ABENTEUER LASS NACH. Scott Meyer
Gwen und Martin ansah.
Brit, die Ältere, fuhr fort: »Vor etwas mehr als einer Stunde. Stimmt doch, oder nicht?«
Martin bejahte.
»Wer war das?«, hakte Brit, die Jüngere, nach.
»Das wissen sie noch nicht«, antwortete Brit, die Ältere.
Martin äußerte seine Vermutung: »Wir haben Jimmy im Verdacht.«
»Aber das wissen sie noch nicht«, wiederholte Brit, die Ältere.
Brit, die Jüngere, drehte sich um und warf Brit, der Älteren, einen wütenden Blick zu. »Noch nicht? Dann weißt du also, wer es war.«
»Ja.«
»Wer?«
Brit, die Ältere, verdrehte die Augen. »Schätzchen, du weißt doch, ich kann dir nichts über die Zukunft sagen. Du musst sie selbst erleben, so wie ich.«
»Aber du hast mir doch gerade von der Zukunft erzählt. Ich habe ihnen Fragen gestellt, und du hast mir dauernd gesagt, was sie antworten werden«, beschwerte sich Brit, die Jüngere, mit zusammengebissen Zähnen.
»Nein. Sieh mal, jetzt sind sie ja hier. Wenn ich dir erzähle, was sie sagen werden, habe ich dir nichts über die Zukunft verraten. Dann habe ich dir von der Gegenwart erzählt.«
Brit, die Jüngere, sagte: »In Ordnung«, auch wenn es nicht so klang. »Philip ist verschwunden. Also, wer hat ihn?«
Brit, die Ältere, schüttelte ihren Kopf. »Siehst du, das ist das Problem. Verschwunden ist er in der Gegenwart, aber du wirst erst in der Zukunft herausfinden, wer ihn entführt hat.«
Brit, die Jüngere, wendete entschlossen ihren Blick von Brit, der Älteren, ab und Gwen zu. »Glaubst du, Philip ist in Gefahr?«
Brit, die Ältere, mischte sich ein: »Sei nicht albern, Schätzchen. Selbstverständlich ist er in Gefahr. Seine Dateieinstellungen wurden in den Ursprungszustand zurückgesetzt. Er ist in großer Gefahr.« Brit, die Jüngere, schloss die Augen, atmete tief durch, dann fuhr sie fort, mit Gwen zu sprechen. »Wo ist er? Hast du eine Ahnung?«
Brit, die Ältere, wollte etwas sagen, doch Brit, die Jüngere, hob einen Finger und machte: »Schhht!« Brit, die Ältere, spitzte ihre Lippen, schwieg aber.
Gwen berichtete: »Ihre Ortsparameter wurden überschrieben, mit einem Verweis zu einem externen Programm, zu dem wir bislang noch keinen Zugang haben. Wir wissen nicht, wo sie sind. Und immer, wenn wir versuchen, etwas an ihrer Datei zu verändern, lässt sie das nicht zu. Das externe Programm verhindert jegliche Eingriffe in ihr System.«
Brit, die Jüngere, lehnte sich zurück und überlegte kurz. »Was sollen wir also tun?«
Martin, Gwen und Roy schauten sich an, aber keiner meldete sich zu Wort. Brit, die Ältere, hob eine Hand und fragte: »Dürfte ich?«
»Dann bitte«, seufzte Brit, die Jüngere.
Brit, die Ältere, räusperte sich. »Gwen würde das Problem gerne weiter erforschen. Sie geht davon aus, dass wir das externe Programm irgendwann ausfindig machen und außer Kraft setzen werden. Roy hingegen ist fest davon überzeugt, dass Philip und seine Freunde sich jetzt in Gefahr befinden. Er hält es für die beste Vorgehensweise, alle eure Ortseinstellungen zum Verweis auf das externe Programm umzuleiten, damit ihr dahin gelangt, wo auch immer sie sich gerade befinden, um ihnen helfen zu können.«
Roy bestätigte: »Verdammt richtig.« Dann warf er beiden Brits und Gwen einen Blick zu und sagte: »Entschuldigen Sie meine Ausdrucksweise, die Damen.«
Gwen erwiderte: »An deiner Ausdrucksweise ist nichts auszusetzen, Roy, aber deine Idee klingt unheimlich gefährlich.«
Brit, die Jüngere, ergänzte: »Dem stimme ich zu. Das ist ein furchtbar großes Risiko.«
Roy führte weiter aus: »Schon möglich. Rumsitzen und das Problem studieren aber auch. Unseren Kumpeln droht Gefahr. Wir müssen handeln. Außerdem haben diejenigen, die dahinterstecken, nur die fünf Leute auf der Rechnung, die sie entführt haben. Aber das Programm, wie auch immer es genau aussehen mag, scheint Zauberer auf ihre Standardeinstellungen zurückzusetzen.«
»Was lässt dich glauben, ihr würdet eure Kräfte behalten können?«, fragte Gwen.
