Butler Parker 129 – Kriminalroman. Günter Dönges

Butler Parker 129 – Kriminalroman - Günter Dönges


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Mister Parker, wie klein das Hirn eines Hais ist?«

      »Mylady sehen meine bescheidene Wenigkeit nicht informiert.«

      »Das ist aber sehr bedauerlich«, stellte Parkers Herrin verärgert fest. »So etwas muß man wissen.«

      »Mylady‘ sehen einen aufmerksamen Zuhörer vor sich.« Parker verzog keine Miene.

      »Wieso aufmerksamer Zuhörer?« Lady Agatha hatte noch nicht ganz mitbekommen, worauf Parker hinaus wollte. Als sie Kathys Lächeln bemerkte, ging ihr mit einiger Spätzündung ein Licht auf.

      »Ich... Ich belehre Sie nicht gern«, meinte sie dann geistesgegenwärtig. »Ich will Sie nicht beschämen.«

      »Wie Mylady meinen.«

      »Besorgen Sie sich Ihre Informationen an anderer Stelle«, schloß Lady Agatha dieses Thema hastig ab. »Jetzt möchte ich nur wissen, ob Sir Edward ...«

      Das Telefon läutete diskret, als sei das Stichwort gefallen. Kathy Porter hob ab, meldete sich und nickte Agatha Simpson dann zu. Sie reichte den Hörer an die ältere Dame weiter.

      »Sie lassen sich sehr viel Zeit, mein Bester«, grollte sie. »Haben Sie wenigstens von der Sache mit dem weißen Hai gehört? Wie war das? Das ist ja sehr interessant, Edward, sehr aufschlußreich. Man verlangt hunderttausend Pfund von der Kurverwaltung? Wie war das? Sonst würde der weiße Hai wieder erscheinen? Dachte ich mir doch gleich, daß es sich um ein groß angelegtes Erpressungsmanöver handelt. Was Sie tun sollen? Zahlen Sie! Dieser weiße Hai ist eine Realität. Wahrscheinlich wird er noch hungriger werden. Ja, auch auf Menschen, aber in erster Linie auf Pfundnoten!«

      *

      Parker bot sich freundlicherweise als Köder an.

      Um die Dinge in Bewegung zu bringen, suchte er Kontakt zu den zweibeinigen weißen Haien. Dazu lustwandelte er am späten Nachmittag oberhalb der steil abfallenden Kreideküste durch eine idyllische Heidelandschaft und wußte seit zehn Minuten, daß er diskret beschattet wurde.

      Seine Verfolger waren ein junger Mann und ein junges Mädchen, die offensichtlich ebenfalls die Stille suchten. Sie hielten sich eng umschlungen und blieben im Abstand. Wahrscheinlich aber gaben sie über ein Funksprechgerät den jeweiligen Standort durch und informierten ihre Freunde, die irgendwo im Hinterhalt lauerten.

      Butler Parker war durchaus klar, daß er sich auf ein Risiko einließ. Die jungen Haie, die er über die Treppe hinunter zum Strand befördert hatte, brannten mit Sicherheit darauf, sich für die Niederlage zu rächen. Mit Glacéhandschuhen würden sie ihn gewiß nicht anfassen.

      Dennoch fühlte der Butler sich recht sicher. Selbstverständlich hatte er sich vor diesem abendlichen Spaziergang entsprechend präpariert. Es war sein Vorteil, daß er die üblichen Methoden solcher Schläger recht gut kannte. Sie hingegen kannten Parker nicht und hatten keine Ahnung, über welche an sich harmlosen Tricks er verfügte.

      Parker hatte inzwischen eine Art Parklandschaft erreicht. Es gab hier weite Wiesen, kleine Baumgruppen und Wäldchen, dann wieder Sandgruben und Heide. Die allgemeine Sicht war unübersichtlich geworden. Idealer konnte man sich den Ort für eine bösartige Abrechnung nicht vorstellen.

      Das junge Liebespaar war plötzlich nicht mehr zu sehen. Es schien seine letzte Durchsage gemacht zu haben. Wahrscheinlich wartete es jetzt darauf, daß die alarmierten Partner erschienen.

      Parker zögerte nicht, seinerseits eine Standortdurchsage vorzunehmen. Darauf hatte Agatha Simpson bestanden. Über sein kleines Funksprechgerät setzte Josuah Parker also seine Meldung ab und erhielt die Bestätigung von Kathy Porter.

      Parker steckte das kleine Gerät weg und vergewisserte sich, daß seine Spezialzigarre griffbereit in einer der oberen Westentaschen war. Dann prüfte er noch mal, ob seine diversen Patentkugelschreiber leicht zu erreichen waren, und nahm für einen Moment die schwarze Melone vom Kopf.

