Dr. Daniel Paket 1 – Arztroman. Marie Francoise

Dr. Daniel Paket 1 – Arztroman - Marie Francoise


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      »Gessner!« meldete sie sich jetzt mit fröhlicher Stimme.

      »Hallo, Rabea, ich bin’s, Gerrit«, gab Dr. Scheibler sich zu erkennen.

      Sekundenlang herrschte Schweigen am anderen Ende der Leitung.

      »Na, das ist aber eine Überraschung«, meinte Rabea schließlich.

      Dr. Scheibler begriff. »Du bist nicht allein, stimmt’s? Ist der junge Daniel bei dir?«

      »Ja«, antwortete Rabea kurz.

      »Ich möchte mit dir sprechen, Rabea«, erklärte Dr. Scheibler drängend. »Ich weiß nicht mehr weiter… ich brauche deinen Rat… und deine Hilfe. Bitte, Rabea, kannst du zu mir kommen? Heute… oder morgen?«

      Wieder dauerte es ein paar Sekunden, bis das junge Mädchen antwortete. »In Ordnung. Ich komme morgen nachmittag, einverstanden?«

      Dr. Scheibler nickte, obwohl seine Gesprächspartnerin das natürlich nicht sehen konnte. »Ja, Rabea, und… danke.«

      *

      »Wer war das?« wollte Stefan Daniel wissen, nachdem seine Freundin den Hörer aufgelegt hatte.

      Rabea zögerte. Es widerstrebte ihr, Stefan anzulügen, aber wenn sie ihm die Wahrheit sagen würde, würde er doch nur wütend werden. Obwohl zwischen Gerrit und ihr längst Schluß war, war Stefan noch immer rasend eifersüchtig auf den gutaussehenden Arzt.

      »Eine Freundin«, wich Rabea daher aus. »Sie steckt anscheinend in Schwierigkeiten.«

      Prüfend sah Stefan sie an. Er fühlte, daß sie ihn gerade beschwindelt hatte. Und mit dem Gespür des liebenden Mannes ahnte er auch die Wahrheit.

      »Es war dieser Dr. Scheibler, habe ich recht?«

      Rabeas Erröten war eigentlich schon Antwort genug.

      »Ich weiß genau, daß ihr euch noch immer trefft«, fuhr Stefan mit unüberhörbarer Bitterkeit fort. »Du kommst einfach nicht von dem Kerl los.«

      »Das ist doch Unsinn, Stefan«, wehrte Rabea ab. »Zwischen Gerrit und mir ist nichts. Wir sind nur befreundet, und das ist doch wohl kein Verbrechen, oder?«

      »Wenn es wirklich so harmlos wäre, dann hättest du mir seinen jetzigen Anruf nicht verheimlichen müssen«, hielt Stefan ihr vor.

      Rabea winkte ab. »Ich weiß doch, wie eifersüchtig du auf Gerrit bist. Und ich wollte diese Diskussion, die wir jetzt führen, eigentlich vermeiden.« Sie schlang beide Arme um seinen Nacken. »Stefan, ich liebe dich… nur dich. Glaub es mir doch endlich.«

      Stefan seufzte tief auf. »Ja, Rabea, ich glaube dir, aber… dieser Scheibler sieht so verdammt gut aus, und ich habe Angst, daß er es sich irgendwann doch anders überlegt und dich mir ausspannt. Immerhin hast du ihn mal sehr geliebt.«

      »Du sprichst in der Vergangenheit, Stefan«, bemerkte Rabea. »Und das ist genau der Punkt. Ich habe Gerrit geliebt, aber jetzt liebe ich dich. Und ich schätze, das wird auch so bleiben.«

      Die Worte gaben Stefan einen Stich. Für ihn war die Liebe zu Rabea etwas Dauerhaftes, aber bei ihr hatte er immer wieder das Gefühl, als würde sie die Liebe nur als etwas Vorübergehendes betrachten. Mit Gerrit Scheibler war es so gewesen, und vielleicht würde es mit ihm irgendwann auch so sein.

      »Gerrit scheint in Schwierigkeiten zu stecken«, erklärte Rabea und riß Stefan damit aus seinen Gedanken. »Er klang am Telefon schrecklich deprimiert.«

      Stefan zuckte die Schultern. Er war normalerweise kein hartherziger Mensch – ganz im Gegenteil, doch diesen Dr. Scheibler hatte er von Anfang an nicht leiden können. und so war es ihm ziemlich egal, ob er sich jetzt in Schwierigkeiten befand oder nicht.

      »Würde es dir etwas ausmachen, wenn ich ihn heute noch besuchen würde?« fragte Rabea.

      Wieder mußte Stefan gegen seine Eifersucht ankämpfen.

