Im Sonnenwinkel Staffel 5 – Familienroman. Patricia Vandenberg

Im Sonnenwinkel Staffel 5 – Familienroman - Patricia Vandenberg


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wollen Sie das wissen?«

      »Ich habe es durch einen Test festgestellt«, erwiderte er. »Das ist jetzt möglich. Wünschen Sie sich ein Kind?«

      »Ich kann es nicht glauben«, flüsterte Katja nach langem Schweigen.

      »Sie müssen fest daran glauben, wenn es Ihr Wunsch ist, und Sie müssen ganz ruhig sein«, erklärte Dr. Riedel.

      »Ich will daran glauben, und ich will ganz ruhig sein«, wiederholte Katja. »Ich möchte ein Kind haben. Oh, ich werde es lieben! Jans Kind! Wird es mir bleiben?«

      »Sie dürfen sich keinesfalls aufregen und müssen jetzt schnell zu Kräften kommen, Frau Roden.«

      Sie hielt seine Hand fest.

      »Sie wollen mir doch nicht nur Hoffnung machen, Herr Doktor?«, fragte sie jetzt ganz klar.

      »Doch, ich will Ihnen Hoffnung machen, und Sie müssen das Ihre dazu tun«, sagte Dr. Riedel. »Es ist nur eine winzige Ahnung bis jetzt, aber einmal, in neun Monaten, wird es ein kleiner lebendiger Mensch sein, der in Ihren Armen liegt. Sie können ihm alles mitgeben an Liebe und Zärtlichkeit, bevor er selbständig wird.«

      Mit einem verklärten Lächeln sank Katja in die Kissen zurück.

      »Ich werde es lieben«, flüsterte sie. »Ich werde es unendlich lieben.«

      »Und keine Angst haben?«

      »Nein, jetzt habe ich keine Angst mehr«, erwiderte sie.

      *

      Gerlinde Reck sah ihren Sohn ängstlich an.

      »Es bereitet mir doch Sorge, dass ich Katja nicht auf Wiedersehen sagen konnte«, murmelte sie. »Wir hätten noch einmal vorbeifahren sollen, Michael.«

      »Wir haben uns doch schon verabschiedet, Mama. Wahrscheinlich hat sie das Telefon abgestellt. Sie braucht so dringend Ruhe. Ich kann mir vorstellen, dass sie allein sein möchte.«

      Das Flugzeug, das sie nach Kanada bringen sollte, hob schon vom Boden ab.

      »Ich war keine gute Mutter«, sagte Gerlinde. »Vielleicht braucht Katja mich jetzt. Ich mache mir solche Vorwürfe.«

      »Katja ist stark. Viel stärker, als du denkst, Mama. Sie hat Jan. Vergiss es nicht.«

      »Ich war immer schwach«, flüsterte sie.

      »Nicht immer.« Er drückte beruhigend ihre Hand. »Jetzt kannst du Katja nicht helfen, Mama. Nur dir selbst.«

      »Es ist nicht so einfach.«

      »Nein, das ist es nicht. Es ist sogar sehr schwer, zu sich selbst zu finden.«

      »Manchmal kommt es mir vor, als seiest du viel erwachsener als ich, Michael.«

      »Das scheint nur so. Man macht immer bestimmte Perioden durch. Es gehört viel guter Wille dazu, mit allen Widerständen fertig zu werden.«

      Sie blickte zum Fenster hinaus und sah unter sich nur Wolken. Weit entfernt von der Erde waren sie schon. Weit entfernt von allem, was sie gefürchtet hatte. Sie schwebten über den Wolken dahin, dem Himmel nahe.

      »Wird Daisy mich mögen, Michael?«, fragte Gerlinde.

      »Das kommt auch auf dich an, Mama.«

      Sie versank in Schweigen. Sie dachte jetzt wieder an Katja. Ja, es kam nun wohl nur auf sie an, wieder einen guten Kontakt zu ihren Kindern zu finden.

      *

      Malwine verließ ihr Zimmer erst, nachdem Heinz am nächsten Vormittag das Haus verlassen hatte. Ihr knurrte zwar der Magen, aber sie blieb lieber hungrig, als dass sie ihm begegnen wollte.

      Vorsichtig lugte sie durch die Gardine, bis der Wagen entschwand. Der Wagen des Seniors! Woher er wohl den Wagenschlüssel hatte?

