Im Sonnenwinkel Staffel 5 – Familienroman. Patricia Vandenberg

Im Sonnenwinkel Staffel 5 – Familienroman - Patricia Vandenberg


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zu erwähnen. Sie wollte er erst allein sprechen. Darauf setzte er in seiner Selbstüberschätzung manche Hoffnung.

      Katja war noch immer apathisch. Malwines Bemühungen, sie aufzumuntern, blieben fruchtlos. Am Vormittag rief Gerlinde an und fragte Katja, ob sie nicht mit ihr essen wolle. Katja lehnte ab.

      »Ich hätte dich sehr gern gesprochen«, sagte ihre Mutter bittend.

      »Dann komm doch bitte zu mir, Mama«, meinte Katja in versöhnlicher Stimmung.

      Gerlinde kam gegen drei Uhr. Sie umarmte Katja und küsste sie auf die Wange.

      »Es soll doch nichts zwischen uns stehen«, bemerkte sie. »Ich wäre sehr unglücklich, mein Kind.«

      Es klang aufrichtig. Katja hegte auch nicht die Absicht, die Spannungen wieder aufleben zu lassen. Sie hatte es am gestrigen Tag als wohltuend empfunden, dass ihre Mutter Heinz äußerst reserviert begegnet war.

      »Michael bemüht sich um ein Flugticket für mich«, erklärte Gerlinde ohne lange Umschweife.

      Katja sah ihre Mutter überrascht an.

      »Du willst mit nach Kanada fliegen, Mama?«, fragte sie.

      »Es wird wohl Zeit, dass ich meine Schwiegertochter und meine Enkelkinder kennenlerne«, erwiderte Gerlinde verlegen. »Ich habe über manches nachgedacht. Ich war sehr egoistisch.«

      »Wir sind erwachsen, warum solltest du da nicht auch an dich denken?«, meinte Katja.

      »Behilflich sein kann ich dir wohl nicht?«, fragte Gerlinde stockend.

      Katja schüttelte den Kopf.

      »Mit seinem Kummer muss jeder Mensch selbst fertig werden«, sagte sie leise.

      »Es ist gut, dass du Jan geheiratet hast. Sebastian wusste besser als ich, was gut für dich ist. Verzeih mir, wenn ich mich unmöglich benommen habe. Ich weiß selbst nicht, was mit mir los war. Du hast Heinz schneller durchschaut als ich.«

      »Hast du mit ihm gesprochen?«, fragte Katja gepresst.

      »Ja, ich habe mit ihm gesprochen. Du kannst es ruhig wissen. Ich fürchte, dass er jeden Trumpf ausspielen wird, den er noch in der Hand hält.«

      »Eigentlich müsste ich keine Gewissensbisse haben«, äußerte Katja beklommen, »aber ich hätte mit Jan darüber sprechen müssen, dass ich einmal in Heinz verliebt war. Ich verstehe das heute nicht mehr, aber wegzureden ist es auch nicht.«

      »Du warst sehr jung, und wie du selbst sagtest, hat es doch keine Bedeutung für dich, sowenig wie die Geschichte mit Tina eine Bedeutung für euch hat. Es tut mir leid, dass ich so ungerecht war und mich so gehenließ. Ich habe wohl allen Grund, ein schlechtes Gewissen zu haben. Ich hoffe sehr, dass du ein echtes Glück findest, wenn diese schlimme Zeit vorüber ist. Werdet ihr hier wohnen bleiben?«

      »Das soll Jan entscheiden. Lalli bleibt auf jeden Fall bei uns.«

      »Und wenn Heinz nun darauf besteht, in diesem Haus zu wohnen?«

      Das Läuten des Telefons unterbrach sie. Katja stand auf und meldete sich. Blasser konnte sie kaum noch werden, aber ihre Hand zitterte so stark, dass der Hörer ihr fast entglitten wäre.

      »Nein, das erübrigt sich. Wir haben uns nichts mehr zu sagen«, erklärte sie. Dann legte sie den Hörer auf. »Es war Heinz. Er wollte mich sprechen, Mama. Ich fürchte, er wird es immer wieder versuchen.«

      »Dann ist es wohl doch besser, wenn du mit ihm sprichst«, sagte Gerlinde gedankenvoll.

      »Nein, ich werde mit Jan sprechen«, entgegnete Katja.

      Jan kam sehr spät nach Hause. Inzwischen war auch Michael dagewesen und hatte ihr gesagt, dass sie übermorgen schon nach Kanada fliegen würden.

