Wyatt Earp Staffel 4 – Western. William Mark D.

Wyatt Earp Staffel 4 – Western - William Mark D.


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der Kleine den Klemmer von der Nase und nahm die Schultern hoch.

      »Wie viele sind es?« fragte er nur.

      »Ich habe siebzehn gezählt.«

      »Hm, und wir sind zwei, Mister

      Earp!«

      »Well, wir sind zwei!«

      Und dann geschah etwas, was der Missourier nie erwartet hätte:

      Der zwergenhafte Mann wandte sich mit einem harten Ruck um, ging zum Gewehrschrank und zog eine Winchester heraus. Er prüfte sie, lud sie durch und ging zur Tür.

      »All right, gehen wir!«

      Der gnomenhafte Hüter des Gesetzes schritt geradewegs auf den Saloon zu.

      Wyatt blieb neben ihm.

      Vorm Saloon sagte der Kleine: »Ich gehe allein hinein.«

      Wyatt nickte. Er sah auf die Pferde. Plötzlich hatte er einen Einfall. Er lief an den Halfterstangen entlang und warf die Zügelleinen zurück, so daß die Tiere frei dastanden. Dann ging er zu den India­nergäulen, die bei seinem Falben standen, band ihre Leinen so zusammen, daß sie nicht auseinanderschwirren konnte, zog eine Seite seiner eigenen Zügelleine an das vorderste Pferd und band sie daran fest.

      Drinnen war plötzlich jeder Lärm verebbt. Wyatt trat bis dicht an die Tür.

      Plötzlich hörte er die grölende Stimme des herkulischen Banditen. »Was pfeift der Zwerg da? Wir seien Mörder und Pferdediebe? Bist du verrückt, Kleiner? Bildest du dir ein, wenn wir ein paar rote Strolche ausgelöscht haben und ein paar Gäule mitgehen ließen...«

      »Ruhe!« donnerte der kleine Marshal. »Ihr seid Mörder und Pferdediebe! Hinüber ins Jail mit euch!«

      In dem Augenblick gab der Missourier draußen zwei Gewehrschüsse ab.

      Die Pferde stiegen auf und preschten verängstigt davon.

      Die Banditen drinnen hörten das Hufgetrappel und wollten hinaus.

      Der Kleine hielt ihnen die Winchester kaltherzig entgegen.

      »Verschwinde, Zwerg«, brüllte der Herkules, »ich blase dich aus!«

      »Keine Bewegung. Ich schieße sofort!« zischte der Kleine.

      Da flog die Hintertür des Schankraumes auf.

      Wyatt Earp stand da. In jeder Faust hielt er einen Revolver.

      »Marshal«, rief er, »die Schenke ist umstellt.«

      Der Kleine riß die Augen auf.

      Da meinte Wyatt: »Sollen wir sie zusammenschießen, Marshal?« Er sagte es hart, rauh, wild und mit einem Gesicht, als könne er nur das denken, was er gesagt hatte.

      Siebzehn rücksichtslose Banditen fühlten plötzlich ein würgendes Gefühl in der Kehle.

      Da sagte der Missourier schneidend: »Die Gäule haben wir weggeschafft, Marshal!«

      Da endlich begriff der Kleine. »Gut, entwaffnen Sie die Halunken!«

      »All right, Boß! Hände hoch!«

      Langsam krochen die Arme der Tramps in die Höhe.

      Und jetzt tat Wyatt Earp das, was typisch für ihn war.

      Er ging auf den Anführer zu.

      Der ließ ihn herankommen und riß plötzlich den Arm herunter.

      Der Hieb ging ins Leere.

      Dafür aber saß der fürchterliche Uppercut des Missouriers genau im Ziel.

      So stark der Bandit auch sein mochte – er sackte jetzt mit einem röchelnden Laut in die Knie.

      Wyatt riß ihm den Colt aus dem Halfter und schleuderte ihn hinter sich.

      Dann entwaffnete er die anderen.