      Dann dachte sie, dass er am Vortag den Telefonstecker herausgezogen hatte und schaute nach. Tatsächlich lag er noch am Boden. Kaum hatte sie ihn wieder in die Dose gesteckt, läutete es schon.

      Es war Stella. Sie sagte, dass sie Grüße von Katja ausrichten solle. Es ginge ihr ganz gut.

      Malwine glaubte es nicht, denn sonst hätte Katja bestimmt selbst angerufen.

      »Es ist doch etwas«, meinte sie besorgt.

      »Viel Ruhe braucht sie halt«, erwiderte Stella. »Wir sorgen schon dafür.«

      Nun konnte sich Malwine ihre Gedanken machen. Sie war allein. Sie räumte das Haus auf. Das Zimmer von Heinz betrat sie nicht.

      Gegen Mittag schlug der Türgong an. Malwine nahm sich Zeit mit dem Öffnen.

      Misstrauisch betrachtete sie die elegante junge Frau, die vor ihr stand.

      »Ich möchte Herrn Roden sprechen«, sagte sie.

      »Welchen Herrn Roden?«, fragte Malwine.

      »Heinz, ich bin seine Verlobte.«

      »Ach nee!«, entfuhr es Malwine. »Er ist nicht da.«

      »Vielleicht können Sie mir aber eine Auskunft geben«, sagte Liliane betont freundlich.

      »Ich weiß nicht, wo er ist.«

      »Wie steht es hier eigentlich?«, fragte Liliane.

      »Was meinen Sie?«

      »Man munkelt doch, dass es ziemlich flau aussieht mit den Finanzen der Rodens«, erklärte Liliane unumwunden.

      Malwine überlegte. Davon hatte sie zwar keine Ahnung, aber sie zeigte auch keine Gemütsbewegung.

      »Dann wird es wohl stimmen«, entgegnete sie. »Wundern tät es mich nicht. Ihr Herr Verlobter hat ja genug verwirtschaftet.«

      Liliane warf ihr einen merkwürdigen Blick zu.

      »Er hat immer so nett von Ihnen gesprochen. Sie sind doch die gute Malwine.«

      »Jetzt bin ich die böse Malwine«, kam die spöttische Erwiderung.

      »Heinz sagte, dass Sie bei uns leben würden«, fuhr Liliane lauernd fort.

      »Da hat er sich aber sehr getäuscht. Wollen Sie noch was wissen?«

      »Nein, danke. Ich werde mich lieber an die Informationen von Heinz halten.«

      »Na, hoffentlich sind es die richtigen«, sagte Malwine barsch.

      Er ist wirklich nicht gern gesehen, nicht einmal von dieser Wirtschafterin, dachte Liliane. Ich werde mich lieber doch anderweitig informieren.

      Sie ging zur nächsten Telefonzelle und rief im Werk an. Aber man sagte ihr, dass Herr Heinz Roden heute noch nicht erschienen sei.

      Sie fuhr zum Hotel, und dort wartete er auf sie.

      »Wo warst du?«, erkundigte er sich unwillig.

      »Darf ich nicht mal ausgehen?«, fragte sie anzüglich. »Ich werde mich nach einer Beschäftigung umsehen müssen.«

      »Wozu? Schau mal, was ist denn das?« Er legte ein dickes Bündel Hunderteuroscheine auf den Tisch. »Ein kleiner Vorschuss, Li.«

      »Wofür?«, fragte sie misstrauisch, denn der Geldsegen kam ihr doch etwas unerwartet.

      »Für eine kleine Gefälligkeit. Mein lieber Bruder Jan kommt heute zurück. Du wirst ihn aufsuchen und ihm die verzweifelte verlassene Braut vorspielen.«

      »Was für einen Sinn soll das haben?«

      »Du wirst ihm sagen, dass Katja sich für mich entschieden hat.«

      »Und das wird er glauben?«

      »Ich habe vorgearbeitet«, bemerkte er zynisch. »Er wird einen Brief vorfinden, den sie mir mal geschrieben hat. Ich kenne Jan. Er ist wahnsinnig empfindlich. Du wirst das Deine dazu beitragen.«

      »Gut, dann hast du deine Rache. Aber was ist mit der Erbschaft?«

      »Wie


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