MATTHEW CORBETT und die Hexe von Fount Royal (Band 2). Robert Mccammon

MATTHEW CORBETT und die Hexe von Fount Royal (Band 2) - Robert Mccammon


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habe so jemanden angeheuert, mir einen bebaubaren Ort zu finden, der mindestens vierzig Meilen südlich von Charles Town entfernt ist und eine Süßwasserquelle besitzt. Ich habe betont, dass Zugang zum Meer wichtig ist, der Bauplatz aber nicht direkt am Meer liegen muss. Einen Sumpf kann ich trockenlegen, daher war sumpfiges Gebiet kein Ausschlusskriterium. Ich brauche viel Holz, und es soll eine Gegend sein, die sich gegen Piraten und Indianer verteidigen ließ. Als der passende Ort gefunden war – dieser Ort –, habe ich dem Königshof die Resultate und meine Zukunftspläne vorgelegt. Ich musste noch zwei Monate warten, und dann wurde mir gestattet, das Land zu kaufen.«

      »Wurde die Genehmigung problemlos erteilt?«, fragte Matthew. »Oder hat jemand versucht, das zu verhindern?«

      »In Charles Town hatte man von meinem Vorhaben erfahren. Eine Koalition aus bezahlten Schergen hat sich darüber hergemacht und versucht, den Kauf zu verhindern, aber denen war ich schon weit voraus. Ich hatte so viele Männer geschmiert, dass ich mir wie ein Ölkrug vorkam, und ich hatte das Schiff des Verwalters dieser Kolonie sogar umsonst mit Gold verziert, damit sich bei seinen Ausflügen auf der Thames die Leute nach ihm umdrehten.«

      »Aber Ihr hattet die Gegend hier vor dem Kauf nicht besucht?«

      »Nein, ich habe Aronzel Hearn vertraut. Das ist der Mann, den ich angeheuert hatte.« Bidwell holte seine Schnupftabakdose aus der Jackentasche und schnupfte laut. »Natürlich habe ich eine Karte gesehen. Ich musste ja nur wissen, dass die Gegend alles hatte, was ich brauchte.«

      »Und die Quelle?«

      »Was soll damit sein, junger Mann?« Um Bidwells Geduldsfaden war es ähnlich wie um ein Seil bestellt, das über zersplittertes Holz reibt: Er war kurz vor dem Reißen.

      »Ich weiß, dass das Land kartografiert worden ist«, sagte Matthew. »Aber was war mit dem Quellsee? Hat Hearn ihn ausgelotet? Wie tief ist er, und woher kommt das Wasser?«

      »Es kommt von … ich weiß nicht, woher. Von irgendwo.« Bidwell nahm eine zweite Prise Tabak. »Ich weiß, dass es da draußen in der Wildnis noch andere, kleinere Quellteiche gibt. Solomon Stiles hat sie auf seinen Jagdausflügen gesehen und auch davon getrunken. Ich nehme an, dass sie alle unterirdisch verbunden sind. Und was die Tiefe angeht …« Er verstummte, die Prise Schnupftabak kurz vor seiner Nase. »Das ist allerdings seltsam«, meinte er.

      »Was ist seltsam?«

      »Diese Fragen über den Quellsee. Ich entsinne mich, dass mir jemand anderes ähnliche Fragen gestellt hat.«

      Matthews Spürsinn lief sofort heiß. »Und wer war das?«

      »Ein Landvermesser, der hierher kam. Ein Jahr oder so, nachdem wir mit dem Aufbau begonnen hatten. Er hat die Straße von hier nach Charles Town kartografiert und wollte auch Fount Royal vermessen. Ich weiß noch, dass er sich für die Tiefe des Quellsees interessierte.«

      »Und hat er ihn ausgelotet?«

      »Hat er. Bevor er an unser Stadttor kam, war er von Indianern überfallen worden. Die Wilden hatten ihm all seine Instrumente gestohlen, weshalb ich Hazelton ein Seil mit einem Gewicht am Ende für ihn herstellen ließ. Ein Floß habe ich auch für ihn bauen lassen, damit er an mehreren Stellen messen konnte.«

      »Aha«, sagte Matthew leise. Sein Mund war wie ausgetrocknet. »Ein Landvermesser ohne Vermessungsinstrumente. Wisst Ihr, ob er herausgefunden hat, wie tief der Quellsee ist?«

      »Wenn ich mich recht entsinne, war die tiefste Stelle, die er fand, um die vierzig Fuß.«

      »Und war dieser Landvermesser allein unterwegs?«

      »Ja, er kam zu Pferde. Ich weiß noch, wie er zu mir sagte, dass er seine Instrumententasche den Wilden geopfert hat und dass er sich glücklich schätzte, seinen Skalp gerettet zu haben. Er hatte einen Vollbart. Den hätten sie ihm vielleicht auch abgezogen, denke ich.«

      »Einen Vollbart«, sagte Matthew. »War er jung oder alt? Groß oder klein? Dick oder dünn?«

