Butler Parker 107 – Kriminalroman. Günter Dönges

Butler Parker 107 – Kriminalroman - Günter Dönges


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haben! Beeilung, ich warte nicht gern!«

      »Was soll das heißen, Sie Lümmel?« brauste die ältere Dame streitlustig auf.

      »Daß Sie nur noch wenige Sekunden zu leben haben, wenn Sie mir die drei Postkarten nicht geben«, antwortete der Mann. Bevor Lady Simpson sich auf ein Streitgespräch mit dem Mann einlassen konnte, deutete der Butler auf den kleinen Wandtisch, wo die bewußten drei Karten lagen. Parker merkte, daß dieser Mann keineswegs scherzte.

      Der Mann, der weder Rentner noch Polizist war, lief erstaunlich geschmeidig zum Wandtisch hinüber und nahm die drei Ansichtskarten an sich. Erstaunlicherweise fragte er nicht nach dem Diamantring. Josuah Parker fühlte sich seinerseits nicht verpflichtet, davon zu sprechen. Takt und Zurückhaltung waren schon immer seine Stärken gewesen.

      »Vergessen Sie mich ganz schnell«, schlug der Mann vor, während er zur Tür zurückwich, »und hauen Sie von hier ab, noch in dieser Nacht! Ich gebe Ihnen eine Stunde!«

      »Ich werde Mylady nach Aberdeen zurückbringen«, versprach der Butler höflich.

      »Wie haben Sie’s eigentlich geschafft, Mulligan außer Gefecht zu setzen?« fragte der Mann, der jetzt schon an der Tür stand. Er konzentrierte sich auf den Butler.

      »Sprechen Sie von jenem Mann, der Mylady in der Loge der Music hall belästigte?«

      »Natürlich. Spielen Sie mir nur nichts vor! Ich weiß Bescheid.«

      »Könnte hier nicht eine Verwechslung vorliegen?« erkundigte sich der Butler gemessen. »Mylady hatte die Absicht, an der Küste ein wenig zu entspannen.«

      Der Mann wußte wohl doch nicht so recht Bescheid, zögerte, schätzte das skurril aussehende Duo ab, kam zu keinem Resultat und wirkte irritiert. Agatha Simpson und Josuah Parker sahen ja auch wirklich nicht aus wie Profis.

      »Sieht tatsächlich so aus«, sagte der Mann schließlich, »da muß was falsch gelaufen sein. Aber verschwinden Sie! Und zu keinem Menschen ein Wort, wenn Ihnen Ihr Leben lieb ist!«

      Lady Simpsons Herz spielt von diesem Augenblick an nicht mehr so recht mit, wie deutlich zu sehen war. Sie griff an ihren wogenden Busen, suchte ihr Herz und sackte dann auf einen Stuhl.

      Der Eindringling ließ sich ablenken, zumal die Detektivin wirklich eine erstklassige Schauspielerin war, doch Josuah Parker nutzte keineswegs die Chance, die Mylady ihm verschaffte. Dieser Mörder war nicht zu übertölpeln.

      »Gestatten Sie, daß ich mich um Mylady kümmere?« erkundigte er sich bei dem Eindringling.

      »Bringen Sie das alte Mädchen in Schwung und brausen Sie ab nach Aberdeen«, sagte der Mann eindringlich. »Sie haben eine Stunde Zeit!«

      *

      »Sie sind eine herbe Enttäuschung für mich«, beschwerte sich Lady Simpson, als sie mit Parker wieder allein war. Von einem kleinen Herzanfall konnte keine Rede mehr sein, sie wirkte sehr agil und war verärgert.

      »Mylady und meine bescheidene Person schwebten in akuter Lebensgefahr«, stellte der Butler richtig. »Dieser Mann wäre nicht zu übertölpeln gewesen.«

      »Wo bleibt Ihr Schwung, Mister Parker?« Sie sah ihn streng an.

      »Mylady werden den vermißten Schwung bald wieder registrieren können«, versicherte der Butler höflich, »übrigens innerhalb der kommenden Stunde.«

      »Sie wollen doch wohl nicht die Flucht ergreifen, Mister Parker.«

      »Sehr wohl, Mylady.«

      »Da spiele ich aber nicht mit. Wir kennen diesen Mörder und werden ihn jagen, Mister Parker! Das dürfte doch jetzt keine Schwierigkeiten mehr bereiten.«

      »Der Mörder Mister Mulligans wird sich freiwillig stellen, Mylady.«

      »Sie brauchen mir keinen Sand in die Augen zu streuen.«

      »Aber dem Mörder, Mylady. Wenn es gestattet ist, werde ich mir die Freiheit nehmen, Mylady meinen bescheidenen Plan zu entwickeln.«

      »Das klingt schon besser.« Sie sah ihren Butler endlich wieder hoffnungsfroh an. Josuah Parker konnte Mylady überzeugen.

      »Das klingt ja recht erfreulich«, meinte sie unternehmungslustig. »Worauf warten wir noch?«

      Agatha Simpson brauchte nicht lange zu warten. Es dauerte nur eine halbe Stunde, bis sie in Parkers hochbeinigem Wagen saß, einem ehemaligen Londoner Taxi, das nach den sehr ausgefallenen Wünschen und Vorstellungen Parkers umgebaut worden war, ohne dabei aber sein typisches Äußeres zu verlieren. Dieser Privatwagen war im Grund nichts anderes als eine raffinierte Trickkiste auf vier Rädern.

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