Butler Parker Special Edition 1 – Kriminalroman. Günter Dönges
Manieren beibringen«, schaltete die ältere Dame sich grimmig ein. »Eine erste Lektion habe ich den beiden Lümmeln bereits verpaßt.«
»Jener Mitarbeiter lief in Lady Simpsons Pompadour«, erläuterte der Butler und deutete mit der Schirmspitze auf den Mann, der Schwierigkeiten mit seinem Brustbein hatte. »Und jener Mitarbeiter fiel mit dem Kinn auf den Griff meines Schirmes.«
»Suchen Sie eine Stellung?« fragte Cantner, der auf die Hinweise des Butlers nicht eingehen wollte.
»Mylady suchte Sie, Mister Cantner«, antwortete der Butler. »Wie zu erfahren war, schickten Sie drei Ihrer Mitarbeiter zu einem gewissen Mister Landby.«
»Wer... wer sind Sie?« Cantner blieb vorsichtig.
»Lady Simpson«, stellte Parker vor. »Parker, Josuah Parker mein Name.«
»Lady ... Simpson?« Cantner stutzte und musterte dann die ältere Dame. Er merkte sofort, daß hier nicht geblufft wurde. Sein weiblicher Gast strahlte beeindruckende Autorität aus.
»Mylady ermittelt in Sachen Preisabsprachen«, kam Parker direkt auf das von ihm vermutete Thema zu sprechen. »Mylady hat die Absicht, den Sumpf an Korruption trockenzulegen.«
»Und was habe ich damit zu tun?« wollte Cantner wissen. Seine wasserhellen Augen verengten sich ein wenig. »Was faseln Sie da von drei Leuten, die ich wohin geschickt haben soll? Seien Sie vorsichtig mit solchen Behauptungen! Sie haben schneller einen Prozeß am Hals, als Sie es sich vorstellen können.«
»Ich hoffe, daß dies eine Drohung ist«, warf die energische Dame erfreut ein.
»Nur eine Feststellung, Lady«, gab Cantner zurück. »Ich weiß nichts von Preisabsprachen und schon gar nichts von drei Leuten, die ich irgendwohin geschickt haben soll. Ich schlage vor, daß Sie meine Räume jetzt verlassen.«
»Ist es richtig, Mister Cantner, daß Sie eine Jaguar-Limousine fahren?« fragte Parker ohne jeden Übergang. Anschließend nannte er das Kennzeichen jenes Wagens, den er vor dem Bürogebäude von Martin Landby gesehen hatte.
»Ja, das ist mein Wagen«, erwiderte Cantner nach kurzem Zögern. »Weshalb fragen Sie? Was ist mit ihm? Er steht drüben auf dem Parkplatz, neben dem Pub.«
»Ihr Wagen befindet sich in einem Zustand, den man nur als desolat bezeichnen kann«, antwortete der Butler. »Die angesprochene Jaguar-Limousine scheint von den Auslegern eines Gabelstaplers nachhaltig demoliert worden zu sein. Meine Wenigkeit entdeckte ihn vor dem Bürogebäude der Firma Landby, die Sie ja nicht kennen.«
Daraufhin verfärbte sich Cantner intensiv.
*
»Wie gut, daß ich diesen Jaguar ein wenig angeschrammt habe«, freute sich die ältere Dame wenige Minuten später. Sie saß im Fond des hochbeinigen Monstrums und war mit sich und der Welt zufrieden. »Haben Sie mitbekommen, wie er zuerst bleich und dann rot wurde, Mister Parker?«
»Das Farbenspiel seines Gesichtes war in der Tat bemerkenswert«, erklärte Josuah Parker. »Mylady bestehen darauf, zur Firma des Mister Martin Landby zurückzufahren?«
»Richtig«, meinte sie. »Ich will sehen, wie er seine Lümmel aus dem Ölkeller holt. Diesen Tip hat er ja von mir bekommen.«
»Der Zustand seiner Limousine wird Mister Cantner zutiefst erschüttern, Mylady.«
»Der neue Kriminalfall beginnt ganz zu meiner Zufriedenheit«, sagte Lady Agatha. »Mehr konnte ich wirklich nicht erwarten. Ich werde mir allerdings Gedanken darüber machen, wie es nun weitergehen soll, Mister Parker.«
»Mylady werden sicher Kontakte mit Firmen aufnehmen wollen, die in der Bau-Branche tätig sind.«
»Das ist meine feste Absicht«, bestätigte sie. »Ich muß wissen, wie solche Preisabsprachen gehandhabt werden, Mister Parker. Nennen Sie mir bei Gelegenheit entsprechende Adressen.«
»Sehr wohl, Mylady. Darüber hinaus wird es sicher eine Art Dachverband der Bauindustrie geben.«
»Darauf wollte ich gerade hinweisen«, behauptete sie. »Sehr schön, daß Sie mitdenken, Mister Parker, nur weiter so!«
»Mylady beflügeln immer wieder meine bescheidene Wenigkeit«, behauptete Butler Parker und verzog dabei keine Miene.
