Die Schmuggler-Braut. Barbara Cartland

Die Schmuggler-Braut - Barbara Cartland


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die sanften Kurven ihres Körpers und die schmale Taille.

      „Wir haben uns einander noch gar nicht vorgestellt“, sagte Lord Cheriton, als er merkte, wie krampfhaft das Mädchen nach Worten suchte. „Ich bin Stuart Bradleigh und befinde mich auf dem Wege nach Dover.“

      „Und ich bin Wiwina Compton.“

      Lord Cheriton machte eine leichte Verbeugung.

      „Ich freue mich sehr, Ihre Bekanntschaft zu machen, Miss Compton“, sagte er.

      Wiwina Compton setzte sich ihm gegenüber in einen Sessel. Ihre Bewegungen waren graziös, sie hielt den Kopf aufrecht und wäre für jeden Ballsaal eine Zierde gewesen, ging es Lord Cheriton durch den Kopf.

      Sie sah ihn schweigend an.

      „Also, erzählen Sie, Miss Compton“, forderte Lord Cheriton sie auf. „Ich darf Ihnen nochmals versichern, daß ich nichts weitersagen werde - es sei denn, Sie erlauben es mir.“

      Wiwina Compton lächelte, aber ihr Blick war noch besorgt.

      „Sie glauben jetzt sicher“, sagte sie, „daß Sie etwas Schreckliches zu hören bekommen.“

      „Das kann ich erst beurteilen, wenn ich es gehört habe.“

      „Ja, natürlich.“

      Wiwina Compton holte tief Luft und begann.

      „Als der alte Lord Cheriton vor neun Jahren starb, war seine Dienerschaft plötzlich arbeitslos.“

      „Seine Dienerschaft?“ fragte Lord Cheriton ungläubig.

      Mit allem hatte er gerechnet, bloß damit nicht.

      „Ja“, sagte Wiwina Compton. „Sie waren allesamt seit vielen Jahren im Dienste Lord Cheritons. Misses Briggs zum Beispiel, die Köchin, war fast siebzig Jahre alt und hätte natürlich nie eine neue Stelle gefunden.“

      „Kaum“, sagte Lord Cheriton.

      „Und dann der alte Rouse. Das ist der Gärtner. Er ist schon als Junge nach Larks Hall gekommen und hat nie woanders gearbeitet.“

      Wiwina sah Lord Cheriton mit einem Blick an, der um Verständnis bat.

      „Sehen Sie, er mußte die kleine Hütte räumen, in der er wohnte. Er hat zwar eine kleine Rente bekommen, wie Misses Briggs übrigens auch, aber das reichte nicht für ein Dach über dem Kopf.“

      Lord Cheriton kniff die Lippen zusammen, sagte jedoch nichts.

      „Und dann war da noch Pender, der erste Stallknecht. Er hatte noch ein paar Monate bis zu seiner Pensionierung und hatte nicht nur auf eine kleine Rente gehofft, sondern auch auf Unterkunft.“

      „Haben die Leute denn nicht mit dem Anwalt von Lord Cheriton gesprochen?“

      „Doch, natürlich. Aber er hat gesagt, daß im Testament nichts vermerkt sei und er auch sonst keine Anweisungen bekommen habe, was die Hausangestellten betrifft.“

      „Und dann?“ fragte Lord Cheriton gespannt.

      „Die Leute haben sich wirklich bemüht, haben aber trotz aller Anstrengungen keine Anstellung gefunden“, sagte Wiwina. „Als sie dann schließlich auch noch aus ihren kleinen Hütten geholt worden sind, da sind sie ... da sind sie hier in Larks Hall eingezogen.“

      „Hier?“

      Wiwina nickte.

      „Misses Briggs ist auf die Idee gekommen. Sie hat schon immer im Haus gewohnt und wollte um nichts in der Welt fort. ,Ich habe als Küchenmädchen hier angefangen’, hat sie zu mir gesagt, ,und ich bleibe, bis man mich im Sarg hinausträgt’.“

      Lord Cheriton lächelte.

      „Und Sie?“ fragte er.