      Bidwell starrte ihn ausdruckslos an. »Eure Gedanken sind so wirr wie die Wege einer Küchenschabe, nicht wahr? Wen schert das alles denn, verdammt noch mal?«

      »Ich würde es wirklich gern wissen«, beharrte Matthew. »Wie groß war er denn?«

      »Hm … ich glaube, größer als ich. Außer an den Bart kann ich mich nicht mehr an viel erinnern.«

      »Welche Farbe hatte der Bart?«

      »Ich glaube … dunkelbraun. Vielleicht mit etwas grau.« Er warf Matthew einen finsteren Blick zu. »Ihr erwartet doch wohl nicht, dass ich mich in allen Details an einen Mann erinnere, der hier vor vier Jahren vorbeikam, oder? Was sollen diese unsäglichen Fragen überhaupt?«

      »Wo war er untergekommen?«, fragte Matthew, ohne auf Bidwells wachsende Empörung zu reagieren. »Hier im Haus?«

      »Ich habe ihm ein Zimmer angeboten. Ich erinnere mich, dass er das ausgeschlagen und sich stattdessen ein Zelt geborgt hat. Darin hat er zwei oder auch drei Nächte geschlafen. Ich glaube, das war im September gewesen. Warm genug war es jedenfalls.«

      »Lasst mich raten, wo er das Zelt aufgeschlagen hatte«, sagte Matthew. »War es neben dem Quellsee gewesen?«

      »Kann schon sein. Und wenn?« Bidwell sah ihn mit schiefgelegtem Kopf an. Schnupftabak klebte an seinen Nasenlöchern.

      »Ich arbeite an einer Theorie«, gab Matthew zurück.

      Bidwell kicherte. Es klang so atemlos und hoch wie das Lachen einer Frau. Bidwell bedeckte seinen Mund sofort mit der Hand und lief hochrot an. »Eine Theorie«, sagte er und hätte fast wieder gelacht. Er versuchte so sehr, sich das Lachen zu verkneifen, dass seine Wangen und der mit Kornbrot gefüllte Bauch bebten. »Bei Gott – wir müssen unsere tägliche Theorie haben, nicht wahr?«

      »Lacht, wenn Ihr wollt. Aber beantwortet mir diese Frage: Für wen hat der Landvermesser gearbeitet?«

      »Für wen? Ähm … Moment, ich habe eine Theorie!« Bidwell riss spöttisch die Augen auf. »Ich glaube, er muss für den Landrat gearbeitet haben! So eine Verwaltungsbehörde gibt es nämlich, wisst Ihr?«

      »Er hat Euch also gesagt, dass er im Auftrag für diese Behörde unterwegs war?«

      »Verdammt noch mal!«, schrie Bidwell. Ihm war endgültig die Geduld gerissen. »Mir reicht's!« Er stakste an Matthew vorbei und verließ das Esszimmer.

      Matthew folgte ihm auf den Fersen. »Bitte, Sir!«, sagte er, als Bidwell auf die Treppe zuging. »Es ist wichtig! Hat der Landvermesser Euch seinen Namen genannt?«

      »Pah!«, gab Bidwell zurück. »Ihr seid ja völlig verrückt!«

      »Seinen Namen! Erinnert Ihr Euch nicht?«

      Bidwell blieb stehen. Er merkte, dass er seinen Piesacker auf diese Art nicht loswurde. Wütend starrte er Matthew an. »Nein, ich erinnere mich nicht! Winston hat ihm die Stadt gezeigt! Fragt ihn und lasst mich in Ruhe! Ihr mit Euren Fragen würdet noch den Leibhaftigen in Person in die Flucht schlagen!« Er stieß dem jungen Mann den Zeigefinger vor die Brust. »Aber Ihr werdet mir diesen herrlichen Tag nicht ruinieren, oh nein! Dem Herrgott sei dank – die Sonne scheint, und sobald diese verdammte Hexe zu Asche wird, wächst auch meine Stadt wieder! Los, lauft nur zum Gefängnis und sagt ihr, dass Robert Bidwell noch nie versagt hat – noch nie! –, und auch nie ein Versager sein wird!«

      Oben an der Treppe erschien plötzlich eine Gestalt. Matthew bemerkte sie zuerst, und sein erstauntes Gesicht veranlasste Bidwell, sich umzudrehen.

      Woodward stützte sich an der Wand ab. Seine Haut war fast so bleich wie sein breiverschmiertes Nachthemd. Sein fahles Gesicht glänzte verschwitzt und seine rotgeränderten Augen schauten schmerzerfüllt drein.

      »Herr Richter!« Bidwell stieg die Treppe empor, um ihn zu stützen. »Ich dachte, Ihr würdet schlafen!«

      »Habe ich auch«, krächzte Woodward, obwohl ihm das Sprechen schreckliche Schmerzen in der Kehle bereitete. »Aber wer kann bei dem Krach … schon schlafen?«

      »Ich


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