      »Ich kann ja nicht so lange wegbleiben, und Mama ist es lieber, wenn sie nicht allein zu fliegen braucht. Es wird sich schon alles einrenken. Für euch wäre es wohl auch besser, wenn ihr ein paar Wochen Tapetenwechsel hättet.«

      »Jan kann jetzt nicht fort. Meinst du, dass es gutgehen wird mit Mama?«

      »Ich denke schon. Sie ist sanft wie ein Lamm. Überlass sie nur ruhig mir, Katja.«

      Jan war ziemlich überrascht, als sie ihm die Neuigkeit berichtete. Die Gedanken hinter seiner Stirn konnte sie nicht lesen. Er sprach auch nicht über seine Auseinandersetzung mit Heinz.

      »Es tut mir leid, dass ich mich so wenig um dich kümmern kann, Katja. Dummerweise muss ich morgen auch noch nach Hannover fliegen, weil sich da Unstimmigkeiten ergeben haben, die uns große Schwierigkeiten bereiten können.«

      »Hat Heinz das auch eingebrockt?«, fragte Katja gepresst.

      Jan sah sie nachdenklich an.

      »Was hat Vater mit dir gesprochen?«

      »Manches«, erwiderte sie ausweichend. »Es wird wohl alles bei der Testamentseröffnung zur Sprache kommen.«

      Es war typisch für ihn, dass er sie nicht bedrängte.

      »Es kann aber sein, dass uns sehr große Verluste entstanden sind, die man nicht so schnell ausgleichen kann«, bemerkte er.

      »Was bedeutet das?«

      »Schlimmstenfalls ein Vergleichsverfahren.«

      »Mein Gott! Hat Vater das geahnt?«

      »Kaum. Es war nicht zu überblicken. Vielleicht werden wir von meinen Einkünften leben müssen, Katja.«

      Sie legte ihre Hände auf seine Schultern.

      »So schrecklich das alles für Vater gewesen wäre, ich hätte nichts dagegen, und Vater weiß nichts mehr davon. Jan, ich habe mich auch einmal in Heinz getäuscht.«

      »Wer hat das nicht«, sagte er dumpf. »Vater hat großes Vertrauen in seine Geschäftstüchtigkeit gesetzt. Es tut mir so leid, Katja, aber ich muss noch arbeiten, und morgen muss ich schon zeitig starten.«

      Stand nicht schon etwas zwischen ihnen, oder war es ihr unruhiges Gewissen, das solche Gedanken heraufbeschwor? Sie konnte wieder nicht mit ihm sprechen. Und damit sie nicht denken musste, nahm sie an diesem Abend eine Schlaftablette.

      Irgendwann schrak sie empor, aber sie wurde nicht richtig munter. Sie fühlte warme Lippen auf ihrer Wange, und von weit her drang Jans Stimme an ihr Ohr.

      Erst als die Tür ins Schloss fiel, drang es in ihr Bewusstsein, dass er ihr auf Wiedersehen gesagt hatte.

      Sie taumelte empor und hinaus, aber sie hörte nur noch seinen Wagen davonfahren. Sie war den Tränen nahe.

      »Er wollte dich doch schlafen lassen«, erklärte Malwine tröstend. »Du brauchst den Schlaf so nötig, Kind. Übermorgen ist er ja wieder da.«

      »Erst übermorgen?« Katja verbarg das Gesicht in ihren Händen. Die Tränen rannen zwischen den Fingern durch.

      »Er muss doch sehen, dass er noch gutmachen kann, was der andere verbrochen hat«, sagte Malwine bitter. »Herrgott im Himmel, warum ist er damals nur gegangen!«

      »Ja, warum ist er gegangen. Weißt du es nicht, Lalli?«

      »Er wird nicht wollen, dass ich darüber rede.«

      »Und wenn ich dich sehr darum bitte?«

      »Ach, diese alte Geschichten. Kummer haben sie uns genug gebracht.«

      »War es wegen Tina?«, fragte Katja.

      Malwine starrte sie an.

      »Was weißt du davon?«

      »Dass Jan sie heiraten wollte und dass sie sich das Leben genommen hat.«

      »Du warst damals noch ein Kind. Wer hat es dir erzählt?«, fragte Malwine.

      »Ist das nicht gleich? Warum hat sie sich das Leben genommen?«

      »Das sagt man doch bloß. Jan hat damit gar nichts zu tun. Er wollte


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