Wyatt Earp Staffel 4 – Western. William Mark D.

Wyatt Earp Staffel 4 – Western - William Mark D.


Скачать книгу
der Krankheit, die sich schnell zu einer gefährlichen Seuche entwickelte und bereits neun Menschen den Tod gebracht hatte.

      Wyatt erfuhr auch, daß ein Mann weggeritten war, um Hilfe zu holen. Das war neun Tage her. Er war nicht zurückgekommen. Es war ein siebzehnjähriger alleinstehender Bursche gewesen. Wahrscheinlich hatte ihn das Grauen gepackt, und er hatte der Totenstadt den Rücken für immer gekehrt.

      »Sind noch viele krank?« forschte Wyatt.

      »Gerade haben wir zwei beerdigt. Eine Frau und ein sechzehnjähriges Mädchen.«

      »Wo ist der Mayor?«

      Der Mann deutete mit einer trägen, müden Handbewegung auf einen grauen Felsstein, der auf einem frischen Erdhügel lag. »Da... da liegt er. Er war einer der ersten, die es traf.«

      »Der Sheriff – wo ist er?«

      Bei dieser Frage verzog der Mann das Gesicht. »Die feige Ratte traut sich nicht aus ihrem Bau. Früher hat der Kerl immer das Maul weit aufgerissen. Und jetzt – wo ist er da? Nicht zu sehen. Er macht’s wie die meisten andern: er bleibt in seinem Haus.«

      »Aber das kann doch nicht so weitergehen.«

      »Nicht?« Der Mann lachte bitter auf. »Was sollen wir tun? Wir wissen nicht, wie viele noch krank sind. Die Leute haben Angst, Angst, Angst. Sie bleiben in ihren Löchern.«

      »Wer ist zuerst krank gewesen?«

      »Eine alte Frau.«

      »Wo ist ihr Haus?«

      »Da, Sie können es sehen. Es steht da drüben in der Gasse. Es ist eine alte Bude.«

      »Lebte sie allein?«

      »Yeah – sie arbeitete in Gillerys ­Store.«

      »Im Store?«

      »Yeah. Weshalb fragen Sie. Wer sind Sie überhaupt?«

      »Mein Name ist Earp.«

      Da stieß sich einer der beiden andern Männer mit seiner Schaufel von der Grabstelle ab. Er kam heran, stürzte auf den Reiter zu und umklammerte sein Bein.

      »Wyatt Earp! Sie sind Wyatt Earp!« brüllte er mit sich überschlagender Stimme. »Ich habe es geahnt. Ich habe es gefühlt!« Er wandte sich um, rannte auf den Alten zu, der mit Wyatt gesprochen hatte. »Vater, er ist Wyatt Earp! Der große Wyatt Earp aus Kansas! Er wird uns helfen! Er muß uns helfen!«

      Der alte Mann sah den Marshal forschend an. »Kommen Sie zufällig durch die Stadt.«

      »Yeah.«

      »Er wird uns trotzdem helfen!« rief der jüngere Mann. »Ich weiß es. Sprich mit ihm. Vater! Du bist im Bürgerrat der Älteste, du mußt mit ihm sprechen.«

      Auch auf den blassen Wangen des Alten brannten plötzlich dunkelrote Flecken. Die Erregung seines Sohnes war auf ihn übergesprungen. Doch dann besann er sich.

      »Und wenn«, sagte er bitter, »wie sollten Sie uns helfen können? Gegen diese Seuche ist jeder machtlos.«

      James Fisher hieß der Mann, er war Sattler in Ringers und lebte seit dreizehn Jahren hier.

      Wyatt hatte plötzlich einen vielleicht sinnlosen Einfall.

      Er hatte auf seinen vielen und wochenlangen Ritten mit Doc Holliday manches über Krankheiten, ihre Ursachen und Bekämpfungen gelernt. Der Spieler war nicht nur Zahnarzt, sondern auch ein hervorragender Wundarzt. Wyatt hatte oft Gelegenheit gehabt, die Fähigkeiten und das Wissen Hollidays auf diesem Gebiet zu bewundern.

      Auch von Vergiftungen, die durch stark verdorbene Speisen herrührten, hatten sie gesprochen. Wyatt wußte es noch genau, es war oben in Dakota gewesen, als in einem Hotel eine Frau an einer Fleischvergiftung gestorben war.

