Der exzellente Butler Parker 8 – Kriminalroman. Günter Dönges

Der exzellente Butler Parker 8 – Kriminalroman - Günter Dönges


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er die Führung übernommen und dirigierte die ältere Dame durch den Torweg.

      Er führte in einen kleinen Hinterhof. Im Erdgeschoß des Hinterhauses brannte hinter einigen Fenstern Licht. Jalousien hinderten leider daran, einen Blick ins Innere der Räume zu werfen. Doch Parker hatte bereits entdeckt, daß es in den Oberlichtern Ventilatoröffnungen gab.

      Er griff in die Innentasche seines schwarzen Covercoats und holte die Gabelschleuder hervor. Er legte eine perforierte Plastik-Kapsel in die Lederschlaufe der Zwille, visierte kurz eine der Ventilatoröffnungen an und brachte das seltsame Geschoß auf die richtige Flugbahn. Es jagte durch die Luft, landete zielsicher in der Öffnung und verschwand dann im Raum.

      Parker hatte sich bereits von Lady Agatha getrennt und verschwand hinter einigen Müllkästen, die rechts vom Torweg standen. Die Detektivin, die einen Moment nicht aufgepaßt hatte, kam sich plötzlich ein wenig verloren vor und wurde dann erfreulicherweise abgelenkt.

      Die Tür zu den Räumen im Erdgeschoß des Anbaus öffnete sich fast explosionsartig. Zwei Männer stürzten hustend ins Freie und wurden von dichten Nebelschwaden verfolgt.

      Diese Männer schlugen um sich, als müßten sie einen Wespenschwarm bekämpfen, niesten ausgiebig und fischten sich Tränen aus den Augen. Mit erheblicher Verspätung erschien ein dritter Mann, der wie ein Betrunkener torkelte.

      Die Glasampulle in der perforierten Plastik-Kapsel war bei der Landung .m Zimmer zerbrochen und hatte die wasserklare Flüssigkeit freigegeben, die nun intensiv mit dem Sauerstoff der Luft reagierte. Das Resultat war frappierend. Die drei Männer waren völlig außer Gefecht gesetzt worden.

      Verfolgt von den Nebelschwaden suchten sie die nahe Straße, näherten sich dem Torweg und passierten dabei Josuah Parker, der hinter den Müllkästen bereits auf sie wartete.

      »Mit Ihrer Erlaubnis«, sagte Parker gemessen, bevor er mit dem bleigefüllten Bambusgriff seines Schirmes kurz zulangte. Er wahrte die Form auch in solchen Situationen. Höflichkeit war für ihn stets das höchste Gebot.

      *

      »Und was geschah dann?« erkundigte sich Mike Rander amüsiert. Er und Kathy Porter saßen im kleinen Salon von Myladys Haus am Frühstückstisch. Die ältere Dame, die noch ihren weiten, wallenden Morgenmantel trug, redete sich wieder mal ein, strenge Diät zu halten. Tatsächlich aber sprach sie den Köstlichkeiten, die Parker servierte, mehr als massiv zu.

      Sie delektierte sich am Rührei, genoß kroß gebratenen Speck, kostete ausgiebig von einer Wild-Pastete, verschmähte keineswegs einige Scheiben Lachs und setzte sich mit zwei kleinen Rostbratwürsten auseinander. Danach hatte sie Appetit auf diverse Käsesorten und verschiedene Marmeladen mit Brot, um dazu kontinental zubereiteten Kaffee zu trinken.

      »Mylady lud die drei Männer aus dem Hinterhaus zu einigen Stunden der Erholung ein«, beantwortete der Butler die Frage des Anwalts. »Sie befinden sich zur Zeit zusammen mit dem Manager des Clubs bei einem gewissen Mister Hall, der ein Hundehotel betreibt.«

      »Ein Hundehotel?« fragte Kathy Porter und lächelte.

      »In der Tat, Miß Porter«, sagte Parker. »Die vier Männer sind dort bestens aufgehoben und stehen jederzeit zur Verfügung.«

      »Was sind das für Knaben, diese Burschen aus dem Hinterhaus?« erkundigte sich Rander.

      »Drei Schläger, Sir, die man mieten kann und deren Muskeln mit Sicherheit ausgeprägter sind als ihr Denkvermögen. Meine Wenigkeit würde sie als unwichtige Statisten bezeichnen.«

      »Und was ist mit diesem Club-Manager?« warf Kathy Porter ein.

      »Er dürfte Mylady aus guten Gründen fürchten, Miß Porter. Er heißt übrigens Owen Hornsey und kennt mit Sicherheit die drei Männer, mit denen der Fall seinen Anfang nahm.«

      »Für mich stehen die Dinge bereits fest, meine Lieben«, erklärte Lady Agatha und wandte sich an Kathy Porter und Mike Rander. »Mein erster Verdacht hat sich bereits bestätigt. Es geht hier um die Beute eines Überfalls oder eines Raubes.«

      »Die Zeitungen haben darüber aber noch nichts berichtet«, meinte der Anwalt.

