Leben statt kleben. Birgit Medele

Leben statt kleben - Birgit  Medele


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„Ich räum’ aber nicht auf!” Sind auf die Barrikaden gegangen, indem wir alles behalten oder alles um uns verstreuen. Tohuwabohu als zeitverschobener Widerstand gegen Erziehungsberechtigte, die verbotenerweise in unser Zimmer eindrangen, um dort „aufzuräumen“, das heißt alles durcheinander zu bringen und unsere Privatsphäre zu verletzen.

      Durcheinander kann auch dazu dienen, gegenwärtigen Mitbewohnern bildlich zu demonstrieren, dass sie nie einen Finger rühren. Dass ohne uns sowieso alles im Chaos versinken würde. Dass wir uns im Stich gelassen fühlen mit all der Verantwortung, die uns aufgebürdet wird oder nicht abgenommen. Dass wir alleine sind, obwohl wir zusammen wohnen.

      Es muss dem passiv-aggressiven Rebellionsvergnügen erstmal keinen Abbruch tun, dass wir uns inmitten der Stapel inzwischen selbst unwohl fühlen und schon lange keine Gäste mehr eingeladen haben. Dass wir als ruhelos Getriebene dem Daheimsein aus dem Weg gehen, sogar um den Preis, länger im Büro auszuharren. – Sobald wir aufhören zu fliehen und uns dem Clutter stellen, winkt als Belohnung ein Zuhause, das uns mit Kraft und Lebensfreude erfüllt. Wo das Heimkommen ein Heimkommen ist.

      Vielleicht kreieren wir auch formvollendete Papierstapel auf dem Schreibtisch im Büro, um uns selbst, der Welt und den Kollegen zu demonstrieren, wie viel wir zu tun haben? Wie unentbehrlich wir sind. Dass wir auch mal gelobt werden wollen. Bei anderen kommt diese Nachricht jedoch leider anders an und wird als Desorganisation oder mangelnde Kompetenz ausgelegt.

      Jede/r von uns verdient ein inspirierendes Wohn und Arbeitsumfeld. Ordnung ist nicht spießig. Sie ist keine Zwangsjacke. Ordnung geht auch ohne Häkeldeckchen, Stillstand und Decke-auf-den-Kopf-fallen. Sie bringt Klarheit, ein Aufgehobensein im Zuhause und im Leben. Lenken wir die Energie des Rebellentums auf Sinnvolles um.

      Manche brauchen weder Luftmatratze noch Gaskocher, sie campen in den eigenen vier Wänden. Es wird zwar kein Zelt aufgeschlagen, aber es sieht so aus, als ob sie gerade eingezogen wären oder gerade am Ausziehen sind. Dabei leben sie bereits jahrelang in dieser Wohnung. Kartons stehen herum, mit Bildern drin, die irgendwann mal aufgehängt werden sollen. Glühbirnen schaukeln von der Decke, nur bis der passende Lampenschirm gefunden ist. Vorhänge lassen auch noch auf sich warten. Heimcamper richten sich nie wirklich ein und wissen meist selbst nicht, warum. Vielleicht wegen des dumpfen Gefühls, es nicht schöner zu verdienen. Oder aus der unterschwelligen Angst heraus, ansonsten für immer in dieser Wohnung (oder Stadt oder Beziehung) steckenzubleiben. Bis die perfekte Lösung gefunden ist, arrangiert man sich, vorübergehend. Und schon wieder sind fünf Jahre verflogen.

      Manchmal wollen wir uns nicht festlegen, weil wir befürchten, uns damit Besseres entgehen zu lassen. Sich für eine Bleibe zu entscheiden, bedeutet, andere auszuschließen. Lieber vage bleiben, dann klingelt morgen das Happy End an der Tür. Sich festzulegen ist verknüpft mit der Angst, sich in einer Situation einzusperren. Eine Klientin verübelte es ihrer Wohnung, dass sie sich in Stuttgart befand, anstatt im geliebten Südfrankreich. Vielleicht ist es nicht das erhoffte Eigenheim, sondern eine Mietwohnung. Erdgeschoss statt Loft. Die Fenster gehen zur falschen Seite raus. Man weiß, dass dieses Zuhause nicht auf ewig ist: eine Sanierung steht an, die Nachbarn sind nicht ideal… Camper wollen sich nicht binden. Vielleicht mussten sie einem Job oder Partner folgen, aber möchten eigentlich lieber woanders sein. Sie wollen auf dem Sprung bleiben, sich alle Optionen offenhalten. Die nicht so gute Nachricht: Solange wir uns nicht temporär verankern, es uns nicht wohnlich machen, bleiben wir garantiert stecken. Zum Weiterziehen brauchen wir ein Fundament. Die Zukunft lässt sich nicht gerne auf wackeligen Provisorien errichten.

      Sobald wir uns auf Positives konzentrieren, bauen wir eine gute Beziehung zu unserem Zuhause auf. Wir verdanken es unseren vier Wänden, dass wir eine Tür hinter uns zumachen können und Ruhe haben. Dass der Regen gegen das Fenster trommelt, anstatt uns beim Schlafen auf den Kopf. Falls uns das Konzept „trautes Heim“ kalte Schauder über den Rücken jagt, die „Option Gartenzwerg“ weglassen. Wir müssen uns nicht in geranienübersäter Gemütlichkeit festschweißen. Wohlfühlen hat keine Formel. Schönheit hält die Seele am Leben, egal wie sie aussieht. Landen, ankommen – und dann so geerdet dem nächsten Meilenstein entgegen!

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