      „Mein Vater war hier Pfarrer“, antwortete Wiwina. „Er ist vor vier Jahren gestorben.“

      „Das tut mir leid.“

      „Es war ein ...“ Wiwina stockte. „Ein Unfall.“

      „Ein Unfall?“ fragte Lord Cheriton.

      „Es muß ein Unfall gewesen sein“, sagte Wiwina nachdenklich. „Ich denke allerdings manchmal...“ Wiwina brach mitten im Satz ab und zuckte mit den Schultern.

      „Mein Bruder und ich“, fuhr sie fort, „standen fast mittellos da.“

      „Sie haben einen Bruder?“

      „Ja, er heißt Richard. Er ist inzwischen siebzehn Jahre alt, aber damals war er erst dreizehn und kurz vor dem Tod meines Vaters vom Pferd gestürzt.“

      „Hatte er sich verletzt?“ fragte Lord Cheriton.

      „Ja, er hatte sich ein Bein gebrochen. Entweder war es eine sehr komplizierte Verletzung oder man hat ihn falsch behandelt, ich weiß es nicht. Auf alle Fälle hinkt er seitdem.“

      „Der arme Junge“, sagte Lord Cheriton.

      „Ja, er ist wirklich arm dran“, sagte Wiwina. „Er ist todunglücklich, daß er nicht wie die anderen herumtoben kann. Aber zum Glück ist er sehr gescheit.“

      Sie stieß einen Seufzer aus.

      „Wenn er wenigstens auf die Universität gehen könnte“, fuhr sie fort. „Das wäre sein größter Wunsch. Aber leider ist das völlig unmöglich.“

      „Weil das Geld dazu fehlt?“

      Wiwina lächelte Lord Cheriton milde an, wie ein Kind, das eine dumme Frage gestellt hat.

      „Als alles geregelt war“, erklärte sie, „stellten wir fest, daß Richard und mir knappe hundert Pfund pro Jahr zum Leben blieben. Von dem wenigen Geld auch noch Studiengebühren zu bezahlen, ist ein Ding der Unmöglichkeit.“

      „Sicherlich“, sagte Lord Cheriton.

      Wiwina breitete beide Hände aus und zog die Schultern hoch.

      „Und so sind wir auch hier eingezogen“, sagte sie. „Der neue Pfarrer ist sehr nett zu Richard. Er unterrichtet ihn, ohne einen Penny dafür zu nehmen, und wir sind ihm sehr dankbar. Aber wir hätten nicht obendrein noch bei ihm wohnen bleiben können. Im Pfarrhaus, meine ich.“

      „Natürlich nicht.“

      „Und dieses Haus ist so groß. Stellen Sie sich vor, es hat allein achtzehn Schlafzimmer.“

      „Da ist wirklich für alle Platz.“

      „Leider fallen zum Teil schon die Decken ein“, sagte Wiwina. „Wenn ich es nachts knacken höre, bin ich immer ganz unglücklich, weil ich weiß, daß der Stuck, der von den Wänden fällt, niemals wieder repariert werden kann. Auch die Gemälde leiden natürlich.“

      Lord Cheriton spürte, daß Wiwina Compton aus tiefstem Herzen sprach.

      „Sie scheinen dieses Haus wirklich zu lieben“, sagte er.

      „Ja, wirklich“, entgegnete Wiwina. „Und ich habe es schon immer geliebt. Ich bin schon als ganz kleines Mädchen hier gewesen und habe mich immer wie in einem Märchenschloß gefühlt. Die Vorstellung, daß alles verschmutzen und verstauben sollte und überall Spinnweben hängen würden, war mir einfach grauenvoll.“

      Sie streifte Lord Cheriton mit einem raschen Blick.

      „Die Nichte von Misses Briggs“, fuhr sie fort, „hat auch nicht gewußt, wohin sie sollte. Ihr Mann ist in Portugal gefallen.“

      „Wohnt sie auch hier?“ fragte Lord Cheriton.

      Wiwina nickte.

      „Sie war so dankbar, daß sie sich darangemacht hat, Zimmer für Zimmer zu putzen und in Ordnung zu bringen. Und jetzt sieht alles so aus, wie es ausgesehen haben muß, als Lady Cheriton noch am Leben war.“

      „Haben Sie Lady Cheriton gekannt?“

      „Ich muß sechs oder sieben Jahre


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