      »Was überhaupt nichts besagt, mein Junge«, redete die ältere Dame munter weiter. »Er hat ja erst vor wenigen Stunden stattgefunden. Die drei Kriminellen sind bei der Verteilung der Beute in Streit geraten und wurden dabei von mir überrascht.«

      »Klingt verblüffend einfach, Mylady«, stellte Mike Rander fest.

      »Und ist logisch in sich«, lobte sich die ältere Dame. »Bevor die Polizei überhaupt weiß, was eigentlich passiert ist, habe ich den Fall bereits gelöst. Ist es nicht so, Mister Parker?«

      »Mylady dürften der Polizei in der Tat ein gutes Stück voraus sein«, erwiderte der Butler höflich.

      »Dieser Club-Manager ist der Dreh- und Angelpunkt«, weitete die passionierte Detektivin ihre Theorie weiter aus. »Vielleicht ist er sogar der Auftraggeber gewesen, aber das alles werde ich schon sehr bald wissen.«

      »Es muß sich um sehr viel Geld gehandelt haben«, warf Kathy Porter ein, »ich denke an die Banknoten, die Mister Parker auf der Straße einsammelte. Wie viele waren es eigentlich?«

      »Einige hundert Pfund, Kindchen«, sagte die ältere Dame schnell. »Genau habe ich bisher noch nicht nachzählen können, aber darauf kommt es ja auch nicht an. Wir wollen uns doch nicht in Einzelheiten verlieren, nicht wahr?«

      »Wann werden Sie diesen Club-Manager verhören, Parker?« fragte der Anwalt.

      »Mister Owen Hornsey dürfte nach durchwachten Stunden nun bereit sein, erste Angaben zu machen«, vermutete Josuah Parker. »Darf man übrigens darauf verweisen, daß die Polizei in der vergangenen Nacht zwei der drei bewußten Männer gebeten haben dürfte, mit zum Revier zu kommen?«

      »Sie werden längst wieder auf freiem Fuß sein«, meinte Rander. »Was hätte man ihnen schon vorwerfen können? Trunkenheit, was diesen Ron Parham betrifft?«

      »Wer, bitte, ist Ron Parham?« grollte Lady Agatha dazwischen.

      »Der Betrunkene, Mylady, der mit den Banknoten um sich warf«, erläuterte Parker in seiner höflichen Art.

      »Ich weiß, ich weiß«, kam prompt ihre ein wenig ungeduldige Antwort. »Ich habe schließlich alle Einzelheiten sehr genau im Kopf. Wie sonst sollte ich einen Kriminalfall lösen? Wird der gute McWarden hier erscheinen? Eigentlich ist er bereits überfällig, das Frühstück ist doch beendet.«

      »Chief-Superintendent McWarden, Mylady, dürfte nicht alarmiert werden, wenn er die Polizeiberichte der vergangenen Nacht zur Kenntnis nimmt«, lautete Parkers Antwort. »Es sei denn, daß tatsächlich irgendwo in der Stadt ein Raub oder ein Überfall stattgefunden hat.«

      »Natürlich hat so etwas stattgefunden, Mister Parker«, sagte Lady Agatha. »Wie sonst sollte dieses kriminelle Subjekt an soviel Geld gekommen sein? Nein, nein, McWarden glaubt wieder mal, ohne mich auszukommen, aber da soll er sich wundern! Ich werde ihm zeigen, wie schnell ich bin. Mister Parker, treffen Sie alle Vorbereitungen für das Verhör. Lassen Sie sich auch ein paar hübsche Fragen einfallen, die ich später stellen werde.«

      »Stets zu Myladys Diensten«, gab Josuah Parker in unerschütterlicher Ruhe und Gemessenheit zurück.

      *

      »Darf man höflichst darauf verweisen, daß Mylady verfolgt werden?« sagte Butler Parker eine halbe Stunde später. Er saß am Steuer seines hochbeinigen Monstrums, das mal ein Londoner Taxi gewesen war.

      »Jetzt schon?« freute sie sich. »Wir haben das Haus ja gerade erst verlassen.«

      »Man scheint möglichst schnell herausfinden zu wollen, wohin Mylady den Club-Manager gebracht haben«, antwortete Parker. »Die beiden männlichen Verfolger benutzen einen kleinen Austin.«

      »Auch diese Leute muß ich unbedingt verhören, Mister Parker«, erklärte sie mit Nachdruck. »Lassen Sie sie nicht aus den Augen, setzen Sie sie irgendwo außer Gefecht.«

      »Mylady


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