Butler Parker 183 – Kriminalroman. Günter Dönges

Butler Parker 183 – Kriminalroman - Günter Dönges


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Parker, »wenn es genehm ist, sollte man nach einer Hintertür suchen.«

      »Und ob es genehm ist, Mr. Parker! Ich weiß, daß dieser Mordschütze im Haus sein muß.« Sie stampfte wieder los und schritt um die Hausecke, dicht gefolgt von Josuah Parker, der wieder mal seine schützende Hand über sie hielt. Er kannte ihr ungestümes Temperament nur zu gut.

      Es gab eine zweigeteilte Hintertür.

      Sie war halb geöffnet und wurde von den Windböen leicht bewegt. Parker überholte seine Herrin und stieß mit der Spitze seines Universal-Regenschirms die Tür vollends auf. Dabei horchte er in sich hinein. Seine innere Alarmanlage aber meldete sich nicht. Im Gasthof schienen demnach keine weiteren Überraschungen auf Mylady und ihn zu warten.

      »Es kann sich nur um eine Falle handeln, Mr. Parker«, stellte die ältere Dame freudig fest, »aber dieser Schütze wird sich wundern.«

      Nein, Angst war ihr völlig unbekannt.

      Sie wollte zum Sturm ansetzen und ohne jede Deckung das Haus betreten. Josuah Parker hingegen rechnete mit mehr als peinlichen Überraschungen. Er drängte die ältere Dame scheinbar ungewollt ab und warf gleichzeitig einen seiner Patent-Kugelschreiber durch die Tür ins Innere des Gasthofes.

      Man hörte deutlich, wie das Schreibgerät auf Steinplatten aufschlug. Sekunden danach wallten bereits die ersten dichten Nebelwolken aus dem Haus.

      »Falls Mylady geneigt sind, einen Vorschlag meiner Wenigkeit anzunehmen, sollten Mylady vielleicht diesen Schwaden aus dem Weg gehen«, ließ Josuah Parker sich vernehmen, »mit einer gewissen Reizung der Atemwege und Tränendrüsen ist fest zu rechnen.«

      Worauf Lady Agatha, die bereits eingeatmet hatte, bellend hustete.

      *

      Josuah Parker begab sich zurück zur Frontseite des Gasthofes.

      Er rechnete damit, daß sich dort etwas tun würde. Falls sich im Gasthof der Schütze befand, würde er sicher versuchen, durch die Haupttür zu fliehen. Als der Butler die Hausecke erreicht hatte, hörte er bereits das Zuschlagen der Eingangstür. Er beschleunigte seine Schritte und nahm nur noch vage wahr, daß eine Gestalt sich durch das dichte Strauchwerk seitlich vom Haus zwängte.

      Der Butler wartete noch einen Moment auf eine mögliche zweite Gestalt, doch sie blieb aus. Also betrat er den Gasthof durch den Haupteingang und bewegte sich vorsichtig in die Tiefe des Hauses. Doch schon bald darauf mußte er umkehren. Die starke Luftbewegung zwischen Haupteingang und Hintertür trieb die Nebelschwaden durch das Haus.

      Lady Agatha kam ihm hustend an der Hausecke entgegen. Sie wischte sich die Tränen aus den Augen und dann den Regen von den Wangen.

      »Sie haben mich schon wieder attackiert«, grollte sie, »Sie haben mich absichtlich nicht gewarnt, Mr. Parker.«

      »In verständlicher Sorge um Myladys Wohl«, entschuldigte sich der Butler, »im Haus wartete, wie sich eben herausstellte, bereits der Mörder auf sein Opfer.«

      »Sie übertreiben«, meinte sie, »haben Sie diesen Schützen wenigstens gesehen und erkannt?«

      »Meine Wenigkeit konnte nur vage Umrisse ausmachen, Mylady.«

      »Ich, Mr. Parker, hätte mit Sicherheit mehr gesehen«, mokierte sie sich, »aber gut, ich werde das nicht weiter vertiefen. Ich frage mich nur, seit wann man mich beschattet hat?«

      »Mylady spielen auf den Hubschrauber und den Schützen an?«

      »Natürlich, Mr. Parker. Dieser doppelte Anschlag galt allein meiner Person, darüber bin ich mir jetzt völlig im klaren.«

      »Etwaige Verfolger können Mylady nur per Zufall erkannt haben«, sagte Josuah Parker, »Mylady unternahmen den Abstecher nach Port Talbot rein zufällig, wenn meine Wenigkeit höflich daran erinnern darf.«

      »Stimmt das wirklich?« zweifelte Agatha Simpson prompt. »Ich hatte in Cardiff zu tun, das ist richtig. Es war übrigens eine sehr langweilige Aufsichtsratssitzung, Mr. Parker, wie Sie wissen. Ich hätte erst gar nicht kommen sollen.«

