Butler Parker Jubiläumsbox 8 – Kriminalroman. Günter Dönges
auf. Man sah gleißendes Licht überall. Richtungsschilder wiesen in die einzelnen Abteilungen. Eine rote Inschrift, gekoppelt mit einem Richtungspfeil, machte auf den Lift aufmerksam, der bis hinunter in die Garage reichte.
Wohin mochte der Ford gefahren sein?
Wahrscheinlich doch bis in die unmittelbare Nähe des Liftschachtes. Parker kannte sich in der Mentalität der Gangster aus. Sie liebten bestimmt keine Fußmärsche und machten es sich so bequem wie nur eben möglich.
Endlich hatte Josuah Parker den langen Fußmarsch hinter sich gebracht. Er sah sich suchend nach dem Ford um und hoffte nur, daß man ihn nicht doch noch im letzten Moment entscheidend hereingelegt hatte. Es konnte nämlich sehr gut möglich sein, daß die beiden Fordinsassen auf das verfolgende Taxi aufmerksam geworden waren und nur zum Schein in die Tiefgarage hinuntergeglitten waren, um nach wenigen Minuten wieder ans Tageslicht zu kommen.
Aber nein, dort stand ja bereits der Ford...
Butler Parker hatte wieder einmal recht behalten. Er näherte sich würdevoll dem Wagen. Er war leer.
Doch dann traten entscheidende Veränderungen ein.
Diesmal sah der Butler sich einem Revolverlauf gegenüber, der auf ihn gerichtet war. Gangster Louis hatte sich die Freiheit genommen, ihn auf den Butler zu richten. Daß Louis und auch Buck, der neben ihm stand, niederträchtig grinsten, dürfte sich am Rande verstehen.
»Na, du alte Krähe, doch noch auf den Leim gekrochen, wie? Hast wohl angenommen, wir hätten dich nicht in dem Taxi gesehen, wie? Komm schon, damit wir uns besser unterhalten können...!«
Louis wies mit dem Kopf auf eine Eisenblechtür, die halb geöffnet war. Butler Parker war in der Lage, einen Blick in den dahinter liegenden Raum werfen zu können. In diesem fensterlosen, unterirdischen Gemach wurden Ölkannen, Putzlappen, alte Reifen und Werkzeuge aufbewahrt.
»Ihrer eindringlichen Einladung kann ich nicht widerstehen«, erwiderte der Butler höflich. »Ich hoffe, daß wir uns dort ungestört unterhalten können... Sie können sich vorstellen, wie sehr ich darauf brenne, endlich mit Ihnen ins Geschäft zu kommen.«
Was die beiden Galgenvögel darunter verstanden, war dem widerlichen Grinsen zu entnehmen, das auf ihren Gesichtern lag.
Butler Parker ignorierte alles.
Würdig, den korrekt gebundenen Regenschirm am Arm, schritt er auf das Gemach zu, als erwarte ihn ein freundlich eingerichteter Salon mit netten, friedfertigen Menschen...
Nachdem sie gemeinsam den unterirdischen Bunker bezogen hatten, schloß Louis die Eisentür.
*
Übrigens waren die beiden Gangster der Ansicht, mit diesem älteren Herrn namens Parker hätten sie durchaus leichtes Spiel. Nun sah der Butler auch wirklich nicht danach aus, als sei es für ihn eine Kleinigkeit, sich solchen Nachstellungen zu entziehen. Als vollendeter Schauspieler wußte er den Anschein zu erwecken, als habe er sich bereits still und geduldig in sein Schicksal ergeben.
Louis schloß noch die Tür. Er hatte einige Schwierigkeiten mit dem Hebelschloß.
Buck hingegen, der gelassen seine Waffe aus dem Schulterhalfter ziehen wollte, hatte seine Schwierigkeiten mit Josuah Parker. Oder präziser ausgedrückt, Schwierigkeiten mit dem Universal-Regenschirm des Butlers. Kurz, Josuah Parker hatte keineswegs die Absicht, sich wehrlos zu ergeben. Dazu war er eben wirklich viel zu aktiv.
Buck brüllte überrascht auf, als Josuah Parker den Regenschirm als Waffe einsetzte.
Der Erfolg war durchschlagend.
Bucks Arm, der von dem Regenschirm getroffen wurde, verlor die Fähigkeit, die Waffe zu halten. Sie polterte auf den Zementboden.
Louis drehte sich blitzschnell um. Wie clever er war, ersah Parker daraus, daß er bereits seine Waffe gezogen hatte. Aber auch dieser Gangster kam nicht mehr dazu, sie gegen den Butler einzusetzen.
