Im grünen Tann. Arthur Achleitner

Im grünen Tann - Arthur Achleitner


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um Weihnachten noch niemals wahrgenommen. Und abergläubisch fragt er sich unwillkürlich, was diese Trübung, diese Gewitterstimmung zu außergewöhnlicher Zeit wohl bedeuten möge. Will die Natur Unheil drohen, wie sonst blutigrote Kometen Krieg verkünden? Steht der dräuende Himmel in Verbindung mit der niedergehenden Salpeterersache? Schwarz, düster wie das Firmament ist ja die Zukunft der Wäldler seit der Metzelei am Friedhof zu Kuchelbach! Ein schauriger Beginn des Weihnachtsfestes, ein unheimlicher Heiliger Abend im Walde! Aber just bei solchem Himmel soll das Gottesgericht abgehalten werden. Gottvater soll entscheiden am Heiligen Abend über die heilige Sache und den Großherzog! Peter will nicht länger zögern; das Gottesgericht soll mit zwei Kerzen abgehalten werden und zwar um die siebente Abendstunde oben am Kreuz der Bühlhöhe. Drum sucht er, sich ins untere Gelaß begebend, nach Kerzen, wie solche, als sein Weib noch lebte, häufig während eines Gewitters angezündet worden sind, geweihte, sorglich aufbewahrte Wetterkerzen, bei deren Brand gebetet wurde, auf daß der Herr der Heerscharen und Elemente jeglich Unheil vom Hause ablenken und den Blitzstrahl in den Tann führen möge. In die Gaststube tretend, findet der Alte Thrinele schlummernd im Stuhl am Fenster mit einem verklärten Lächeln auf den Lippen. Wie die Thür ins Schloß fällt, schreckt das Mädchen zusammen und erwacht.

      „Ätti, verzeih'! Der Schlaf hat mich überwältigt! Es isch aber niemand chommen!“

      Wohl grollt Peter über solche „Wacht“, bei welcher einem das Haus weggetragen werden könnte; doch ist sein Sinn zu sehr auf das geplante Gottesgericht gerichtet, und milder, als es sonst seine Art ist, fragt er 's Maidli, wo denn die Wetterkerzen aufbewahrt seien.

      „Wetterkerzen! Jez ze Wienechtszit?“

      „Wienecht hin, Wienecht her! Ich mueß die Kerze han!“ Thrinele eilt in ihre Stube und kommt alsbald mit zwei schwarzen Kerzen zurück und überreicht sie dem Ätti.

      Sinnend betrachtet der Alte die alten Kerzen, die noch keine Verwendung gefunden und wohl noch von Muetti aufbewahrt worden sind. Wenn man nur gewiß wüßte, ob die Kerzen auch richtig geweiht worden sind. Wenn nicht, so kann das Gottesgericht nicht richtig abgehalten werden. Sie aber nochmal, der Sicherheit wegen, weihen zu lassen, ist auch nicht angängig, denn der Pfarrer würde unzweifelhaft nach dem Grund einer abermaligen Weihe fragen, und Peter ist nicht gewillt, Gründe anzugeben und sich dreinreden zu lassen. Was aber thun? Peter will sicher gehen, die Kerzen müssen geweiht sein. Ob die Weihe aber nur der Geistliche vornehmen kann? Ein Gedanke fährt dem Alten durch den Kopf, und urplötzlich fragt er die Tochter, ob Weihwasser im Hause sei.

      „Weihwasser?“ Thrinele vermag sich vor Verwunderung nicht zu fassen. Was doch der Ätti für sonderbare Dinge verlangt. Weihwasser ist vor Jahr und Tag in die sogenannten Weihwasserkesselchen neben der Schlafstubenthüre gegeben worden. Thrinele selbst hat es dem Taufbecken der Kirche entnommen und in einem Fläschchen heimgetragen. Wenn 's nicht völlig eingetrocknet ist, wird es wohl noch vorhanden sein. Ätti meint, daß solche Rede beweise, daß Thrinele nicht gar oft den Finger mit Weihwasser genetzt und das Kreuzzeichen gemacht hab. „Leng' es her!“

      Gehorsam und über den Tadel des Vaters betroffen holt Thrinele das Kesselchen, worin sich ein Rest des geweihten Wassers befindet. Das genügt für den beabsichtigten Zweck. Peter schafft die Tochter aus der Stube, er will allein sein für eine Weile. Sodann bekreuzt sich der Alte und spricht vor sich hin: „Heiligste Jungfrau und Mutter Gottes Maria! Ich beschwöre dich durch das Blut des Heilandes, der für uns am Kreuz gestorben, steh' mir bei, nimm mich auf in die Zahl deiner Diener und sei Fürsprecherin für mich!“ Sodann nimmt er die beiden Kerzen, senkt sie mit dem unteren Teil in den Rest des Weihwassers und spricht: „Es steige herab in diese Quelle des Wassers die Kraft des Heiligen Geistes und gebe ihm wie den Kerzen die heilige Weihe! Amen!“ Dreimal macht Peter das Kreuzeszeichen über die Kerzen und beendigt die nach seiner Meinung nun betätigte „Weihe“. Sein Gewissen ist nun beruhigt, die Kerzen sind zum Gottesgericht geeignet. Sorgsam wickelt er selbe nun in ein Stück Papier, das er dem Kalender entreißt, und steckt sie in seine Rocktasche. Sodann ruft er nach der Tochter und fragt, was alles zu besorgen sei für die Weihnachtstage. Er giebt Thrinele einige Bätzner, womit 's Maidli, so der Schnee einen Gang ins Dorf verstatte, das Nötige einkaufen solle. Er selber werde, der Sicherheit halber, den Tag im Walde verbringen und erst nach Einbruch der Dunkelheit zurückkehren.

      Trotz des schweren Schneefalles und der unheimlichen Witterung verlaßt Peter das Haus und watet, bis an den Bauch in den Schnee sinkend, über den Bühl dem Tann zu. Thrinele bahnt sich mühsam den Weg in's Dorf, um Vorräte einzukaufen. Bei Bekannten spricht sie vor, um die müden Füße etwas ausruhen zu lassen, und wie es schon geht, giebt ein Wort das andere. Auf die Frage, wie es zu Hause, im „dürren Ast“ gehe, platzt 's Maidli glücklich heraus, daß Ätti vergangenen Abend nach längerer Abwesenheit plötzlich heil und gesund, bloß arg verfroren, heimgekehrt sei und heute morgen die geweihten Wetterkerzen verlangt habe, mit denen er das Haus verlassen habe und in den Tann gegangen sei. Ist das eine Neuigkeit! Der Streitpeter zurück, gesund! Und alles hat bereits geglaubt, er liege irgendwo erschossen und verschneit! Und um Weihnachten verlangt er Wetterkerzen und geht damit in den Wald. Was das bedeuten mag? Offenbar will er sie opfern am Bühlerkreuz für die „gute“ Sache der Salpeterer. Das ist ein frommes, verdienstliches Werk, an dem man sich eigentlich auch beteiligen sollte, zum Nutzen der Salpeterersache.

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