»Soweit ich mich erinnere, hatte Martin dazu eine Idee«, erwähnte Brit, die Ältere.
Roy grinste Martin an. Gwen warf ihm einen finsteren Blick zu.
Martin erläuterte seinen Plan: »Na ja, ich dachte mir, wie wäre es, wenn wir eine Kopie des Shell-Programms von Leadchurch und des Atlantis-Interfaces auf meinem Smartphone laufen lassen? Ich meine, es ist nicht das Gleiche wie die laufende Datei, aber beide Programme modifizieren die Datei mittels einer vereinfachten Schnittstelle. Ich schätze also, wenn es auf einem Gerät läuft, das wir mitnehmen können, sollten wir damit Gegenmaßnahmen gegen das andere Programm ergreifen können.«
Roy schlug Martin auf den Rücken. »Gute Idee, Junge.«
»Ja«, stimmte Brit, die Ältere, zu. »Es wird interessant für Euch herauszufinden, ob das funktioniert.«
Brit, die Jüngere, hakte nach: »Es wird? Du sagtest, es wird interessant. Ich schätze, das heißt, wir gehen, nicht wahr?«
Brit, die Ältere, runzelte die Stirn. »Das hätte ich nicht sagen sollen. Schätze, ich habe die Katze aus dem Sack gelassen. Dann kann ich es euch ja auch erzählen. Ihr werdet vergeblich versuchen, dieses mysteriöse Programm aufzuspüren und zu neutralisieren. Aber nach einem Tag intensivster Bemühungen, ohne jeglichen Fortschritt, werdet ihr beschließen, es mit Roys draufgängerischer Idee zu versuchen. Ich werde euch losschicken, und während ihr dort seid, wo immer das auch ist, und versucht die drei zu retten …«
»Fünf«, korrigierte Martin. »Fünf sind verschwunden.«
Brit, die Ältere, lächelte. »Entschuldige. Mein Fehler. Wie auch immer, während ihr unterwegs seid, so der Plan, werde ich hierbleiben und weiter versuchen, Zugang zum externen Programm zu erhalten.«
»Das ist der Plan?«, fragte Brit, die Jüngere.
»Ja.«
»Sag mal«, wollte Brit, die Jüngere, wissen, »falls du dich erinnern solltest, dass es dir letzten Endes nicht gelingt, Zugang zum externen Programm zu bekommen, wirst du es dann überhaupt versuchen?«
Brit, die Ältere, antwortete: »Tut mir leid, Schätzchen. Das ist eine Frage über die Zukunft.«
Roy sagte: »Ein Gutes hat es. Weil sie noch hier ist und uns das erzählen kann, wissen wir, dass wir in einem Stück zurückkehren werden.«
Brit, die Ältere, sagte: »Genau genommen wisst ihr nur, dass das für mich zutrifft.«
Kapitel 7
Der erste Morgen ihrer Mission verging zum größten Teil in frostiger, niedergeschlagener Stille. Dann stießen sie, wie angekündigt, auf die Überreste einer anderen Gruppe, die von Wölfen getötet und verspeist worden war.
Gary sagte, an niemand Bestimmtes gerichtet: »Seht euch das ganze Blut an. Wie viel Zeit hat dieser Arsch damit verbracht, das alles hier so realistisch aussehen zu lassen wie möglich?«
Tyler, der zufällig am nächsten bei Gary stand, meinte: »Vielleicht überhaupt keine. Vielleicht hat er einfach ein paar Leute geholt und sie von Wölfen fressen lassen.«
Gary verschlug es den Atem. »Schwer zu glauben, dass er so was tatsächlich tun würde.«
Tyler fragte: »Was denn, jemand nur wegen des Effektes umbringen?«
Alle vier verbrachten die nächsten Sekunden damit, nicht auszusprechen, was sie dachten, und gaben sich alle Mühe, nicht zu denken, was sie dachten.
Als sie näher kamen, verschwanden die Leichen. Zurück