Liebestrommeln auf Haiti. Barbara Cartland
hat dir also Hörner aufgesetzt. Tröste dich, armer Jacques. Die Armee braucht von Zeit zu Zeit auch eine kleine Aufmunterung.” Zu André gewandt meinte sie: „Von der Uniform unserer glorreichen haitischen Armee scheinen Sie nicht viel zu halten.”
„Ich bin Geschäftsmann”, entgegnete André.
„Da wir von Uniformen sprechen”, unterbrach Jacques die weitere Diskussion, „die zweitausend neuen, die Dessalines bestellt hat, sind zusammen mit André angekommen.”
„Sie sind da?” rief Orchis erfreut. „Jean-Jacques wird glücklich sein. Ich hoffe nur, sie sind so beeindruckend, wie er sie haben will. Sonst rollen wieder Köpfe!”
Jacques hob abwehrend die Hände. „Aber bitte nicht meiner. Ich hatte nichts damit zu tun, und mein Freund André de Villaret ist auch nur ganz zufällig mit diesem Schiff gereist.”
Eine steile Falte erschien auf Orchis Stirn.
„Sein Name kommt mir bekannt vor.”
„Man hat ihn tatsächlich vor der Revolution viel gehört. Andrés Vater besaß eine der größten Plantagen der Insel.”
„Natürlich! Jetzt erinnere ich mich. Dein Freund wird aber kaum die Absicht haben, auf den Baumwollfeldern der de Villarets zu arbeiten. Oder?”
„Bestimmt nicht!” Um zu verhindern, daß das Gespräch zu früh auf seine Pläne kam, fuhr André rasch fort: „Sie sind sehr schön, Madame. Ganz Boston spricht von Ihnen, ohne zu ahnen, wie groß Ihre Schönheit wirklich ist.”
Als Orchis mit den Fingerspitzen seinen Arm berührte, hatte André das Gefühl, ein elektrischer Strom durchfließe seinen Körper. Nach einer Ewigkeit fragte Orchis: „Wollen Sie mit mir essen? Ich war mit einem der Offiziere verabredet; aber ich habe es mir anders überlegt.”
Sie reichte Jacques die Hand zum Abschied. „Jacques, Liebling, willst du am Tor Bescheid sagen, daß ich nicht gestört werden will? Von niemandem.”
„Ich werde mich beeilen. Hoffentlich begegnet mir jener Offizier nicht schon mit gezücktem Säbel.”
„Du wirst es überleben, wie du alles bisher überlebt hast”, entgegnete Orchis vielsagend. „Wie dir und mir bekannt ist, hast du es verstanden, dich unentbehrlich zu machen.”
Jacques küßte ihre Hand und rief halb im Gehen: „Das Glück meint es gut mit dir, André!” Dann schloß sich die Tür hinter ihm.
Orchis wandte sich André zu, der sich auf die Kante des Bettes gesetzt hatte.
„Du bist hübsch, mein Freund”, begann sie. „Laß uns sehen, ob du ein Mann bist.”
„Ich kann es nur hoffen, nachdem die schönste und kostbarste Orchidee dieses Gartens zugleich die begehrenswerteste aller Frauen ist.“
Er spürte ihre Hände, sah ihre lockenden Blicke, die erwartungsvoll geöffneten Lippen und beugte sich zu ihr.
Während ihr Mund sich auf den seinen preßte, krallten sich ihre spitzen Nägel durch das Tuch hindurch in seinen Rücken.
Irgendwo in der grundlosen Tiefe ihrer Augen sah er sich selbst, sah, daß ein verzehrendes Feuer ihn zu verbrennen drohte, während dasselbe Feuer ihr gleichzeitig aus dem Inneren seines Körpers entgegen loderte.
Ein Feuerwerk von bunten Kreisen zerbarst in seinem Kopf und riß jeden Gedanken mit sich fort, den er zu fassen versuchte.
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