Der Bergpfarrer Paket 3 – Heimatroman. Toni Waidacher

Der Bergpfarrer Paket 3 – Heimatroman - Toni Waidacher


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Bergpfarrer zuckte zusammen, als er den Namen hörte.

      »Axel Kremer?«

      Der Mann nickte. Sebastian sah ihn hart an.

      »Sie bleiben jetzt hier sitzen und rühren sich net von der Stelle«, sagte er. »Axel hat sein Auto einem Freund geliehen. Ihr Anschlag trifft einen anderen, der vermutlich jetzt schon mit dem Wagen unterwegs ist.«

      Harald Stern sah bedrückt aus.

      »Was kann man denn da noch machen?«

      »Beten Sie«, rief Sebastian und eilte aus der Kirche. »Beten S’, daß noch net alles zu spät ist.«

      Er war gerade den Kiesweg hinuntergelaufen, als Axel Kremer ihm entgegen kam.

      »Ist Michael schon losgefahren?« rief der Geistliche.

      »Gerade eben«, nickte der Lehrer. »Was ist denn los?«

      »Komm mit«, erwiderte Sebastian. »Vielleicht holen wir ihn noch ein.«

      Ohne weiter zu fragen rannte Axel neben ihm her. Das Auto des Bergpfarrers stand in der Garage, in einer Nebenstraße. Erst als sie darin saßen und losfuhren, berichtete Sebastian von dem seltsamen Besucher in der Kirche.

      »Ein Anschlag auf mich?« fragte Axel fassungslos.

      »Aber wer sollte so etwas tun? Ich kenne doch hier überhaupt niemanden. Außer Ihnen natürlich.«

      »Der Mann ist auch nicht von hier«, sagte Sebastian. »Aber ich vermute, daß er aus dem Rheinland stammt. Sein Akzent verrät ihn. Hast du Feinde?«

      »Nicht, daß ich wüßte«, schüttelte Axel wieder den Kopf.

      Er begriff immer noch nicht, was das alles zu bedeuten hatte.

      Die beiden Männer hatten das Dorf verlassen, und Sebastian fuhr so schnell, wie er es verantworten konnte. Michael konnte noch nicht allzuviel Vorsprung haben, er war ein besonnener Fahrer, wie Axel eben erzählte, und Verkehr gab es auf der Bergstraße um diese Zeit auch nicht. Es konnte also alles noch gutgehen.

      »Da vorne!« rief der Lehrer und deutete durch die Windschutzscheibe.

      Sebastian nickte. Er hatte die roten Lichter ebenfalls gesehen. Der Geistliche erhöhte das Tempo und drückte auf die Hupe. Zusätzlich schaltete er die Warnblinkanlage ein.

      Hoffentlich war es auch Michael, der da vor ihnen fuhr. Aber dies war der Weg zum Huberhof, und es war nicht anzunehmen, daß jemand anderer jetzt ebenfalls dorthin wollte.

      Endlich schien der andere Fahrer aufmerksam geworden zu sein. Die Bremslichter leuchteten auf, aber Sebastian und Axel mußten feststellen, daß der Wagen nicht deutlich langsamer wurde.

      Bange Sekunden vergingen, doch der Fahrer vor ihnen besaß genug Erfahrung, um mit dieser Situation umgehen zu können.

      Michael Winter war auf das Hupen und die Lichtsignale aufmerksam geworden und hatte auf die Bremse getreten. Verwundert stellte er fest, daß das Auto nicht langsamer wurde. Dabei war am Abend noch alles in Ordnung gewesen, als er ins Dorf gefahren war. Er kuppelte aus und nahm das Gas weg, dabei schaltete er in den ersten Gang und merkte, daß sich die Geschwindigkeit endlich verlangsamte. Dazu trug wohl auch bei, daß die Straße anstieg. Der andere Wagen überholte ihn und stellte sich vor Axels Auto. Ganz langsam schoben sie sich aufeinander zu und blieben schließlich stehen.

      Axel sprang heraus und lief zu Michael. Der sah ihn erstaunt an.

      »Irgendwas stimmt mit den Bremsen nicht«, sagte er.

      *

      Am nächsten Morgen trafen sie im Pfarrhaus zusammen. Michael hatte dort übernachtet und war mit Axel früh zur Pension gegangen, um Lucie und Jenny zu holen. Die beiden Lehrerinnen waren zutiefst erschrocken, als sie hörten, was sich ereignet hatte.

      Sebastian und die beiden jungen Männer hatten Axels Auto ins Dorf zurückgeschleppt und waren dann in die Kirche gegangen. Harald Stern saß tatsächlich noch dort. Er hatte sich nicht von der Stelle gerührt. Als Axel den Mann erkannte, wußte er auch den Grund für den Anschlag.