*
Es dauerte knapp zehn Minuten, bis Charly Cantner erschien.
Er stieg aus einem Ford und näherte sich fast zögernd seiner Jaguar-Limousine, die tatsächlich ein wenig ramponiert aussah.
Die beiden Ausleger des Gabelstaplers hatten den sündhaft teuren Wagen mehrfach an der Seite perforiert, wobei einige Scheiben zu Bruch gegangen waren. Der Deckel des Kofferraumes war aufgesprungen und ragte anklagend zum Himmel.
Lady Agatha, die sich als technisch versiert betrachtete, hatte mit dem Gabelstapler auch die Kühlerhaube behandelt. Diese machte einen leicht gequetschten Eindruck.
Die Detektivin hatte sich vor dem Verlassen der Firma Landby von den drei Männern sagen lassen, wem die Limousine gehörte. Daraufhin hatte sie spontan wie stets reagiert.
Cantner ging langsam um den Wagen herum und stieß wilde Verwünschungen aus. Lady Agatha und Parker konnten ihn genau beobachten. Sie hielten sich im Treppenhaus eines nahen Wohnblocks auf und sahen den Vorplatz ein.
Die beiden Angestellten, die Cantner mitgebracht hatte, waren bereits im Bürogebäude verschwunden. Es dauerte etwa fünf Minuten, bis sie in Begleitung der Schläger wieder zurückkehrten.
Cantner baute sich vor diesen Männern auf und schien sie mit ausgesuchten Schimpfworten zu belegen.
Seine Gesten fielen entsprechend aus. Er tippte sich mehrfach an die Stirn und schien nicht verstehen zu können, daß drei ausgewachsene Schläger sich von älteren Herrschaften ausschalten ließen.
Dabei mußte Cantner inzwischen wissen, daß Mylady und ihr Butler gefährliche Gegenspieler waren. Er selbst hatte ja in seiner Job-Vermittlung mitbekommen, daß seine beiden Angestellten ebenfalls ausgeschaltet worden waren.
Nach intensiver Absprache marschierte Cantner erneut um seinen demolierten Wagen herum und faßte sich dabei mehrmals an den Kopf. Sein Wagen schien ihm viel bedeutet zu haben.
»Ich hätte die Limousine noch ein wenig mehr frisieren sollen, Mister Parker«, fand Lady Agatha. Ein boshafter Unterton beherrschte ihre Stimme.
»Er dürfte kaum noch reparierbar sein, Mylady«, gab Parker zurück.
»Dieses Subjekt weiß jetzt, daß eine Lady Simpson nur mit größer Vorsicht zu genießen ist«, meinte die ältere Dame sehr zufrieden.
»Und Mylady konnten sich mit eigenen Augen davon überzeugen, daß Mister Cantner tatsächlich jene Person ist, die die drei Schläger in das Büro des Mister Landby schickte.«
»Daran habe ich keinen Moment gezweifelt«, behauptete die resolute Dame. »Für die Zukunft werde ich mir noch mehr einfallen lassen, was dieses Subjekt betrifft. Was steht jetzt auf meinem Programm, Mister Parker?«
»Mister Landbys Privatwohnung befindet sich in der Nähe, Mylady«, sagte der Butler. »Vor dem Verlassen des Büros informierte meine Wenigkeit sich entsprechend. Darüber hinaus war man so frei, einige Korrespondenz-Unterlagen sicherzustellen.«
»Korrespondenz-Unterlagen?« Sie schaute ihren Butler irritiert an.
»Sie stammen aus einem Aktenordner, Mylady, der Bauausschreibungen enthält.«
»Das bringt zwar nichts«, entschied sie und machte eine abwertende Handbewegung, »aber ich will Ihnen die Freude nicht verderben, Mister Parker. Sie werden sich dabei etwas gedacht haben.«
»Diesen Unterlagen könnte man entnehmen, mit welchen Baubehörden Mister Landby Briefwechsel pflegte. Die Zeit fehlte bisher, sich mit dem Text dieser Briefe zu befassen.«
»Wie auch immer.« Sie war an diesem Thema eindeutig nicht interessiert. »Dieses Subjekt dort unten fährt jetzt