Gesammelte Werke. Henrik Ibsen

Gesammelte Werke - Henrik Ibsen


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auch sich rächen;

       So will ich's halten und nur so.

      Cethegus. Aha,

       Wir kamen noch zu ungelegner Zeit.

       Bis morgen kommst Du, Catilina, leichtlich

       Auf andere Gedanken.

      Catilina. Und warum?

      Cethegus.

       Die Stadt ist voll von seltsamen Gerüchten.

       Man hat soeben eine Braut der Vesta

       Zum Tod geführt –

      Catilina (überrascht.) Der Vesta? Was Du sagst?

      Lentulus.

       Jawohl, der Vesta. Und so mancher munkelt –

      Catilina.

       Was munkelt man?

      Cethegus. Du seiest nicht so ganz

       An dieser dunkeln Sache ohne Schuld.

      Catilina.

       Das glaubt man von mir?

      Lentulus. Hm, was man so redet.

       Nun ja, für uns, für Deine guten Freunde,

       Verhalte sich's, wie sich's verhalten mag; –

       Allein des Volkes Urteil lautet strenger.

      Catilina (in Gedanken.) Und ist sie tot?

      Cethegus. Das ist sie ohne Zweifel.

       Ein Stündlein Aufenthalt im Frevlergrab ist

       Mehr als genug –

      Lentulus. Das ficht uns hier nichts an;

       Nicht darum brachten wir auf sie die Rede.

       Doch hör' mich, Catilina! Wäg's genau!

       Du wolltest Konsul werden; Dein Geschick

       Hing an dem Faden dieser einen Hoffnung;

       Der Faden ist gerissen – und was nun?

      Catilina (wie vorher.) "Selbst riefst die Rache Du auf Dich hernieder."

      Cethegus.

       Laß dies Gegrübel sein; es führt zu nichts.

       Erweise Dich als Mann, noch winkt das Glück.

       Entschließe Dich; der Freunde sind genug;

       Wir fallen Dir aufs erste Zeichen zu.

       Du fühlst Dich nicht versucht? Antworte!

      Catilina. Nein!

       Und warum wollt Ihr Euch verschwören, Ihr?

       Sprecht ehrlich! Sehnt sich Euer Herz nach Freiheit?

       Macht Ungeduld, Roms Größe zu verjüngen,

       Euch zu Rebellen?

      Lentulus. Nein, dies alles nicht.

       Doch Hoffnung, selber groß zu werden, dünkt

       Mich immer Grunds genug noch, Catilina!

      Cethegus.

       Und Mittel, froh sein Leben zu genießen,

       Sind doch wohl auch nicht kurzweg zu verwerfen.

       Mehr will ich nicht; von Ehrgeiz bin ich frei.

      Catilina.

       Ich wußt' es. Nur gemeine, kleine Rücksicht

       Auf eignen Vorteil ist, was Euch bewegt.

       Nein, Freunde, nein; da lag mein Ziel doch höher! Wohl hab' ich durch Bestechungen versucht, Das Konsulat an mich zu reißen, doch Mein Plan ging tiefer, als aus solchen Mitteln Vielleicht zu schließen war. Der Bürger Freiheit, Des Staates Wohl war meines Strebens Endziel. Ich ward verkannt; der Schein stand gegen mich. Mein Schicksal will es so. Es muß so sein!

      Cethegus.

       Nun wohl; doch denkst Du nicht des Freundesschar,

       Die Du vor Sturz und Schande retten könntest?

       Du weißt, wenn wir so locker weiter ludern,

       So bleibt uns bald nur mehr der Bettelstab.

      Catilina.

       So tut wie ich und macht beizeiten halt!

      Lentulus.

       Wie, Catilina – Du gedenkst Dein Leben

       Zu ändern? Hahaha, Du machst wohl Spaß?

      Catilina.

       Es ist mein bittrer Ernst, beim Jupiter!

      Cethegus.

       Nun denn, so müssen wir auf ihn verzichten.

       Komm, Lentulus; den übrigen zu melden,

       Was für Bescheid uns ward. Wir finden sie

       Vergnügt beim Wein im Haus des Bibulus.

      Catilina.

       Des Bibulus? Wie manche lustige Nacht

       Durchschwärmt' ich nicht bei Bibulus mit Euch!

       Jetzt ist es aus mit meinem tollen Leben;

       Bevor es graut, hab' ich die Stadt im Rücken.

      Lentulus.

       Was sagst Du da?

      Cethegus. Du wolltest fort von hier?

      Catilina.

       In dieser Nacht, von meinem Weib begleitet,

       Nehm' ich von Rom fürs ganze Leben Abschied.

       In Galliens Tälern gründ' ich mir ein Heim;

       Das Feld, das ich mir rode, soll mich nähren.

      Cethegus.

       Du willst die Stadt verlassen, Catilina?

      Catilina.

       Ich will; ich muß! Hier drückt mich Schimpf zu Boden.

       O, meine Armut könnt' ich schon ertragen;

       Doch hier in jedes Römers Blick Verachtung

       Und Hohn zu lesen – nein, dies ist zu viel!

       In Gallien kann ich still und abseits leben;

       Vergessen werd' ich dort, was einst ich war,

       Betäuben meinen Durst nach hohen Zielen

       Und denken dieser Zeit wie eines Traums.

      Lentulus.

       Nun, so leb' wohl; und Glück sei Dein Geleit!

      Cethegus.

       Vergiß uns nicht, wie wir auch, Catilina,

       Dich nicht vergessen werden! – Laßt uns nun

       Der Brüderschar die krause Kunde melden!

      Catilina.

       Und bringt ihr meinen brüderlichen Gruß!

       (Lentulus und Cethegus ab.)

       (Aurelia ist von der Seite her eingetreten, bleibt jedoch beim Anblick der Abgehenden furchtsam stehen; sobald sie draußen sind, nähert sie sich Catilina.)

      Aurelia (mit sanftem Vorwurf.) Schon wiederum die wilden Freunde hier? O, Catilina –!

      Catilina. 's war zum letzten Mal.

       Ich nahm von ihnen Abschied. Jedes Band,

       Das mich an Rom noch hielt, ist nun zerschnitten

       Für alle Zeit.

      Aurelia. Ich packte, was wir haben,

       Zusammen. Wenig ist es; doch genug

       Für ein bescheiden Leben, Catilina!

      Catilina (in Gedanken.) Mir noch zu viel, der alles ich verlor.

      Aurelia.

       O, sinne dem nicht nach, was


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