar bestände. Was meinen Sie, Herr Professor?«

      »Ich bin versucht, das letztere für das Richtige zu halten. Es ist ganz ausgeschlossen, mit gewöhnlichen Mitteln ein Luftschiff wie R. F. c. 1 von dem streng bewachten Flugplatz am hellichten Tage zu entführen.«

      »Was ist Ihre Meinung, Herr Doktor?«

      »Ich … ich übersehe die ganze Sachlage zu wenig. Trotzdem, Herr Präsident, werden Sie guttun, sich umgehend mit dem Kriegsamt in Verbindung zu setzen und Ihre Maßnahmen für beide Fälle im Einvernehmen und engsten Zusammenwirken mit diesem zu treffen. Guten Morgen, meine Herren.«

      MacMorland und Professor Curtis waren allein im Saale des Polizeipräsidiums zurückgeblieben.

      »Ein lebhafter Tag heute!«

      MacMorland sprach die Worte mit einer gewissen Erleichterung. Der Vorfall mit dem Flugzeug mußte die Sorge der Regierung auf einen anderen Punkt lenken.

      Professor Curtis griff sich mit beiden Händen an den Kopf. »Der zweite Vorfall ist beinahe noch mysteriöser als der erste. Bedenken Sie! … Der neueste schnellste Kreuzer der Armee. Auf einem Flugplatz hinter dreifachen, mit Hochspannung geladenen Drahtgittern. Schärfste Paßkontrolle. Fünfhundert Mann unserer Garde als Platzbewachung. Es geht mir über jedes Verstehen, wie das geschehen konnte.«

      Der Polizeichef war mit seinen Gedanken schon wieder bei dem Falle, der sein Ressort anging.

      »Warum war dieser Logg Sar zum Tode verurteilt? Wir von der Polizei wissen wieder einmal nichts. Sicherlich ein Urteil des Geheimen Rats.«

      Der Professor nickte.

      »In dem Einlieferungsschein für Sing-Sing stand: ›Zum Tode verurteilt wegen Hochverrats, begangen durch einen verbrecherischen Anschlag auf Schleusen am Panamakanal.‹ Die Unterschrift war, wie Sie richtig vermuteten, die des Geheimen Rats.«

      »Ich will gegen diese Institution nichts sagen. Sie hat sich in kritischen Zeiten bewährt, in denen das Staatsschiff zu scheitern drohte. Aber … Menschen bleiben Menschen, und bisweilen scheint es mir … ich möchte sagen … das heißt, ich werde lieber nicht …«

      Professor Curtis lachte.

      »Wir Leute von der Wissenschaft sind immun. Sagen Sie ruhig, daß dieser Logg Sar die Panamaschleusen wahrscheinlich niemals in seinem Leben gesehen hat, und daß der Geheime Rat ihn aus ganz anderen Gründen zum Teufel schickt.«

      MacMorland fuhr zusammen. Die Worte des Professors waren schon beinahe Hochverrat. Aber Curtis ließ sich nicht aus der Ruhe bringen.

      »Lassen wir den Delinquenten. Er ist doch längst über alle Berge. Aber brennend gern möchte ich


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