      »Vorwärts!« kommandierte er, »rüber zum Jail!«

      Fünf Minuten später saßen siebzehn ausgewachsene Desperados in den beiden kleinen Zellen des Gefängnisses von Medan.

      Der kleine Marshal stand vor der Tür, nahm seinen riesigen, viel zu großen Hut ab und wischte sich den Schweiß aus der Stirn. Dann blickte er auf den hochgewachsenen Mann, der vorn am Vorbaurand stand und auf die Straße starrte.

      »Hell und devils, Wyatt – das war die höllischste Viertelstunde meines Lebens. Ich kann jetzt alles verstehen, was man sich von Ihnen erzählt...«

      Wyatt stieß sich von dem morschen Vorbaupfeiler ab, an dem er gelehnt hatte und ging langsam auf die Straße.

      Der kleine Marshal sah, wie er sich plötzlich niederbückte.

      Wyatt hatte seine Augen auf den Abdruck eines Pferdehufes im Staub der Straße gerichtet. Es war ein anomal weit an die linke Außenkante des Hufes gedrückt, was dem Eisen eine kleine Verformung gab.

      Wyatt fuhr herum. Dann stürmte er ins Jail.

      Die Banditen sahen ihm mit galligen Blicken entgegen.

      »Wem gehört der Gaul mit dem verformten Hinterhuf?«

      Die Banditen rührten sich nicht.

      »Well. Ich hole jetzt jeden von euch einzeln raus. Dann werden wir schnell erfahren, wem der Gaul gehört. – Los, Langer!« fuhr er den Herkules an, der noch mit glasigen Augen an der Zellenwand lehnte, »du bist der erste.«

      »Ich?« krächzte er. »Weshalb denn ich? Nimm doch Jim oder Jeff; oder sonstwen! Mein Gaul ist das nicht. Los, Kid – roll dich aus der Ecke. Das ist doch dein Gaul.«

      Brüllend schoben die Halunken einen mißgestalteten, mageren, kleinen Burschen vor die Tür.

      Wyatt blitzte ihn an. »Der Gaul gehört dir?«

      Da riß Wyatt den Buntline Revolver aus dem Halfter, öffnete die Zellentür, zerrte den Burschen heraus und warf die Tür wieder zu.

      »Ist es dein Gaul?» Wyatt packte ihn und zerrte ihn auf die Straße. »Da, sieh dir den Abdruck an. Stammt er von deinem Pferd?«

      »Yeah – ich hatte den Gaul. Aber er gehört mir nicht. Ich habe ihn in Sunset vor einem Saloon...«

      Wyatt starrte ihn an. »Wo –?«

      Der Bandit stotterte: »In Sunset. Da haben ich ihn... weggenommen.«

      »Wann?«

      »Vor ein paar Tagen...«

      Wyatt stieß die Faust vor, klammerte sie in die Weste des Banditen und riß den Mann zu sich heran.

      Zitternd blickte der Outlaw in die eiskalten, funkelnden Augen des Missouriers.

      »Hör zu, Boy«, sagte Wyatt fast tonlos, »du sagst mir jetzt ganz genau, wo du den Gaul gestohlen hast?«

      »In Sunset!« stammelte der Bursche.

      »Wo ist das?«

      »Vielleicht dreißig Meilen nordwestlich von hier. Eine kleine Ansiedlung... nur ein paar Häuser und eine Kneipe...«

      »Wann –?«

      »Vor fünf Tagen...«

      *

      Eine Viertelstunde später war der Marshal tief über die fliegende Mähne seines Tieres gebeugt, unterwegs.

      Hinter ihm folgten die gescheckten Indianerpferde.

      Der kleine Marshal von Medan hatte Anweisung, auf Wyatts Nachricht zu warten. Die Gefangenen waren in sicherem Gewahrsam, und Colonel Jambers in Fort Cory war verständigt, der Wyatt versprochen hatte, nach den Verbrechern fahnden zu lassen.

      Als der Missourier das Navajodorf erreichte, blickten ihn die Menschen dort fassungslos an.

      Der Häuptling brachte kein Wort über die Lippen, als er den Bericht seines weißen Freundes hörte.


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