      Harald liebte Lucie, er hatte es ihm ja selber erzählt.

      »Wo ist Harald denn jetzt?« fragte Lucie, nachdem Sebastian noch einmal das Ereignis zusammengefaßt hatte.

      »Vermutlich ist er schon auf dem Weg nach Boisheim. Jetzt liegt es einzig an Axel, was daraus wird. Wenn du Anzeige erstattest, wird der Täter net um eine Strafe herumkommen. Es war immerhin ein Mord, den er geplant hat.«

      Axel und Lucie sahen sich an und schüttelten gleichzeitig die Köpfe.

      »Es ist ja niemand zu Schaden gekommen«, sagte der Lehrer. »Und Harald Stern ist gestraft genug. Wahrscheinlich werden wir ihn nicht mehr wiedersehen, wenn wir nach Hause kommen.«

      Lucie nahm seine Hand und drückte sie.

      »Ich fühlte mich mitschuldig, an dem, was er getan hat«, sagte sie. »Vielleicht hätte ich ihm eindringlicher klarmachen müssen, daß er bei mir keine Chance hat.«

      »Wie auch immer«, meinte Sebastian. »Dadurch, daß er in die Kirche kam und letzten Endes ein Unglück verhindern wollte, hat er wieder etwas gutgemacht.«

      Er sah die vier jungen Leute an.

      »Ihr jedenfalls seid alle gesund und bestimmt habt ihr nach dem Urlaub den Schrecken vergessen, der jetzt noch in euch sitzt.

      Ihr zwei, Jenny und Michael, werdet in Hamburg ein neues, gemeinsames Leben beginnen, und ihr, Lucie und Axel, kehrt als Verlobte nach Hause zurück. Ich wünsche euch alles Glück der Welt und freu’ mich jetzt schon darauf, euch einmal hier, in St. Johann, wiederzusehen.«

      Er schmunzelte.

      »Dann vielleicht sogar schon mit Nachwuchs«, setzte er hinzu.

      Die jungen Leute hielten sich an den Händen und sahen sich an. Michael strahlte ebenso wie Jenny vor Glück, und Lucies und Axels Gesichter sprachen Bände.

      »Vielleicht sehen wir uns aber schon viel früher wieder«, sagte der Lehrer. »Nämlich, wenn wir unsere Hochzeit in Ihrer Kirche feiern, Hochwürden.«

      Er sah die anderen an. »Eine Doppelhochzeit. Was meint ihr?«

      Beifälliges Kopfnicken begleitete diesen Vorschlag. Axel schaute Lucie fragend an.

      »Vorausgesetzt, du willst mich überhaupt, so einen – wie hast

      du mal gesagt? – so einen angeberischen Besserwisser!«

      Die hübsche Lehrerin lachte und sparte sich eine Antwort. Ein Kuß war doch viel besser!

Wenn aus Freundschaft Liebe wird

      Wolfgang Pahlinger ahnte nichts Gutes, als der Wagen auf den Hof fuhr. Der Mann, der ausstieg, war ihm nicht unbekannt. In den letzten Wochen war Franz Reiter mehrmals auf den Berghof gekommen, um die Forderung der Bank einzutreiben. Immer vergeblich, denn bei dem Bauern gab es nichts zu holen. Bei seinem letzten Besuch hatte der Gerichtsvollzieher dann die Zwangsräumung angedroht. Diesem Verfahren waren etliche Pfändungsversuche vorangegangen, und als diese nicht fruchteten, hatte die Bank den jungen Bauern verklagt. Das Gericht entschied zu Gunsten der Gläubigerin, und Wolfgang Pahlinger wurde aufgefordert, den Hof, der seit über drei Generationen im Familienbesitz war und nun der Bank gehörte, zu räumen.

      War Franz Reiter die anderen Male immer alleine hergekommen, so folgte heute seinem Pkw ein großer Möbelwagen. Der Gerichtsvollzieher stieg aus und kam auf das Haus zu. Wolfgang stand am Fenster und wartete ab. Die Haustür hatte er abgesperrt, und in seiner rechten Hand hielt er die Jagdflinte, die er vom Vater geerbt hatte.

      Es klopfte. Einmal, zweimal. Dann ein drittes Mal, energischer. Der Bauer vernahm die Stimme des Vollstreckungsbeamten.

      »Herr Pahlinger, öffnen Sie! Ich weiß, daß Sie da drinnen sind.«

      Ein Zucken ging über das markante Gesicht des Bauern.


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