      In der Wölbung befand sich die Glasampulle, die einen Inhalt von zwanzig Millilitern aufnahm. Diese Ampulle, mit Klebestreifen befestigt, bestand aus einem dünnen Glas, das bei hartem Aufschlag leicht zerbrach.

      Parker setzte die Melone gerade wieder auf, als er auch prompt schon das Geräusch hochtouriger Motorräder hörte. Es hörte sich an wie das Summen gefährlicher Insekten.

      Die Haie preschten heran!

      Butler Parker wechselte hinüber an den Rand einer Sandgrube, der mit Ginsterbüschen und sonstigem Strauchwerk dicht besetzt war. Hier suchte er sich zwei eng zusammenstehende, leicht verkrüppelte Fichten aus und harrte der Dinge, die da kommen mußten.

      Schon nach wenigen Minuten sah er die Gruppe der Motorradfahrer, die ihn nicht aus den Augen ließ. Es handelte sich um vier Zweiräder, die je zwei Personen trugen. Er hatte es also erst mal mit acht Gegnern zu tun, wenn er von dem Liebespaar absah.

      Sie hatten sich nicht durch Jethelme getarnt, trugen die üblen Jeans, schwarze Lederwesten und Tennisschuhe. Sie hatten offensichtlich keine Sorge, später wiedererkannt zu werden, und gingen davon aus, daß ihr Opfer nach diesem Zusammentreffen sich an nichts mehr erinnerte.

      Sie veranstalteten ein eindrucksvolles Ritual.

      Als sie Parker entdeckten, bildeten sie mit ihren Motorrädern einen Halbkreis und fuhren langsam auf ihn zu. Das Tempo gab der Schläger an, der an der Treppe den Anführer gespielt hatte. Dann stoppten sie, stiegen von ihren Maschinen und kamen langsam auf Parker zu. Jeder von ihnen hatte plötzlich eine Stahlrute in der Hand, die sie pfeifend durch die Luft schlugen.

      Parker war ein höflicher Mensch. Er lüftete seine Melone und deutete eine Verbeugung an.

      »Sollten Sie vom rechten Weg abgekommen sein?« erkundigte er sich gemessen. »Darf und kann ich Ihnen erneut behilflich sein?«

      *

      »Sehr hübsch«, freute sich Lady Simpson, als die Gruppe der Motorradfahrer ihr Versteck passiert hatte. Sie nickte ihrer Gesellschafterin animiert zu. »Kommen Sie, Kindchen, wir wollen uns nicht abhängen lassen.«

      Ohne Kathy Porters Antwort abzuwarten, schritt sie zu dem Jeep, der hinter einem breiten Gebüsch stand. Agatha Simpson liebte die Technik über alles. Sie nutzte jede Gelegenheit, um sich an ihr zu versuchen. Und es machte ihr eigentlich kaum etwas aus, daß sie gerade mit der Technik auf schlechtem Fuß stand.

      »Vielleicht sollten wir noch einen Moment warten, Mylady«, schlug Kathy Porter vor. »Mister Parker möchte sich mit den jungen Männern erst mal unterhalten.«

      »Papperlapapp, Kindchen! Und ich bin dann die Dumme ... Ich kenne doch Mister Parker. Ist Ihnen eigentlich schon aufgefallen, daß er immer gern alles allein macht?«

      »Aus Rücksicht Mylady gegenüber«, erwiderte Kathy Porter sofort diplomatisch.

      »Ich weiß, er hält mich für eine alte Frau«, ärgerte Agatha Simpson sich. »Er will einfach nicht einsehen, wie wichtig ich für ihn bin.«

      »Das weiß Mister Parker nur zu gut, Mylady.«

      »Halten Sie mich nicht unnötig auf, Kindchen! Steigen Sie endlich ein!«

      Agatha Simpson schwang sich an das Steuer und betätigte den Anlasser, der den Motor sofort in Schwung brachte. Mylady kuppelte und gab Vollgas. Der Jeep rauschte mit wildem Schnellstart los und näherte sich einer Bodenwelle, die wie eine Art Sprunghügel aussah.

      Agatha Simpson hielt viel von der Technik. Sie konnte sich überhaupt nicht vorstellen, daß Achsen, Stoßdämpfer oder Motoraufhängungen durchaus zu demolieren waren.

      Kathy Porter seufzte, klammerte sich fest, so gut es ging, und schloß dann die Augen, als der Jeep zu einem wilden Sprung ansetzte. Das Gefährt segelte durch die Luft und landete ungemein hart hinter der Bodenwelle auf dem hier felsigen Untergrund.

      Das nahmen die Stoßdämpfer übel, um von der Vorderachse erst gar nicht zu reden. Der Jeep krachte auf einen kleinen Felsbuckel und gab umgehend seinen an sich starken Geist auf. Zwei Stoßdämpfer spielten nicht mehr mit, die rechte Vorderachse verbog sich, die Ölwanne riß


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