Wyatt Earp Staffel 4 – Western. William Mark D.
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Inhalt
Weit ragten die weißen Schneegipfel mit ihren bizarren Konturen in den stahlblauen Coloradohimmel hinein.
Strahlender Sonnenschein lag über der ansteigenden Weide, die zu der Ranch hinaufführte.
Der Mann, der auf der Wagenspur ritt, hatte ein junges Gesicht. Und doch war es von einer Härte gezeichnet, die es irgendwie alt erscheinen ließ. Die grauen Augen waren von langen Wimpern halb verdeckt. Unter der kurzen Nase lag ein schmaler, strichdünner Mund. Das Kinn sprang weit vor und war in der Mitte gespalten. Der Mann mochte etwa fünfundzwanzig Jahre alt sein, hatte flachsblondes Haar, das strähnig unter dem breiten grauen Hut hervorsah, trug Weidereiterkleidung und in den beiden Halftern seines Kreuzgurtes je einen großen fünfundvierziger Colt.
Jake Halbot war ein langer Bursche, wenigstens einsfünfundachtzig hoch. Etwas zurückgelehnt saß er im Sattel und lenkte mit lässiger Hand seinen Wallach bergan.
Die ersten Bauten der Ranch hatte er schon seit einer Meile im Blickfeld.
Als er jetzt beim Hoftor angekommen war, sah er einen grauhaarigen Mann im offenen blauen Hemd, mit hochgezogener, von Trägern gehaltener Levishose auf sich zukommen.
Der Alte hob die Hand und grüßte. »Wen suchen Sie, Mister?«
Halbots Gesicht blieb unbewegt. Es schien, als rühre sich nicht einmal sein Unterkiefer, als er jetzt schnarrend fragte: »Ist der Rancher da?«
Der Alte kratzte sich den Schädel. »No, der Boß ist beim Vorwerk.«
»Und der Vormann?«
»Yeah, der ist drüben im Corral. Sie machen ein neues Gatter…«
Ohne ein weiteres Wort abzuwarten, ritt Halbot vorwärts, an dem Alten vorbei.
Hinter der großen Scheune erblickte er den Corral.
Er ritt darauf zu.
Schon von weitem sah er drei Männer an dem Holzlattenzaun arbeiten.
Halbot ritt heran und fragte den Mann, der ihm am nächsten stand: »Wo ist der Vormann?«
Der herrische Ton schien dem arbeitenden Cowboy nicht sehr zu behagen. Er wandte sich um, wischte sich mit dem Unterarm den Schweiß von der zerfurchten, sonnverbrannten Stirn und schob sich den Hut ins Genickt. »Von einem Gruß halten Sie anscheinend nichts, Mister?«
Halbots Brauen zogen sich düster über den Augen zusammen. »Dafür scheinst du schlecht zu hören, Brother«, gab er schroff zurück. »Ich habe dich nach dem Vormann gefragt.«
Der Cowboy war ein mittelgroßer Mann mit breiten Schultern, kantigem Gesicht und hellen Augen. Er trug ein graues Hemd, eine Lederweste, enge Reiterhosen und einen abgeschabten Waffengurt, der rechts über dem Oberschenkel einen alten Parker-Colt im Halfter hielt. Fünfunddreißig Jahre mochte der Mann sein.
Jetzt zog er die Brauen verblüfft hoch und warf einen Blick auf seine beiden Kameraden, die auf der anderen Seite des Zauns standen. »Was haltet ihr davon, Boys?«
Die beiden lachten schallend los.
Bis sich einer von ihnen verpustet hatte und zu Halbot gewandt erklärte: »Du sprichst schon eine Weile mit dem Vormann, Stranger!«
Halbot rutschte aus dem Sattel.
Sieben Yards trennten ihn von dem Vormann.
Es war genau die Entfernung, über die nach kaum einer weiteren Minute das tödliche Blei aus seinem Revolver jagen würde.
Jake Halbot war schon immer ein wilder, unberechenbarer Bursche gewesen. Den Colt hatte er schon mit sechzehn Jahren geschwungen. Auch dann, wenn es nicht notwendig gewesen wäre. Unten in Texas, auf der Ranch seines Vaters, hatte es oft Schießereien gegeben, und die Cowboys hatten nicht wenig Mühe gehabt, den ungebärdigen Burschen aus den Gunfights herauszureißen, in die er sich blindlings gestürzt hatte.
Sieben Mal hatte er beweisen können, daß er nicht zuerst gezogen hatte.
Sieben Mal hatte Jake mit dem Revolver in der Hand einem Gegner gegenübergestanden.
Im großen Flußknie des Arkansas-River hatte er auf einer Ranch Arbeit gefunden. Einen so großen, kräftigen Burschen hatte man brauchen können. Aber sehr bald war er in eine Schießerei verwickelt, aus der ihn der Rancher nur mit Gewalt herausbringen konnte.
Seitdem war Jake auf dem großen Trail.
Bis Cheyenne Wells hatte sein Geld gereicht. In dieser Stadt hatte er seinen letzten Dollar vertrunken.
Dann hatte er von der Wilkins-Ranch gehört. Es sollte eine gewaltige Viehranch sein, die oben vor den Wäldern lag.
Jake Halbot war hierhergekommen, weil er einen Job brauchte.
»Bleib ruhig im Sattel, Brother«, versetzte der Vormann abweisend, »hier hat niemand Zeit, sich mit dir zu unterhalten.«
»Wie meinst du das?« fragte Halbot.
»Wie ich es gesagt habe. Leute, die wie Tramps reden, sind hier verdammt unwillkommen.«
Tramps! Dieses Wort hätte nicht kommen dürfen. Es brachte den Texaner augenblicklich in Weißglut. Er spreizte die Beine und hatte die Arme steif herunterhängen.
»Hast du Tramp gesagt, Dreckskerl?«
Ein Zucken fuhr durch den Körper des Vormanns.
Halbot deutete es falsch.
Blitzschnell fuhr seine Rechte zum Colt. Brüllend fauchte der Schuß von seiner Hüfte los.
Die beiden anderen Weidereiter standen wie erstarrt, als sie ihren Vormann schwer gegen das Gatter stürzen sahen.
Halbot hatte den Revolver noch in der Faust. »Keine Bewegung!« zischte er.
Da brüllte vom Hof her der Alte: »Sind Sie wahnsinnig, Mensch!«
Der Texaner riß auch den zweiten Colt aus dem Halfter.
Dann schnellte er mit einem tausendmal geübten Federsprung in den Sattel und ließ sein Pferd zurücktänzeln.
Da brüllte der grauköpfige Cattleman: »Er darf nicht weg, Leute! Holt ihn aus dem Sattel! Er hat den Vormann erschossen…«
Als Antwort spien die Colts des Texaners Feuer.
Aber der wildtänzelnde Wallach verhütete ein weiteres Unglück.
Die