      Man wußte noch nicht allzuviel über diese Dinge, aber doch immerhin das, daß in verdorbenem Fleisch schwere Gifte enthalten sein konnten. Unsauberkeit konnte sogar eine Ansteckungsgefahr mit sich bringen.

      Jetzt wandte sich Wyatt an den Alten. »Können Sie mir den Store zeigen, in dem die Frau gearbeitet hat?«

      »Yeah, das Haus ist allerdings zu. Mister Barcley ist nämlich tot. Er war der zweite, der starb. Die Leute sagten, die Alte habe ihn angesteckt.«

      »Wer war der dritte?«

      »Ein Mann. Er wohnte mitten in der Stadt.«

      »Hat er nicht irgend etwas mit Barcley oder der Frau zu tun gehabt?«

      Der Alte zog die Schultern hoch.

      Plötzlich sagte sein Sohn: »Doch, Vater, Jim Brown hat bei Barcley Feuerholz gemacht. Er aß manchmal da...«

      Er aß da!

      Das war es, was Wyatt hören wollte, das heißt, was er vermutet hatte.

      Zu O’Brians Entsetzen streifte der Marshal seine großen Wapitihandschuhe über, band sich ein Halstuch um die untere Gesichtshälfte und ließ sich von den Männern den Store zeigen.

      Die Tür wurde aufgebrochen.

      Wyatt Earp blieb nur wenige Minuten in dem Haus. Als er zurückkam, riß er sich das Gesichtstuch ab, warf die Handschuhe weg und blickte auf die Männer, die vor dem Vorbau auf der Straße warteten.

      Die Leute sahen ihn erwartungsvoll an.

      »Ich bin kein Arzt, und ich weiß nicht, ob ich recht habe – aber ich habe drinnen im Vorratsraum eine angebrochene Wurstkiste gefunden, die die Aufschrift ›Sacramento‹ trägt. Die Wurst ist verdorben.«

      »Glauben Sie allen Ernstes, daß eine schlechte Wurst baumstarke Männer und kerngesunde Frauen umwerfen und gar töten kann?« meinte einer der Männer zweifelnd.

      »Yeah, das glaube ich. Aber ich kann es nicht beweisen. Die Seuche hier kann natürlich auch andere Ursachen haben.«

      Plötzlich kam der helle Ruf aus einer Kinderkehle über die Straße. Drüben stand noch immer der Junge mit dem Planwagen. »Mister, meine Schwester hat vor ein paar Tagen eine Wurst bei Barcley gekauft. Mutter hat auch davon gegessen. Ich mag keine Wurst...«

      Der alte O’Brian fuhr sich unbehaglich übers Kinn.

      Wyatt ging auf sein Pferd zu. »Ich reite mit meinem Begleiter zur nächsten Telegraphenstation und werde Fort Villiers alarmieren. Da gibt es Feldärzte und Lazarettwaggons.«

      »Glauben Sie wirklich, daß ein Militärwagen den Weg hierher machen wird, Marshal?« fragte der alte Fisher zweifelnd.

      »Doch, es ist sogar Pflicht der Militärärzte, sich um Seuchen in der Bevölkerung zu kümmern.«

      »Ich kann mir nicht denken, daß jemand, der auch nur einen Blick in dieses Tal wirft, nicht schleunigst seinem Gaul die Sporen gibt...«

      Wyatt nahm wieder seine Whiskyflasche, wusch sich Gesicht und Hände mit dem brennenden Zeug und zog sich dann in den Sattel.

      »Sie hören von uns, Mister Fisher!« Damit ritt er, von dem aufatmenden Sam O’Brian gefolgt, davon.

      Scharf im Westen lag Odetown. Eine winzige Ansiedlung.

      Aber sie hatte eine Telegraphenstation.

      Wyatt gab sofort eine dreifache Nachricht auf.

      Er wußte, daß der hilflosen kleinen Stadt in der Felsenge der Sunlight Mountains bald geholfen werden würde.

      Der Umweg nach Odetown (die Stadt liegt übrigens heute, kaum größer geworden, in Yellowstonebecken, am Südrand der Sunlight-Mountains) hatte die beiden aufgehalten.

      Als sie neun Meilen nörlich von dem »Tal des Todes« vorbeiritten, fand Wyatt eine frische Wagenspur im Neuschnee, der in der Nacht gefallen war.

      Er folgte ihr.

      O’Brian hielt sich an der Seite des Missouriers. »Was haben Sie vor?«

      »Der Wagen kommt aus Ringers.«


Скачать книгу