      »Mylady waren und sind dankenswerterweise an der Erhaltung alter waliser Schlösser und Burgen interessiert«, meinte Parker, »ohne Myladys Großzügigkeit würde manch wertvolles Baudenkmal der Zerstörung anheimfallen.«

      »Man wollte nicht mich sehen, sondern mein Geld«, räsonierte sie, »aber wie auch immer, habe ich mit irgendjemand über meinen Ausflug nach Port Talbot geredet?«

      »Nicht in meiner bescheidenen Gegenwart, Mylady.«

      »Ich werde über diesen Punkt nachdenken«, erklärte sie, »und mich an die Einzelheiten sehr genau erinnern, für mein Gedächtnis bin ich schließlich bekannt, oder?«

      »Myladys Erinnerungsvermögen kann man in der Tat nur als ausgesprochen frappant bezeichnen«, entgegnete Parker und verzog keine Miene. Genau das Gegenteil war nämlich der Fall. Sie behielt so gut wie nichts, schon gar keine Namen.

      »Hier wird also der Zufall mitgespielt haben«, überlegte sie, »irgendein Gangster hat mich in Cardiff erkannt und Sofort seine Killer auf mich angesetzt. Man kennt das ja.«

      »Vielleicht wollen Mylady sich den Inhalt des Päckchens aus der Nähe ansehen«, schlug Parker vor, um das Thema zu wechseln.

      »Selbstverständlich«, meinte sie, »genau das wollte ich gerade Vorschlägen.«

      »Schräg neben dem Gasthof befindet sich eine Holzlaube, Mylady, die Trockenheit verspricht.« Parker deutete mit der Spitze des Regenschirms in die ziehenden Schwaden, die noch dichter geworden waren. Dafür hörte aber der Regen etwas auf.

      Lady Agatha hatte bereits wieder vergessen, daß sich ihrer Ansicht nach eine Bombe im Päckchen befand. Sie blieb neben Parker stehen, als er die Klebestreifen von der wasserdichten Folie abzog und dann den starken Karton hervorschälte.

      »Wahrscheinlich Rauschgift«, meinte sie nun, »Sie wissen, Mr. Parker, daß ich mich auf meinen Instinkt verlassen kann.«

      »Wie Mylady zu meinen belieben.« Parker mußte weitere Klebestreifen entfernen, bis er den Deckel des Kartons endlich vorsichtig lüften konnte.

      »Nun, Mr. Parker?« Sie beugte sich neugierig vor.

      »Es dürfte sich um Blech handeln, Mylady«, sagte Parker nach einem kurzen Blick in das Päckchen, »dann um Gürtelschnallen, Brustplatten und Lorbeerblätter.«

      »Wollen Sie mich unbedingt reizen, Mr. Parker?« Sie sah ihren Butler scharf an. »Haben Sie gerade von Blech gesprochen?«

      »Von Goldblech, Mylady, um genau zu sein«, redete Josuah Parker in seiner höflichen Art weiter, »dem Gewicht nach dürfte der reine Materialwert nicht gerade erheblich zu nennen sein.«

      *

      Der Butler hob den Deckel vollends an und legte ihn zur Seite. Dann trat er notgedrungen einen halben Schritt zurück, denn Lady Agatha schob ihre Fülle nachdrücklich vor. Sie beugte sich über das Päckchen und zog dann die Luft scharf ein.

      »Ich ahnte es«, sagte sie schließlich, »irgendwie habe ich das gespürt, Mr. Parker.«

      »Mylady sind beeindruckt?« erkundigte sich Parker.

      »Beeindruckt und empört«, erwiderte sie, »das sind doch Kunstschätze, nicht wahr, Mr. Parker?«

      »Eindeutig, Mylady«, bestätigte Josuah Parker, »diese Gegenstände aus Goldblech dürften meiner bescheidenen Ansicht nach aus einem Museum stammen.«

      »Sehen Sie sich das an, Mr. Parker!« Die ältere Dame nahm einen der Gegenstände aus dem Päckchen und hielt ihn hoch. Es handelte sich um den Teil eines Brustschmuckes, dessen Gold-Granulation beeindruckend war. Winzig kleine Perlen aus Gold waren auf dem Untergrund aus dünnem Goldblech aufgeklebt oder aufgelötet. Über dem durchlaufenden Brandmuster war eine Reihe mythologischer Figuren zu erkennen, die bis in das winzigste Detail durchgearbeitet waren.

      »Falls es gestattet ist, Mylady, möchte meine Wenigkeit in Bewunderung


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