Der Bergpfarrer Paket 3 – Heimatroman. Toni Waidacher

Der Bergpfarrer Paket 3 – Heimatroman - Toni Waidacher


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in ein Kloster verbannt oder sonst etwas.

      Hauptsache, er mischte sich nicht mehr in die Lokalpolitik ein.

      Das jedoch war reines Wunschdenken, das sich niemals erfüllen würde.

      *

      Harald Stern war tatsächlich auf der Bank eingeschlafen. Er erwachte, weil ihm kalt wurde. Im ersten Moment war ihm gar nicht bewußt, wo er eigentlich war, doch langsam kehrte die Erinnerung zurück.

      Das Auto, fiel ihm ein. Er hatte die Bremsleitung durchgesägt, damit dieser verdammte Kerl endlich aus seinem und Lucies Leben verschwand.

      Der Lehrer zog seine Jacke enger um sich, sein Kopf war noch nicht ganz klar; was allerdings auch kein Wunder war, angesichts der Menge, die er in so kurzer Zeit getrunken hatte.

      Lucie, dachte er, ich habe noch nie eine Frau so sehr geliebt wie dich!

      Er stellte sich vor, wie es sein würde, wenn sie endlich in seinen Armen lag, seine Küsse erwiderte und mit ihm von der Zukunft träumte.

      Ja, eine gemeinsame Zukunft, das war es, was er sich von ganzem Herzen wünschte, und er war bereit gewesen, dafür alles zu tun.

      Wirklich alles!

      Harald Stern durchdachte noch einmal seinen Plan, zumindest so gut, wie es sein von Alkohol durchnebeltes Hirn zuließ. Der erste Schritt war getan, jetzt hieß es abwarten, wie sich die Dinge entwickelten.

      Morgen vielleicht schon würde Axel Kremer in sein Auto steigen und damit tödlich verunglücken. Dann war der Weg zu Lucies Herzen frei.

      Der Lehrer unterdrückte ein Stöhnen, als er sich vorstellte, wie er die geliebte Frau in seine Arme schloß, um sie zu trösten und ihr zu sagen, daß er immer für sie da sein werde.

      Plötzlich durchzuckte ihn ein düsterer Gedanke.

      So perfekt, wie sein Plan auch schien – eines hatte er nicht bedacht: Die Möglichkeit, daß Lucie ebenfalls in dem Wagen sitzen könnte.

      Was, wenn die beiden einen Ausflug unternahmen, und dabei der Unfall geschah?

      Harald spürte, wie es ihm heiß und kalt überlief. Das durfte nicht geschehen! Unter gar keinen Umständen durfte Lucie ein Leid widerfahren.

      Obwohl er immer noch betrunken war, schien er langsam klarer zu sehen.

      Mein Gott, was habe ich getan? durchfuhr es ihn.

      Er rang nach Luft. Vom Hotel her erklang immer noch die Musik, die Stimmen der Leute, die ausgelassen feierten, drangen zu ihm herüber.

      Was sollte er jetzt tun? Hineingehen und Axel Kremer sagen, was er getan hatte? Oder zur Polizei?

      Beides kam nicht in Frage. Dann mußte er ja zugeben, daß er einen Anschlag auf das Leben seines Nebenbuhlers geplant hatte, und in beiden Fällen würde er mit einer Anzeige und Strafe rechnen müssen.

      Harald merkte, wie Panik in ihm aufstieg.

      Worauf hatte er sich da nur eingelassen?

      Sein ganzes Leben war verpfuscht, wenn die Sache heraus kam. Den Schuldienst würde er quittieren müssen, auf die Beamtenpension verzichten. Sogar aus Boisheim fortgehen, denn dort würde man mit Fingern auf ihn zeigen.

      Er faltete die Hände und betete.

      »Lieber Gott, hilf mir«, sagte er. »Was soll ich machen? Ich kann doch nicht das Leben der Frau aufs Spiel setzen, die ich so von Herzen liebe!«

      Wie zur Antwort erklang in diesem Moment die Kirchenglocke. Ein Uhr. Harald Stern sah auf.

      Natürlich! Das war die Lösung!

      Er mußte zur Kirche gehen und dem Pfarrer alles beichten. Der würde das Schlimmste verhüten und unterlag dem Beichtgeheimnis. Außerdem mußte er, Harald, ja nicht seinen Namen nennen.

