Bettina Fahrenbach Jubiläumsbox 7 – Liebesroman. Michaela Dornberg

Bettina Fahrenbach Jubiläumsbox 7 – Liebesroman - Michaela Dornberg


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würde Grit sie gleich wieder wegen irgendeiner Sache beschimpfen und dann kurzerhand das Telefonat beenden. Dazu musste sie es sich nicht gemütlich machen.

      »Ich versuche schon eine ganze Weile, dich zu erreichen«, sagte Grit mit leiser Stimme, »du hast ja ein langes Telefonat geführt.«

      Sollte das eine Schuldzuweisung sein?

      Nein, dazu klang ihre Stimme zu sanft. Aber gleich …, dachte Bettina, als sie sagte: »Ich hab mit Doris telefoniert.«

      Der Name war normalerweise ein rotes Tuch für Grit, sie konnte ihre Ex-Schwägerin, aus welchem Grund auch immer, nicht leiden und es ärgerte sie, dass Bettina sich mit Doris so gut verstand und noch immer mit ihr in Verbindung war.

      Bettina glaubte ihren Ohren kaum zu trauen, als ein »Ach, so seid ihr noch immer in Verbindung« kam.

      Was war denn mit Grit geschehen?

      »Ja, wir telefonieren häufig miteinander, und hier und da besucht sie mich auf dem Fahrenbach-Hof.«

      Grit seufzte.

      »Schön«, sagte sie.

      Allmählich wurde es Bettina unheimlich.

      »Grit, geht es dir gut?«, erkundigte sie sich.

      Wieder ein Seufzen.

      »Nein.«

      »Um Gottes willen, Grit, was ist geschehen?«, wollte Bettina wissen, weil das so neue Töne an ihrer Schwester waren.

      Diesmal ein Schluchzen.

      »Ich bin so allein … Bettina, ich vermisse Niels und Merit … du musst mir helfen, sie wiederzubekommen.«

      Eine solche Bitte hatte Grit schon einmal an sie herangetragen. Aber nein, das war keine Bitte gewesen, sondern ein Befehl – ich will meine Kinder zurück, hatte Grit geschrien und dabei wüste Beschimpfungen gegen ihren Ex-Mann Holger und seine neue Ehefrau Irina ausgestoßen.

      »Ich kann mir gut vorstellen, dass du deine Kinder vermisst, Grit, aber wie soll ich dir helfen, sie wiederzubekommen. Du hast offiziell auf das Sorgerecht verzichtet … wenn dir jemand helfen kann, dann Holger. Hast du mit ihm schon gesprochen? Und Niels und Merit, was wollen die denn?«

      Grit begann zu weinen.

      »Die reden ja kaum mit mir. Immer, wenn ich anrufe, sind sie entweder nicht da oder auf dem Sprung zu irgendeiner Aktivität.«

      Wunderte Grit das?

      Solange Robertino an ihrer Seite gewesen war, hatte sie total verdrängt, Kinder zu haben. Jetzt war sie allein und glaubte, nur mit dem Finger schnippen zu müssen, um ihre Kinder zurückzugewinnen? So einfach war das nicht. Die hatten in Vancouver ein neues Leben, mit neuen Freunden und einer neuen Familie, nämlich der von Irina, die die beiden liebte wie eigene Kinder. Dieses Leben in Liebe und Geborgenheit würden Niels und Merit niemals mehr aufgeben, um zu ihrer Mutter zurückzukehren, an die sie nicht mehr gerade die besten Erinnerungen hatten.

      »Was sagt Holger denn?«, wiederholte Bettina.

      »Den krieg ich doch nicht an die Strippe, meist ist diese russische Schla…«, sie korrigierte sich, »seine neue Frau am Apparat, und dann lege ich auf. Worüber soll ich denn mit der reden?«

      Alle Achtung, Grit sprach nicht mehr von der russischen Schlampe, sondern sie schien akzeptiert zu haben, dass Holger wieder verheiratet war. Als Bettina das letzte Mal mit Grit über Holger gesprochen hatte, hatte sie auch den wiederhaben wollen.

      »Irina ist sehr nett, vielleicht solltest du sie zu deiner Verbündeten machen, sie hat nämlich einen sehr großen Einfluss auf die Kinder.«

      »Du glaubst doch nicht, dass sie mir helfen wird, wieder meine Kinder zu bekommen?«

      »Nein, das nicht, die sind glücklich in Kanada. Aber sie könnte sie dahinbringen, dass sie dich besuchen … oder fahr du doch mal nach Vancouver, du hast Zeit und auch genug Geld, um dort in ein Hotel zu gehen. Du kannst Niels und Merit treffen, ihr könnt euch behutsam wieder einander nähern.«

      »Behutsam nähern?« Jetzt bekam Grits Stimme wieder etwas von der Bettina hinreichend bekannten Aggressivität. »Ich bin ihre Mutter … diese R… äh … diese Frau versucht mit aller Macht, mir die Kinder zu entfremden. Sie benutzt sie als Waffe gegen mich.«

      Das war wieder Grit, so ganz typisch, aber auch auf die Gefahr hin, dass ihre Schwester gleich wieder auflegte, einen solchen Unsinn wollte Bettina sich nicht anhören.

