Bettina Fahrenbach Jubiläumsbox 7 – Liebesroman. Michaela Dornberg

Bettina Fahrenbach Jubiläumsbox 7 – Liebesroman - Michaela Dornberg


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… ein Eintauchen in ein altes Leben, das sie fluchtartig verlassen hatte, war überhaupt keine Chance. Sie hatte auf dem Chateau mit Jörg gelebt, dort war es mit ihrer Ehe stetig bergab gegangen, dort hatte Doris das Trinken angefangen, weil sie so unglücklich gewesen war. Hatte sie das alles vergessen?

      »Das Chateau, ein Leben dort, wäre kein Neuanfang für dich, für euch. Du steigerst dich da in etwas hinein. Du hast doch selbst mehr als einmal gesagt, dass du für ein Leben auf dem platten Land nicht geschaffen bist, dass du die Stadt brauchst und lieber Abgase einatmest statt frischer Luft. Hast du das schon vergessen?«

      »Nein, aber …«

      »Kein Aber, Doris. Du warst in Markus verliebt, er in dich, ihr habt ein gemeinsames Leben geplant, wolltet heiraten, und du bist abgesprungen, weil dir hier in Fahrenbach alles zu eng war.«

      So etwas wollte Doris nicht hören.

      »War ja auch gut so«, sagte sie trotzig, »vermutlich habe ich ihn nicht genug geliebt, außerdem war es ein Glücksfall für ihn, weil er durch mein Weggehen wenigstens frei war für seine Yvonne. Aber mit Jörg …«

      Wieder unterbrach Bettina sie.

      »Nach den Werbewochen würde es dir mit Jörg wieder langweilig werden, du idealisierst ihn jetzt und auch deine Gefühle für ihn. Sei froh, dass ihr so freundschaftlich miteinander umgehen könnt, das ist mehr als die meisten getrennten Paare haben. Und wenn er dir vorbestimmt sein sollte, dann werdet ihr wieder zusammenkommen, aber, ganz ehrlich, ich glaube nicht, dass du das in deinem Herzen wirklich willst.«

      »Doch ich will es«, beharrte sie auf ihrer vorgefassten Meinung, »doch darauf kommt es nicht an. Wer weiß, vielleicht hat Jörg ja mit dieser Frau angebandelt, mit der er den Absturz überlebt hat. Wenn ich ihn auf sie anspreche, wird er nämlich ganz komisch.«

      »Also, Doris, wenn es dich beruhigt. Er hat mit ihr nicht angebandelt und weiß selbst nicht, ob und was aus dieser Verbindung wird. Im Moment sind es zwei Menschen, die ein gemeinsames Schicksal teilen, die dem sicheren Tod wie durch ein Wunder entronnen sind.«

      »Und woher willst du wissen, dass zwischen ihnen nicht mehr ist, dass sie sich glücklich in die Arme fallen, wenn sie sich wiedersehen werden?«

      Bettina mochte Doris wirklich gern, aber jetzt war sie von ihr ein wenig genervt.

      »Also, ob sie sich bei ihrem Wiedersehen in die Arme fallen werden, kann ich dir nicht sagen. Aber dass bislang zwischen ihnen nichts ist, kann ich mit hundertprozentiger Sicherheit sagen, weil Jörg mir das bestätigt hat.«

      »Ich geh dir tierisch auf den Senkel, stimmt’s?«, erkundigte Doris sich, und Bettina war ehrlich genug zu sagen: »Ja, mit solchen Äußerungen schon. Wenn du Probleme hast, dann helfe ich dir gern, aber in diesem Fall kann ich nichts tun, und, wie gesagt, Doris, mein Gefühl sagt mir, dass du Jörg nicht wirklich zurückhaben willst, sondern dass er im Moment das Objekt deiner Begierde ist, weil du keinen anderen Mann begehrst … wie soll sich denn ein Zusammenleben mit Jörg gestalten? Hast du dir darüber schon mal Gedanken gemacht? Ich meine jetzt nicht den Ort, sondern nur euch zwei, du und Jörg auf emotionaler Ebene, die Bewältigung eures Alltags …«

      »Hm … ich weiß nicht, darüber habe ich nicht nachgedacht. Ergibt sich das nicht von selbst?«

      Jetzt musste Bettina lachen.

      »Also, Doris, diese Antwort ist wirklich mehr als pubertär. Findest du nicht?«

      »Na ja, rational gesehen hast du recht, aber man sieht doch zuerst mal alles durch die rosarote Brille, die Gefühle sind das Wichtigste, das andere ergibt sich von selbst.«

      Hatte Doris aus den gescheiterten Beziehungen nach ihrer Scheidung noch immer nichts gelernt?

      »Sorry, dass ich dir da widerspreche. Das Wichtigste ist eine gemeinsame Basis, auf der sich alles aufbaut.«

      »Ist es bei dir und Jan so?«

      Bettina schluckte.