      Er sprang auf und torkelte zur Kirche. Kaum, daß er es schaffte, den Kiesweg hinaufzukommen. Einen Moment blieb er stehen und sah sich um. Das Gotteshaus wurde von einem Scheinwerfer angestrahlt. Harald ging zur Tür und öffnete sie.

      Drinnen herrschte vollkommene Stille, die dicken Mauern dämpften die Geräusche von draußen. Der Lehrer eilte durch das Kirchenschiff, bis zum Altar. Suchend sah er sich um und bemerkte seinen Fehler.

      Natürlich war es unwahrscheinlich, daß sich um diese Zeit ein Priester in der Kirche aufhielt. Zum Pfarrhaus hätte er gehen müssen.

      »Was mache ich denn jetzt?« brüllte er unartikuliert los. Er schluchzte auf, und sein Körper wurde von heftigen Weinkrämpfen geschüttelt.

      Auf den Gedanken, die Kirche zu verlassen und das Pfarrhaus zu suchen, kam er nicht. Harald Stern sackte weinend auf einer Kirchenbank zusammen, und so fand ihn, kurze Zeit später, Sebastian Trenker.

      *

      Als sie entdeckten, daß der Bergpfarrer ebenfalls auf dem Saal war, mußte er sich natürlich an den Tisch der jungen Leute setzen.

      »Aber net mehr lang’«, sagte Sebastian. »Eigentlich wollt’ ich schon nach Haus’ gehen.«

      »Wir brechen auch gleich auf«, antwortete Lucie. »Morgen früh wollen wir nämlich nicht die Messe versäumen.«

      Aber es verstand sich von selbst, daß sie noch ein Glas zusammen tranken, wobei der Geistliche sich mit einem Mineralwasser begnügte.

      Inzwischen war es nicht mehr so voll auf dem Saal, und der Lärm hatte auch abgenommen. Man konnte sich unterhalten, ohne schreien zu müssen. Schließlich stand Sebastian Trenker auf.

      »Es wird Zeit«, sagte er.

      Die jungen Leute schlossen sich ihm an und traten ins Freue.

      »Bis morgen dann«, verabschiedete sich der Bergpfarrer. »Komm gut heim, Michael. Ihr anderen habt es ja net weit.«

      »Wir bringen unsere Mädels nur noch zur Pension«, sagte Axel. »Sie brauchen nicht abschließen.«

      »Ist recht«, nickte Sebastian und winkte ihnen zu.

      Später wußte er nicht mehr, aus welchem Grund er noch einmal in die Kirche gegangen war. Es mußte wohl eine innere Eingebung gewesen sein. Schon an der Tür sah er die zusammengesunkene Gestalt in der vordersten Bank sitzen. Er ging den Mittelgang hinunter.

      »Kann ich Ihnen helfen?« fragte er leise, um den Mann nicht zu erschrecken.

      Der sah auf, und erkannte den Priesterkragen. Sebastian bemerkte die Tränenspuren im Gesicht des späten Besuchers.

      »Ich bin Pfarrer Trenker«, stellte er sich vor. »Was ist geschehen?«

      Harald Stern richtete sich auf. Seine Augen waren gerötet, und sein Atem roch immer noch nach Alkohol.

      »Hochwürden«, flüsterte er, kaum hörbar, »ich habe etwas Schreckliches getan…«

      Der gute Hirte von St. John setzte sich neben ihn und legte ihm die Hand auf die Schulter.

      »Erzählen Sie«, forderte er Harald auf. »Wer sind Sie und was haben Sie so Schlimmes getan?«

      Der Mann fuhr sich über das Gesicht. Es dauerte eine Weile, bis er antwortete.

      »Ich…, ich habe einen Anschlag auf das Leben eines anderen Menschen geplant«, stieß er endlich hervor.

      Sebastian spürte einen eisigen Schauer auf seinem Rücken.

      »Nur geplant oder auch schon ausgeführt?« fragte er weiter.

      »Ich sage Ihnen nicht meinen Namen«, fuhr der Fremde fort. »aber den des Mannes. Sein Auto steht auf dem Parkplatz des Hotels, und ich habe die Bremsleitung durchgesägt. Wenn er damit losfährt, gibt es ein Unglück.«

      Er schlug die Hände vor die Augen.

      »Wie heißt der Mann?« wollte Sebastian wissen.

      Seine sämtlichen Sinne waren alarmiert.

      »Axel«,


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