      »Seine Probleme beschäftigen dich ja noch ganz schön«, entgegnete er daher bissig.

      »Stefan, du bist unmöglich!« hielt Rabea ihm vor. »Gerrit hat mich um meine Hilfe gebeten, und ich kenne ihn gut genug, um zu wissen, daß er das niemals tun würde, wenn es ihm nicht wirklich schlecht ginge. Also hör bitte mit deiner grundlosen Eifersucht auf!« Sie erhob sich. »Ich fahre jetzt zu ihm, und wenn du mir nicht traust, dann kannst du ja mitkommen.«

      »Das wäre ja noch schöner«, grummelte Stefan. »Ich will den Kerl gar nicht sehen.« Auch er stand jetzt auf. »Sehen wir uns morgen?«

      Rabea nickte. »Ich denke schon.« Und dann streichelte sie impulsiv durch seine dichten dunklen Locken. »Mach dir keine Sorgen, Stefan. Das mit Gerrit ist wirklich harmlos.« Sie küßte ihn. »Ich liebe dich.«

      *

      Dr. Scheibler hatte sich aus der Apotheke ein starkes Schlafmittel geholt. Schon seit ein paar Wochen hatte er nicht mehr richtig geschlafen, doch als er die zehn Ampullen jetzt aus der Packung holte, streifte ihn plötzlich ein ganz anderer Gedanke.

      Nachdenklich betrachtete er die aufgereihten Ampullen. Damit wäre er alle Sorgen los… Und ohne es wirklich gewollt zu haben, holte er eine Zwanzig-Milliliter-Spritze aus seinem Arzneischrank und zog der Reihe nach den Inhalt von neun Ampullen auf. Erst in diesem Moment wurde ihm bewußt, was er da eigentlich tat. Abrupt stand er auf und entleerte die Spritze in einen alten Joghurt-Becher, bevor er sie nahezu angewidert in den Abfalleimer warf.

      »Ich hab’ sie ja wohl nicht mehr alle«, knurrte er sich kopfschüttelnd an, dann holte er eine neue Spritze, steckte eine keimfreie Injektionsnadel auf und zog den Inhalt der letzten noch unangebrochenen Ampulle auf. Das würde reichen, um ihm eine ruhige Nacht zu gewähleisten, und die hatte er bitter nötig.

      Gerade als Dr. Scheibler eine Vene an seinem Arm ausgewählt hatte, klingelte es an der Wohnungstür.

      »Es ist offen!« rief er.

      Im nächsten Moment trat Rabea Gessner ein und erfaßte die Lage mit einem Blick – wie sie zumindest dachte. Sie sah nur die zehn leeren Ampullen und Dr. Scheibler mit der Spritze in der Hand. Offensichtlich war er gerade im Begriff, sich den Inhalt derselben intravenös zu verabreichen.

      »Gerrit! Nein!« rief Rabea und war im nächsten Moment neben ihm, um ihm die Spritze aus der Hand zu reißen. »Bist du denn verrückt geworden? Kein Problem kann so schwerwiegend sein, daß man sich deshalb umbringen muß!«

      Dr. Scheibler lächelte. »Das hatte ich ja gar nicht vor. Ich wollte nur endlich mal wieder richtig schlafen.« Und dabei verschwieg er, wie nahe er tatsächlich schon daran gewesen war, genau das zu tun, was Rabea jetzt vermutet hatte.

      »Und was ist das?« fragte sie und wies auf die zehn leeren Ampullen.

      »Vergiß es«, meinte Dr. Scheibler. »Ich war ein paar Minuten lang nicht Herr meiner Sinne.«

      »Du wolltest es also doch tun«, vermutete Rabea, während sie sich neben ihn setzte und impulsiv seine Hand ergriff.

      Dr. Scheibler schüttelte den Kopf. »Nein, Rabea, nicht wirklich. Ich war nur so einsam und dann dieses Schlafmittel… einen Moment lang stellte es für mich eine Versuchung dar, aber dann habe ich wieder zu denken begonnen.«

      Erschüttert sah Rabea ihn an. »Gerrit, um Himmels willen, was ist denn bloß passiert?«

      Dr. Scheibler seufzte. »Thiersch hat mich gefeuert, das heißt… er hat mich mehr oder weniger gezwungen zu kündigen.«

      »Dann ist es also wahr«, meinte Rabea. »Ich wollte es nicht glauben.«

      Dr. Scheibler runzelte die Stirn. »Was ist wahr?«

      »Daß du dem Oberarzt der

      Thiersch-Klinik einen Fehler unterstellen wolltest«, antwortete Rabea.

      Fassungslos starrte Dr. Scheibler sie an. »Woher weißt du das denn?«

      »Wenn es um so etwas geht, ist


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