      Hatte sie eine gemeinsame Basis? Ja, emotional schon, auch was ihre Interessen anbelangte. Aber sie war der sesshafte Typ, dem Tradition, Heimat wichtig war, er der Weltreisende, der gut allein sein konnte, von Enge, Gemeinschaft mit anderen, leicht genervt war, dem, bis zu dem unverhofften, unerwarteten Heiratsantrag, die Ehe nicht wichtig gewesen war.

      Er wollte vieles an seinem Leben ändern, versuchte sie sich selbst zu beruhigen.

      »Hey, Bettina … wie ist es bei dir und Jan?«, drang Doris’ Stimme in ihre Gedanken.

      »Wir haben schon eine gemeinsame Basis«, antwortete sie schließlich, »aber es gibt noch einige Hürden, die wir überwinden müssen«, gab sie zu.

      »Ist ja auch wurscht«, sagte Doris, »Jan will dich heiraten, du willst ihn, ist ja wohl was anderes als bei mir. Ich will Jörg zurück, und was er will, weiß nur der liebe Gott. Entschuldige, dass ich dich so zugesülzt habe. Ich will dich jetzt auch nicht länger von deinem Krimi abhalten … schön ist, dass es Jörg besser geht.«

      Bettina hätte gern mit Doris weitergesprochen, aber die war nicht mehr zugänglich. Ihre Gedanken kreisten um Jörg, und Bettina konnte ihr keine Hoffnung machen, dass es zwischen den beiden wieder etwas geben würde, weil sie nicht daran glaubte. Sie war sich sicher, dass Doris und ihr Bruder keinen gemeinsamen Weg mehr finden würden, dafür hatten sie sich schon viel zu weit voneinander entfernt. Sie hoffte, Doris würde bald einen anderen Mann kennenlernen und sich so richtig verlieben, einen Mann, der ebenso ein Stadtmensch war wie sie selbst.

      Sie wechselten noch ein paar unverbindliche Worte miteinander, dann war das Gespräch beendet.

      Bettina hätte sich jetzt ihrem Krimi zuwenden können, doch die Lust war ihr vergangen.

      Sie dachte an das vorausgegangene Gespräch, dabei allerdings nicht zu sehr an Doris und Jörg, sondern an deren Frage, ob sie und Jan eine gemeinsame Basis für ein Leben miteinander hatten.

      Hatten sie das?

      Seufzend lehnte Bettina sich zurück und schloss die Augen. Sie dachte an Jan, seinen spontanen Heiratsantrag, daran, wie glücklich sie miteinander waren, wenn sie beisammen waren. Aber wie würde ein wirklich gelebter Alltag sein? Jan, sesshaft auf dem Fahrenbach-Hof … das konnte sie sich so recht nicht vorstellen. Aber Jan war für jede Überraschung gut, sagte sie sich schließlich. Er hatte auch nicht heiraten wollen, und nun auf einmal war es ihm wichtig.

      Sie stand auf, räumte ihr Glas weg, dann ging sie nach oben.

      Ein kuscheliges Lavendel-Bad würde sie beruhigen und auf andere Gedanken bringen.

      Bettina war gerade dabei, Wasser in ihre Wanne laufen zu lassen, als ihr Telefon klingelte.

      Doris, die unbedingt noch etwas loswerden wollte?

      Sie drehte den Wasserhahn zu, lief hinaus in den Flur, wo sie ihr Telefon auf einen Stuhl gelegt hatte und meldete sich.

      *

      Bettina hätte mit allem gerechnet, nur nicht damit, von ihrer Schwester Grit angerufen zu werden. Sie hatten schon lange nichts mehr voneinander gehört, weil Bettina es sich längst abgewöhnt hatte, ihre Schwester anzurufen, weil sie der Meinung gewesen war, es wegen des Familienzusammenhalts tun zu müssen.

      Familienzusammenhalt … das war eine Illusion, den hatte es seit dem Tod ihres Vaters nicht mehr gegeben. Und die Telefonate waren allesamt unerfreulich verlaufen, weil Grit entweder missmutig gewesen war, aggressiv oder sie einfach abgewimmelt hatte, weil ihr Lebensmittelpunkt ihr jugendlicher Lover Robertino gewesen war, für den sie alles aufgegeben hatte – ihre Ehe, ihre Kinder, und das vergebens. Obschon sie ihn mit Geschenken, einer Wohnung, einem schnittigen Sportwagen geködert hatte, war er weitergezogen zu einer Gönnerin, die ihm ein noch luxuriöseres Leben bot.

      Sie hatten lange nichts mehr voneinander gehört, kein Wunder auch, schließlich war sie immer die Anruferin gewesen. Von Grit hatte sie stets nur gehört, wenn die etwas von ihr gewollt hatte, meistens, um die Kinder bei ihr abzuladen, solange sie noch bei ihr gelebt hatten.

      »Hallo,


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