Wieder verwandelte sich der Regenschirm in einen Knüppel. Louis, dessen Kopf nicht sonderlich geschützt war, war dem nachträglich verabreichten Schlag nicht gewachsen. Er verdrehte die Augen, sackte gegen die Stahlblechtür und rutschte langsam an ihr hinunter.
Inzwischen hatte sich aber der Gangster Buck wieder gefangen. Er fühlte sich in seiner Berufsehre tief verletzt und gekränkt. Wie eine gereizte Katze sprang er den Butler an.
Doch Josuah Parker war ein durchtrainierter Mensch mit sehr reaktionsschnellen Nerven.
Dort, wo er gerade noch gestanden hatte, befand er sich nicht mehr. Buck hingegen war mitten im Flug und daher nicht mehr in der Lage, wesentliche Korrekturen anzubringen.
Er rasselte zwischen auseinanderspritzenden Öldosen und blieb einen Moment lang benommen liegen.
»Ich muß gestehen, Sie benehmen sich wie die Kinder«, sagte Parker mißbilligend. »Nach diesem Intermezzo sollten wir aber nun wirklich zur Sache kommen...!«
Nun, Josuah Parker predigte zur Zeit noch sehr tauben Ohren. Gangster Louis hatte sich noch nicht von der Berührung mit dem Regenschirm erholt. Gangster Buck war zwar schon dabei, wieder aufzustehen, aber er tat das noch im Unterbewußtsein.
Josuah Parker wollte nicht untätig sein. Er sammelte erst einmal die umliegenden »Kanonen« auf, untersuchte seine beiden Ganoven nach weiteren Waffen, fand einige Dinge, die in der Hand von Gangstern sehr gefährlich werden konnten und stellte das alles sicher.
»Das wirst du bereuen«, behauptete Buck, der endlich wieder klar zu sehen begann. »Mann, das werden wir dir heimzahlen.«
Und hartnäckig, wie Gangster sein können, machte er sich an den zweiten Versuch, den Butler auszuschalten. Viel wurde daraus allerdings nicht. Parker puffte ihm die Krücke des Regenschirms unter das Kinn. Daraufhin setzte sich Buck wieder auf den kalten Boden und schmollte. Josuah Parker schaute auf seine Uhr.
Zuviel Zeit wollte er hier wirklich nicht vergeuden. Zudem machte er sich Sorgen. Schließlich war ihm nicht bekannt, ob diese beiden Gangster allein waren, oder ob im Hintergrund nicht noch Eingreifreserven warteten. Da er sich beim Suchen nach Waffen bereits vergewissert hatte, daß die beiden Gangster keine Papiere mit sich herumschleppten, stand seinem Weggang nichts mehr im Weg.
Er verwendete herumliegende, dünne Kabelstränge, um die beiden Ganoven erst einmal zu verschnüren. Nachdem Buck und Louis fein säuberlich verpackt waren, ging Josuah Parker zu dem grauen unauffälligen Ford und öffnete dessen Kofferraum. Nacheinander schleppte er dann die beiden Gangster zum Wagen und schob sie mit spielerischer Leichtigkeit hinein. Er verschloß den Kofferraum des Fords und steuerte ihn langsam zurück ans Tageslicht.
Da er geschickterweise daran gedacht hatte, die beiden Gangster im Kofferraum leicht zu knebeln, konnte er es riskieren, durch die nachmittäglich belebte Straße zu fahren. Ohne weitere Komplikationen erreichte Parker den Hotelpalast, in dessen Erdgeschoß der Friseursalon untergebracht war. Er stellte seinen Wagen etwas unterhalb des Hoteleingangs ab, da dort einige Arbeiter damit beschäftigt waren, mittels eines Preßlufthammers das Pflaster aufzubrechen. Das dabei entstehende Geräusch würde jede Willensäußerung der beiden Gangster, falls sie dazu überhaupt imstande waren, glatt überdecken. Nach dieser kleinen, geschickten, taktischen Einlage hängte Parker sich seinen Regenschirm über den linken Unterarm, setzte sich die Melone zurecht und schritt würdevoll zum Hotel.
Der Mann hinter der Anmeldetheke, ein erfahrener Portier, erkannte in dem Butler augenblicklich eine verwandte Seele. Aufgeschlossen sah er Parker an, der seine Melone lüftete.
»Sie werden verzeihen, wenn ich mich wegen einer Auskunft an Sie wende«, sagte Parker. »Ich suche den Cheffriseur dieses Geschäfts, dort neben dem Eingang. Meine Herrschaft möchte sich seiner Dienste versichern.«
»Roger Calbot...?«
»Das ist sein Name. Ich vergaß, ihn zu erwähnen...«
»An und für sich müßten Sie sich ja an das Personalbüro wenden », sagte der Portier, »denn der Friseurladen wird vom Hotel unterhalten... Aber ich sehe, mein Herr, daß Sie von