      »Grit, du weißt genau, dass das nicht stimmt. Irina ist das Beste, was deinen Kindern passieren konnte. Sie würde niemals gegen dich agieren. Wenn du ehrlich bist, dann musst du zugeben, dass nur du und sonst niemand es war, der diesen Spalt dazwischen getrieben hat, und so kannst auch nur du es sein, die versuchen muss, die Wogen wieder zu glätten.«

      »Ich …«

      Grit brach ihren Satz ab, Bettina vernahm leises Schluchzen und wollte gerade etwas sagen, als Grit fortfuhr: »Ich habe so vieles falsch gemacht … ich wollt, ich könnte es rückgängig machen … aber dazu ist es jetzt zu spät.«

      Bettina war baff! Solche Worte aus dem Mund ihrer Schwester? Sie musste sich verdammt einsam fühlen.

      »Was Holger anbelangt, ja. Er ist mit Irina sehr glücklich. Aber einen Zugang zu deinen Kindern kannst du wieder finden, du musst dich nur darum bemühen … und wenn du magst, dann helfe ich dir dabei.«

      »Kannst du … kannst du herkommen?«, wisperte Grit.

      Das hatte so verzagt, so unglücklich geklungen. Jetzt war Grit wirklich unten angekommen, sie hatte eine harte Bodenlandung gemacht und befand sich inmitten der Trümmer ihres Lebens. Wie schrecklich musste es für sie sein zu erkennen, dass sie für eine zerplatzte Seifenblase ihr schönes, geordnetes Leben aufgegeben und dafür auch noch teuer bezahlt hatte.

      »Komm doch zu mir auf den Hof«, schlug Bettina vor. »Hier ist es wunderschön, du kannst dich erholen und wieder zu dir finden … außerdem wird Jörg auch nach seinem Krankenhausaufenthalt erst mal herkommen, ehe er in die Reha geht.«

      »Ich weiß nicht … der Fahrenbach-Hof ist nicht unbedingt das, was ich mir jetzt vorstellen kann, andererseits ist ja Bad Helmbach ganz in der Nähe. Ich könnte …«

      »Grit, vergiss es.« Ihre Schwester war wohl noch nicht tief genug gefallen, wenn sie noch immer an die Welt der Schicki-Mickis dachte, in der sie die letzten Jahre über gelebt hatte und in die sie überhaupt nicht hineinpasste. »Du sollst zu dir finden, dich nicht von dir selbst ablenken. Du musst nicht bei mir im Haus wohnen. Ich habe im ehemaligen Gesindehaus sehr komfortable Appartements, die deinen Ansprüchen durchaus genügen werden, Isabella Wood und Juri Barlenki haben sich dort so wohl gefühlt, dass sie derweil wiedergekommen sind und auch wiederkommen werden.«

      »Ich … ich denke darüber nach und melde mich«, sagte Grit hastig, »also, dann bis bald …« Ehe Bettina etwas sagen konnte, hatte sie aufgelegt.

      Das Gespräch war anders verlaufen, aber das abrupte Ende war Bettina bekannt.

      Nachdenklich legte sie den Hörer zurück.

      Was sollte sie von dem Ganzen halten?

      Hatte bei Grit ein, wenn auch schmerzlicher Prozess eingesetzt, der sie in ein normales Leben zurückführen würde, oder war sie, ein wenig champagnerselig – das hatte Bettina bemerkt – nur weinerlich gewesen?

      Wie schrecklich verfahren das Leben ihrer Schwester doch war, dachte Bettina, während sie sich erhob und reckte. Es war keine gute Idee gewesen, sich auf die Treppe zu setzen.

      Sie hatte es vorausgesehen und Grit auch gesagt, war bei ihr aber auf taube Ohren gestoßen. Jetzt hatte Grit ihre Quittung, sie war verlassen, allein und konnte sich an ihrem vielen Geld nicht wärmen.

      Bettina hätte jetzt triumphieren können, aber so etwas lag ihr fern. Sie war nur traurig und wünschte sich inbrünstig, Grit möge die Kurve kriegen, dieses oberflächliche Leben hinter sich lassen und wieder Zugang


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